02.07.2017 - 12:43 Uhr
Meggi
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26
In der Harzwaldklinik
„Eduard, ach Eduard, es tut mir so leid, so unendlich leid! Käthi hat es mir gerade gesagt.“ Schwester Christel zog die Tür hinter sich zu. Sie war gleich ins Sprechzimmer des Chefarztes geeilt, als sie von der alten Empfangs-Dame und guten Seele der Harzwaldklinik die schreckliche Nachricht gehört hatte. Trotz seiner recht jungen Jahre hatte Eduard bereits im letzten Sommer die medizinische Leitung übernommen, nachdem sein Vater völlig überraschend an einem Herzinfarkt gestorben war. Und nun hatte er auch noch seine Frau verloren. Tapfer und doch vergeblich hatte Edeltraute gegen die tückische Krankheit gekämpft.
Eduard von Grafenreich war ein hochgewachsener, muskulöser Mann - aber wie er jetzt dort am Fenster stand, schien seine Silhouette geschrumpft, die breiten Schultern gebeugt von der Trauer um seine Frau und von der Last der Sorgen. In den vergangenen Monaten hatte allein Edeltraute es vermocht, ihren Bruder zu großzügigen Finanz-Spritzen aus dem Familien-Vermögen derer zu Reichengraf zu bewegen. Nur mit dieser Unterstützung hatte Eduard das Schloss der Familie mit der Klinik darin halten können, denn seine Schwester hatte ihren Anteil am Erbe in Bargeld gefordert. Bislang hatte er die vereinbarten Raten an sie bezahlen können – jedes Mal mit knapper Not. Wie würde es weitergehen?
„Da ist sie schon!“ Eduard deutete hinaus. Christel trat ebenfalls an eines der Fenster und blickte hinunter. Just war ein burgunderfarbenes Mercedes-Cabriolet in den Hof eingebogen. Die weißen Kiesel knirschten unter den Reifen, als der Wagen mit einem scharfen Bremsen auf dem für Rettungseinsätze reservierten Platz zum Stehen kam. Eine schlanke, elegant gekleidete Frau mit ausladendem Hut stieg aus und ging raschen Schrittes in Richtung Eingang, ihre schwarzen Haare wehten im Wind.
Adelgunde war gleichermaßen schön wie eiskalt und ehrgeizig. Tief verstrickt in die zwielichtigen Geschäfte ihres Mannes, eines skrupellosen Emporkömmlings, der sein Geld mit Nahrungsmittel-Spekulationen machte und außerdem im Dienste einer ebenso diskreten wie dubiosen Schweizer Familien-Stiftung das Vermögen einiger turkmenischer Oligarchen verwaltete.
„Ich werde Schloss Dünkelsbihl verkaufen müssen“, seufzte Eduard, „das ist das Ende der Harzwaldklinik.“ Schwester Christel tat ein, zwei zögernde Schritte auf ihn zu. Seine Worte brachen ihr fast das Herz. Als sich seine azurblauen Augen ihr erstmals zuwandten, wirkten sie ausdruckslos, allerdings kannte Christel den Mann dahinter gut genug, um die Qualen zu spüren, die er zu verbergen suchte.
Bande zarter Gefühle und stillen Einvernehmens hatten sich zwischen ihnen beiden zu spinnen begonnen, seit sie vor zwei Jahren gemeinsam einen Medizin-Kongress in der Provence besucht hatten. Abends waren sie zusammen durch endlose, blühende Lavendel-Felder spaziert. Und doch war da stets eine Barriere geblieben; er war nicht frei, sein Gemüt war von Sorge um seine dem Tod geweihte Frau umwölkt. Dieses Verantwortungsbewusstsein hatte sie immer respektiert, ja, liebte ihn auch genau dafür.
Und endlich näherte sie sich ihm ganz, blickte zu ihm auf und umfasste plötzlich seine Schultern. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss, den er mit einer Leidenschaft erwiderte, wie sie einzig lange im Zaum gehaltene Liebe hervorbringen konnte. Aber kaum hatten sie sich voneinander gelöst, zog er ihre Hände herab und stürzte mit gesenktem Kopf aus dem Raum. Sie blieb allein zurück, bebend und mit laut klopfendem Herzen. In ihrem aufgewühlten Inneren kreisten zahllose Fragen:
Warum war er fortgelaufen? Und wohin? Nur weg von Adelgunde? Wann würden Sie sich wiedersehen? War es wirklich nötig, den „Arzt-UND-Adel“-Roman zu erfinden, wenn darin dann trotzdem bloß höchstens ungefähr achtunddreißig Klischees bedient werden?
Warum riecht Bleu Azur nicht nach Harz? Und der Harz nicht nach Bleu Azur? Wie riecht Lavendel aus dem Harz? Warum haben die beiden den Lavendel nicht in der Provence gepflückt statt im Hinterhof des Klinik-Labors? Warum spielt der Kommentar im Harz und nicht im Spessart? Was ist mit den Familien derer von Grafengraf und zu Reichenreich - warum dürfen die nicht mitmachen?
Warum gibt es zu einem Larifari-Frischling, der sich nach kaum merklichem Zitrus-Auftakt auf eine zuckrig-säuerlich-frische Diffusfrucht-Note mit Baumarkt-Banalholz-Unterlage flüchtet, bevor ein von Bittermandel-Backaroma inspirierter, vollständig ent-charakterter Möchtegern-Lavendel übernimmt, der gemeinsam mit dem Kunstholz an süßlichen Lack-Geruch denken lässt, ehe er selbst wiederum allmählich von einer Gemengelage aus Künstlich-Waldmeister-Süße à la Tüten-Lutsch-Eis, einem zitrischen und womöglich vetiverylacetat-rauen Euphemismus-Amber-Zuckerkram nebst verbliebenen Lavendel-Anklängen abgelöst wird, bis irgendwann eine vage Plaste-Vanille-Süße verbleibt…äh… *verlorenen-faden-wieder-aufnehm*… Warum gibt es dazu eine Geschichte und zu viel besseren Düften nicht? Was hat die Geschichte überhaupt mit dem Duft zu tun, außer dass jeweils von „Lavendel“, „blau“ und „azur“ die Rede ist?
Und warum bedanke ich mich erst jetzt bei Ergoproxy für die Probe?
Bleiben Sie dran und erfahren Sie alles – vielleicht in der nächsten Folge der…*daaaaa-diiiii-düdel-düdeldaaaaa*…Harzwaldklinik.
Eduard von Grafenreich war ein hochgewachsener, muskulöser Mann - aber wie er jetzt dort am Fenster stand, schien seine Silhouette geschrumpft, die breiten Schultern gebeugt von der Trauer um seine Frau und von der Last der Sorgen. In den vergangenen Monaten hatte allein Edeltraute es vermocht, ihren Bruder zu großzügigen Finanz-Spritzen aus dem Familien-Vermögen derer zu Reichengraf zu bewegen. Nur mit dieser Unterstützung hatte Eduard das Schloss der Familie mit der Klinik darin halten können, denn seine Schwester hatte ihren Anteil am Erbe in Bargeld gefordert. Bislang hatte er die vereinbarten Raten an sie bezahlen können – jedes Mal mit knapper Not. Wie würde es weitergehen?
„Da ist sie schon!“ Eduard deutete hinaus. Christel trat ebenfalls an eines der Fenster und blickte hinunter. Just war ein burgunderfarbenes Mercedes-Cabriolet in den Hof eingebogen. Die weißen Kiesel knirschten unter den Reifen, als der Wagen mit einem scharfen Bremsen auf dem für Rettungseinsätze reservierten Platz zum Stehen kam. Eine schlanke, elegant gekleidete Frau mit ausladendem Hut stieg aus und ging raschen Schrittes in Richtung Eingang, ihre schwarzen Haare wehten im Wind.
Adelgunde war gleichermaßen schön wie eiskalt und ehrgeizig. Tief verstrickt in die zwielichtigen Geschäfte ihres Mannes, eines skrupellosen Emporkömmlings, der sein Geld mit Nahrungsmittel-Spekulationen machte und außerdem im Dienste einer ebenso diskreten wie dubiosen Schweizer Familien-Stiftung das Vermögen einiger turkmenischer Oligarchen verwaltete.
„Ich werde Schloss Dünkelsbihl verkaufen müssen“, seufzte Eduard, „das ist das Ende der Harzwaldklinik.“ Schwester Christel tat ein, zwei zögernde Schritte auf ihn zu. Seine Worte brachen ihr fast das Herz. Als sich seine azurblauen Augen ihr erstmals zuwandten, wirkten sie ausdruckslos, allerdings kannte Christel den Mann dahinter gut genug, um die Qualen zu spüren, die er zu verbergen suchte.
Bande zarter Gefühle und stillen Einvernehmens hatten sich zwischen ihnen beiden zu spinnen begonnen, seit sie vor zwei Jahren gemeinsam einen Medizin-Kongress in der Provence besucht hatten. Abends waren sie zusammen durch endlose, blühende Lavendel-Felder spaziert. Und doch war da stets eine Barriere geblieben; er war nicht frei, sein Gemüt war von Sorge um seine dem Tod geweihte Frau umwölkt. Dieses Verantwortungsbewusstsein hatte sie immer respektiert, ja, liebte ihn auch genau dafür.
Und endlich näherte sie sich ihm ganz, blickte zu ihm auf und umfasste plötzlich seine Schultern. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss, den er mit einer Leidenschaft erwiderte, wie sie einzig lange im Zaum gehaltene Liebe hervorbringen konnte. Aber kaum hatten sie sich voneinander gelöst, zog er ihre Hände herab und stürzte mit gesenktem Kopf aus dem Raum. Sie blieb allein zurück, bebend und mit laut klopfendem Herzen. In ihrem aufgewühlten Inneren kreisten zahllose Fragen:
Warum war er fortgelaufen? Und wohin? Nur weg von Adelgunde? Wann würden Sie sich wiedersehen? War es wirklich nötig, den „Arzt-UND-Adel“-Roman zu erfinden, wenn darin dann trotzdem bloß höchstens ungefähr achtunddreißig Klischees bedient werden?
Warum riecht Bleu Azur nicht nach Harz? Und der Harz nicht nach Bleu Azur? Wie riecht Lavendel aus dem Harz? Warum haben die beiden den Lavendel nicht in der Provence gepflückt statt im Hinterhof des Klinik-Labors? Warum spielt der Kommentar im Harz und nicht im Spessart? Was ist mit den Familien derer von Grafengraf und zu Reichenreich - warum dürfen die nicht mitmachen?
Warum gibt es zu einem Larifari-Frischling, der sich nach kaum merklichem Zitrus-Auftakt auf eine zuckrig-säuerlich-frische Diffusfrucht-Note mit Baumarkt-Banalholz-Unterlage flüchtet, bevor ein von Bittermandel-Backaroma inspirierter, vollständig ent-charakterter Möchtegern-Lavendel übernimmt, der gemeinsam mit dem Kunstholz an süßlichen Lack-Geruch denken lässt, ehe er selbst wiederum allmählich von einer Gemengelage aus Künstlich-Waldmeister-Süße à la Tüten-Lutsch-Eis, einem zitrischen und womöglich vetiverylacetat-rauen Euphemismus-Amber-Zuckerkram nebst verbliebenen Lavendel-Anklängen abgelöst wird, bis irgendwann eine vage Plaste-Vanille-Süße verbleibt…äh… *verlorenen-faden-wieder-aufnehm*… Warum gibt es dazu eine Geschichte und zu viel besseren Düften nicht? Was hat die Geschichte überhaupt mit dem Duft zu tun, außer dass jeweils von „Lavendel“, „blau“ und „azur“ die Rede ist?
Und warum bedanke ich mich erst jetzt bei Ergoproxy für die Probe?
Bleiben Sie dran und erfahren Sie alles – vielleicht in der nächsten Folge der…*daaaaa-diiiii-düdel-düdeldaaaaa*…Harzwaldklinik.
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