No Limit$ von Philipp Plein

No Limit$ 2020

Taurus
12.12.2020 - 09:06 Uhr
42
Top Rezension
4
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
4
Duft

Alles hat seine Grenzen

Wer eine American Express Centurion Card, auch „Black Card” oder „Schwarze“ genannt, sein Eigen nennt, der hat es irgendwie geschafft – zumindest finanziell. Der Weg zur weltweit exklusivsten Kreditkarte ist nicht einfach, denn um an sie ran zu kommen bzw. sie von Amex ohne Antrag angeboten zu bekommen, muss man schon über mehrere Jahre einen hohen sechsstelligen Jahresumsatz über eine andere Amex-Card generiert haben. Darüber hinaus beträgt die einmalige Aufnahmegebühr zumindest in Deutschland 5.000 Euro und ebenfalls 5.000 Euro als Jahresgebühr.

Dafür erhält man Zusatzleistungen wie einen persönlichen Assistenten, zahlreiche Rabattangebote sowie Zusatzversicherungen und Vorteile bezüglich VIP-Lounges auf Flughäfen, Tischreservierungen in sogar ausgebuchten Restaurants, Limousinenservice uvm..
On Top gibt es eben kein spezielles Limit bei Käufen ... und man erhält zwei Karten: eine mit Platinlegierung und eine mit schwarzem Plastik, weil halt nicht jedes Kartenlesegerät die Platincard erkennt.

Jedenfalls ist dieser Luxusgegenwert weitaus höher und exklusiver, als die plumpe blingbling Symbolik bei dem Goldbarren von Paco Rabannes One Million. Die echte Karte könnte fast einladen, eine gehobene Parfümerie komplett leer zu kaufen.

Leider kommt der Duft im Plastikflakon was die zu erwartende Qualität betrifft absolut nicht mit – wobei er genau genommen widerum genau diesen Trash exzellent widerspiegelt.

„No Limit$“ startet zunächst gar nicht mal so schrottig rüber, wie anfangs befürchtet. Da macht sich eine dunkle würzige Wolke breit, die mit Zimt und Sternanis beinahe schon auf angenehme Art ans Gourmandige kratzt. Da fragt man sich, warum der eigentlich hier so schlecht weg kommt. Überhaupt lesen sich die ganzen Ingredienzien nach einem leckeren Potpourri aus diversen Desserts.

Doch die wirklich grauen Wolken lassen nicht lange auf sich warten. Bereits nach wenigen Sekunden fällt die ganze Fassade zusammen und „No Limit$“ offenbart sich so peinlich, wie man es letztendlich erwartet hatte, obwohl man recht objektiv an die Sache ran gehen wollte. Grund dafür sind billigste Holz-, Oud- und Lederimitate, die dem Eau de Parfum beigemengt wurden und es zu einer künstlich herbei geschaffenen Katastrophe machen. Ich bin froh, dass ich meinen Test in meiner Freizeit an einem arbeitsfreien Tag gemacht habe, sonst hätten mich die Kollegen bestimmt weg- oder ausgesperrt.

Ich hatte es schon öfter in einigen Kommentaren geschrieben, dass ich nebenbei eine Note nach feuchtem Ton vernehme. Hier in der Herznote ist sie leider omnipräsent.
Man könnte fast meinen, dass Herr Plein zu Senor Morillas sagte: „Bitte nimm ruhig die billigsten Zutaten, die Du kennst und ich mache von der Flakonsymbolik her den größtmöglichen Gegensatz, harharhar“.

In der Basisnote wird das Ganze dann wieder einen Tick versöhnlicher, zumal die Noten süßlicher und appetitlicher wirken, aber dennoch nicht erkennbar sind. Letzendlich wundert es mich nicht, dass der Duft auf Parfumo so abschmiert.

Von Phillipp Plein her kenne ich nur die Schaufenster seines riesigen Ladens auf der Königsallee in Düsseldorf. Was ich bisher an Klamotten und Accessoires dort gesehen habe, ist eher geeignet für geschmacksunsichere Neureiche. Da passt das trashige Konzept von „No Limit$“ eigentlich ganz gut. Alle anderen dürfen ruhig weiterhin bodenständig bleiben, denn wie schlussfolgerte Alberte Einstein mal: „zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
20 Antworten
ScorpioScorpio vor 3 Jahren
Ich bin ja erschüttert, dass dieser Ed Hardy / Christian Audigier der Neuzeit immer noch aktuell ist. Und das bei den Preisen. Shirts für über € 1.000,00 - "Made in Turkey" - die reinste Haute Couture. Aber diese ganze Bling Bling Totenkopf Sch*** wirkt offenbar immer noch. Egal, in welchem Preissegment wir uns bewegen. Ed Hardy (Anno 2001 eine Schirmmütze € 189,00), Roberto Geissini und jetzt dieser unfassbar kreative Mode Mozart (Corona Maske mit Bling Totenkopf € 149,00) . Egal. Der hat seine Schäflein sicher im ganz trockenen Stall. Ich tippe mal auf die Kanalinseln oder das wunderschöne (würg) Monaco. Demnächst gibt es sicher Einwegwindeln mit Bling. Das 24er-Set für € 3.500,00. Für das Influenzier Balg mit Stil. Sch*** drauf
TaurusTaurus vor 4 Jahren
@Kai27 - ich weiß nicht, was man Dir ins Kaba geschüttet hat, aber das Plastik am Flakon ist dominant - das bisschen Glas geht vollkommen unter.
Wenn der Duft Dein Geschmack ist, dann kauf doch davon so viel Du willst und sprüh Dich ein, aber pass verdammt noch mal auf, wie Du mich nennst. Vor allem dann auch noch in falscher Schreibweise. Peinlicher gehts kaum ...
Kai27Kai27 vor 4 Jahren
Alter bist du ein Dummschwäzer!!!! Plastikflakon??!!! Der Flakon ist aus Glas!!! Die Frontblende und der Sprühkopf sind aus Plastik aber das ist bei anderen auch nicht anders!!! Bin zwar von Plein auch kein Fan aber das Parfüm ist der Knaller!! Das haut rein und hinterlässt da wo du warst einen roten Faden!! Für Leute die die Welt gesehen haben und beim betreten der Lokalität wahrgenommen werden wollen!!
Kai27Kai27 vor 4 Jahren
Geschichtenerzähler ??
SirenSongSirenSong vor 5 Jahren
"Leider kommt der Duft im Plastikflakon was die zu erwartende Qualität betrifft absolut nicht mit – wobei er genau genommen widerum genau diesen Trash exzellent widerspiegelt."
Perfekt auf den Punkt gebracht.
Und tragisch, dass werbestrategisch immer noch mit dem Stereotyp des superreichen Machers gefuhrwerkt wird. Langweilig und unorginell.
Und Warnung: die starke Nelke/Anis-Note ruft Assoziationen mit Kräuterzahnpasta (häufige Bestandteile) wach...
TofuwachtelTofuwachtel vor 5 Jahren
Oh ne, da zück ich dann lieber meinen Münzbeutel :-)
Can777Can777 vor 5 Jahren
Sicher ist auch das ich den erst gar nicht testen werde. Das Flakon-Design schreckt mich schon dermaßen ab. Gru-sel-ig!
PonticusPonticus vor 5 Jahren
Ich denke, da bestehen schon gute Analogien zwischen Flakonsymbol und Duft, der zu Anfang recht ordentlich erscheint und dann abbaut. Auch die Schwarze suggeriert den Erfolg im eigenen Leben und später merkt man, wie man damit beschissen wurde. Aber wenn's dem Ego hilft passt beides. Sehr schön umgesetzte Einschätzung!
CravacheCravache vor 5 Jahren
3
Plein, das ist doch der Jeremy der "Mode" :)))
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 5 Jahren
Hahaha, hört sich eher nach Philipp Pein an. Schmerzhaft ehrlicher Kommentar!
MariellaMmmhMariellaMmmh vor 5 Jahren
Ich fühle mich als Superreiche diskriminiert. ;) :P Klasse Kommi!!!!!
HasiHasi vor 5 Jahren
4
mein Lieblingszitat von Einstein, wird auch von Maupassant in einem Buch zitiert. Und ja, Geschmack kann man sich halt für alles Geld der Welt nicht kaufen.
AlliageAlliage vor 5 Jahren
2
Der Plein und sein Flakon - sehr unsympathisch :-(
ChizzaChizza vor 5 Jahren
Den Kö-Laden empfinde ich auch als grausam, aktuell flaniere ich da allerdings weniger vorbei
PinkdawnPinkdawn vor 5 Jahren
Ja, trashig scheint wohl der passende Ausdruck für dieses Ding zu sein ... ;-)
Aber Alberto Morillas? Der kann an sich schon was.
ExUserExUser vor 5 Jahren
Ein Duft (und Flakon) für die „Rooobert“s und „Karl_hier“s dieser Welt ;)
YataganYatagan vor 5 Jahren
Sehr interessant und erwartungsgemäß Müll! Danke für die differenzierte Beschäftigung!
PollitaPollita vor 5 Jahren
Wunderbarer Kommentar. Ich schätze, den Duft kann ich mir ganz sicher sparen;)
ErgoproxyErgoproxy vor 5 Jahren
Ich habe den nur auf Papier gerochen und einen Test auf Haut abgelehnt.
SchatzSucherSchatzSucher vor 5 Jahren
Ach herrje... Das klingt eher so, als seien Grenzen überschritten worden. Ich fasse deine Beschreibung mal als Warnung auf. Ein Blick auf die Duftpyramide sagt mir aber auch: Finger bzw. Nase weg ;-)