07.07.2012 - 12:34 Uhr
Undine
30 Rezensionen
Undine
Top Rezension
Tema con variazioni
Wenn ein Musikstück die Bezeichnung "Tema con variazioni" trägt, versteht sich's, dass da nur ein Thema variiert wird. Wie ist das beim Lavendel, den Vero Kern in "Kiki" in den Mittelpunkt gestellt hat? Ist das EIN Thema? Oder sind's ZWEI?
Lavendel 1:
Juli/ August im Lubéron, violette Pflanzenreihen auf ockerfarbener Erde, hügelan, hügelab. Stille. Nur ein Trecker tuckert auf dem schmalen, kurvigen Sträßchen (Überholen unmöglich); der Anhänger – eine roh gezimmerte Bretterkonstruktion gibt ihm verwegene Höhe – ist bis oben beladen mit Lavendelbündeln. Ein, zwei davon fliegen den Nachfolgenden vor den Kühler, wann immer der Trecker durch Schlaglöcher rumpelt. Durch die offenen Autofenster wehen Gerüche herein, besonntes Kraut, Holz, trockene Erde, ferner Rauch. Und Blüten, stark, warm, frisch, mit einer Prise ockerfarbenen Staubs dabei. Der Trecker biegt ab, der Duft bleibt.
Lavendel 2:
Ein Konzern hat in der Großstadt eine neue Zentrale errichten lassen. Zeitgenössisch gestaltet, viel Glas, viel Stahl. Gleiche lichte Klarheit auf den Freiflächen drumrum: schnurgerade Lavendelreihen auf gekiestem Grund, Sattviolett-Grausilber zu Silbergrau, strenge Geometrie, rhythmisch akzentuiert durch hohe Gräser und schlanke Gehölzsäulen. (Das gibt's tatsächlich, im Net bin ich mal über Fotos der reizvollen Anlage gestolpert; leider finde ich die nicht wieder.)
Lavendel, das ist was Ländliches, sehr traditionell – die Spanne reicht vom Feld in der Provence über die Duftsäckchen im Wäscheschrank bis hin zur geläufigen Lavendel-Parfümerie.
Lavendel, das ist was Urbanes, sehr modern – (Landschafts-)Architekten haben in den vergangenen Jahren entdeckt, welches Gestaltungspotenzial in der robusten Pflanze steckt, und führen's nun allerorten vor, von repräsentativen Freiflächen über eigenwillige Dach- und Terrassengärten bis hin zu innerstädtischen Verkehrsinseln.
Gegensätze. Zwei Welten. Voneinander sternenfern.
Oder doch nicht?
Bei "Kiki" jedenfalls zitiert die Parfümeurin beide Aspekte herbei. Und lässt durch raffiniertes, schnelles Variieren mal den einen, mal den anderen Pol in den Vordergrund treten, plus x Nuancen dazwischen. Mit immer neuen Überraschungen. Verblüffend, wie harmonisch sich Lavendel- und Fruchtaromen verbinden, einander sogar steigern. Verblüffend, wie süße Beigaben dem Lavendel das Allzukrautige, Allzusaubere nehmen, seine Wärme und Sinnlichkeit an den Tag bringen und zugleich seine knochentrockene (!) Würze. Verblüffend auch, welche Ausdauer das sonst so flüchtige Lavendelaroma durchs Variieren gewinnt: "Kiki" hält locker einen ganzen Tag durch – von Anfang bis Ende ist Lavendel mit dabei. Und von Anfang bis Ende folgt der Duft konsequent dem Variationsprinzip.
Besonders rund und weich entfaltet sich das EdP auf frisch gecremter oder geölter Haut; auf sehr trockener Haut kann's etwas "stauben" ;-). Ganz kleine Portionen genügen (der Flakon erleichtert das, sein Sprühkopf dosiert sparsam und produziert sehr feinen Nebel), denn der Duft "tanzt" – sehr präsent, dabei grazil, leicht, flink beweglich. Das Extrait benimmt sich viel ruhiger, duftet dafür voller und tiefer; Geschmackssache, welche Version man wählt.
Mein Favorit ist das EdP: ein bisschen übermütig, ein bisschen frech ;-), ein bisschen elegant. Das passt für mich zur mediterranen Landpartie ebenso gut wie auf sonnenheißen Stadtasphalt – zwei Welten, die letztlich doch zusammmengehören.
Lavendel 1:
Juli/ August im Lubéron, violette Pflanzenreihen auf ockerfarbener Erde, hügelan, hügelab. Stille. Nur ein Trecker tuckert auf dem schmalen, kurvigen Sträßchen (Überholen unmöglich); der Anhänger – eine roh gezimmerte Bretterkonstruktion gibt ihm verwegene Höhe – ist bis oben beladen mit Lavendelbündeln. Ein, zwei davon fliegen den Nachfolgenden vor den Kühler, wann immer der Trecker durch Schlaglöcher rumpelt. Durch die offenen Autofenster wehen Gerüche herein, besonntes Kraut, Holz, trockene Erde, ferner Rauch. Und Blüten, stark, warm, frisch, mit einer Prise ockerfarbenen Staubs dabei. Der Trecker biegt ab, der Duft bleibt.
Lavendel 2:
Ein Konzern hat in der Großstadt eine neue Zentrale errichten lassen. Zeitgenössisch gestaltet, viel Glas, viel Stahl. Gleiche lichte Klarheit auf den Freiflächen drumrum: schnurgerade Lavendelreihen auf gekiestem Grund, Sattviolett-Grausilber zu Silbergrau, strenge Geometrie, rhythmisch akzentuiert durch hohe Gräser und schlanke Gehölzsäulen. (Das gibt's tatsächlich, im Net bin ich mal über Fotos der reizvollen Anlage gestolpert; leider finde ich die nicht wieder.)
Lavendel, das ist was Ländliches, sehr traditionell – die Spanne reicht vom Feld in der Provence über die Duftsäckchen im Wäscheschrank bis hin zur geläufigen Lavendel-Parfümerie.
Lavendel, das ist was Urbanes, sehr modern – (Landschafts-)Architekten haben in den vergangenen Jahren entdeckt, welches Gestaltungspotenzial in der robusten Pflanze steckt, und führen's nun allerorten vor, von repräsentativen Freiflächen über eigenwillige Dach- und Terrassengärten bis hin zu innerstädtischen Verkehrsinseln.
Gegensätze. Zwei Welten. Voneinander sternenfern.
Oder doch nicht?
Bei "Kiki" jedenfalls zitiert die Parfümeurin beide Aspekte herbei. Und lässt durch raffiniertes, schnelles Variieren mal den einen, mal den anderen Pol in den Vordergrund treten, plus x Nuancen dazwischen. Mit immer neuen Überraschungen. Verblüffend, wie harmonisch sich Lavendel- und Fruchtaromen verbinden, einander sogar steigern. Verblüffend, wie süße Beigaben dem Lavendel das Allzukrautige, Allzusaubere nehmen, seine Wärme und Sinnlichkeit an den Tag bringen und zugleich seine knochentrockene (!) Würze. Verblüffend auch, welche Ausdauer das sonst so flüchtige Lavendelaroma durchs Variieren gewinnt: "Kiki" hält locker einen ganzen Tag durch – von Anfang bis Ende ist Lavendel mit dabei. Und von Anfang bis Ende folgt der Duft konsequent dem Variationsprinzip.
Besonders rund und weich entfaltet sich das EdP auf frisch gecremter oder geölter Haut; auf sehr trockener Haut kann's etwas "stauben" ;-). Ganz kleine Portionen genügen (der Flakon erleichtert das, sein Sprühkopf dosiert sparsam und produziert sehr feinen Nebel), denn der Duft "tanzt" – sehr präsent, dabei grazil, leicht, flink beweglich. Das Extrait benimmt sich viel ruhiger, duftet dafür voller und tiefer; Geschmackssache, welche Version man wählt.
Mein Favorit ist das EdP: ein bisschen übermütig, ein bisschen frech ;-), ein bisschen elegant. Das passt für mich zur mediterranen Landpartie ebenso gut wie auf sonnenheißen Stadtasphalt – zwei Welten, die letztlich doch zusammmengehören.
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