13.01.2020 - 07:02 Uhr

FvSpee
323 Rezensionen

FvSpee
Top Rezension
27
Bekenntnisse eines Maiglöckners. Oder: Who the Fort is Manlé?
Irgendwo in Europas Südosten scheint eine Auswanderungsagentur zu sein, die Werbung damit macht: "Kommt nach Down Under und macht was mit Düften! Da könnt ihr reich werden!": "Aesop" sind Griechen, die nach Australien gegangen sind und von dort aus, wie einst Alexander der Große, die Welt mit ihren Seifen und Düften erobert haben. "Fort & Manlé" ist eigentlich Fort, nämlich Herr Rasei Fort, der sowohl Alleinparfumeur als auch Alleineigentümer der Marke ist, was natürlich die Frage aufwirft, wer oder was zum Teufel "Manlé" ist. Vielleicht weiß das jemand von euch. Sachdienliche Hinweise nimmt Commissario Odorato entgegen. Um aber zum Thema zurückzukommen, Herr Fort ist Australier türkischer Abkunft und sieht ein bisschen aus wie ein gemütliches Bärchen mit Hipsterhosenträgern. Wahrscheinlich gibt es auch schon Nischenparfüms von australischen Firmen armenischer und nordmazedonischer Provenienz und ich weiß nur noch nichts davon.
Ich bin glücklich in den Besitz einer Pröbchenkollektion dieser Marke gekommen und dies ist der vierte Duft, den ich teste und zugleich der erste, der kein Gourmand ist. Herr Fort (Stichwort Bärchen) scheint Schokolade und solche Dinge zu mögen, und zwar nicht nur zum Essen, sondern auch zum Riechen. Das finde ich nicht so gut für mich, weil ich Gourmand-Düfte meist nicht so mag, aber ich bin ja nicht das Maß aller Dinge. Außerdem mag Herr Fort Namen wie "Der lila Hut des Herr Bojnokopff" und "Bekenntnisse eines Gartenzwergs" für seine Parfüms, was ich bescheuert finde. Aber nach mir geht es ja nicht. Ganz schrecklich finde ich auch das Design der Flakons (für das möglicherweise Herr oder Frau Manlé verantwortlich ist, wer weiß). Aber ich würde deshalb nie ein Vorurteil gegen die Düfte haben, obwohl inzwischen ganz schön viel zusammen gekommen ist, wo mir die ganze Richtung nicht passt. Dass die (glücklicherweise wenigstens nicht so genannte) Firmen-"Philosophie", die auf der Internetseite der Firma präsentiert wird, wie bei etlichen anderen Nobelmarken den sinngemäßen Spruch enthält: "Der exorbitante Preis der von uns verwendeten ultra-erlesenen Zutaten ist uns Jacke wie Hose" (ergänze: "Weil wir ihn an die Kunden weitergeben, denen das ebenfalls schnurz ist, denn wir verkaufen nicht an die Plebs") finde ich etwas unnötig großkotzig, aber auch das mag man anders sehen.
Da ich bis hart an die Grenze der Heiligsprechung fair und objektiv bin, gebe ich diesem Duft dennoch eine Chance. Ich finde in wirklich gar nicht übel. Im Kern ist das nämlich ein Maiglöckchenduft, und ich mag Maiglöckchen. Meine Frau mag Maiglöckchen sogar noch mehr. Maiglöckchen ist so etwas wie ihre Signaturblume. Das finde ich prima. Ich nehme an, von der starken Maiglöckchennote in diesem Duft kommen die vielen eher abwinkenden, um nicht zu sagen abwertenden Statements hier, die den Duft eher im Muttertagsgeschenk- und Langweilerbereich verorten. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Maiglöckchen hat derzeit ein schlechtes Image. Aber wie jeder türkisch-australische Hipster, mit oder ohne Hosenträger, weiß: Heute Oma, morgen angesagt! Das war auch vor 50 Jahren mit Kreuzberg so, dann mit Prenzlauer Berg, dann mit Friedrichshain, derzeit mit Neukölln, am Horizont ist Wedding im Anmarsch, und in 10-15 Jahren ist wahrscheinlich Tempelhof UNGLAUBLICH hip. Und dort wird man, wenn man auch nur im entferntesten dazugehören will, Maiglöckchen, ach was, dicke, fette Maiglocken, tragen.
Ich neige mal wieder zum Ausufern. Also, das Maiglöckchenherz ist durch ein kongeniales Veilchen aufgewuschelt, die Rose merkt man kaum, Mango kann sein, gibt dem Ganzen vielleicht einen süßen Touch wie Agavendicksaft, das Bärchen kann das Gourmandige doch nicht ganz lassen. Also das ist eine ganz feine runde, etwas grünliche Sache da, im Blumenherz des Duftes. Bisschen tulpig riecht es vielleicht auch.
Das Ganze wird nach oben flankiert von einer schönen, fein abgestimmten Zitruswolke, bisschen herb und frisch (die Assoziation an Minze kann ich 100% nachvollziehen, kommt ja auch hin, die Frische von Yuzu und Bergamotte und die Schärfe vom Pfeffer), aber insgesamt schön leicht, damit es mit den Blumen harmoniert. Zur Basis hin rieche ich nicht mehr so viel, vielleicht weil der Duft sich schon verflüchtigt hat, bevor er so richtig in der Basis angekommen ist.
Also insgesamt ein schöner, grün-frischer, zitrisch durchwehter, ein ganz klein bisschen süß-fruchtiger fröhlicher Maiglöckchenduft, den auch Herren durchaus tragen können. Witzig ist, dass er meiner Frau gar nicht gefällt. Verrückte Sache.
Nachzutragen ist noch, dass "Bekenntnisse eines Gartenzwergs" als 50-ml-Flakon für 230 australische Dollar verkauft wird, was 142 Euro entspricht. Knapp 300 Ocken für 100 ml sind etwas mehr als die 3 Euro für 100 ml meines geliebten tschechischen "Konvalinka", aber der Duft hier ist auch deutlich vielschichtiger, wie ich gerne zugebe. Und von Australien ist es auch ein weiterer Weg als von Tschechien. Nach der Internetseite des Unternehmens gibt es aber sowieso keine Einzelhändler in Deutschland, die ihn verkaufen. In duftmäßig so unbedeutenden Ländern wie Frankreich oder Italien auch nicht. Feilgeboten wird en detail nur in Australien, den USA, Mexiko, der Schweiz, den Niederlanden, Polen, Ungarn, Zypern, Rumänien, Spanien und mehreren arabischen Staaten. Dort weiß man Maiglöckchen möglicherweise auch mehr zu schätzen, wer weiß!
Ich bin glücklich in den Besitz einer Pröbchenkollektion dieser Marke gekommen und dies ist der vierte Duft, den ich teste und zugleich der erste, der kein Gourmand ist. Herr Fort (Stichwort Bärchen) scheint Schokolade und solche Dinge zu mögen, und zwar nicht nur zum Essen, sondern auch zum Riechen. Das finde ich nicht so gut für mich, weil ich Gourmand-Düfte meist nicht so mag, aber ich bin ja nicht das Maß aller Dinge. Außerdem mag Herr Fort Namen wie "Der lila Hut des Herr Bojnokopff" und "Bekenntnisse eines Gartenzwergs" für seine Parfüms, was ich bescheuert finde. Aber nach mir geht es ja nicht. Ganz schrecklich finde ich auch das Design der Flakons (für das möglicherweise Herr oder Frau Manlé verantwortlich ist, wer weiß). Aber ich würde deshalb nie ein Vorurteil gegen die Düfte haben, obwohl inzwischen ganz schön viel zusammen gekommen ist, wo mir die ganze Richtung nicht passt. Dass die (glücklicherweise wenigstens nicht so genannte) Firmen-"Philosophie", die auf der Internetseite der Firma präsentiert wird, wie bei etlichen anderen Nobelmarken den sinngemäßen Spruch enthält: "Der exorbitante Preis der von uns verwendeten ultra-erlesenen Zutaten ist uns Jacke wie Hose" (ergänze: "Weil wir ihn an die Kunden weitergeben, denen das ebenfalls schnurz ist, denn wir verkaufen nicht an die Plebs") finde ich etwas unnötig großkotzig, aber auch das mag man anders sehen.
Da ich bis hart an die Grenze der Heiligsprechung fair und objektiv bin, gebe ich diesem Duft dennoch eine Chance. Ich finde in wirklich gar nicht übel. Im Kern ist das nämlich ein Maiglöckchenduft, und ich mag Maiglöckchen. Meine Frau mag Maiglöckchen sogar noch mehr. Maiglöckchen ist so etwas wie ihre Signaturblume. Das finde ich prima. Ich nehme an, von der starken Maiglöckchennote in diesem Duft kommen die vielen eher abwinkenden, um nicht zu sagen abwertenden Statements hier, die den Duft eher im Muttertagsgeschenk- und Langweilerbereich verorten. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Maiglöckchen hat derzeit ein schlechtes Image. Aber wie jeder türkisch-australische Hipster, mit oder ohne Hosenträger, weiß: Heute Oma, morgen angesagt! Das war auch vor 50 Jahren mit Kreuzberg so, dann mit Prenzlauer Berg, dann mit Friedrichshain, derzeit mit Neukölln, am Horizont ist Wedding im Anmarsch, und in 10-15 Jahren ist wahrscheinlich Tempelhof UNGLAUBLICH hip. Und dort wird man, wenn man auch nur im entferntesten dazugehören will, Maiglöckchen, ach was, dicke, fette Maiglocken, tragen.
Ich neige mal wieder zum Ausufern. Also, das Maiglöckchenherz ist durch ein kongeniales Veilchen aufgewuschelt, die Rose merkt man kaum, Mango kann sein, gibt dem Ganzen vielleicht einen süßen Touch wie Agavendicksaft, das Bärchen kann das Gourmandige doch nicht ganz lassen. Also das ist eine ganz feine runde, etwas grünliche Sache da, im Blumenherz des Duftes. Bisschen tulpig riecht es vielleicht auch.
Das Ganze wird nach oben flankiert von einer schönen, fein abgestimmten Zitruswolke, bisschen herb und frisch (die Assoziation an Minze kann ich 100% nachvollziehen, kommt ja auch hin, die Frische von Yuzu und Bergamotte und die Schärfe vom Pfeffer), aber insgesamt schön leicht, damit es mit den Blumen harmoniert. Zur Basis hin rieche ich nicht mehr so viel, vielleicht weil der Duft sich schon verflüchtigt hat, bevor er so richtig in der Basis angekommen ist.
Also insgesamt ein schöner, grün-frischer, zitrisch durchwehter, ein ganz klein bisschen süß-fruchtiger fröhlicher Maiglöckchenduft, den auch Herren durchaus tragen können. Witzig ist, dass er meiner Frau gar nicht gefällt. Verrückte Sache.
Nachzutragen ist noch, dass "Bekenntnisse eines Gartenzwergs" als 50-ml-Flakon für 230 australische Dollar verkauft wird, was 142 Euro entspricht. Knapp 300 Ocken für 100 ml sind etwas mehr als die 3 Euro für 100 ml meines geliebten tschechischen "Konvalinka", aber der Duft hier ist auch deutlich vielschichtiger, wie ich gerne zugebe. Und von Australien ist es auch ein weiterer Weg als von Tschechien. Nach der Internetseite des Unternehmens gibt es aber sowieso keine Einzelhändler in Deutschland, die ihn verkaufen. In duftmäßig so unbedeutenden Ländern wie Frankreich oder Italien auch nicht. Feilgeboten wird en detail nur in Australien, den USA, Mexiko, der Schweiz, den Niederlanden, Polen, Ungarn, Zypern, Rumänien, Spanien und mehreren arabischen Staaten. Dort weiß man Maiglöckchen möglicherweise auch mehr zu schätzen, wer weiß!
17 Antworten