23.09.2025 - 11:42 Uhr

Kreisquadrat
62 Rezensionen

Kreisquadrat
Aromatisch, boozy à la 1980
Schnellfazit nach kurzer Mazeration:
"Bois & Oud" hat einen Cologne-artigen, in Nuancen Barbershop-ähnlichen, klassischen Vibe. Ein Duft im Stil der 1980er, der boozy, frisch-holzig und süß-würzig, sowie bei all seiner Leichtigkeit, tief und dunkel wirkt.
Den hätte Pascal Morabito auch tabac & bois de santal nennen können, da beide Noten für mit am dominantesten agieren.
Der Duft erinnert zuweilen an einen tropischen Rum oder an einen südwestshottischen Seeräuber-Whisky: kräftig würzig, herb und männlich.
In der Tiefe ist der Duft zugleich dunkel-fruchtig und süßlich. Wobei die Fruchtigkeit mir die Assoziation von Pflaume aufdrängt. Noten von trockenen Hölzern sind hier sehr präsent.
Die Zitrusfrüchte haben einen fruchtigen Charakter. Mit etwas Fantasie: "Italian-Zest" Zitronenzuckerdragees. Dies lediglich am Anfang, sehr unterschwellig wohlgemerkt und lediglich meiner persönlichen Assoziationskette folgend. Artemisia gestaltet es kräftig, leicht bitter und herb.
Safran wabert gut und angenehm, macht das ganze schön süßlich-trocken. Die Zypresse steuert eine nadelbaumartige, leicht scharfe Frische bei. Eine frische Würze von Tabakblättern schwebt neben her, zuweilen Recht dominant sogar.
Oud und Patchouli wirken als ein Blend. Das Oud ordnet sich zugleich eher dem Sandelsüßholzraspeln unter und weist keine Animalik auf. Selbstredend ein Labor-Oud, das hier nicht überdeutlich wahrnehmbar ist. Aber das tut nicht viel zur Sache. Das Labdanum fügt eine sanfte Balsamik bei, sanft ambriert, harzig. Das Sandelholz ist eine weitere relativ dominante Note.
Ich würde so einen Duft, wie bei „Bois & Oud“ von Pascal Morabito in einem dunkelbraunen Flakon mit der Aufschrift „Whisky“ erwarten. Und eben nicht irgendeinen Le Male-Verschnitt (ich will ja keinen anschauen O.O--> La Rive). Bei „Bois & Oud“ kann man sich stattdessen ohne weiteres den Schriftzug „Whisky“ draufdenken. Wobei keine Spirituosen in der Duftpyramide vorhanden sind.
Soweit so gut, doch mein erster Test mit „Bois & Oud“ war enttäuschend. Mir strömte eine auf Dauer penetrante Süße entgegen. An dem Zeitpunkt war es ein enttäuschender Blindkauf. Ich hatte die Statements von Yatagan und Ergoproxy zu den anderen Flankern der „Cologne“-Kollektion vor Augen und wünschte mir, ich hätte auf deren Einschätzung gehört. So kam die Einsicht.
Tja, der Bottich von einem Flakon, mit sage und schreibe 200ml Inhalt, würde mir wohl stattdessen als Raumduft aushelfen müssen. Wem soll man sonst so einen günstig anmutenden, Sandelholz-süßlichen Duft, mit einer angestaubten Duftidee weiterschenken?
Die eher unangenehm auffallende Synthetik in der Süße, kann im schlimmsten Fall etwas billig wirken. Das muss jedoch nicht zwangsläufig als Eindruck vorherrschen.
Ich besitze nämlich ein von mir sehr geschätztes Noname-Parfum, das vermutlich Ende der 1990er von meinen Eltern in einem Discounter oder auf einem Ramschmarkt erstanden wurde. Es ist ein opulenter und massiver Duft, mit einem „Whisky“-Schriftzug, der von neobarockem Geschnörkel umrahmt ist auf dem Flakon. Ein Paradebeispiel für die Discounter-Ästhetik: Goldplastik Flakon-Deckel als Highlight.
Es ist ein kräftiges, würziges, relativ synthetisches Whisky-Rumlikör-Parfum, das auf einer ursprünglichen Idee der 80er-Parfums basiert - alter, klassischer Parfümerie. Den Ursprung und das Original dieses Duftprofils suche ich noch. In der Hoffnung eine hochwertigere Version vorzufinden.
Auch bei „Bois & Oud“ habe ich dieses Duftprofil im weitesten Sinne wiedergefunden, allerdings stärker verblendet, was dem Namen seiner "Cologne"-Kollektion gerecht wird.
Im Prinzip hat „Bois & Oud“ bei mir einen Stein im Brett, da er dem Duftprofil entspricht, das ich lange gesucht habe. Gleichzeitig ist er jedoch nicht so erfüllend wie mein Noname-„Original“, jedoch sehr nah dran.
Ein weiterer Test bei hoher Luftfeuchtigkeit war deutlich angenehmer. Es bleibt zwar ein relativ synthetisches, nach Ansichtssache billig bis günstig wirkendes Parfum. Doch für 13 € ist es ein guter Cheapie. Da steht die Preis-Leistung als relativ okay, bis gut da, im Verhältnis zu dem Endprodukt.
Weitere Tests wirkten deutlich besser und die penetrante Süße war nicht mehr als solche vorhanden.
Der Duft ist schlicht, sympathisch und angenehm in seiner einhüllenden, warmen Atmosphäre. Er erinnert an ein holzimitatvertäfeltes Herrenzimmer oder das Büro eines Wirtschaftsmoguls, komplett mit einem Marmor- oder Kristallklumpen-Aschenbecher. Ein Hauch von Rasierwasser liegt in der Luft. Etwas schräg gekleidete Männer um die 40 oder älter. Es strahlt eine Art Ruhrpott-Rich-Texas-Romantik aus, mit Noten von Pflaumen-, Kirschlikör-, die nuanciert an Sirupsüße erinnern. Rum und Whisky auf trockenem Holz und Amber obendrauf.
Der Duft ist ideal für:
• Kräftige, maskuline Kerle in Jeans und Lederjacke.
• Den hippen Netsurfer mit Whisky-Bartöl im Schnurrbart.
• Den reifen Herrn im Sakko mit offenem Hemdknopf und einer luxuriösen Vintage-Golduhr.
Bringt ein wenig Ironie mit euch mit beim Testen. ;)
"Bois & Oud" hat einen Cologne-artigen, in Nuancen Barbershop-ähnlichen, klassischen Vibe. Ein Duft im Stil der 1980er, der boozy, frisch-holzig und süß-würzig, sowie bei all seiner Leichtigkeit, tief und dunkel wirkt.
Den hätte Pascal Morabito auch tabac & bois de santal nennen können, da beide Noten für mit am dominantesten agieren.
Der Duft erinnert zuweilen an einen tropischen Rum oder an einen südwestshottischen Seeräuber-Whisky: kräftig würzig, herb und männlich.
In der Tiefe ist der Duft zugleich dunkel-fruchtig und süßlich. Wobei die Fruchtigkeit mir die Assoziation von Pflaume aufdrängt. Noten von trockenen Hölzern sind hier sehr präsent.
Die Zitrusfrüchte haben einen fruchtigen Charakter. Mit etwas Fantasie: "Italian-Zest" Zitronenzuckerdragees. Dies lediglich am Anfang, sehr unterschwellig wohlgemerkt und lediglich meiner persönlichen Assoziationskette folgend. Artemisia gestaltet es kräftig, leicht bitter und herb.
Safran wabert gut und angenehm, macht das ganze schön süßlich-trocken. Die Zypresse steuert eine nadelbaumartige, leicht scharfe Frische bei. Eine frische Würze von Tabakblättern schwebt neben her, zuweilen Recht dominant sogar.
Oud und Patchouli wirken als ein Blend. Das Oud ordnet sich zugleich eher dem Sandelsüßholzraspeln unter und weist keine Animalik auf. Selbstredend ein Labor-Oud, das hier nicht überdeutlich wahrnehmbar ist. Aber das tut nicht viel zur Sache. Das Labdanum fügt eine sanfte Balsamik bei, sanft ambriert, harzig. Das Sandelholz ist eine weitere relativ dominante Note.
Ich würde so einen Duft, wie bei „Bois & Oud“ von Pascal Morabito in einem dunkelbraunen Flakon mit der Aufschrift „Whisky“ erwarten. Und eben nicht irgendeinen Le Male-Verschnitt (ich will ja keinen anschauen O.O--> La Rive). Bei „Bois & Oud“ kann man sich stattdessen ohne weiteres den Schriftzug „Whisky“ draufdenken. Wobei keine Spirituosen in der Duftpyramide vorhanden sind.
Soweit so gut, doch mein erster Test mit „Bois & Oud“ war enttäuschend. Mir strömte eine auf Dauer penetrante Süße entgegen. An dem Zeitpunkt war es ein enttäuschender Blindkauf. Ich hatte die Statements von Yatagan und Ergoproxy zu den anderen Flankern der „Cologne“-Kollektion vor Augen und wünschte mir, ich hätte auf deren Einschätzung gehört. So kam die Einsicht.
Tja, der Bottich von einem Flakon, mit sage und schreibe 200ml Inhalt, würde mir wohl stattdessen als Raumduft aushelfen müssen. Wem soll man sonst so einen günstig anmutenden, Sandelholz-süßlichen Duft, mit einer angestaubten Duftidee weiterschenken?
Die eher unangenehm auffallende Synthetik in der Süße, kann im schlimmsten Fall etwas billig wirken. Das muss jedoch nicht zwangsläufig als Eindruck vorherrschen.
Ich besitze nämlich ein von mir sehr geschätztes Noname-Parfum, das vermutlich Ende der 1990er von meinen Eltern in einem Discounter oder auf einem Ramschmarkt erstanden wurde. Es ist ein opulenter und massiver Duft, mit einem „Whisky“-Schriftzug, der von neobarockem Geschnörkel umrahmt ist auf dem Flakon. Ein Paradebeispiel für die Discounter-Ästhetik: Goldplastik Flakon-Deckel als Highlight.
Es ist ein kräftiges, würziges, relativ synthetisches Whisky-Rumlikör-Parfum, das auf einer ursprünglichen Idee der 80er-Parfums basiert - alter, klassischer Parfümerie. Den Ursprung und das Original dieses Duftprofils suche ich noch. In der Hoffnung eine hochwertigere Version vorzufinden.
Auch bei „Bois & Oud“ habe ich dieses Duftprofil im weitesten Sinne wiedergefunden, allerdings stärker verblendet, was dem Namen seiner "Cologne"-Kollektion gerecht wird.
Im Prinzip hat „Bois & Oud“ bei mir einen Stein im Brett, da er dem Duftprofil entspricht, das ich lange gesucht habe. Gleichzeitig ist er jedoch nicht so erfüllend wie mein Noname-„Original“, jedoch sehr nah dran.
Ein weiterer Test bei hoher Luftfeuchtigkeit war deutlich angenehmer. Es bleibt zwar ein relativ synthetisches, nach Ansichtssache billig bis günstig wirkendes Parfum. Doch für 13 € ist es ein guter Cheapie. Da steht die Preis-Leistung als relativ okay, bis gut da, im Verhältnis zu dem Endprodukt.
Weitere Tests wirkten deutlich besser und die penetrante Süße war nicht mehr als solche vorhanden.
Der Duft ist schlicht, sympathisch und angenehm in seiner einhüllenden, warmen Atmosphäre. Er erinnert an ein holzimitatvertäfeltes Herrenzimmer oder das Büro eines Wirtschaftsmoguls, komplett mit einem Marmor- oder Kristallklumpen-Aschenbecher. Ein Hauch von Rasierwasser liegt in der Luft. Etwas schräg gekleidete Männer um die 40 oder älter. Es strahlt eine Art Ruhrpott-Rich-Texas-Romantik aus, mit Noten von Pflaumen-, Kirschlikör-, die nuanciert an Sirupsüße erinnern. Rum und Whisky auf trockenem Holz und Amber obendrauf.
Der Duft ist ideal für:
• Kräftige, maskuline Kerle in Jeans und Lederjacke.
• Den hippen Netsurfer mit Whisky-Bartöl im Schnurrbart.
• Den reifen Herrn im Sakko mit offenem Hemdknopf und einer luxuriösen Vintage-Golduhr.
Bringt ein wenig Ironie mit euch mit beim Testen. ;)