119. Viele Letten lächeln leise...
Was für ein toller 360°- Panoramblick von der Lettischen Akademie der Wissenschaften (dem ersten Hochhaus in Lettland)!
Beim Verlassen der geschichtsträchtigen Sowjetbaute mit Elementen vom Stalinismus-Barock beobachte ich eine Mitarbeiterin, die mich beobachtet Also gehe ich in ihr Bücherhäuschen und schaue, ob ich zumindest eine Postkarte finde...
"Ašī kādregfiz geehgta*% bija lielākā €%#@ akadēmiskā HF!£Hxk iestāde g!&*valstī, lielākā @!&% bija Maskavā..."
... eröffnet sie mit baltischer Unaufdringlichkeit das Gespräch. Ruhig und kultiviert, ohne ausladende Gestik und Mimik. Stattdessen lese ich hier in vielen Gesichtern Älterer eher stille Ernsthaftigkeit mit einer Prise Schwermut... mache mir klar, wie unterschiedlich die Biografien im Osten und Westen Europas verliefen...
Poļu? Pol'skiy? - Jā! Da!& nbsp; Darauf schwenkt die Frau ins Russische, ich ins Polnische, Jahreszahlen kritzeln wir auf's Packpapier und der Pförtner spricht auch ein paar Brocken Englisch - irgendwie klappt's immer.
So wie ich es verstehe, hat sie in dieser bedeutsamen Institution 37 Jahre als Bibliothekarin gearbeitet, jetzt ist sie pensioniert - "aber arbeiten muss man trotzdem." 8h am Tag hütet sie ihr Häuschen, Wissenschaft und Bücher sind ihr Leben.
Was für ein Glück, dass sie auch den Twice Rosa mag. Als ich ihr den Flakon schenke, fragt sie freudig wie ungläubig immer wieder nach dem Grund
Почему? (warum?)
Почему? (warum?)
Почему? (warum?)
Einfach so gibt es nichts geschenkt im Leben... denkt sie... weiß ich... kenne ich.
Sie besteht darauf, mir im Gegenzug ein Buch zu schenken und ich verhandele runter auf ein Heftchen über die Akademie.
Beim Fotografieren zwinkert sie mir zu und betrachtet bewusst konzentriert den Flakon - die Parfumo-Schenkerin soll sehen, wie gut er ihr gefällt
Zum Abschluss umarmt sie mich wie schon so manche wortkarge, aber herzige baltische Frau auf dieser Reise.
Reden ist Silber, Taten sind Gold.