4ajbukoshka

4ajbukoshka

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4ajbukoshka vor 3 Jahren 14 2
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
„Zum Augenblicke möcht‘ ich sagen: verweile doch, du bist so schön!“
Nun hat er mich doch tatsächlich noch zu einem Kommentar hingerissen, dieser weihnachtliche Plätzchenduft!

Kennt ihr das, wenn ihr gebacken habt und noch am nächsten Tag an euren Haaren den Geruch von Teig haften habt? (Tonka Impériale lässt grüßen.)
Ziemlich uncool ist das natürlich, wenn ihr kurz vor eurem Date Fisch angebraten habt - und der oder die Andere Vegetarier aus Leidenschaft ist.
Aber zurück auf Anfang...

Ich habe Tonka Impériale nun mehrmals getestet, zum ersten Mal 2017 auf Papier und der Suche nach „meinem“ Duft, der, wie sich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde herausstellte, Cuir Béluga sein sollte.
Im ersten Moment roch er für mich irgendwie altbacken, fast schon omahaft. Das violette, edel anmutende Testpapier mit den goldenen Lettern habe ich dennoch aus Prinzip mit nach Hause genommen - einfach, weil es so schön aussah.
Später zuhause angekommen fand ich ihn dann gar nicht mehr schlecht, nein, er roch richtig lecker und angenehm, kuschlig, weihnachtlich, aber nicht zuuuu kitschig-süß, nein, irgendwie erwachsen, rauchig, verrucht.
Und so geriet Tonka Impériale über Jahre in Vergessenheit.
Erst, als ein guter Freund mich wegen eines Parfums für seine Freundin um Rat bat (ich sollte mit ihm in „meine“ Parfümerie gehen und ihm beim Testen helfen, immerhin bin ich eine Frau und weiß ungefähr, was der Freundin gefällt), kam mir Tonka Impériale wieder in den Sinn, weil besagte Freundin meinen Cuir Béluga zwar hübsch im Flakon und gut an mir findet, aber er ihr persönlich zu süß und zu „weichgespült“ riecht (das hat sie gesagt).
Dann kam also der Lockdown und wenn ich eines nicht mag, ist es, Unmengen an Geld für Blindkäufe auf Grundlage schöner Flakons zu kaufen.
Da musste eine Lösung her!
In unserem Fall war es, den Bekanntenkreis abzuklappern und nach deren Lieblingen zu fragen - um die auszuschließen, wenn es darunter Mehrfachnennungen gibt (jaaa, wir haben uns wirklich Gedanken und Mühe gemacht), aber auch, um eventuell dadurch an Abfüllungen und Pröbchen heranzukommen.
Gesagt, getan.
So konnten wir beispielsweise Si ausschließen, außerdem La Vie Est Belle und einige mehr.
Nun... Über diverse Portale, darunter auch hier, habe ich dann noch ein paar Pröbchen und Abfüllungen besorgt. Aber diese eine hätte wohl gereicht.
Nachdem wir Tonka Impériale auf Papier, Kleidung und an mir und meinem guten Freund getestet hatten, stand fest: den bekommt sie zum Probieren. Sicher ist sicher.
Zu einem besonderen Geburtstag ein Parfum geschenkt zu bekommen, das einem nicht gefällt - und noch dazu vom eigenen Partner - wäre schon irgendwie traurig gewesen. Jetzt musste nur noch alles unauffällig arrangiert werden. Während besagte Freundin also bei mir war, um mir bei ein paar Kleinigkeiten für den bevorstehenden Umzug zu helfen, ließ ich die Testpapierstreifen (beschriftet mit Initialen der Düfte) auf meinem Schreibtisch liegen.
Und sie, neugierig wie sie ist, tappte in die Falle. Ich sprühte ihr also Tonka Impériale auf und ihr Freund und ich waren gespannt auf ihre Reaktion. Als später dann die Nachricht auf WhatsApp kam, welches Parfum das wohl war, rieb ich mir wie Mister Burns die Finger und schrieb ganz unschuldig zurück, ich wüsste es nicht. Und dass sie das irgendwann demnächst noch einmal ausprobieren müsste.
Sie war etwas enttäuscht, aber als gute Freundin zeigte sie mir zumindest nicht, dass sie es mir übel nehmen würde und da sie noch weniger Ahnung von Parfum hat als ich, konnte sie nicht beschreiben, wie oder wonach das Ding roch.
Ich war also aus dem Schneider und ihre Freude umso größer, als sie vor Kurzem Tonka Impériale zum Geburtstag geschenkt bekam.
Ihre erste Reaktion war wohl ein leicht verzogenes Gesicht (ich war nicht dabei, ihr Freund hat berichtet), denn sie kannte Cuir Béluga und dachte wohl, das wäre der Inhalt des wunderschön anmutenden Flakons - leider ohne „Pfft-Pfft-Ding“ (Pumpzerstäuber, ihr wisst schon).
Aber am liebsten hätte sie nach dem ersten Aufsprüher wohl darin gebadet.
Ich nicht, aber lecker ist der schon!

Nun aber zur Überschrift:
„Verweile doch, du bist so schön!“ - auch ich würde mir von Tonka Impériale etwas mehr Sillage und Haltbarkeit wünschen.
Erstere ist nach etwa einer Stunde quasi nicht mehr vorhanden und man muss gefühlt ins Handgelenk beißen oder die Nase ganz nah dranhalten, um noch etwas von diesem Duft zu haben. Sieht beides bescheuert aus.
Die Haltbarkeit lässt leider auch zu wünschen übrig, ABER... irgendwann nachdem ich mein Statement verfasst habe, war ich duschen. Und nach dem Duschen und noch am nächsten Tag haftet die Basisnote an meinem Handgelenk, außerdem bilde ich mir ein, darin immer noch die Tonkanote wahrzunehmen. Ein kleines Trostpflaster also.
Denn ansonsten ist Tonka Impériale so schnell weg wie ein gefühlter schöner Augenblick - oder der leckere Plätzchenteig, von dem man angeblich Bauchschmerzen bekommt, wenn man ihn so verputzt (ich kann das bis heute nicht bestätigen).
Ich finde ihn etwas zu würzig und rauchig, um reinzubeißen, aber ich habe gehört, dass es Menschen geben soll, die Tannenzapfen, Kastanien und dergleichen essen
- also: waaaruuum eigentlich nicht?
2 Antworten
4ajbukoshka vor 3 Jahren 29 3
Verena 2004: Die starke, unterkühlte Frau
L'Eau d'Issey heißt für mich nicht L‘Eau d‘Issey.
L‘Eau d‘Issey heißt für mich Verena.
Verena ist eine Frau, geboren um 1960.
Verena bedeutet auf Deutsch so etwas wie „die Starke“ - und kein anderer Name hätte je besser zu dieser Frau gepasst.
Sie trägt diesen Duft, seit ich sie kannte, schon immer, wahrscheinlich sogar schon, bevor ich geboren wurde und sehr wahrscheinlich auch heute noch.
Es ist „ihr“ Duft und neben Davidoffs kaltem Wasser damals der einzige, den sie trägt und vor Allem der, den sie am liebsten trägt.

Zu Verena aus meiner Erinnerung.
Wir schreiben das Jahr 2004.
Verena hat vier Kinder. Oder fünf? Sechs? Jedenfalls viele. Zwei Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen gehören auch zu ihrer Familie.
Wer soll da denn bitte durchblicken. Die Nachbarn jedenfalls nicht. Für sie ist Verena asozial, „mit so vielen Kindern, die nicht einmal alle ins Auto passen“. „Was ist das denn bitte für eine Frau? Wieviele Männer hatte sie? Guck dir mal die Kinder an, die sehen nicht so aus, als wären sie alle von einem Mann. Eher jedes von einem anderen.“ „Arme geschiedene Frau. Und dann ist sie noch so arrogant, als wäre sie Frau Konsul persönlich. Worauf bildet DIE sich denn etwas ein?“
Nun. Verena, damals knapp an der Vierzig kratzend, hat viele Kinder und diese Kinder wiederum viele Haustiere.
Verena ist alleinerziehend, ihr jüngstes Kind ist im Krabbelgruppenalter. Dennoch ist sie berufstätig, sie arbeitet jeden Tag von morgens um vier bis vormittags um zehn/ elf. Nur so hat sie Zeit, das Kleinste aus der Krippe abzuholen, das Haus auf Vordermann zu bringen und zu kochen, bevor das erste Kind aus der Schule oder dem Kindergarten kommt.
Morgens ohne sie zu frühstücken, bekommen die Kinder schon hin. Aber für eine halbe Fußballmannschaft zu kochen, kann sie der Ältesten mit ihren zehn Jahren nicht zumuten. Vielleicht in ein paar Jahren.
Eine Haushälterin hat Verena nicht.
Ein Auto, in das alle ihre Kinder passen, hat sie auch nicht.
Verena hat ein großes Haus. Dieses Haus hat sie selbst gebaut, mit ihrem Mann, den es nicht mehr gibt. Er ist während des Baus gestorben. Deswegen befindet sich das Haus teilweise noch im Rohbau.
Aber das ist Verena nicht wichtig. Die Kinderzimmer sind schön und sie selbst schläft im Wohnzimmer, auf der Couch auf Betonboden.
Was kaum jemand weiß: Verena ist studierte Juristin. Sie hat ihren Abschluss magna cum laude gemacht. Warum sie dann in einer Fabrik arbeitet? Weil es ihr kein anderer Job ermöglichen würde, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen und natürlich, weil sie für ihre große Liebe aufs Land gezogen ist und es hier nicht so viel Auswahl gibt.
Bekannte bewundern Verena, für ihre Stärke, die Ausdauer. Oder sie bedauern sie, denn sie hat ja keinen Mann.
Freunde hat Verena nicht.
Sie ist pragmatisch veranlagt und hätte wahrscheinlich nicht einmal Zeit, Freundschaften zu pflegen.
Wer jetzt denkt, Verena wäre eine unattraktive Frau, die so pragmatisch aussieht und sich kleidet, wie sie lebt: weit gefehlt.

Wie bereits erwähnt, ist sie fast vierzig, sieht aber aus wie dreißig. Höchstens. „Stress konserviert“, tut sie lachend ab, wenn man sie auf ihr Alter anspricht.
Wenn sie lächelt, kann sie eindringlich und böse gucken, schuld daran sind ihre grünen Augen und ihre harten Gesichtszüge: die hohen Wangenknochen und das kantige Kinn, auf dessen Höhe die dunkelrot getönten Locken enden (Verenas Naturhaarfarbe ist rotbraun).
Verena ist groß, geschätzt 1,77 Meter groß, für mich daher zu der Zeit riesengroß und ein bisschen angsteinflößend. Sie hat Beine, auf die Heidi Klum sicher neidisch wäre. Sie trägt eine sportliche Konfektionsgröße 36 und fährt alle Jahre mal in die nächstgelegene Großstadt, um in ihrer Schuhgröße (42, glaube ich zu wissen) schicke Stiefeletten zu finden. (Ich kannte diese Frau lange und habe sie nie in flachen Schuhen gesehen.)
Die meiste Zeit sehe ich sie in ihrer Lieblingsjeans, einer ausgewaschenen, stylischen Röhrenjeans von Lee, mit Farbresten und Rissen. „Weil man das jetzt so trägt, habe ich zu dem Riss, wo die Hose kaputt gegangen ist, einfach noch selbst welche hinzugefügt“, erklärt sie mir. „Vor ein paar Jahren war das meine Arbeitshose, jetzt bezahlen die Leute viel Geld, um so etwas in neu zu bekommen“. Oha. Wenn die Jeans also gerade lüftet, trägt Verena so ein schwarzes, glänzendes Lederding, vielleicht eine Leggings? Dazu eine weiße, lange, weite Bluse. Sie könnte sich bei ihrer Figur wohl alles erlauben und würde sie nicht einer Kleinstadt wohnen, wäre aus ihr ein Model oder mindestens eine Trendsetterin geworden.
Trends findet sie meistens lachhaft und für Leute, die alleine nicht wissen, was sie anziehen oder machen sollen, ihr Kleiderschrank bietet Platz für drei Hosen, einen Mantel, ein Strickkleid und ein paar Oberteile, darunter auch eine Fellweste, die sie manchmal über der weißen Bluse trägt, wenn sie Lust hat, die Leute wieder blöd gucken und reden zu lassen, denn das tun sie ja sowieso.
Alles an Verena ist ein Statement.
So auch ihr Parfum. Sie hat nur zwei Stück, eines, das sie liebt und eines, das sie trägt, bis sie wieder das hat, das sie liebt.
Und sie liebt keines so sehr wie L‘Eau d‘Issey. Deshalb legen zu jedem ihrer Geburtstage oder zu Weihnachten ihre Kinder (manchmal mit dem 25-jährigen Liebhaber) zusammen und lassen jemanden in die größere Stadt fahren, um dieses Zeug zu besorgen.
Fast 100€ für ein Parfum auszugeben, widerstrebt Verena. In ihre Kinder ist das Geld besser investiert.
Obwohl sie insgeheim also weiß, dass sie ihren Schatz von ihren Schätzen bekommen wird, tut sie jedes Mal überrascht, ist dabei aber ehrlich überwältigt.
So, wie ich von L‘Eau d‘Issey.
Ich rieche Verena aka L‘Eau d‘Issey, da ist Verena noch zig Meter entfernt (und das ist zur Abwechslung eine UNTERtreibung) und habe es immer noch in der Nase, da ist sie schon längst wieder weg.
Kein Duft hat sich so in mein Gedächtnis eingebrannt wie Verena. Er füllt den Raum mit seiner Präsenz, ist ein Overstatement.
Für mich selbst ist dieser Duft ein Ding der Unmöglichkeit, ich kann ihn nicht riechen, was wahrscheinlich an dem Nelken-Veilchen-Rosen-Gemisch liegt (alles Noten, die ich, vielleicht auch der Erinnerung wegen nicht so gerne mag).
Aber wenn ihn jemand trägt und tragen kann, dann eine Frau wie Verena.
Eine Frau, die unglaublich stark ist, unabhängig, klug, eine Frau mit Ecken und Kanten. Ich rieche keine Wärme, nichts Herzliches, eher einen Schlag in die Magengrube für jeden, der sich ihr in den Weg stellt.
Verena ist nichts für Zuckerwatteladies, nichts für elfenhafte „La vie est belle“-Vertreter, nichts für jemanden, der gerne Everybody‘s Darling wäre.

Wenn ich Verena (der Frau) heute begegne, habe ich keine Angst mehr vor ihr. Sie ist über die Jahre etwas kleiner und rundlicher geworden.
Aber IHR Duft hat kein Stückchen von dem Wumms verloren, den er für mich damals hatte.
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4ajbukoshka vor 3 Jahren 7 3
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Matrose hat mich verlassen. Hier ist mein Trostpflaster.
„Dimmi perché quando penso, penso solo a te?!
Dimmi perché quando vedo, vedo solo te!
Dimmi perché quando credo, credo solo in te - GRANDE AMORE!
Dimmi che mai...
che non mi lascerai mai!“
(Sag mir, warum ich, wenn ich denke, nur an dich denke?!
Sag mir, warum ich, wenn ich sehe, nur dich sehe!
Sag mir, warum ich, wenn ich glaube, nur an dich glaube - große LIEBE!
Sag mir, dass...
dass du mich nie verlassen wirst!
Il Volo - Grande Amore. Übersetzung von 4ajbukoshka, deren Italienisch nicht perfekt ist, was ihr aber egal ist, weil sie unglaublich und unglücklich verliebt ist.)

Wo bin ich stehen geblieben?
Ich bin verliebt. Ja. Schon seeeehr lange. In den Matrosen. In den Matrosen am richtigen Matrosen.
Und hier geht es um seinen besten Freund.
Die beiden sind zusammen aufgewachsen, sie sehen sich zwar äußerlich nicht sonderlich ähnlich, treten aber trotzdem wie Brüder auf, wenn es darauf ankommt.
Sie teilen sich vieles: Hobbies, Erinnerungen, sogar das Lieblingsessen (Lasagne).
Aber nicht die Freundin, keiner ist ein Klon vom Anderen, nein, das Wort würde ich hier nicht benutzen, da es für mich negativ konnotiert ist und nach einem Fehlversuch klingt.

Dieser Möchtegern Bad Boy namens Cabana also... er ist übermäßig attraktiv, fast so sehr wie sein bester Freund, MEIN FREUND, der attraktivste Mann überhaupt... aber irgendwie nehme ich ihn so nicht wahr, denn... oooooh... er ist eigentlich kuschlig und lieb.
Aber das gibt er nur zu, wenn ich mich traurig und verlassen in seine Arme stürze.
Traurig und verlassen, weil der Matrose weg ist.
Ein Schaf im Wolfspelz also.
(An dieser Stelle sei gesagt: nein, mein Freund hat mich nicht verlassen. Mir wurde von einem Mann mein Lieblingsparfum geklaut - und das ist noch viel schlimmer.)

Bin ich eigentlich die einzige, die bei dem Flakon an eine Zigarre denkt?
Eine Zigarre?! Igittigittigitt. Nein. Zigarren sind nur in Filmen cool, weil man sie da nicht riechen kann und die Träger in eleganten Mänteln, manchmal mit Hüten da sitzen und dann... Italienisch sprechen.
So schlecht ist der hier aber doch nicht.
Fangen wir also beim Flakon an: der ist okay. Meine Frauenhände finden ihn etwas groß, aber für Männer ist er wohl um einiges handlicher, oder, wie man so schön sagt: ergonomisch. Mir gefällt, dass er matt ist und man trotzdem sieht, wieviel Inhalt er noch zu bieten hat.

Zur Haltbarkeit kann ich sagen: auf dem Kissen hält er sich fantastisch. So, als wäre der Matrose(nträger) noch vor wenigen Stunden darauf gelegen und hätte mich verlassen. Und das, obwohl er doch schon seit gestern weg ist.
Auf meiner Haut nehme ich abends noch Vanille und Amber wahr (weißes Moos? Keine Ahnung, wie das riecht, wüsste ich es, könnte ich dazu auch etwas sagen), allerdings muss ich gestehen, dass ich tagsüber nachgelegt habe.
Der beste Freund des Matrosen, der zwar so tun will, als wäre er ein Bad Boy und einen auf Zigarre macht, hält sich vielleicht vier Stunden auf meiner Haut, vielleicht ein minimal mehr.

Ich habe es bei einem anderen Kommentar schon erwähnt, wiederhole mich aber gerne:
Wie bei allen LaRives ist es meiner Meinung nach besser, die ersten Sekunden die Nase zusammenzukneifen, zumindest solange, bis der minimal stechende Alkoholgeruch verflogen ist.
Es lohnt sich.
Für mich sind das zwei ähnliche, aber doch verschiedene Düfte, der Matrose und sein bester Freund.
Ich mag sie beide, den Matrosen himmle ich an, vergöttere ihn, schmelze dahin, ich klebe an ihm wie Fliegen an... dem, woran Fliegen so kleben.
Zu seinem besten Freund habe ich ein Bruder-Schwester-Verhältnis. Er tröstet mich bei Liebeskummer. Er gibt mir Stärke, wenn ich mich weniger klein und schüchtern fühlen möchte. Ich mag zwar süß aussehen in dem Kleidchen, aber ich habe Haare auf den Zähnen, denn er steht hinter mir, auch wenn er außer mir nicht direkt jedem auffällt.
Auf seine Weise macht er mich glücklich. Und nicht arm.
Cabana ist ein doofer Name. Ich nenne ihn lieber Andrea (ist im Italienischen ein Männername, ist aber absichtlich von mir so uneindeutig gewählt) - und danke ihm an dieser Stelle für die Freundschaft und den Trost.
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4ajbukoshka vor 3 Jahren 10 5
8
Flakon
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Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Warum klauen mir eigentlich immer alle meine Parfums?
Ich bin in meinem Freundeskreis für einige „Marotten“ bekannt.
Zum Beispiel trage ich gerne Männerkleidung und -parfums.
Erst vor Kurzem hat mir ein junger Mann, dieser Frechdachs, meinen heißgeliebten Matrosen aus dem Parfumschrank (es ist eher ein Fach, viel ist da nicht drin) geklaut (jetzt weiß ich auch wieder, warum ich niemand bin, der bzw. die Parfums offen oder gar als Dekoobjekte zur Schau stellt; dabei geht es nicht um die einigermaßen sachgerechte Lagerung, haha, nein, ich mache das präventiv, damit die Leute aufhören, sich an meinen Schätzen zu vergreifen).
Sein Kommentar: „Ich benutze ihn und wir haben beide etwas davon. Du kannst ihn dann an mir riechen und ich muss nicht an Männer denken, wenn ich bei dir bin. Das ist seltsam.“
Was der Matrose mit Eau de Lacoste L.12.12 pour Elle Natural zu tun hat?

Es ist eine unendliche Geschichte...
Wir schreiben das Jahr 2018. Es ist Sommer und ich habe den ganzen Tag mit meiner Nase in Büchern und vor dem Bildschirm verbracht. Abends wollen wir mit ein paar Freunden im Park abhängen und grillen.
Ich schaffe es vorher aber nicht mehr nach Hause. Deshalb bietet der liebe Leidensgenosse... ähm... Lernpartner (er ist auch eigentlich gar nicht so lieb, aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht) an, bei ihm zuhause (er wohnt fast neben der Bibliothek) etwas Essbares vorzubereiten und mich frisch zu machen.
Gesagt, getan.
Ich mache meinen Lieblingssalat, Glasnudelsalat, heute mal vegan.
Danach verschwinde ich im Badezimmer. Gut, dass ich in meiner Tasche in der Tasche immer alles habe, was ich brauche: mindestens zwei verschiedene Lippenstifte, Deocreme und ein Parfum oder zumindest Pröbchen von etwas hoffentlich gut Riechendem.
Ich kämme mir mit den Fingern die Locken und trage am Ende zwei Spritzer von diesem Sommerkrokodil auf, das ich neulich erst entdeckt habe.
„Meinen“ Duft mag ich bei Temperaturen um die 30 Grad nicht unbedingt tragen, zu groß die Angst, er könnte sich in eine stinkende Frau im Bus verwandeln und ich ihn nicht loswerden, dafür aber die Liebe und die vielen positiven Assoziationen, die ich bei und mit ihm habe. In meiner ganz kleinen, nach wenigen Minuten verpuffenden Duftwolke verlasse ich also das Badezimmer und komme als sommerfrische Krokodilliebhaberin aus dem Badezimmer.
Wenige Stunden später rieche ich schon nicht mehr allzu viel davon. Ich schnüffele angestrengt an meinen Handgelenken und vernehme etwas Weiches, leicht Süßliches. Wahrscheinlich den Amber.
Okay, das Sommerkrokodil schwächelt hier etwas, aber vielleicht ist meine Nase auch einfach abgelenkt von dem vielen Essen, dem Knoblauch und später dann vom Lagerfeuer.
Ich rieche wie immer gut, bestätigt mir eine Freundin, deren Kopf irgendwann in meinem Schoß liegen bleibt.
Das Sommerkrokodil ist ein guter Saisonarbeiter. Ich nutze ihn nun seit etwa einem Monat und bin immer noch super zufrieden mit ihm.
Am nächsten Tag kommt das böse Erwachen.
Ich verlasse in Eile das Haus, bin mal wieder spät dran... keine Zeit für nichts, weder fürs Haarekämmen noch für Parfum.
Aber was soll’s. Ich habe ja Finger und mein Sommerkrokodil in der Tasche in der Tasche. Dachte ich.
Gestern war es doch noch da?!
Egal. Keine Zeit, sich jetzt um so etwas Gedanken zu machen.

Stunden später in der Bibliothek.
Warum riecht dieser Kerl nach Kokos? Hat er heimlich das Duschgel seiner Freundin benutzt? Hat er denn eine Freundin? In seinem Badezimmer sah es nicht danach aus und ich habe nicht gefragt. Es hat mich einfach nicht interessiert.
Irgendwie kommt mir dieser Geruch bekannt vor, irgendwie aber auch nicht.
Mein lieber Lernpartner erzählt und erzählt, aber kein Wort von einer Freundin.
Ich: „Sag mal, was benutzt du denn für ein Duschgel?“
Er: „Oh, du fragst Sachen. Wenn ich das wüsste. Irgendeines von duschdas, bin mir aber nicht sicher.“
Ich, runzle die Stirn: „Du riechst heute so anders. Versteh das bitte nicht falsch, aber hast du eine Freundin?“
Er, fängt an, dreckig zu lachen, dieser Teufel: „Aaaaaha. Ich habe mich schon gefragt, wann du darauf kommst. Vermisst du nicht etwas?“
Ich, zu dem Zeitpunkt mit Lernen und 99 problems beschäftigt, stehe absolut auf dem Schlauch: „Keine Ahnung, aber ich habe Hunger, also produzier misch nich, sonst weddisch attraktiiieeef.“
Er, zuckt mit den Schultern: „Du hast da so ein kleines Fläschchen auf meinem Waschbecken hinterlassen. Die Farbe hat mir gesagt, dass es okay ist, wenn ich das auch benutze.“
Mir dämmert es: „Du hast MEIN PARFUM BENUTZT? Dein ERNST?!“
„Ja - ich habe extra nochmal nachgesprüht, bevor du gekommen bist. Aber du hast es nicht einmal gemerkt.“
Ich, völlig ungeniert, stecke meinen Riechkolben näher an seinen Hals. Wow. Okay. Ich habe den anders in Erinnerung. Wo vorhin noch Kokos war, ist jetzt etwas Blumiges, Herbes, ja, vielleicht Holziges, das an Vanille erinnert, aber nicht an meine Lieblingsvanille, sondern an Vanilleschalen oder etwas Synthetischeres.
An mir riecht der Duft anders. Süßer, weicher. Aber an mir rieche ich anfangs auch kein Kokos, sondern eher nicht eindeutig definierbare Zitrusfrüchte.
Iiiinteressant, es funktioniert also auch umgekehrt. Und erstaunlicherweise riecht dieser Typ da auch gut.
Ich dachte vorher, das Sommerkrokodil wäre für meine Altersgruppe. Der Typ, jetzt nicht mehr halb so lieb in meiner Gunst, ist über zehn Jahre älter als ich. Und ich halte ihn nun für ein A...loch, hat er doch einfach ungefragt mein Parfum benutzt und es mir nicht mitgebracht.
Aber das fällt mir erst später wieder ein. Ich bin schließlich zum Lernen hierher gekommen.

Ein paar Tage später spreche ich ihn also auf mein Sommerkrokodil an.
Er meint, ich habe es jetzt schon so lange ohne ausgehalten, eigentlich vermisse ich es doch gar nicht und es gibt doch bestimmt bessere Parfums für Frauen, was ist das denn für ein Frauenparfum, wenn es ein Mann tragen kann. Tzzz... Nicht nur ein A...loch, nein, auch ein Macho und einer, der keine Ahnung hat, noch dazu. Aaaargh.
[Insert Schimpfwörter auf Russisch here]
Er hat sogar Komplimente von Frauen dafür bekommen. Und der Flakon ist sowieso nur halbvoll. Wenn überhaupt.
Ich verdrehe die Augen: „Weißt du was? Ich will sowieso nicht so riechen wie du, Stinker! Behalt ihn als Danke für deine Hilfe beim Lernen und lass mich in Frieden.“

Ich mache mich nun auf die Suche nach einem besseren Sommerkrokodil.
Vielleicht dem hellrosanen.
Fortsetzung folgt.
Ich hoffe aber, die Serie der Männer, die mir meine Parfums klauen oder abschwatzen, bringt keine weitere Staffel heraus.
5 Antworten
4ajbukoshka vor 3 Jahren 35 8
9
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Geschenk für die Schwiegermutter
Ein Schelm, der bei der Überschrift Böses denkt!
Meine ehemalige Schwiegermutter in spe - zu ihr pflege ich noch immer Kontakt - ist eine wundervolle, herzliche Person und ich bin ihr immer noch dankbar, dass sie mir den Duft „weggenommen“ hat.
Sonst hätte ich wohl niemals Cuir Béluga entdeckt *seufz* *schmacht schmacht*.

Also auf Anfang.
Ich bin 16 Jahre jung, habe das erste Mal ein bisschen mehr Geld verdient als die üblichen 5-10€ fürs Gassigehen mit dem Nachbarshund - so viel, dass ich es für ein neues Parfum auf den Kopf hauen werde.
Aber kein Playboy oder Bruno Banani oder ein anderes günstiges verwässertes Etwas, das irgendjemand mir hinterlässt, weil es ihm oder ihr nicht gefällt, nein, zur Feier des Tages darf es etwas Besonderes sein. Das habe ich mir verdient.
Mein Fahrrad bringt mich also zum Drogeriemarkt meines Vertrauens.
Dort stehe ich vor dem Regal und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Da sind bunte Flakons, manche haben sogar Plüschschlüsselanhänger dran. Was zur...
„Wenn ein Parfum einen gratis Schlüsselanhänger braucht, um für sich zu werben, kann das kein gutes Zeichen sein.“
Meine Logik. Bis heute.
Erschlagen von bunten Bonbons, dem Glitzer, Pomp und Gedöhns stehe ich da und entdecke ihn, diesen schicken, schmalen quaderförmigen Flakon.
Das Lacoste-Krokodil guckt mich an und erinnert mich an die Sneakers, die ich mir nicht leisten konnte (und wollte, denn vielleicht würden meine Füße noch wachsen und dann wäre es wirklich schade um die Schuhe, hatte man mir offenbar erfolgreich eingetrichtert).
Das Krokodil, es schreit nicht, es glitzert nicht, es punktet bei mir mit dezenter Zurückhaltung. Genau mein Ding. Eckig, aber innen leicht abgerundet.
Den ersten Test auf Papier besteht es.
Es riecht nicht streng, nicht nach Oma - wie diese ganzen Nummer Fünfs und wie die noch so heißen, mit denen sich so viele eindieseln, weil sie auf ihren Gesta... äääh... ihr Parfum angesprochen werden wollen.
Es darf also auf meine Haut. Und den Hals und aufs Haar.
Mhhmmm... angenehm! Geschmeidig! Gepflegt. Und exakt in meinem Budget.
Ich drehe ein paar Runden durch den Laden und mag den Geruch um mich herum immer noch. Gekauft.
Den einen Cent, der übrig bleibt, werfe ich in die Spendenbox zusammen mit dem restlichen Kleingeld, das noch in meinem Geldbeutel ist. Dem peinlichen 4You-Geldbeutel, den mein Bruder nicht mehr brauchte oder wollte. Hätte ich doch nur ein schickes Portemonnaie gekauft. Egal. Ich habe etwas viel Besseres. Damit gehe ich nach Hause.
Die nächsten Jahre begleitet mich das Krokodil - von dort aus überall hin, zu jeder Tageszeit, zu (fast) jedem Anlass. Für die Disco ist er mir zu brav, zu lieb.
Aber es ist praktisch, hauptsächlich ein Parfum zu benutzen. Dann muss man nie an den Schals schnuppern, denn man weiß, da kann nur dieser eine Duft noch dran hängen. Das tut er auch tatsächlich. An der Kleidung rieche ich die Basis noch nach ein/ zwei Tagen oder bis zum Waschen, wenn er auf der Haut nicht einmal mehr zu erahnen ist.
Das Krokodil ist mein treuer Begleiter. Wenn ich geduscht habe, fühle ich mich mit ihm geduscht im Quadrat. Reinlich.
Meine Freundinnen stecken ihre Nase in meine Halstücher und Schals, wenn wir uns begrüßen. Denn ich rieche so angenehm.
Nicht eine einzige Person hat an mir oder dem Krokodil etwas auszusetzen.
Bis... dieser eine Kommentar alles zerstören sollte.
„Du riechst wie meine Mutter. Hör auf damit.“ - Worte, die man von seinem Freund nicht hören möchte.
„Der hat doch keine Ahnung. Ich benutze zwar keinen Weichspüler, aber vielleicht ist es das Waschmittel. Oder der Haarschaum, den er da riecht. Ehrlich, habe ich heute überhaupt Parfum aufgetragen? Ich glaube, ich habe es sowieso vergessen.“
Einige Tage später stehe ich im Badezimmer besagter Mutter. Neben Christina Aguilera steht es. Das Krokodil.
Das ist das Aus. Ich höre förmlich, wie mein Herz ein kleines bisschen bricht.
Die nächsten Tage und Wochen gehe ich parfümlos durch die Welt. Desillusioniert.
Ich rieche an seiner Mutter. Sie riecht toll, nach Geborgenheit. Sie strahlt Wärme aus und ihr ist es nach Harmonie. Eine tolle Frau, die tolles Essen kocht.
Ihr Flakon neigt sich dem Ende zu.
Ich überlege. Zuhause habe ich noch eine Schildkröte und ein Krokodil, beide mit sehr ähnlich riechendem Inhalt.
Schenke ich ihr die Schildkröte?
Nein. Zu billig. Das könnte einer Beleidigung gleichkommen, denn ich selbst fand die Schildkröte leicht abstoßend und habe sie deshalb lange nicht angerührt und hinterher doch wieder das Krokodil, als es im Angebot war, nach Hause gebracht.
Aus welchen Gründen auch immer hebe ich die Kartons der Parfums auf, obwohl ich sie sowieso nicht verkaufe.
Hier zum Glück, denn so macht das Geschenk irgendwie mehr her.
Die „Schwiegermutter“ ist überrascht.
Zu welchem Anlass und womit sie dieses Geschenk verdient hat?
Nein, es braucht nicht immer einen Anlass, um jemandem eine kleine Freude bereiten zu wollen. Sie macht das schließlich auch immer.
Bei jedem meiner (angekündigten) Besuche hat sie zuuuufällig etwas gekocht, von dem sie weiß, dass ich es gerne esse.
Sie macht nie ein großes Aufhebens um etwas.
Wie das Krokodil.
Das Krokodil passt viel besser zu ihr als zu mir kleinen Dramaqueen.
Ich frage mich, wie wir, das Krokodil und ich, es so lange miteinander aushalten konnten und gönne es ihr von Herzen, dieser herzensguten, warmen Frau, die nie einer Fliege etwas zuleide tun würde.
Wie das Krokodil.
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