07.10.2019 - 08:43 Uhr
Fresh21
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Fresh21
Top Rezension
30
Sprühnadelwald ... einmal (Hirn) auslüften, bitte :)
Sauer oder angesäuert ist eine Facette, die gewöhnlich gar nicht zu mir passt, wenngleich ich mich auch nicht als süßes Kerlchen bezeichnen würde ;-) Doch auf Düfte bezogen bekam ich vor ein paar Monaten plötzlich richtig Lust drauf. Das könnte an einem meiner Lieblingsdüfte liegen, dem L'Homme Ultime, der nach ein paar Stunden ein feinsäuerliches Vetiver abgibt, das (zusammen mit einer leichten Zeder-Rauchigkeit) unfassbar gut riecht.
Und nachdem mir der Terre d'Hermès Eau Intense Vétiver ein wenig zu sauer aufgestoßen war, begann ich doch tatsächlich, mich mal in Richtung Barbershop zu bewegen, der normalerweise nicht zu meinen Präferenzen gehört - davon abgesehen, dass es an meinem kahlen Schädel ohnehin nicht mehr viel zu barbern gibt :-) Doch ich wusste, dort gibt's Saures, und irgendwas muss doch dran sein an ihnen, auch wenn entsprechende Düfte häufig als oldschool verschrien werden.
So suchte ich mir sieben Kandidaten 'raus, wohlwissend, dass es weit mehr dieser Gattung gibt. Gleichzeitig hoffte ich, dass die Auserwählten nicht allzu würzig sind … Nun denn:
In meinem Vergleichstest dünnte mir der an sich gut gelungene Paco Rabanne pour Homme nach ein paar Stunden zu sehr aus, dagegen war mir der Aramis zu würzig und intensiv, nur noch getoppt von Tabac Original. Jaguar for Men war prima doch überzeugte dennoch nicht ganz, Azzaro pour Homme war der ausgewogenste, doch auch noch zu würzig, und dann kam Rive Gauche von YSL, dessen Reise nach den ersten sensationellen 30 Minuten ca. 2 Stunden durch ein Lavendelfeld führt und anschließend in einer milden Oldschool ausklingt - sehr wertig und einfach klasse! Und als ich kurz davor war, mir diesen feinen Duft zu angeln, kam noch ein letzter auf den Plan, der Cerruti 1881pour Homme.
Vielleicht lege ich mir den Rive Gauche auch noch zu, doch zunächst fiel meine Wahl auf den Italiener. Denn wie schon Netlab72 bemerkt "handelt es sich nämlich um einen frischgrünen Duft" und ich möchte ergänzen "der nicht zu würzig ist durch Salbei, Basilikum & Co." Und so empfinde ich ihn auch mehr "klassisch" denn "oldschool", was jedoch lediglich meiner persönlichen Definition entspricht. Denn durch Zitrus, Nadelholz und Eichenmoos erinnert dieser 1881 durchaus an Düfte der 70/80er, doch mangels starker Würze wie z.B. Muskatellersalbei und anderer Küchenwürze wirkt er etwas "moderner" auf mich als die anderen.
Sein Auftakt überzeugt mit einer säuerlichen Bergamotte (>30%) und einer heftigen frischgrünen Zypresse (>50%), die zusammen eine ordentliche Sillage erzeugen, die nahezu überfrisch wirkt ... Man merkt gleich, dieser Cerruti ist ein Duft zum Wachwerden und Ausrichten. Wer sich mal zwischendurch erden möchte, sprüht ihn auf und lässt sich zunächst von seiner maskulinen Vintage-Aura einnehmen. Vielleicht tragen dazu auch die anderen Kopf- und Herznoten ein wenig bei, doch spätestens nach einer Dreiviertelstunde ist man durch die krautig-waldige Frische des Duftes so richtig durchlüftet und man geht gestärkt und motiviert an die nächsten Taten :)
Auch wenn der 1881 pH in seinem eher linearen Verlauf weiterhin "klassisch" duftet, federt das Patch den Duft nun etwas ab, der nach ca. 2 Stunden auch weniger säuerlich wirkt, doch weiterhin vorwiegend im Nadelholz unterwegs ist. Hier trifft er dann auf kräftige helle Kiefern, verwurzelt in einem Hauch Sandelholz, umgeben von weichem Moos. Dadurch wird er ab der Stunde 3 so ausgewogen, dass man sich langsam auch wieder in die Nähe der holden Weiblichkeit wagen kann, sollte diese eher zart besaitet sein ;-)
Apropos Sillage und Reformulierung: Zwar verfügt der Duft nach 2-3 Stunden nicht mehr über die stärkste Projektion, doch für eine halbe Armlänge reicht es immer ... Und wer gar meint dieser Cerruti sei schwachbrüstig, der möge ihn bitte mal genau dort auftragen, nämlich im Brustbereich: 2-3 Spritzer auf einem Shirt reichen aus, und man hat die erste Dreiviertelstunde garantiert 'ne MENGE Freude an ihm! Und auf Textil hält er dann locker einen Bürotag durch, nebst Heimfahrt versteht sich :)
Fazit: Für mich ist Cerrutis Saubermann ein zeitloser Klassiker, und damit ein Treffer. Denn er vereint dreierlei: Durch seinen Mangel an Küchengewürzen passt er besser zu mir als die meisten Oldschool- bzw. Barbershop-Düfte. Zudem ist die kräftig grüne, glasklare Frische aus angesäuertem Nadelholz genau das Richtige zum Hirn durchlüften, sodass "ich glaub' ich steh' im Wald" endlich seine wahre Bestimmung findet :) Und zu guter Letzt gewinnt dieser Duft mehr als 40% an Haltbarkeit auf Textil.
Zum Schluss noch ein Wort zum Flakon, der mir ausgesprochen gut gefällt. Denn neben einem schön geprägten Frosted Glass sind seine Stirnseiten schräg, sodass er beim Umgreifen besonders gut in der Hand liegt. Man fasst ihn gerne an und weiß immer; jetzt wird’s gleich so richtig herb-frisch, denn mit Cerrutis Sprühnadelwald gelingt eins ganz gewiss:
einmal (Hirn) auslüften, bitte :)
Und nachdem mir der Terre d'Hermès Eau Intense Vétiver ein wenig zu sauer aufgestoßen war, begann ich doch tatsächlich, mich mal in Richtung Barbershop zu bewegen, der normalerweise nicht zu meinen Präferenzen gehört - davon abgesehen, dass es an meinem kahlen Schädel ohnehin nicht mehr viel zu barbern gibt :-) Doch ich wusste, dort gibt's Saures, und irgendwas muss doch dran sein an ihnen, auch wenn entsprechende Düfte häufig als oldschool verschrien werden.
So suchte ich mir sieben Kandidaten 'raus, wohlwissend, dass es weit mehr dieser Gattung gibt. Gleichzeitig hoffte ich, dass die Auserwählten nicht allzu würzig sind … Nun denn:
In meinem Vergleichstest dünnte mir der an sich gut gelungene Paco Rabanne pour Homme nach ein paar Stunden zu sehr aus, dagegen war mir der Aramis zu würzig und intensiv, nur noch getoppt von Tabac Original. Jaguar for Men war prima doch überzeugte dennoch nicht ganz, Azzaro pour Homme war der ausgewogenste, doch auch noch zu würzig, und dann kam Rive Gauche von YSL, dessen Reise nach den ersten sensationellen 30 Minuten ca. 2 Stunden durch ein Lavendelfeld führt und anschließend in einer milden Oldschool ausklingt - sehr wertig und einfach klasse! Und als ich kurz davor war, mir diesen feinen Duft zu angeln, kam noch ein letzter auf den Plan, der Cerruti 1881pour Homme.
Vielleicht lege ich mir den Rive Gauche auch noch zu, doch zunächst fiel meine Wahl auf den Italiener. Denn wie schon Netlab72 bemerkt "handelt es sich nämlich um einen frischgrünen Duft" und ich möchte ergänzen "der nicht zu würzig ist durch Salbei, Basilikum & Co." Und so empfinde ich ihn auch mehr "klassisch" denn "oldschool", was jedoch lediglich meiner persönlichen Definition entspricht. Denn durch Zitrus, Nadelholz und Eichenmoos erinnert dieser 1881 durchaus an Düfte der 70/80er, doch mangels starker Würze wie z.B. Muskatellersalbei und anderer Küchenwürze wirkt er etwas "moderner" auf mich als die anderen.
Sein Auftakt überzeugt mit einer säuerlichen Bergamotte (>30%) und einer heftigen frischgrünen Zypresse (>50%), die zusammen eine ordentliche Sillage erzeugen, die nahezu überfrisch wirkt ... Man merkt gleich, dieser Cerruti ist ein Duft zum Wachwerden und Ausrichten. Wer sich mal zwischendurch erden möchte, sprüht ihn auf und lässt sich zunächst von seiner maskulinen Vintage-Aura einnehmen. Vielleicht tragen dazu auch die anderen Kopf- und Herznoten ein wenig bei, doch spätestens nach einer Dreiviertelstunde ist man durch die krautig-waldige Frische des Duftes so richtig durchlüftet und man geht gestärkt und motiviert an die nächsten Taten :)
Auch wenn der 1881 pH in seinem eher linearen Verlauf weiterhin "klassisch" duftet, federt das Patch den Duft nun etwas ab, der nach ca. 2 Stunden auch weniger säuerlich wirkt, doch weiterhin vorwiegend im Nadelholz unterwegs ist. Hier trifft er dann auf kräftige helle Kiefern, verwurzelt in einem Hauch Sandelholz, umgeben von weichem Moos. Dadurch wird er ab der Stunde 3 so ausgewogen, dass man sich langsam auch wieder in die Nähe der holden Weiblichkeit wagen kann, sollte diese eher zart besaitet sein ;-)
Apropos Sillage und Reformulierung: Zwar verfügt der Duft nach 2-3 Stunden nicht mehr über die stärkste Projektion, doch für eine halbe Armlänge reicht es immer ... Und wer gar meint dieser Cerruti sei schwachbrüstig, der möge ihn bitte mal genau dort auftragen, nämlich im Brustbereich: 2-3 Spritzer auf einem Shirt reichen aus, und man hat die erste Dreiviertelstunde garantiert 'ne MENGE Freude an ihm! Und auf Textil hält er dann locker einen Bürotag durch, nebst Heimfahrt versteht sich :)
Fazit: Für mich ist Cerrutis Saubermann ein zeitloser Klassiker, und damit ein Treffer. Denn er vereint dreierlei: Durch seinen Mangel an Küchengewürzen passt er besser zu mir als die meisten Oldschool- bzw. Barbershop-Düfte. Zudem ist die kräftig grüne, glasklare Frische aus angesäuertem Nadelholz genau das Richtige zum Hirn durchlüften, sodass "ich glaub' ich steh' im Wald" endlich seine wahre Bestimmung findet :) Und zu guter Letzt gewinnt dieser Duft mehr als 40% an Haltbarkeit auf Textil.
Zum Schluss noch ein Wort zum Flakon, der mir ausgesprochen gut gefällt. Denn neben einem schön geprägten Frosted Glass sind seine Stirnseiten schräg, sodass er beim Umgreifen besonders gut in der Hand liegt. Man fasst ihn gerne an und weiß immer; jetzt wird’s gleich so richtig herb-frisch, denn mit Cerrutis Sprühnadelwald gelingt eins ganz gewiss:
einmal (Hirn) auslüften, bitte :)
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