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26.08.2015 - 14:18 Uhr
Palonera
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Palonera
Top Rezension
24
...nicht ganz falsch
Manche Dinge kann man nicht erklären.
Oder besser: Ersetze "man" durch "ich".
Beispielsweise, warum stets mein linker Strumpf ein Loch bekommt, der rechte hingegen so gut wie nie.
Warum mein Rechner, anstatt herunterzufahren, immer dann updaten muß, wenn ich es eilig habe und schon viel zu spät bin.
Warum mir - das ist Gesetz! - die besten und schlagfertigsten Entgegnungen erst dann einfallen, wenn der Moment, als ich sie brauchte, schon lang vergangen ist.
Und warum mir manche Namen Ehrfurcht und Respekt einflößen, ohne daß ich je mit ihnen in Berührung kam.
Namen wie Rolls Royce, Steinway oder auch La Prairie.
Edel, teuer – not for everyone.
Und sicher not for me.
Dachte ich.
Zwanzig, dreißig Jahre lang – und sicher nicht ganz falsch.
Es muß in den Achtzigern gewesen sein, als La Prairie erstmals in mein Blickfeld trat mit Cremes und Seren, die sich "Skin Caviar" nannten und deren Preise höher waren als mein Schüler-Bafög.
Damit war klar: La Prairie ist nicht mein Niveau.
La Prairie richtet sich an gut betuchte Damen (und sicherlich auch Herren), für die das Preisschild an der Ware nicht so wichtig ist.
Die nicht mehr ganz so jung sind, es aber doch gern wären, zumindest äußerlich.
Die gepflegt sind an Körper, Geist und Seele, stets wohlfrisiert, die Kleidung makellos, der Schmuck gern golden, nicht protzig, doch präsent.
So stellte ich sie mir vor, die Klientel von La Prairie, und vermutlich lag ich nicht ganz falsch.
Mittlerweile bin ich dreißig Jahre älter, doch meine Liga ist La Prairie noch immer nicht.
Kaviar mag ich nicht so gern essen und auf der Haut muß es nun auch nicht sein.
Von Schüler-Bafög muß ich nicht mehr leben, doch gut betucht bin ich auch heute nicht.
Noch immer trag' ich lieber Jeans als Anzug, noch immer eher Silber als Gelbgold.
Und Rubine überhaupt nicht.
Und dennoch fand "Life threads Ruby" den Weg zu mir, in mein Zuhause und auf meine Haut.
Geht das – und vor allem: Geht das gut?
In den ersten Augenblicken scheint es: Nein!
Ohne jeden Umweg über eine wie auch immer geartete Frische eröffnet "Life threads Ruby" mit einem nachgerade monumentalen Strauß von Blüten, der viel zu groß ist, als daß er in eine meiner Vasen paßt.
Ein Bouquet ganz alter Schule, dem ich niemals glauben würde, daß es vor gerade erst fünf Jahren auf dem Markt erschienen ist – nicht laut, doch kraftvoll, die Blüten dicht an dicht verwoben, sehr erwachsen facettiert.
Kein Duft für junge Mädchen, kein Duft für Jeans und T-Shirt – leicht beschämt blicke ich an mir herunter, sehe ein Bekennershirt und Hosenbeine, aufgekrempelt, jeansdarkblue.
Immerhin, nicht von Pimkie oder H&M.
Der Mann an meiner Seite schielt herüber: "Bist du dafür nicht noch viel zu jung?"
Ich weiß, was er meint – solche Düfte trugen Lehrerinnen oder Tanten, damals in den Siebzigern, als wir selbst noch Knirpse waren.
Und ein bißchen knirpsig fühle ich mich auch, so als hätte ich klammheimlich vom Flacon stibitzt.
Doch so lange währt sie nicht, die Reise durch die Zeit – nach längstens einer Stunde ist die Farbenpracht gedimmt, sind die Blüten feiner, leiser und noch dichter an der Haut.
Das wirkt ohne Zweifel jünger und vielleicht ist dies das Ziel.
Zwei, drei Stunden später find' ich meine Jeans ok, sind die Blüten fast verblaßt zu einem feingecremten, schwachgesüßten Hauch, sehr zart, sehr sauber, so sehr Haut.
Alterslose, gut gepflegte Haut, sanft und warm und weich.
"Das bin ich", denke ich – und liege damit sicher nicht ganz falsch.
Oder besser: Ersetze "man" durch "ich".
Beispielsweise, warum stets mein linker Strumpf ein Loch bekommt, der rechte hingegen so gut wie nie.
Warum mein Rechner, anstatt herunterzufahren, immer dann updaten muß, wenn ich es eilig habe und schon viel zu spät bin.
Warum mir - das ist Gesetz! - die besten und schlagfertigsten Entgegnungen erst dann einfallen, wenn der Moment, als ich sie brauchte, schon lang vergangen ist.
Und warum mir manche Namen Ehrfurcht und Respekt einflößen, ohne daß ich je mit ihnen in Berührung kam.
Namen wie Rolls Royce, Steinway oder auch La Prairie.
Edel, teuer – not for everyone.
Und sicher not for me.
Dachte ich.
Zwanzig, dreißig Jahre lang – und sicher nicht ganz falsch.
Es muß in den Achtzigern gewesen sein, als La Prairie erstmals in mein Blickfeld trat mit Cremes und Seren, die sich "Skin Caviar" nannten und deren Preise höher waren als mein Schüler-Bafög.
Damit war klar: La Prairie ist nicht mein Niveau.
La Prairie richtet sich an gut betuchte Damen (und sicherlich auch Herren), für die das Preisschild an der Ware nicht so wichtig ist.
Die nicht mehr ganz so jung sind, es aber doch gern wären, zumindest äußerlich.
Die gepflegt sind an Körper, Geist und Seele, stets wohlfrisiert, die Kleidung makellos, der Schmuck gern golden, nicht protzig, doch präsent.
So stellte ich sie mir vor, die Klientel von La Prairie, und vermutlich lag ich nicht ganz falsch.
Mittlerweile bin ich dreißig Jahre älter, doch meine Liga ist La Prairie noch immer nicht.
Kaviar mag ich nicht so gern essen und auf der Haut muß es nun auch nicht sein.
Von Schüler-Bafög muß ich nicht mehr leben, doch gut betucht bin ich auch heute nicht.
Noch immer trag' ich lieber Jeans als Anzug, noch immer eher Silber als Gelbgold.
Und Rubine überhaupt nicht.
Und dennoch fand "Life threads Ruby" den Weg zu mir, in mein Zuhause und auf meine Haut.
Geht das – und vor allem: Geht das gut?
In den ersten Augenblicken scheint es: Nein!
Ohne jeden Umweg über eine wie auch immer geartete Frische eröffnet "Life threads Ruby" mit einem nachgerade monumentalen Strauß von Blüten, der viel zu groß ist, als daß er in eine meiner Vasen paßt.
Ein Bouquet ganz alter Schule, dem ich niemals glauben würde, daß es vor gerade erst fünf Jahren auf dem Markt erschienen ist – nicht laut, doch kraftvoll, die Blüten dicht an dicht verwoben, sehr erwachsen facettiert.
Kein Duft für junge Mädchen, kein Duft für Jeans und T-Shirt – leicht beschämt blicke ich an mir herunter, sehe ein Bekennershirt und Hosenbeine, aufgekrempelt, jeansdarkblue.
Immerhin, nicht von Pimkie oder H&M.
Der Mann an meiner Seite schielt herüber: "Bist du dafür nicht noch viel zu jung?"
Ich weiß, was er meint – solche Düfte trugen Lehrerinnen oder Tanten, damals in den Siebzigern, als wir selbst noch Knirpse waren.
Und ein bißchen knirpsig fühle ich mich auch, so als hätte ich klammheimlich vom Flacon stibitzt.
Doch so lange währt sie nicht, die Reise durch die Zeit – nach längstens einer Stunde ist die Farbenpracht gedimmt, sind die Blüten feiner, leiser und noch dichter an der Haut.
Das wirkt ohne Zweifel jünger und vielleicht ist dies das Ziel.
Zwei, drei Stunden später find' ich meine Jeans ok, sind die Blüten fast verblaßt zu einem feingecremten, schwachgesüßten Hauch, sehr zart, sehr sauber, so sehr Haut.
Alterslose, gut gepflegte Haut, sanft und warm und weich.
"Das bin ich", denke ich – und liege damit sicher nicht ganz falsch.
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Michelangela
