Angel's Dust 2016

ElAttarine
20.04.2024 - 01:57 Uhr
25
Top Rezension
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Dein Stern

Stell Dir vor…
Ganz weit oben in der unendlichen Weite des Himmels steht Dein Stern, der Dich aus namenloser Ferne umscheint… Du kannst Dich in Deinem Scheitelpunkt für diesen Glanz öffnen… Von dort streut er Zaubersilberpuder über Dir aus und umglänzt Dich…
Stell Dir vor…
Aus dem Sternenpuder werden zarte Silberfäden, die bis zu Dir reichen und seidene Irisblütenblätter freigeben… Sie sind seidig, aber auch fleischig… Hast Du schonmal Irisblüten beim Aufblühen zugeschaut? Sie ziehen Wasser aus der feuchten Erde und werden immer saftiger, bis sie schließlich reif dafür sind, sich zu öffnen…
Stell Dir vor…
Ja, es war Dir kalt geworden hier unten, und Deine Haut und Deine Wangen sind hell und blass. Aber es sinkt ein Hauch von Rosenblüten aus dem Himmel zu Dir, und auch Deine Wangen dürfen sich wieder röten… Eine zarte Freude keimt in Dir auf und wird zu fast britzligen Mimosenpollen in einem inneren Lächeln Deiner Seele.
Stell Dir vor…
Nachdem die Blütenblätter wieder abgeglitten sind von Deiner Vanillehaut, umhüllt Dich nun eine balsamische, leicht rauchige Benzoewolke und gibt Dir Schutz… Du bist ganz eingehüllt in ein ganz tiefes und doch immer noch helles Getragensein… Lass Dich fallen und hinsinken… auf den Grund aus Sandelholzspänen und weichem Moschusstaub…
Stell Dir vor…
Auch Du bist ein Silberengel aus dem Himmel. Irgendwann kommt die Zeit, und auch Du wirst Engelsstaub und kehrst zu Deinem Stern zurück.
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Dieser Duft mit klarer Handschrift der (älteren) Bianchis trägt für mich seinen Namen zu Recht. Hier geht es um Engelsstaub. Aber für mich ist die Assoziation weniger die Mätresse, die, wie es bei Francesca Bianchi heißt, in „einem staubigen Boudoir vergangener Zeiten“ Gesichtspuder und Lippenstift aufträgt, während sie auf die Ankunft ihres Liebhabers wartet.
Ja, dieser Duft ist wunderschön sinnlich. Aber die Dekadenz ist für hier mich weniger eine des Rokoko mit Puderquasten und vielen Makeup-Schichten oder der gerissenen und sich am Ende überschätzenden Glenn Close in „Gefährliche Liebschaften“, sondern eine helle, am Anfang ganz durchsichtig-silbrige, die später etwas erdiger-fleischlicher wird, und herzzerreißend an die Fragilität und silbrige zartsüße Zerbrechlichkeit des Lebens gemahnt. Und ja, der „Puder-Iris-Rosen-Teil [wird] durch eine Mischung aus Harzen abgemildert, die eine schmutzig erfahrene Sinnlichkeit darstellen“, aber selbst das, was man schmutzig-erfahren nennen könnte, bleibt zugleich unschuldig und fein.
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Der Anfang ist silbrig, puderig, durchsichtig, bevor der Duft allmählich greifbarer wird.
Faszinierende Iris kommt deutlich dazu, zuerst auch pudrig-trocken, dann seidiger, blumiger, dann pflanzlicher (butterig, wurzelig, feuchter-erdig). Ein kleiner Hauch von Rose und eine schöne Mimosen-Note mit einer kindlich-unschuldigen, fast fröhlichen Idee von Blütenpollen. Irgendwann treten die blumigeren Aspekte zurück und lassen balsamische Noten durchkommen. Benzoe mit einer balsamischer, leicht rauchigen Wolke (deren Süße ich durch die Zartheit gut ertragen kann), Vanille tritt kaum hervor, sondern verstärkt mit Tolubalsam die Tiefe und Substanz, aber auch diese Tiefe bleibt für mich hell. In der Basis habe ich Sandelholz und Moschus, immer noch eher hell und fein.

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