*offtopicstart*
Terra:
(...)Mir sagte mal ein Parfümeur, dass er nochmals mehr Respekt vor denen hätte, die die Düfte für Duschlotionen und Co. produzieren, weil es angeblich noch viel mehr zu beachten gäbe. (...)
Das hast Du wohl hierher:
www.parfumo.de/blog/2015/04/13/sex-duft-und-ro
ckn-roll-interview-mit-mark-buxton/Da steht aber explizit, dass das Parfümieren von Personal-Care-Produkten handwerklich anspruchsvoller sei, eindeutig eingegrenzt auf "handwerklich".
Terra:
(...)Dein Beitrag klingt eher, als würdest du den Parfümeur als großen Künstler sehen (wollen).(...)
Nun ja, es gibt gute Argumente, Parfumerie als Kunst zu sehen, wenn Du Prinzipien der ästhetischen Theorie anwendest:
2. Was ist Kunst?5. Moderne, Teil IIWenn Du dies kombinierst mit dem Selbstverständnis vieler Parfumschaffenden als Künstler - dann ist Parfumerie Kunst. Aber selbst wenn nicht: die Kriterien, die ich zur qualitativen Bewertung nannte, würden auch auf Parfums anwendbar sein, wären sie Kunsthandwerk oder Design.
Terra:
(...)Das kann man aber bei Dior im Mainstream wohl kaum noch erwarten. Dort ist der Parfümeur meiner Vermutung nach Handwerker und erfüllt einen Auftrag und das ist in den allermeisten Fällen so. Da geht es weniger um den gestalterischen Willen, sondern um die korrekte Umsetzung eines Trends.
Vielleicht war das 1966 noch anders, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass damals die Trends anders waren.
Das ist jetzt aber eine ganz schöne Beleidigung für alle Parfumeurinnen und Parfumeure, die aktuell Mainstreamdüfte gemacht haben und die dabei gestalterisch tätig sind, oder? Nathalie Lorson, Olivier Polge, Béatrice Piquet, Jean-Claude Ellena, Geza Schön, Daniela Andrier, Mathilde Laurent, Maurice Roucel, Christine Nagel uvm. werden möglicherweise stöhnen, wie eng ihr Spielraum ist im Mainstream, aber sie haben nicht darauf verzichtet, etwas gestalten zu wollen.
Terra:
Und natürlich habe ich auch manchmal das Gefühl, dass etwas einfach "billig" oder "schlecht gemacht" riecht. Das sage ich dann durchaus auch so, aber im Grunde kann ich es doch objektiv schlecht beurteilen.
Wenn ich mich recht an Deine Anfangszeit auf Parfumo zurück erinnere, hatte ich schon ab und zu den Eindruck, dass Du Deinen Geschmack als objektives Urteil sahst. Schön, dass es nicht mehr so ist. Und mir geht es wie Dir, dass ich leicht genervt bin von Parfumos, die meinen, ihr persönlicher Geschmack sei ein Maß für Parfumqualität, bloß weil sie 500 Kommentare geschrieben oder an 3000 Düften gerochen haben. Das bedeutet aber nicht, dass es so etwas wie "objektiv gut" oder "objektiv schlecht" gar nicht gäbe. Bescheidenheit zu üben, dies so zu benennen, steht jedem gut. Aber es gar nicht zu tun? Mit Lob bin ich recht schnell dabei und liege bestimmt auch mal daneben. Finde ich nicht so schlimm wie bei Kritik. Die äußere ich daher selten und hoffentlich auch nur nach einigen Iterationsschleifen, sodass ich nicht doch Nichtverstehen oder geschmäcklerisches Nichtmögen als mangelnde Qualität bezeichne.
Es schadet wohl nicht zu wissen, wie eine Parfumeurin / ein Parfumeur arbeitet, um Qualität einzuschätzen. Keinesfalls ist es aber so, dass nur Winzer Weinqualität, Teppichknüpfer Teppichqualität und Mitglieder eines Orchesters die Qualität der Aufführung einer Symphonie beurteilen können.
*offtopicend*
Schon recht lange ist mein Lieblingsherrenduft - ganz subjektiv - "Lumière Noire pour homme". Würde ich Unisexdüfte mit einbeziehen, wäre die Konkurrenz groß und es gäbe auch mehr Abwechslung an der Spitze. Aber so -nur wenige Positionswechsel.