15.01.2015 - 07:30 Uhr
Gaukeleya
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Gaukeleya
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31
Runde Kanten. Grüner Samt. Mürrische Tiefen.
Hm, ja, Or Noir. Hm, ja, ein Chypre. Offenbar befinde ich mich gerade in einer Mutphase, oder ist es nur eine Neugierphase...? Erst Vetiver, mein diffiziles Thema, um das ich jahrelang einen weiten Bogen gemacht habe. Mich dem Gegner gestellt, an ihm Gefallen gefunden. Erfolgreichen Neublick über meinenTellerrand der weichen Schmusedüfte hinaus gewonnen.
Und jetzt ein Chypre, au weia, au weia... Chypre ist auch so Thema, das ich seit langer Zeit schon auf Abstand von mir halte. Gar solche damit gern strapazierten Begriffe wie "wummsig" und "knarzig" hinterlassen eine Abwehrhaltung bei mir. Und nun das: Or Noir.
Kenne ich nicht. Irgendwas mal davon gelesen auf Parfumo. Weiss nicht mehr was. Ich glaube, den fanden einige so *richtig* gut. Und nun hängt er hier im bekannten Überschuss-Aufkauf-Restemarkt, also, der mit den unglaublichen Niedrigpreisen auch für Parfums. Natürlich zu einem unglaublichen Niedrigpreis.
Das waren meine Gedanken, als den goldenen Karton dort sah. Und dann: och, den nehme ich doch mal mit, bin grad in Kauflaune.
Erstmal gab es einen unhandlichen, klobigen, schweren Flakon, mit dem man problemlos Nägel in die Wand schlagen könnte. Dann der Blick auf Parfumo: huch! Der ist schon von 1981...? Ein blumiger Chypre...? *Schockschwerenot* Aber nun ist er gekauft, dann wird er auch ausprobiert.
Mit dem Ausprobieren aber habe ich mir ehrlich gesagt Zeit gelassen. Ich traute mich ganz einfach nicht. Was ist, wenn ich darin laut, dominant, streng und ähm, überreif wirke? Und zwar womöglich alles zusammen? Also alles das, was ich nicht bin oder einfach nicht sein möchte?
Or Noir startet mit einer zitrisch-seifig-würzig-grünen Nuance, nicht unangenehm, wenngleich für meine Nase etwas gewöhnungsbedürftig, da solche Düfte mich schon seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht haben.
Ich muss auch etwas die gern gefürchtete Haarspraynote feststellen. Or Noir steigt kräftig ein, ja, aber nicht erschlagend. Auch nicht kratzig. Hier wummst also schon mal nichts, das ist gut (für mich).
Die Vertiefung des Duftes setzt leicht verzögert und subtil ein. Die zitrische Frische zieht sich zurück, bleibt an den Duftkanten jedoch erhalten, wenngleich sich nun aus der Mitte heraus der weiche Samt erhebt. Dunkler Samt. Dunkelgrüner Samt. Leicht bitterherb, trotzdem weich. Nicht süss. Dicht. Etwas erdig. Direkt an der Haut gar schöner denn als wolkiger Eindruck (was eher selten ist, häufiger erfahre ich es andersrum). Dieser Samt streckt seine tentakelartigen Arme sich immer weiter verdichtend, verlängernd, nach aussen aus und legt sich um mich.
Die Sillage ist gut, aber nicht, na, wummsig ;-). Sehr blumig finde ich das Ganze nicht gerade, obwohl ich ein gewisses Blumenkonglomerat durchaus erkenne, schön zusammengemixt, nichts Einzelnes sticht heraus, ich erkenne jedenfalls nichts.
Nicht erkennen kann ich auch Untote, vermodertes Laub, Gräber, Friedhöfe, Gruften und andere Morbiditäten, obwohl ich dem Duft jahreszeitlich auch eher den Spätherbst zuordnen würde. Trotz der Verdunkelung und Versamtung empfinde ich hier keine Abgründe. Or Noir ist ein ruhiger, aber kein behäbiger oder schwerer Duft. Die Änderungen im Duftverlauf sind überaus subtil nur, und mühsam nur verweigere ich ihm das Attribut "linear".
Ich bin mir sicher, dass auch Moschus enthalten ist, nicht nur wegen der im Hintergrund leise vor sich hindimmenden Haarspraynote, sondern vor allem aufgrund der feinen Cremigkeit, die diesem etwas mürrischen Gesellen seine scharfen (Gold)Kanten abrundet.
Und genau das ist es wohl auch, was mich vor allem an diesem Duft so mögen lässt. Ja, ich mag ihn, ich mag einen Chypre! - , ich mag diesen Spagat, den Or Noir hier turnt mit seiner herben Anfangsfrische, die übergeht in die dunkle, weiche Samtigkeit, ich mag den eleganten Faden, der sich fein eichenmoos-frisch durch den Duft zieht und ihn vor Modrigkeiten, dunklen Sümpfen und anderen Düsternissen bewahrt.
Zugeben muss ich jedoch: ein neuer Liebling ist er dennoch nicht. Vielleicht braucht er einfach noch etwas, um von mir als passend für mich wahrgenommen zu werden. Doch er hat seinen kantigen Goldfuss in meine Tür gestellt und sie einen gehörigen Spalt breit für die Gattung Chypre geöffnet. Bei 100ml EdP habe ich ja alle Zeit der Welt ;-).
Und jetzt ein Chypre, au weia, au weia... Chypre ist auch so Thema, das ich seit langer Zeit schon auf Abstand von mir halte. Gar solche damit gern strapazierten Begriffe wie "wummsig" und "knarzig" hinterlassen eine Abwehrhaltung bei mir. Und nun das: Or Noir.
Kenne ich nicht. Irgendwas mal davon gelesen auf Parfumo. Weiss nicht mehr was. Ich glaube, den fanden einige so *richtig* gut. Und nun hängt er hier im bekannten Überschuss-Aufkauf-Restemarkt, also, der mit den unglaublichen Niedrigpreisen auch für Parfums. Natürlich zu einem unglaublichen Niedrigpreis.
Das waren meine Gedanken, als den goldenen Karton dort sah. Und dann: och, den nehme ich doch mal mit, bin grad in Kauflaune.
Erstmal gab es einen unhandlichen, klobigen, schweren Flakon, mit dem man problemlos Nägel in die Wand schlagen könnte. Dann der Blick auf Parfumo: huch! Der ist schon von 1981...? Ein blumiger Chypre...? *Schockschwerenot* Aber nun ist er gekauft, dann wird er auch ausprobiert.
Mit dem Ausprobieren aber habe ich mir ehrlich gesagt Zeit gelassen. Ich traute mich ganz einfach nicht. Was ist, wenn ich darin laut, dominant, streng und ähm, überreif wirke? Und zwar womöglich alles zusammen? Also alles das, was ich nicht bin oder einfach nicht sein möchte?
Or Noir startet mit einer zitrisch-seifig-würzig-grünen Nuance, nicht unangenehm, wenngleich für meine Nase etwas gewöhnungsbedürftig, da solche Düfte mich schon seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht haben.
Ich muss auch etwas die gern gefürchtete Haarspraynote feststellen. Or Noir steigt kräftig ein, ja, aber nicht erschlagend. Auch nicht kratzig. Hier wummst also schon mal nichts, das ist gut (für mich).
Die Vertiefung des Duftes setzt leicht verzögert und subtil ein. Die zitrische Frische zieht sich zurück, bleibt an den Duftkanten jedoch erhalten, wenngleich sich nun aus der Mitte heraus der weiche Samt erhebt. Dunkler Samt. Dunkelgrüner Samt. Leicht bitterherb, trotzdem weich. Nicht süss. Dicht. Etwas erdig. Direkt an der Haut gar schöner denn als wolkiger Eindruck (was eher selten ist, häufiger erfahre ich es andersrum). Dieser Samt streckt seine tentakelartigen Arme sich immer weiter verdichtend, verlängernd, nach aussen aus und legt sich um mich.
Die Sillage ist gut, aber nicht, na, wummsig ;-). Sehr blumig finde ich das Ganze nicht gerade, obwohl ich ein gewisses Blumenkonglomerat durchaus erkenne, schön zusammengemixt, nichts Einzelnes sticht heraus, ich erkenne jedenfalls nichts.
Nicht erkennen kann ich auch Untote, vermodertes Laub, Gräber, Friedhöfe, Gruften und andere Morbiditäten, obwohl ich dem Duft jahreszeitlich auch eher den Spätherbst zuordnen würde. Trotz der Verdunkelung und Versamtung empfinde ich hier keine Abgründe. Or Noir ist ein ruhiger, aber kein behäbiger oder schwerer Duft. Die Änderungen im Duftverlauf sind überaus subtil nur, und mühsam nur verweigere ich ihm das Attribut "linear".
Ich bin mir sicher, dass auch Moschus enthalten ist, nicht nur wegen der im Hintergrund leise vor sich hindimmenden Haarspraynote, sondern vor allem aufgrund der feinen Cremigkeit, die diesem etwas mürrischen Gesellen seine scharfen (Gold)Kanten abrundet.
Und genau das ist es wohl auch, was mich vor allem an diesem Duft so mögen lässt. Ja, ich mag ihn, ich mag einen Chypre! - , ich mag diesen Spagat, den Or Noir hier turnt mit seiner herben Anfangsfrische, die übergeht in die dunkle, weiche Samtigkeit, ich mag den eleganten Faden, der sich fein eichenmoos-frisch durch den Duft zieht und ihn vor Modrigkeiten, dunklen Sümpfen und anderen Düsternissen bewahrt.
Zugeben muss ich jedoch: ein neuer Liebling ist er dennoch nicht. Vielleicht braucht er einfach noch etwas, um von mir als passend für mich wahrgenommen zu werden. Doch er hat seinen kantigen Goldfuss in meine Tür gestellt und sie einen gehörigen Spalt breit für die Gattung Chypre geöffnet. Bei 100ml EdP habe ich ja alle Zeit der Welt ;-).
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