12.11.2024 - 07:14 Uhr

Ponticus
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Ponticus
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Frühlingssonne unter Herbstgewittern
Ein herbstlicher Waldspaziergang, gerade jetzt in den beginnenden November hinein, gehört für mich zu den sinnlichsten und eindrucksvollsten Erlebnissen, die diese Monate zu bieten haben. Zu sehen, wie die Natur, vollgetankt mit Saft, Kraft und Leben, beginnt zu vergehen, dabei selbst zu erfahren, wie Schönheit verwelkt, sich zurückzieht und wappnet für die lange, kalte Nacht des Winters, läßt mich instinktiv das eigene Dasein reflektieren.
Die vielen Jahre, die wechselnden Zeiten des Blühens und Vergehens lassen die Haut welken, sie wird faltig und furchig, verändert ihre Farbe und die Haare fallen aus wie die Blätter vom Baum. Morsche, gebrochene Äste gleichen schmerzenden Gliedmaßen und die weiche Walderde gemahnt mich zum vorsichtigen Gehen. Früchte liegen auf dem Boden, vergessen und unbeachtet wie man selbst zu mancher Zeit, nur gut um noch gefressen zu werden. Wäre man nur ein Pilz, die Leute würden sich wenigstens dafür bücken. Doch gerade jetzt im Herbst des Lebens stemmt man sich vehement gegen den unwillkürlichen Verfall. Mit Mut, Zähigkeit, Kreativität und Durchhaltewillen versucht man immer wieder dunkle, kalte Zeiten zu überstehen, wohl wissend daß auf jeden frostig-düsteren Winter immer noch ein neuer Frühling gefolgt ist.
Mit Cerruti 1881 pour Homme habe ich ein Parfüm ausgemacht, dessen Duft diese Eindrücke für mich recht gut widerspiegelt, einen Begleiter für die Wandlungen des Herbstes und des Lebens. Schon zu Beginn der Duftentwicklung war ich etwas überrascht. Von dem attraktiven, in eisigem Milchglas gehaltenen Flakon inspiriert, habe ich einen sehr kühlenden, harschen Duft erwartet. Das ist nicht der Fall, aber frisch ist der Duft, keine Frage. Mit dem ersten Sprüher taucht man ein in den frischen, herb-würzigen Morgennebel des beginnenden Tages im Walde. Das ist sehr angenehm und macht den Tag gefühlsmäßg leicht und freundlich, es könnte auch Frühling sein. Diese herb-frische, würzige Aromatik des Auftakts tut sich allerdings schwer gegen die aufkommenden Sonnenstrahlen zu bestehen, sprich gegen die intensive, florale Orientalik des Ylang-Ylang und die maskuline, grünkrautigen Würze. Gemeinsam dominieren diese, mit sich ringenden, Dufteindrücke die ersten zwei Stunden, währenddessen die fruchtigen Johannisbeeren irgendwo im Waldboden beerdigt wurde.
Die tiefen Sonnenstrahlen des späten Morgens bringen etwas Wärme in den Wald und damit erste Ausdünstungen von Kiefernharzen, Moosen, Waldboden und kräftigen Hölzern. Die Sonne kommt nur wenig über dem Horizont und somit sind die wahrgenommenen Duftessenzen zwar kräftig aber dennoch unaufdringlich. Man vertraut auf eine herbe, koniferige Kiefer als Schlüsselreiz und bettet sie ein in ein Milieu aus überdurchschnittlich guter waldig-moosiger Holzigkeit. Da der frisch-blumige Anteil gut zurücksetzt sowie auch die krautige Würze nicht überrepräsentiert ist, begleitet mich der Duft mit diesem Moos-Kieferharz-Holz-Akkord harmonisch noch etliche Stunden ohne weiter zu überraschen. Der ausgehende Herbsttag beschert erneut Nebelschleier, getränkt mit schwächer werdender erdig-waldiger Wärme als Schutz vor einsetzender Kühle.
Fazit: Schöner moosig-holziger, grün-herber, klassischer Herrenduft mit kräftigen, frischen Akzenten und Kiefernoten im Zentrum. Elegant, klar, linear, konservativ, einladend, sehr maskulin und von guter Haltbarkeit/Silage ist der Duft zeitlos, aber jederzeit von jederman zu tragen, wenn er denn gefällt!
Nino Cerruti hatte 1950 die von seinem Opa und dessen Brüdern 1881 gegründete Stoffmanufaktur geerbt. Daraufhin gründete er 1967 in Paris die Firma Cerruti 1881 die als Modemarke fungierte. Zu dieser Zeit arbeitete auch Giorgio Armani als Designer für Cerruti. Das erste Herrenparfüm wurde 1978 präsentiert, das erste Damenparfüm folgte 1987. Der Klassiker Cerruti 1881 pour Homme kam 1990 erstmals auf den Markt und wurde 2005 in die heutige Version überarbeitet. 2001 wurde Nino Cerruti aus dem Unternehmen gedrängt, nachdem er 1 Jahr zuvor 51% seiner Anteile verkauft hatte. 2005 ging die Lizenz für die Parfümsparte an Coty USA.
Herzlichen Dank für Eure Begleitung durch das herbstliche Leben!
Die vielen Jahre, die wechselnden Zeiten des Blühens und Vergehens lassen die Haut welken, sie wird faltig und furchig, verändert ihre Farbe und die Haare fallen aus wie die Blätter vom Baum. Morsche, gebrochene Äste gleichen schmerzenden Gliedmaßen und die weiche Walderde gemahnt mich zum vorsichtigen Gehen. Früchte liegen auf dem Boden, vergessen und unbeachtet wie man selbst zu mancher Zeit, nur gut um noch gefressen zu werden. Wäre man nur ein Pilz, die Leute würden sich wenigstens dafür bücken. Doch gerade jetzt im Herbst des Lebens stemmt man sich vehement gegen den unwillkürlichen Verfall. Mit Mut, Zähigkeit, Kreativität und Durchhaltewillen versucht man immer wieder dunkle, kalte Zeiten zu überstehen, wohl wissend daß auf jeden frostig-düsteren Winter immer noch ein neuer Frühling gefolgt ist.
Mit Cerruti 1881 pour Homme habe ich ein Parfüm ausgemacht, dessen Duft diese Eindrücke für mich recht gut widerspiegelt, einen Begleiter für die Wandlungen des Herbstes und des Lebens. Schon zu Beginn der Duftentwicklung war ich etwas überrascht. Von dem attraktiven, in eisigem Milchglas gehaltenen Flakon inspiriert, habe ich einen sehr kühlenden, harschen Duft erwartet. Das ist nicht der Fall, aber frisch ist der Duft, keine Frage. Mit dem ersten Sprüher taucht man ein in den frischen, herb-würzigen Morgennebel des beginnenden Tages im Walde. Das ist sehr angenehm und macht den Tag gefühlsmäßg leicht und freundlich, es könnte auch Frühling sein. Diese herb-frische, würzige Aromatik des Auftakts tut sich allerdings schwer gegen die aufkommenden Sonnenstrahlen zu bestehen, sprich gegen die intensive, florale Orientalik des Ylang-Ylang und die maskuline, grünkrautigen Würze. Gemeinsam dominieren diese, mit sich ringenden, Dufteindrücke die ersten zwei Stunden, währenddessen die fruchtigen Johannisbeeren irgendwo im Waldboden beerdigt wurde.
Die tiefen Sonnenstrahlen des späten Morgens bringen etwas Wärme in den Wald und damit erste Ausdünstungen von Kiefernharzen, Moosen, Waldboden und kräftigen Hölzern. Die Sonne kommt nur wenig über dem Horizont und somit sind die wahrgenommenen Duftessenzen zwar kräftig aber dennoch unaufdringlich. Man vertraut auf eine herbe, koniferige Kiefer als Schlüsselreiz und bettet sie ein in ein Milieu aus überdurchschnittlich guter waldig-moosiger Holzigkeit. Da der frisch-blumige Anteil gut zurücksetzt sowie auch die krautige Würze nicht überrepräsentiert ist, begleitet mich der Duft mit diesem Moos-Kieferharz-Holz-Akkord harmonisch noch etliche Stunden ohne weiter zu überraschen. Der ausgehende Herbsttag beschert erneut Nebelschleier, getränkt mit schwächer werdender erdig-waldiger Wärme als Schutz vor einsetzender Kühle.
Fazit: Schöner moosig-holziger, grün-herber, klassischer Herrenduft mit kräftigen, frischen Akzenten und Kiefernoten im Zentrum. Elegant, klar, linear, konservativ, einladend, sehr maskulin und von guter Haltbarkeit/Silage ist der Duft zeitlos, aber jederzeit von jederman zu tragen, wenn er denn gefällt!
Nino Cerruti hatte 1950 die von seinem Opa und dessen Brüdern 1881 gegründete Stoffmanufaktur geerbt. Daraufhin gründete er 1967 in Paris die Firma Cerruti 1881 die als Modemarke fungierte. Zu dieser Zeit arbeitete auch Giorgio Armani als Designer für Cerruti. Das erste Herrenparfüm wurde 1978 präsentiert, das erste Damenparfüm folgte 1987. Der Klassiker Cerruti 1881 pour Homme kam 1990 erstmals auf den Markt und wurde 2005 in die heutige Version überarbeitet. 2001 wurde Nino Cerruti aus dem Unternehmen gedrängt, nachdem er 1 Jahr zuvor 51% seiner Anteile verkauft hatte. 2005 ging die Lizenz für die Parfümsparte an Coty USA.
Herzlichen Dank für Eure Begleitung durch das herbstliche Leben!
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