14.03.2015 - 16:09 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
24
Nivea im Ameisenhaufen
Sofort nach dem Auftragen von Caldo Encens erscheint eine Husch-Myrrhe. Sprich: eine, die gleich wieder weg ist. Sie ist in dem Moment nicht mehr als ein kleiner Fingerzeig, der die weitere Richtung andeutet.
Alsbald entsteht nämlich stattdessen eine mild-balsamische Melange, die Myrrhe steuert einzig ihre aparte Würze bei, verzichtet also auf das übliche Kratzen im Hals. Dicht an der Haut spielt sich das Ganze ab und erfordert einige Aufmerksamkeit des Trägers, doch dann gefällt es - jedenfalls mir - außerordentlich gut. Ich bin regelrecht begeistert, wie es gelungen ist, die Myrrhe ins Köstliche zu disziplinieren. Tatsächlich erinnert mich diese Cremigkeit (wenn auch sonst nichts!) an den großartigen Schmelz von Vetiver Ambrato. Wow. Nur: Ging das nicht etwas lauter? Und länger als nicht mal zwei Stunden?
Kiefer lässt sich erahnen. Zudem ein winzige Spur Süße, sie mag von einem im vorliegenden Fall vollständig vanillelosen Heliotrop stammen; aber wirklich bloß angedeutet, der Duft ist nicht süß, er ist lediglich balsamisch-miniminisüß.
Der Rauch kriegt im Laufe der zweiten und dritten Stunde einen Stich stärker ins Harzige. Bitter-miniminisüß wird es dadurch, cremig unterlegt, erinnert mich jetzt an den Geruch von Nivea, behutsam angeharzt. Das macht weiterhin Freude.
(Exkurs: Das mit Nivea und Myrrhe ist übrigens kein Zufall. Es mag lächerlich klingen, aber wer einen Eindruck vom sogenannten „Myrrhe-Duft“ mancher alter Rosen bekommen will und zufällig gerade keine zur Hand hat, schnuppere an Nivea; es gibt unleugbare Parallelen.)
Ab dem Ende der dritten Stunde dreht der Duft allmählich ins Holzige. Zeder ist O. K., kaum erkennbar, derart dicht ist der Kollege auf der Haut. So weit so immer noch gut. Gleichzeitig hält er die dezent-strenge Nivea-Note aufrecht, nun entsteht der Eindruck, man würde knapp an einem leicht angeranzten Exemplar vorbeischrammen. Wer zur Verstärkung der Sillage überdosiert hat, kommt mit ‚knapp vorbei‘ freilich nicht davon. Ich hab’s ausprobiert. Seufz. Der muss wohl leise. Trotzdem umweht er phasenweise delikat die Nase, zumindest in den kontemplativen Büro-Pausen kann das passieren.
Das Würzig-charakteristische der Myrrhe ist weitestgehend gewichen, geblieben ist eine rauchig-holzig-herbe Anmutung, die leider im Gegenzug einen Zacken an Charakter eingebüßt hat. Ab der sechsten Stunde sind wir unverändert bei einer Hautcreme, diesmal jedoch einer mit Zedernduft. Das mag ein wenig wie aus dem Labor aufgepimpt wirken, ist aber dabei ganz angenehm und macht sich gelegentlich unvermutet bemerkbar.
Nach höchstens sieben Stunden ist der Duft praktisch in der Haut. Der Charakter hat sich gleichwohl noch einmal überraschend deutlich geändert, ist jetzt balsamisch-stärkersüß mit einem Tick Säure. Vielleicht ein floral-heliotropiger Rest. Recht ordentlich. Und am hinterletzten Ende (ab der neunten Stunde ungefähr) habe ich einen latenten Eindruck, wie ich ihn sonst von Düften kenne, die Vetiver in der Basis haben. Ein bisschen erdig-säuerlich. Sicher bin ich mir dessen allerdings nicht.
Fazit: Leise anfangen und die Lautstärke im Verlauf mächtig reduzieren. Das fordert Abzüge in der B-Note. Schade. Mit diesem Duft ist es wie mit einem Ameisenhaufen irgendwo im Wald. An dem kann man vorüberlaufen, ohne ihn wahrzunehmen. Doch wer genau hinsieht, bekommt was geboten.
Vielen Dank an MisterE, der mir von Caldo Encens ein Testerchen überlassen hatte.
Alsbald entsteht nämlich stattdessen eine mild-balsamische Melange, die Myrrhe steuert einzig ihre aparte Würze bei, verzichtet also auf das übliche Kratzen im Hals. Dicht an der Haut spielt sich das Ganze ab und erfordert einige Aufmerksamkeit des Trägers, doch dann gefällt es - jedenfalls mir - außerordentlich gut. Ich bin regelrecht begeistert, wie es gelungen ist, die Myrrhe ins Köstliche zu disziplinieren. Tatsächlich erinnert mich diese Cremigkeit (wenn auch sonst nichts!) an den großartigen Schmelz von Vetiver Ambrato. Wow. Nur: Ging das nicht etwas lauter? Und länger als nicht mal zwei Stunden?
Kiefer lässt sich erahnen. Zudem ein winzige Spur Süße, sie mag von einem im vorliegenden Fall vollständig vanillelosen Heliotrop stammen; aber wirklich bloß angedeutet, der Duft ist nicht süß, er ist lediglich balsamisch-miniminisüß.
Der Rauch kriegt im Laufe der zweiten und dritten Stunde einen Stich stärker ins Harzige. Bitter-miniminisüß wird es dadurch, cremig unterlegt, erinnert mich jetzt an den Geruch von Nivea, behutsam angeharzt. Das macht weiterhin Freude.
(Exkurs: Das mit Nivea und Myrrhe ist übrigens kein Zufall. Es mag lächerlich klingen, aber wer einen Eindruck vom sogenannten „Myrrhe-Duft“ mancher alter Rosen bekommen will und zufällig gerade keine zur Hand hat, schnuppere an Nivea; es gibt unleugbare Parallelen.)
Ab dem Ende der dritten Stunde dreht der Duft allmählich ins Holzige. Zeder ist O. K., kaum erkennbar, derart dicht ist der Kollege auf der Haut. So weit so immer noch gut. Gleichzeitig hält er die dezent-strenge Nivea-Note aufrecht, nun entsteht der Eindruck, man würde knapp an einem leicht angeranzten Exemplar vorbeischrammen. Wer zur Verstärkung der Sillage überdosiert hat, kommt mit ‚knapp vorbei‘ freilich nicht davon. Ich hab’s ausprobiert. Seufz. Der muss wohl leise. Trotzdem umweht er phasenweise delikat die Nase, zumindest in den kontemplativen Büro-Pausen kann das passieren.
Das Würzig-charakteristische der Myrrhe ist weitestgehend gewichen, geblieben ist eine rauchig-holzig-herbe Anmutung, die leider im Gegenzug einen Zacken an Charakter eingebüßt hat. Ab der sechsten Stunde sind wir unverändert bei einer Hautcreme, diesmal jedoch einer mit Zedernduft. Das mag ein wenig wie aus dem Labor aufgepimpt wirken, ist aber dabei ganz angenehm und macht sich gelegentlich unvermutet bemerkbar.
Nach höchstens sieben Stunden ist der Duft praktisch in der Haut. Der Charakter hat sich gleichwohl noch einmal überraschend deutlich geändert, ist jetzt balsamisch-stärkersüß mit einem Tick Säure. Vielleicht ein floral-heliotropiger Rest. Recht ordentlich. Und am hinterletzten Ende (ab der neunten Stunde ungefähr) habe ich einen latenten Eindruck, wie ich ihn sonst von Düften kenne, die Vetiver in der Basis haben. Ein bisschen erdig-säuerlich. Sicher bin ich mir dessen allerdings nicht.
Fazit: Leise anfangen und die Lautstärke im Verlauf mächtig reduzieren. Das fordert Abzüge in der B-Note. Schade. Mit diesem Duft ist es wie mit einem Ameisenhaufen irgendwo im Wald. An dem kann man vorüberlaufen, ohne ihn wahrzunehmen. Doch wer genau hinsieht, bekommt was geboten.
Vielen Dank an MisterE, der mir von Caldo Encens ein Testerchen überlassen hatte.
11 Antworten