Eure schönsten Duft-Verschenk-Geschichten...

201 - 219 von 219
19

119. Viele Letten lächeln leise...

Was für ein toller 360°- Panoramblick von der Lettischen Akademie der Wissenschaften (dem ersten Hochhaus in Lettland)!

Beim Verlassen der geschichtsträchtigen Sowjetbaute mit Elementen vom Stalinismus-Barock beobachte ich eine Mitarbeiterin, die mich beobachtet Smile Also gehe ich in ihr Bücherhäuschen und schaue, ob ich zumindest eine Postkarte finde...

"Ašī kādregfiz geehgta*% bija lielākā €%#@ akadēmiskā HF!£Hxk iestāde g!&*valstī, lielākā @!&% bija Maskavā..."

... eröffnet sie mit baltischer Unaufdringlichkeit das Gespräch. Ruhig und kultiviert, ohne ausladende Gestik und Mimik. Stattdessen lese ich hier in vielen Gesichtern Älterer eher stille Ernsthaftigkeit mit einer Prise Schwermut... mache mir klar, wie unterschiedlich die Biografien im Osten und Westen Europas verliefen...

Poļu? Pol'skiy? - Jā! Da!& nbsp; Darauf schwenkt die Frau ins Russische, ich ins Polnische, Jahreszahlen kritzeln wir auf's Packpapier und der Pförtner spricht auch ein paar Brocken Englisch - irgendwie klappt's immer.

So wie ich es verstehe, hat sie in dieser bedeutsamen Institution 37 Jahre als Bibliothekarin gearbeitet, jetzt ist sie pensioniert - "aber arbeiten muss man trotzdem." 8h am Tag hütet sie ihr Häuschen, Wissenschaft und Bücher sind ihr Leben.

Was für ein Glück, dass sie auch den Twice Rosa mag. Als ich ihr den Flakon schenke, fragt sie freudig wie ungläubig immer wieder nach dem Grund

Почему? (warum?)

Почему? (warum?)

Почему? (warum?)

Einfach so gibt es nichts geschenkt im Leben... denkt sie... weiß ich... kenne ich.

Sie besteht darauf, mir im Gegenzug ein Buch zu schenken und ich verhandele runter auf ein Heftchen über die Akademie.

Beim Fotografieren zwinkert sie mir zu und betrachtet bewusst konzentriert den Flakon - die Parfumo-Schenkerin soll sehen, wie gut er ihr gefällt Smile

Zum Abschluss umarmt sie mich wie schon so manche wortkarge, aber herzige baltische Frau auf dieser Reise.

Reden ist Silber, Taten sind Gold.

2

🔰

10

120. He's got the look!


Über 50.000 Kunstwerke! (Die professionelle Kunstlogistik kann im Kellergeschoss bestaunt werden.)

Ich bin beflügelt und erschlagen von den unterschiedlichen Ausstellungen und versuche am Ende meines Besuches, die imposanten Räumlichkeiten der Kunsthalle zu fotografieren, als ein Mitarbeiter auf mich zukommt: "I see, you try to get the perfect picure... the best spot in this hall is from HERE... and from HERE..." - Er läuft den großen Saal ab und ich spüre, dass er für seinen Job brennt und in Plauderlaune ist...

Die neuen Medien und Corona haben ihm diesen Job beschert. Eigentlich sei er gelernter Kosmetiker und Make Up Artist für Hochzeiten, Film & Fernsehen, aber irgendwann nahmen die Tutorials auf Instagram und Yutube überhand und als das Geld während Corona nicht mehr so locker saß, schminkte eben die Cousine die Braut. Und so kam er als Make Up ARTist zur visual ART. Auch gut, hier kann er ebenso aufmerksam unterschiedliche Gesichter studieren, das sei sein Hobby.

Ich gehe zum Schließfach und kehre mit einer Miniatur Wood for Him zurück.

"Wer Kosmetik mag, mag vielleicht auch Düfte?"

"Really cool... Dsquared... a real one!" (In der Tat gibt es in der lettischen Stadt mehrere fake-stores und "echte" Marken sind teilweise wesentlich teurer als bei uns - bei einem wesentlich niedrigeren Durchschnittsgehalt.) Er testet und mag den fein-holzigen Duft sehr, er steht dem bär(t)igen Feingeist auch, finde ich.

"Mir gefällt die Leidenschaft für Deinen Job, hier, bitteschön, für Dich!"

L. ist sichtbar geschmeichelt und hat natürlich gleich eine Idee, wie wir ihn fotografieren können.

Wir plaudern noch etwas über meine Reiseroute, unsere lettischen Lieblingsmaler und sehenswerte Kunstgalerien.

Gut eingedeckt mit wertvollen Insidertipps für Riga tänzle ich aus der schönen Kunsthalle...
9

121. Mit einem Taxi nach... Nirgendwo...

Eigentlich soll der Taxifahrer meine Freundin und mich nur in ein abgelegenes Waldrestaurant fahren. Schnell jedoch stellt sich heraus, dass Anton ein belesener und naturverbundener Mann ist, der eine Menge über lettische Geschichte und lettische Wälder zu erzählen weiß. Zudem erwähnt er, dass der Taxijob ihm ein gutes Zubrot zur Rente bietet. Das Studium des Enkels in Riga (Bachelor Cyber Security - auch interessant!) sei schon herausfordernd für die ganze Familie...

Da wir noch mehr als genug Zeit haben, buchen wir zu einem fairen Pauschalpreis kurzerhand eine private Waldführung bei ihm. "Good business idea" sagt er überrascht und fährt Gretel und Gretel in ihren schicken Ausgeh-Outfits in den tiefen Wald. Smile

Wir fahren malerische Waldwege entlang und können uns nicht satt sehen am leuchtenden Mischwald und dem magischen Licht- und Schattenspiel der Bäume. An einem holperigen Waldweg hält Anton an und empfiehlt uns, leise an die Baumkronen zu schleichen.

- Und tatsächlich: Drosseln, Buchfinken und Feldlerchen (oder so ähnlich - danke Anton! danke google translator!) geben uns ein kleines Privatkonzert. Ein Waldkauz bestimmt den Takt und eine Bachstelze (der Nationalvogel Lettlands) flattert für ein kurzes Zwischenspiel vorbei.

Mir kommt ein geliebter Rotkehlchen-Teebecher in den Sinn. Ich frage mich, ob er noch benutzt wird und schaue in den Birkenkronenhimmel...

Als Anton einen (offensichtlich selten gewordenen) Weißrückenspecht entdeckt, strahlt der 68-jährige über's ganze Gesicht. Ein Gesicht, in dem genug Entbehrungen, Sorgen und Nöte zu lesen sind...

Der sympathische Mann erzählt vom großen Ausverkauf des lettischen Waldes in den 1990er Jahren, über Drohneneinsätze in der modernen Forstwirtschaft, die spürbaren Folgen des Klimawandels und die unberechenbaren Regenfälle, die dieses Jahr die komplette Kamillenernte seines Nachbars zerstört hätten. Lehrreich sind auch seine pantomimischen Ausführungen zur Birkensaftgewinnung, mit der seine Frau in den Frühlingsmonaten etwas Extrageld erwirtschaftet.

Antons gutmütige und kluge Art, das zauberhafte Vogelkonzert und die friedvolle Stimmung im Wald machten mich wehmütig und ich bin froh, dass ich nicht alleine bin.

Als Anton uns vor dem Restaurant absetzt, übergebe ich ihm den letzten Flakon Herrenparfüm aus meiner Handtasche: Midnight Desert (Seine trockene Antwort: "The best present was the trip with you.")

Mein Gefühl sagt mir, dass sein Enkel sich über den Duft freuen wird. 🙂
Anton ist auch ganz ohne Parfum ein dufter Typ!

---------------------------------------

122... und von Nirgendwo zur besten Waldpilzsuppe der Welt!

Kurze Zeit später sitzen wir im schicken Restaurant eines romantischen Waldhotels, lassen unsere Rundreise Review passieren und tragen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen:

Gaspacho-Sorbet
Nach vielen gemeinsamen Jahren ist uns auf dieser abenteuerlichen Baltikum-Reise bei Mückenalarm, Apothekenbesuchen, Lachanfällen und Liebeskummertränen am Lagerfeuer nochmal klarer geworden, wie dankbar wir für unsere Freundschaft sind.

Köstlichste Waldpilzsuppe der Welt

Wir wissen sehr zu schätzen, dass wir E H R L I C H zueinander sind und uns V E R T R A U E N können.

Zander mit Wasserminze auf Erbspüree

Außerdem gehen wir E M P A T H I S C H auf die Bedürfnisse des Gegenübers ein und nehmen sie bei allem H U M O R sehr ernst.

Debesmanna (Preiselbeer-Mousse)

Und wenn wir Fehler machen, übernehmen wir die V E R A N T W O R T U N G dafür, entschuldigen uns aufrichtig und versuchen es beim nächsten Mal besser zu machen.

- Eigentlich alles ganz einfach, oder?

Inzwischen sind wir alleine im Raum.
Ich erhebe feierlich das Glas:
"Duftessa, Du spinnst!" zischt meine Freundin fassungslos.
Mir egal.
"Ok, dann aber richtig!" Sie erhebt sich in alt-sowjetischer Manier vom Tisch.
Da stehen wir nun wie zwei mittelalte Birken und kichern wie zwei Teenagerinnen.

"- Auf unsere Freundschaft, Du patente Stadt- und Landfrau, aufmerksame Zuhörerin und lustige Stimme der Vernunft."

"- Auf unsere Freundschaft, Du leidenschaftliche und mutige Frau und Menschenfreundin, gute Fragenstellerin und Duftverrückte."

Die Kellnerin kommt zum Abräumen und fragt, ob sie gratulieren dürfe. Oh ja, zu unserer Freundschaft. Sie lächelt (und denkt sich ihren Teil).

... und zur Erinnerung an unseren albernen Auftritt schenken wir ihr einen Duftmini Eau Orange Iris, den sie verwirrt und grinsend annimmt.

9

123. Danke, alles Gute und Good Bye!

Auf der gesamten Rundreise durch's Baltikum habe ich in Frühstücksräumen, Cafés, Bars und Restaurants gut 40 Kellner/innen und Servicekräfte erlebt.

ALLE - ausnahmslos ALLE - waren sympathisch, gepflegt, professionell und auf Zack und sprachen (auch in sehr untouristischen Orten) vernünftiges, meist sogar ausgesprochen gutes Englisch. Oft haben sie "nur" 30 oder 35 Stunden gearbeitet, weil sie eigentlich studiert haben, ihre Eltern pflegen mussten oder hauptberuflich Übersetzer oder Sänger waren.

Viele von ihnen bekamen zum Trinkgeld oder Abschied Abfüllungen oder einen Mini und ich bin überzeugter denn je, dass kleine Gesten unser Miteinander schöner machen.

Stellvertretend für alle möchte ich ein eingespieltes Trio (19 / 23 / 17 Jahre alt) zeigen, das mir besonders ans Herz gewachsen ist: Vier Tage lang haben sie uns fröhlich und perfekt aufeinander eingespielt alle Frühstückswünsche erfüllt. Sie interessierten sich für mein Duft-Hobby, konnten ihre Duft-Vorlieben unerwartet präzise benennen und speicherten Parfumo in ihre Handies. 😉

Sie freuten sich über Wood for Her und Green Wood
sowie diverse Abfüllungen.

In einem armenischen Restaurant leistete die nette Maira ganze Arbeit, als sie eine extrem speise- und trinkfreudige Gästegruppe fokussiert und charmant mit riesigen Fleischplatten und schweren Biergläsern versorgte. Ihr akzentfreies Englisch hatte sie sich mit Youtube und Netflix beigebracht.

Auch ihr Mini Red Wood war nur eine kleine symbolische Geste...

Alle von ihnen hätten einen XXL-Flakon ihres Lieblingsduftes verdient.

❤️

14

124. Lieber Herr Briefträger...


Lieber Herr Briefträger,

heute bekommen SIE einen Brief von mir:-)

Danke, dass Sie seit 1978 (!) den Bewohnern im Dorf meiner Großmutter Post, Päckchen und Rente in bar bringen...

Meiner Großmutter seit vielen Jahren auch meine Postkarten, Briefe, Fotos ihrer Kinder, Enkel und Urenkel zustellen... ihr mit Gummibärchentütchen und Schokoriegeln, Dufttüchern oder auch mal einem Lippenstift regelmäßig eine kleine Freude bereiten.

Je schlechter sie hören und telefonieren kann, desto öfter benötige ich Ihre Hilfe.

Danke für Ihre Zuverlässigkeit, Ihre Fröhlichkeit und Ihre Freundlichkeit. ♥️

Der hoffnungsvolle Gang zum Briefkasten ist für meine 95-jährige Großmutter die größte Freude des Tages.

Ähnlich groß war auch meine Freude, als ich Sie nun bei einem solchen Gang zufällig getroffen habe - nach über 35 Jahren!

Ich erinnere mich vage, dass Sie uns Kindern immer Bonbons zugesteckt haben, braun-weiß verpackte Karamell-Quadrate. Dann bin ich weit weggezogen und wir haben uns nie wieder persönlich gesehen...

Es freut mich, dass Ihnen der Club de Nuit Intense Woman an Ihnen ebenso gut gefallen hat wie mir (absolut unisex!).

Ich wünsche Ihnen beste Gesundheit, weiterhin viel Freude an Ihrer sinnvollen Arbeit und nur wohlerzogene Hunde im Dorf:-)

Ihre dankbare Enkelin.

11

125. Ob Bach, Bowie oder Augustyn Bloch – Sie kennt sie alle!

Welch‘ ein schönes Musikmuseum! 100 Jahre polnische Musikgeschichte als Zeitstrahl, anschaulich nach Dekaden gegliedert.

Mit Kopfhörern auf den Ohren schlendern die Besucher durch die 1920er, 1930er, 1940er… Jahre, klicken auf Monitoren ihre Lieblingsiterpreten an und lauschen den Liedern, später auch Interviews und Musikvideos.

Ich verweile viele Lieder lang in den 1960er Jahren:

Czesław Niemen – wspomnienia - Erinnerungen...

Der Herbst beginnt mit Mimosen (…) im Flur duftete es nach Deinen Briefen…

Noch länger in den 1970ern:

Wir wippen mit 6-7 anderen im Takt... (interessanterweise alles Kinder der 1980er Jahre wie ich. - Vielleicht haben wir damals die Musik unserer Eltern stärker verinnerlicht ohne eigene Endgeräte im Kinderzimmmer?)

Marek Grechuta – Ważne są tylko… - Wichtig sind nur die Tage, die wir noch nicht kennen…

... tänzeln zu den stimmungsvollen Hits der „Roten Gitarren“ (polnische Beatles)

Kwiaty we włosach – Blumen im Haar...

Płoną góry, płoną lasy – Berge brennen, Wälder brennen...

(Ich bin selbst überrascht, wie gut ich die Texte mitträllern kann...)

Ach, die 1980er...

Wiederhören mit einem großen Hit, der für mich sehr treffend das Lebensgefühl vieler lebensgenussfreudiger Pol*innen verkörpert:

Nie licze godzin i lat - Ich zähle weder Stunden noch Jahre…

… denn das Leben vergeht, nicht ich.

Und in den 1990er-Jahren treffe ich auf meine große Lieder-Liebe:

Zbigniew Wodecki, ein großer polnischer Komponist und Sänger mit toller Ausstrahlung, den ich schon mit 10 angehimmelt habe 😊

Zacznij od Bacha – Beginne mit Bach…

Wenn du aufstehen musst, weil die Sonne schon ihren Morgenschal über die Turmspitzen hängt und der Schatten seinen langen Marsch antritt… beginne mit Bach, bevor die Sonne von den Dächern springt, wie eine Katze nach einer dunklen Nacht…

Ein wunderschönes Sonntagmorgenlied, finde ich!

Guten M☀️rgen, ihr lieben Parfumos!

-----

Beflügelt von der stimmungsvollen Liederreise gebe ich meine Kopfhörer ab, komme mit der freundlichen Servicekraft ins Gespräch. Beeindruckend, wie viel breitgefächertes Musikwissen sie in ihrem Kopf hat! Und wie gerne sie es mit mir teilt. (Überhaupt treffe ich auf dieser Reise erfreulich viele junge Europäer, die mit Freude und Herzblut ihre Arbeit verrichten…)

Da die junge Frau mir interessantes Hintergrundwissen vermittelt über polnische Orgelmusik, "bigbit" (polnischer Rock'n' Roll) und Polski Jazz, revanchiere ich mich spontan mit einem Teil meines Hobbies und schenke ihr einen Flakon Pur Blanca Eau de Toilette, über den sie sich so sehr freut wie ich über die besondere Zeitreise.

1
Duftessa

124. Lieber Herr Briefträger...


Lieber Herr Briefträger,

Ihre dankbare Enkelin. 


1. Gedanke: 

WAAAS?!?

Der Briefträger hatte was mit der Oma?

Nah, Missverständnis, oder?

Oder?

5

@Tomina 

Ich kann Dich beruhigen, die Oma ist so sehr in den Pfarrer verliebt, dass der Postbote keine Chance hat. 😊 Wirklich erschreckend, was unpräzise Sprache anrichten kann... 😊

11

126. … neues Schuljahr, neue Freundin, neuer Duft.

Einzelstunde Deutsch mit einem meiner ukrainischen Lieblingsmentees, 18.

Die Reise sei toll gewesen, München sei auch wirklich eine interessante Stadt, aber seine Fernbeziehung zu J. (17) klappe trotz der Sommerferien einfach nicht: Streit mit den Eltern, teure Zugtickets, Sprachbarriere – „Wie soll ich mein Deutsch besser machen, wenn sie sagt, dass mein Deutsch ist nicht gut?“

Ich lege das Arbeitsblatt mit den unregelmäßigen Verben beiseite – erstmal muss sein Herz wieder in gleichmäßigen Takt kommen. Bei Maracujaschorle und Hanuta höre ich ihm einfach zu, fühle seinen Kummer nach und erspare uns beiden die Ratschläge einer alten, weißen Frau. Stattdessen bestärke ich ihn darin, dass er ein aufgeweckter, wohlerzogener, sympathischer und sportlicher junger Mann ist: „Ich glaube ganz fest daran, dass Du eine tolle Freundin findest!“

Irgendwie landen wir bei „tröstenden“ Sprichwörtern gegen Liebeskummer. "Ein deutsches Sprichwort versucht es mit 'Andere Mütter haben auch schöne Töchter…'" sage ich augenrollend.

„Die Ukrainer sind auch nicht besser für Frauen, sie sagen…“

... er sucht in seinem Handy… und scrollt… und übersetzt:

„Wenn der Teufel machtlos ist, schickt er seine Frau.“

---

Zum Ende üben wir ein paar Duftadjektive (würzig, frisch, aquatisch,...) und er darf sich einen Flakon für’s neue Schuljahr aussuchen, das für ihn morgen beginnt. 1881 pour Homme (2005) Eau de Toilette gefällt ihm besonders gut - er dankt und grüßt die netten „Parfumiker“ 🙂

---

Und wer weiß... so manche Liebesgeschichte hat einst mit einem schönen Duft begonnen…

😊

10

127. Attila, der entspannte Reisephilosoph

Vor einigen Wochen lernte ich auf einer Zugfahrt im Baltikum Attila kennen. Der Reise-König erzählte bereitwillig von seinem Leben: Nach einem alles verändernden Unfall verkaufte und verschenkte der Arzt sein ganzes Hab & Gut, schnappte sich seine Klampfe und reist nun mit bescheidenen Mitteln durch Europas Naturlandschaften - auf dem Weg zu seinen baltisch-slawischen Wurzeln, zu sich selbst und überhaupt.

Mutig! Selbst auf dem Jakobsweg hatte ich noch nie von einem so radikalen Kurswechsel gehört!

Auch Attilas Ausführungen über seine tiefe Seelenfreundschaft zu einer besonderen Herzensfrau ließen mich aufhorchen: Seiner Überzeugung nach seien manche Verbindungen dafür da, sich gegenseitig zu triggern, um daran zu wachsen. Das sei furchtbar anstrengend und schmerzhaft und immer wieder bräuchten beide Pause und Abstand, aber letztlich kämen sie jedes Mal ein Stückchen weiter...

Attila ging ganz entspannt auf alle meine Fragen ein und wir diskutierten die ganze Zugfahrt - fast zwei Schokoladentafeln lang:-) Was ist Seelenverwandschaft? Warum geraten wir überhaupt in gestörte Beziehungsmuster? Wann sind Beziehungen heilsam und wann werden sie toxisch? Wann sind wir wirklich bereit zu wachsen? Sind eigene Schmerzgrenzen nicht auch wertvoller Selbstschutz?

… ... ...

Da er meinen Zugang zur Welt über Düfte und Gerüche interessant fand, schenkte ich ihm zum Abschluss eine Abfüllung Geranium pour Monsieur

Erst jetzt entdeckte ich seine alte SMS: Die Überfahrt auf einem Frachtschiff (ohne Kabine!) sei a big adventure gewesen, der Duft sei aufgebraucht und er behalte alles in guter Erinnerung.

Same to you, Attila! Best wishes to Australia or whereever you might be.

12

128. Jenseits von Afrika…

Afro Fushion – Tolle Restaurantentdeckung! Ein Geschäftsessen der besonderen Art…

Zum ersten Mal im Leben esse ich Fufu & Soup: das traditionelle Gericht aus Ghana besteht aus einem stärkehaltigen Maniok-Kloß, der in einer köstlichen, scharfen (!) Erdnuss-Suppe mit ultra-zartem Hähnchenfleisch liegt. Der brötchengroße Knödel wird mit den Fingern gezupft, in die würzige Suppe getunkt und stückchenweise gegessen. Zum Händewaschen wir eine Schüssel Wasser und ein hübsches Stofftuch gereicht.

- Ein wirklich besonderes, leckeres und sinnliches Ess-Vergnügen. (Und so sättigend, dass ich trotzdem nur die halbe Portion schaffe.)

Ich teile meine Begeisterung der ghanaischen Kellnerin mit und wir nutzen die Raucherpause meiner Begleitung für einen kleinen Plausch: Sie sei als kleines Mädchen nach Deutschland gekommen und habe ihre ganze Kindheit über das Essen ihrer Heimat vermisst… Die vielen Gerüche und Gewürze (alleine die vielen Pfeffersorten!)... immer wurde in großer, geselliger Runde gegessen... meist stundenlang… Glücklicherweise hielte New African Cuisine in den letzten Jahren Einzug in Deutschland und die Fufu Soup sei hier der Verkaufsschlager schlechthin. Außer Fufu empfehle sie mir unbedingt auch –

Plötzlich steht meine Begleitung vor mir: Anschlusstermin, Zeitnot, Aufbruch!

Egal, ich komme sowieso ganz bald wieder.

Beim Bezahlen schaffe ich es immerhin, der überaus freundlichen und kontaktfreudigen Kellnerin den Hypnotic Vanilla anzubieten.

„Anomdoo – schöner Duft!" sagt sie entzückt. - Anom bedeutet Duft.

Sie ist ebenso angetan vom voluminösen und gourmandigen Parfüm wie ich von ihrer spannenden Fufu-Soup. Also tauschen wir kurzerhand Flakon gegen Doggy Bag… für morgen... oder später... 😊

Medaase! – Danke!

2

Juhu, eine neue Geschichte 😍🥳👍

7

129. Ingmar Stadelmann – ein satirischer Diskurs um 19:33

Gestern erlebte ich eine wortgewaltige Kabarett-Premiere, die noch immer in mir nachhallt…

Der „Meister des bösen Wortes“ Ingmar Stadelmann bot ein fulminantes Feuerwerk, das ich hier nicht weiter ausführen kann – aber unbedingt weiterempfehlen möchte.

Jedenfalls war ich nach diesem Abend noch dankbarer und demütiger als ohnehin, in einem demokratischen, freien und bunten Land leben zu dürfen.

In der Pause und beim Verlassen des Lustspielhauses sprachen wir mit einer Mitarbeiterin des Hauses. Die junge Frau sorgte für Sauberkeit und Sicherheit im ausverkauften Saal und Foyer und machte ihren Job offensichtlich sehr gerne und gut. Ihre selbstbewusste, freundliche und fröhliche Art (mit rosa Herzchen im Gesicht:-) gefiel uns so sehr, dass meine Freundin mich zur Seite nahm: „Komm‘ schon, Duftessa, Du hast doch sicherlich wieder einen Duft in Deiner Handtasche… Die junge Frau freut sich bestimmt!“

Und tatsächlich! Der fruchtig-knall-süße Woman's Best gefiel ihr „richtig, richtig gut!“

Sie hüpfte vor Freude kurz in die Luft, dankte überschwänglich und wünschte uns herzlich einen schönen Abend.

Womit wieder mal bewiesen wurde: JEDER Duft-/Topf findet seinen Deckel. Und Gottes Duftgarten ist groß genug für uns alle.

– Auf das schöne, BUNTE Leben!

💚💛❤️💙🧡💜

7

130. Je später der (Feier-)Abend…

Letzter Arbeitstag vor dem Urlaub, es dämmert bereits im menschenleeren Büro. Ich arbeite ein paar Dinge weg, als das Telefon klingelt. Die Anruferin sah beim Vorbeigehen noch Licht, interessiere sich für uns als Arbeitgeber, ob sie ein paar Fragen…

Einer Eingebung folgend bitte ich sie zurückzukommen und biete ihr ein spontanes, persönliches Gespräch an. Kurz darauf steht eine äußerst angenehme, sympathische und gepflegte Frau vor mir: Top-Ausbildung in ihrem Heimatland, vor wenigen Jahren nach Deutschland geflüchtet, eine Ausbildung abgeschlossen – und für die Kürze der Zeit SAGENHAFT Deutsch gelernt (als vierte Sprache!)

Leider ist ihre Qualifikation für unseren Bereich nicht ausreichend, aber vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, über unsere Schwesterfirma doch noch…Hoffe ich sehr, denn ihre kluge und zielgerichtete Art gefällt mir außerordentlich.

Ich notiere ihr ein paar Dinge, während sie die Duftsammlung auf meinem Schreibtisch beäugt: Ein schönes Hobby hätte ich da… bei Rossmann fände sie manchmal gute und günstige Düfte, die den Originalen ähnlich seien… Sie nimmt mein Angebot an, sich gerne durch ein paar Verschenke-Flakons zu testen.

Der Too Feminine ist ihr Favorit.

Ich reiche ihr den Zettel. – Und den Flakon gleich dazu.

Sie strahlt über’s ganze Gesicht... So etwas habe sie ja noch nie erlebt... 🙂 - Ich auch nicht. 🙂

Wir verabschieden uns mit vielen guten Wünschen für Job und Urlaub und sowieso... Es würde mich sehr freuen, wenn ich mit dieser Frau irgendwann doch noch als Kollegin über Düfte schwärmen könnte…

2

Schade, dass ihre Qualifikation nicht ganz gereicht hat, aber eine sooo nette und irgendwie doch positive Absage lässt sich doch gleich viel besser verkraften 😊

Wunderbar, wie du aus etwas eigentlich nicht so schönem dann doch noch einen positiven Moment geschaffen hast 🥰

5

131. „Wir teilen gerne, wir sind Schwestern!“

Ein letztes Mal Frühstückssaft mit Ausblick auf die malerischen Tiroler Berge, ein letztes Mal Eierspeise mit Sonderwünschen („kein Problem“), ein letztes Mal ein fröhliches „… letztes Topfenweckerl, möchten Sie?“ wie fast jeden Morgen…

Kurz vor dem Auschecken gehe ich mit dem letzten Verschenke-Flakon auf dieser Reise in den inzwischen leeren Frühstücksraum.

Ich möchte mich bei der Frühstücksfee für ihren freundlichen Service bedanken – da sehe ich, dass sie ausgerechnet heute eine Aushilfe zum Abräumen des Buffets hat.

„Oje, leider habe ich nur noch einen letzten Duft dabei…“ sage ich und halte ihnen den Fleur de Vigne hin.

Sie sprühen 2x in die Luft, hüpfen durch die Duftwolke und grinsen mich wie zwei Honigkuchenfohlen an: „Kein Problem, wir teilen gerne, wir sind Schwestern“ Smile

Eine der beiden fotografiert den Flakon „für meine Cousine, das muss ich ihr sofort schicken!“ und die andere tänzelt mit ihrem quirligen Temperament um sich selbst und summt dabei: „Ich liebe Düfte sooo sehr!!!“

Somit hat ein Flakon gleich zwei fleißige und freundliche Frauen glücklich gemacht, die ihren Hotelgästen Tag für Tag mit einem schönen Frühstück den Start in den Tag verschönern.

Und so verlasse ich das malerische Tirol und wünsche jedem, der gerade unterwegs ist, eine ebenso bezzaubernde Reise…

Wer weiß, vielleicht kreuzen sich Tages unsere Wege in Tirol... 🙂

1

Wieder eine sehr schöne Geschichte mit mega tollen Fotos 😍

6

132. "Darf ich Ihnen ein Gedicht vortragen…?"

Feierabend. Übergang vom Spätsommer in den Frühherbst auf einer lauschigen Café-Terrasse. Wir nutzen die milden Sonnenstrahlen für einen philosophischen Tee mit Warum: Warum brauchen wir echte Resonanz? Wie entstehen Verbindungen? Was ist Authentizität?

- Ein gehaltvolles, ausgewogenes und entspanntes Gespräch. Wie schön!

Plötzlich beugt sich mein Gesprächspartner herüber: „Dieser junge Mann geht von Tisch zu Tisch, trägt hier im Wohnviertel allabendlich seine Gedichte vor…“ klärt er mich auf. Kurz darauf steht er mit Stock & Hut vor uns: „Guten Abend werte Herrschaften, darf ich vielleicht Ihnen ein Gedicht vortragen…?“

Er bietet 13 Werke zur Auswahl, in mehreren Sprachen. Selbst die Stimmung darf man sich aussuchen: Lustig? Romantisch? Absurd? Politisch?

Ich finde seine Geschäftsidee entzückend.

Entscheide mich für ein romantisches Gedicht auf Deutsch und der Hobbypoet beginnt:

„Die Nacht im Silberfunkenkleid

streut Träume eine Handvoll,

die füllen mir mit Trunkenheit

die tiefe Seele randvoll.

Wie Kinder eine Weihnacht sehn

voll Glanz und goldnen Nüssen, -

seh ich dich durch die Mainacht gehen

und alle Blumen küssen.“

… zitiert er voller Elan und Leidenschaft...

- Rilke. Ein alter Freund. Wie schön!

Zum Dank für diese Privatvorführung gibt es ein paar Silberfunkentaler – und… einen Moment bitte… (hundert Kugelschreiber, Kopfhörerkabelsalat, sogar einen Teelöffel finde ich in meiner Handtasche!) - eine Miniatur Acqua di Giò pour Homme Eau de Toilette

Er findet den winzigen Flakon spannender als den Duft selbst (ein älterer Gentleman-Duft hätte ihm vielleicht besser gefallen...). Besonders freut ihn unser Interesse - stolz und freundlich beantwortet er alle Fragen: Die Poesie sei bisher nur ein Hobby und er möchte seine Begeisterung für Gedichte unter die Menschen bringen, später will er Rettungssanitäter werden, 18 Jahre sei er alt, natürlich dürfte ich ein Foto für meine Duftfreunde machen…

Philosophieren und abstrahieren, alles schön und gut und ohne Risiko.

Besonders imponiert mir jedoch, wie selbstsicher und in sich ruhend der höfliche, junge Mann seine schöne Idee in die Tat umsetzt.

3

133. Schweigen ist Silber, Singen ist Gold.

Vor einem Blumengeschäft fällt mir eine ältere Dame auf.

Sie sitzt gepflegt gekleidet in ihrem Rollator und scheint die Passanten sehr aufmerksam und konzentriert, fast ein bisschen streng zu beobachten. Ich möchte ihr eine Münze ins Körbchen werfen, aber sie hält mich wortlos und unmissverständlich an, ihr diese direkt in die Hand zu legen.

Sehr selbstbestimmt und willensstark, eine spannende Lady mit Ausstrahlung.

- Sie sagt kein einziges Wort. Statt eines Dankes nickt sie nur kurz.

Ich krame dennoch einen kleinen Flakon Favorite Lovesong Body Spray hervor und finde, dass der hübsche Blumenstrauß gut zu ihrem gepflegtem, ja: bemerkenswert elegantem Äußeren passt.

In diesem Moment beginnt sie lautstark und selbstbewusst zu singen: Ein kraftvolles und melancholisches Lied, wahnsinnig schön und traurig vorgetragen. Ich verstehe kein einziges Wort, hörte aber ganz eindeutig Liebeskummer und Sehnsucht, Himmelwehen und Heimweh heraus. Leider gelingt es mir weder Titel noch Sprache zu erfragen (Rumänisch? Serbisch? Kroatisch?)

- Sie spricht einfach nicht. Ich muss es so hinnehmen.

Manchmal mag man einfach nicht mehr sprechen.

Manchmal fehlen einem die richtigen Worte.

Manchmal hat man schon alles gesagt.

-------

PS: Erst im Nachhinein fällt mir auf, wie gut der Duftname zu dieser Begegnung passte – ein bisschen unheimlich sogar.

201 - 219 von 219
Bei Antworten benachrichtigen
Übersicht Parfum allgemein Eure schönsten Duft-Verschenk-Geschichten...
Gehe zu