13.12.2020 - 16:35 Uhr
4ajbukoshka
73 Rezensionen
4ajbukoshka
10
Warum klauen mir eigentlich immer alle meine Parfums?
Ich bin in meinem Freundeskreis für einige „Marotten“ bekannt.
Zum Beispiel trage ich gerne Männerkleidung und -parfums.
Erst vor Kurzem hat mir ein junger Mann, dieser Frechdachs, meinen heißgeliebten Matrosen aus dem Parfumschrank (es ist eher ein Fach, viel ist da nicht drin) geklaut (jetzt weiß ich auch wieder, warum ich niemand bin, der bzw. die Parfums offen oder gar als Dekoobjekte zur Schau stellt; dabei geht es nicht um die einigermaßen sachgerechte Lagerung, haha, nein, ich mache das präventiv, damit die Leute aufhören, sich an meinen Schätzen zu vergreifen).
Sein Kommentar: „Ich benutze ihn und wir haben beide etwas davon. Du kannst ihn dann an mir riechen und ich muss nicht an Männer denken, wenn ich bei dir bin. Das ist seltsam.“
Was der Matrose mit Eau de Lacoste L.12.12 pour Elle Natural zu tun hat?
Es ist eine unendliche Geschichte...
Wir schreiben das Jahr 2018. Es ist Sommer und ich habe den ganzen Tag mit meiner Nase in Büchern und vor dem Bildschirm verbracht. Abends wollen wir mit ein paar Freunden im Park abhängen und grillen.
Ich schaffe es vorher aber nicht mehr nach Hause. Deshalb bietet der liebe Leidensgenosse... ähm... Lernpartner (er ist auch eigentlich gar nicht so lieb, aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht) an, bei ihm zuhause (er wohnt fast neben der Bibliothek) etwas Essbares vorzubereiten und mich frisch zu machen.
Gesagt, getan.
Ich mache meinen Lieblingssalat, Glasnudelsalat, heute mal vegan.
Danach verschwinde ich im Badezimmer. Gut, dass ich in meiner Tasche in der Tasche immer alles habe, was ich brauche: mindestens zwei verschiedene Lippenstifte, Deocreme und ein Parfum oder zumindest Pröbchen von etwas hoffentlich gut Riechendem.
Ich kämme mir mit den Fingern die Locken und trage am Ende zwei Spritzer von diesem Sommerkrokodil auf, das ich neulich erst entdeckt habe.
„Meinen“ Duft mag ich bei Temperaturen um die 30 Grad nicht unbedingt tragen, zu groß die Angst, er könnte sich in eine stinkende Frau im Bus verwandeln und ich ihn nicht loswerden, dafür aber die Liebe und die vielen positiven Assoziationen, die ich bei und mit ihm habe. In meiner ganz kleinen, nach wenigen Minuten verpuffenden Duftwolke verlasse ich also das Badezimmer und komme als sommerfrische Krokodilliebhaberin aus dem Badezimmer.
Wenige Stunden später rieche ich schon nicht mehr allzu viel davon. Ich schnüffele angestrengt an meinen Handgelenken und vernehme etwas Weiches, leicht Süßliches. Wahrscheinlich den Amber.
Okay, das Sommerkrokodil schwächelt hier etwas, aber vielleicht ist meine Nase auch einfach abgelenkt von dem vielen Essen, dem Knoblauch und später dann vom Lagerfeuer.
Ich rieche wie immer gut, bestätigt mir eine Freundin, deren Kopf irgendwann in meinem Schoß liegen bleibt.
Das Sommerkrokodil ist ein guter Saisonarbeiter. Ich nutze ihn nun seit etwa einem Monat und bin immer noch super zufrieden mit ihm.
Am nächsten Tag kommt das böse Erwachen.
Ich verlasse in Eile das Haus, bin mal wieder spät dran... keine Zeit für nichts, weder fürs Haarekämmen noch für Parfum.
Aber was soll’s. Ich habe ja Finger und mein Sommerkrokodil in der Tasche in der Tasche. Dachte ich.
Gestern war es doch noch da?!
Egal. Keine Zeit, sich jetzt um so etwas Gedanken zu machen.
Stunden später in der Bibliothek.
Warum riecht dieser Kerl nach Kokos? Hat er heimlich das Duschgel seiner Freundin benutzt? Hat er denn eine Freundin? In seinem Badezimmer sah es nicht danach aus und ich habe nicht gefragt. Es hat mich einfach nicht interessiert.
Irgendwie kommt mir dieser Geruch bekannt vor, irgendwie aber auch nicht.
Mein lieber Lernpartner erzählt und erzählt, aber kein Wort von einer Freundin.
Ich: „Sag mal, was benutzt du denn für ein Duschgel?“
Er: „Oh, du fragst Sachen. Wenn ich das wüsste. Irgendeines von duschdas, bin mir aber nicht sicher.“
Ich, runzle die Stirn: „Du riechst heute so anders. Versteh das bitte nicht falsch, aber hast du eine Freundin?“
Er, fängt an, dreckig zu lachen, dieser Teufel: „Aaaaaha. Ich habe mich schon gefragt, wann du darauf kommst. Vermisst du nicht etwas?“
Ich, zu dem Zeitpunkt mit Lernen und 99 problems beschäftigt, stehe absolut auf dem Schlauch: „Keine Ahnung, aber ich habe Hunger, also produzier misch nich, sonst weddisch attraktiiieeef.“
Er, zuckt mit den Schultern: „Du hast da so ein kleines Fläschchen auf meinem Waschbecken hinterlassen. Die Farbe hat mir gesagt, dass es okay ist, wenn ich das auch benutze.“
Mir dämmert es: „Du hast MEIN PARFUM BENUTZT? Dein ERNST?!“
„Ja - ich habe extra nochmal nachgesprüht, bevor du gekommen bist. Aber du hast es nicht einmal gemerkt.“
Ich, völlig ungeniert, stecke meinen Riechkolben näher an seinen Hals. Wow. Okay. Ich habe den anders in Erinnerung. Wo vorhin noch Kokos war, ist jetzt etwas Blumiges, Herbes, ja, vielleicht Holziges, das an Vanille erinnert, aber nicht an meine Lieblingsvanille, sondern an Vanilleschalen oder etwas Synthetischeres.
An mir riecht der Duft anders. Süßer, weicher. Aber an mir rieche ich anfangs auch kein Kokos, sondern eher nicht eindeutig definierbare Zitrusfrüchte.
Iiiinteressant, es funktioniert also auch umgekehrt. Und erstaunlicherweise riecht dieser Typ da auch gut.
Ich dachte vorher, das Sommerkrokodil wäre für meine Altersgruppe. Der Typ, jetzt nicht mehr halb so lieb in meiner Gunst, ist über zehn Jahre älter als ich. Und ich halte ihn nun für ein A...loch, hat er doch einfach ungefragt mein Parfum benutzt und es mir nicht mitgebracht.
Aber das fällt mir erst später wieder ein. Ich bin schließlich zum Lernen hierher gekommen.
Ein paar Tage später spreche ich ihn also auf mein Sommerkrokodil an.
Er meint, ich habe es jetzt schon so lange ohne ausgehalten, eigentlich vermisse ich es doch gar nicht und es gibt doch bestimmt bessere Parfums für Frauen, was ist das denn für ein Frauenparfum, wenn es ein Mann tragen kann. Tzzz... Nicht nur ein A...loch, nein, auch ein Macho und einer, der keine Ahnung hat, noch dazu. Aaaargh.
[Insert Schimpfwörter auf Russisch here]
Er hat sogar Komplimente von Frauen dafür bekommen. Und der Flakon ist sowieso nur halbvoll. Wenn überhaupt.
Ich verdrehe die Augen: „Weißt du was? Ich will sowieso nicht so riechen wie du, Stinker! Behalt ihn als Danke für deine Hilfe beim Lernen und lass mich in Frieden.“
Ich mache mich nun auf die Suche nach einem besseren Sommerkrokodil.
Vielleicht dem hellrosanen.
Fortsetzung folgt.
Ich hoffe aber, die Serie der Männer, die mir meine Parfums klauen oder abschwatzen, bringt keine weitere Staffel heraus.
Zum Beispiel trage ich gerne Männerkleidung und -parfums.
Erst vor Kurzem hat mir ein junger Mann, dieser Frechdachs, meinen heißgeliebten Matrosen aus dem Parfumschrank (es ist eher ein Fach, viel ist da nicht drin) geklaut (jetzt weiß ich auch wieder, warum ich niemand bin, der bzw. die Parfums offen oder gar als Dekoobjekte zur Schau stellt; dabei geht es nicht um die einigermaßen sachgerechte Lagerung, haha, nein, ich mache das präventiv, damit die Leute aufhören, sich an meinen Schätzen zu vergreifen).
Sein Kommentar: „Ich benutze ihn und wir haben beide etwas davon. Du kannst ihn dann an mir riechen und ich muss nicht an Männer denken, wenn ich bei dir bin. Das ist seltsam.“
Was der Matrose mit Eau de Lacoste L.12.12 pour Elle Natural zu tun hat?
Es ist eine unendliche Geschichte...
Wir schreiben das Jahr 2018. Es ist Sommer und ich habe den ganzen Tag mit meiner Nase in Büchern und vor dem Bildschirm verbracht. Abends wollen wir mit ein paar Freunden im Park abhängen und grillen.
Ich schaffe es vorher aber nicht mehr nach Hause. Deshalb bietet der liebe Leidensgenosse... ähm... Lernpartner (er ist auch eigentlich gar nicht so lieb, aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht) an, bei ihm zuhause (er wohnt fast neben der Bibliothek) etwas Essbares vorzubereiten und mich frisch zu machen.
Gesagt, getan.
Ich mache meinen Lieblingssalat, Glasnudelsalat, heute mal vegan.
Danach verschwinde ich im Badezimmer. Gut, dass ich in meiner Tasche in der Tasche immer alles habe, was ich brauche: mindestens zwei verschiedene Lippenstifte, Deocreme und ein Parfum oder zumindest Pröbchen von etwas hoffentlich gut Riechendem.
Ich kämme mir mit den Fingern die Locken und trage am Ende zwei Spritzer von diesem Sommerkrokodil auf, das ich neulich erst entdeckt habe.
„Meinen“ Duft mag ich bei Temperaturen um die 30 Grad nicht unbedingt tragen, zu groß die Angst, er könnte sich in eine stinkende Frau im Bus verwandeln und ich ihn nicht loswerden, dafür aber die Liebe und die vielen positiven Assoziationen, die ich bei und mit ihm habe. In meiner ganz kleinen, nach wenigen Minuten verpuffenden Duftwolke verlasse ich also das Badezimmer und komme als sommerfrische Krokodilliebhaberin aus dem Badezimmer.
Wenige Stunden später rieche ich schon nicht mehr allzu viel davon. Ich schnüffele angestrengt an meinen Handgelenken und vernehme etwas Weiches, leicht Süßliches. Wahrscheinlich den Amber.
Okay, das Sommerkrokodil schwächelt hier etwas, aber vielleicht ist meine Nase auch einfach abgelenkt von dem vielen Essen, dem Knoblauch und später dann vom Lagerfeuer.
Ich rieche wie immer gut, bestätigt mir eine Freundin, deren Kopf irgendwann in meinem Schoß liegen bleibt.
Das Sommerkrokodil ist ein guter Saisonarbeiter. Ich nutze ihn nun seit etwa einem Monat und bin immer noch super zufrieden mit ihm.
Am nächsten Tag kommt das böse Erwachen.
Ich verlasse in Eile das Haus, bin mal wieder spät dran... keine Zeit für nichts, weder fürs Haarekämmen noch für Parfum.
Aber was soll’s. Ich habe ja Finger und mein Sommerkrokodil in der Tasche in der Tasche. Dachte ich.
Gestern war es doch noch da?!
Egal. Keine Zeit, sich jetzt um so etwas Gedanken zu machen.
Stunden später in der Bibliothek.
Warum riecht dieser Kerl nach Kokos? Hat er heimlich das Duschgel seiner Freundin benutzt? Hat er denn eine Freundin? In seinem Badezimmer sah es nicht danach aus und ich habe nicht gefragt. Es hat mich einfach nicht interessiert.
Irgendwie kommt mir dieser Geruch bekannt vor, irgendwie aber auch nicht.
Mein lieber Lernpartner erzählt und erzählt, aber kein Wort von einer Freundin.
Ich: „Sag mal, was benutzt du denn für ein Duschgel?“
Er: „Oh, du fragst Sachen. Wenn ich das wüsste. Irgendeines von duschdas, bin mir aber nicht sicher.“
Ich, runzle die Stirn: „Du riechst heute so anders. Versteh das bitte nicht falsch, aber hast du eine Freundin?“
Er, fängt an, dreckig zu lachen, dieser Teufel: „Aaaaaha. Ich habe mich schon gefragt, wann du darauf kommst. Vermisst du nicht etwas?“
Ich, zu dem Zeitpunkt mit Lernen und 99 problems beschäftigt, stehe absolut auf dem Schlauch: „Keine Ahnung, aber ich habe Hunger, also produzier misch nich, sonst weddisch attraktiiieeef.“
Er, zuckt mit den Schultern: „Du hast da so ein kleines Fläschchen auf meinem Waschbecken hinterlassen. Die Farbe hat mir gesagt, dass es okay ist, wenn ich das auch benutze.“
Mir dämmert es: „Du hast MEIN PARFUM BENUTZT? Dein ERNST?!“
„Ja - ich habe extra nochmal nachgesprüht, bevor du gekommen bist. Aber du hast es nicht einmal gemerkt.“
Ich, völlig ungeniert, stecke meinen Riechkolben näher an seinen Hals. Wow. Okay. Ich habe den anders in Erinnerung. Wo vorhin noch Kokos war, ist jetzt etwas Blumiges, Herbes, ja, vielleicht Holziges, das an Vanille erinnert, aber nicht an meine Lieblingsvanille, sondern an Vanilleschalen oder etwas Synthetischeres.
An mir riecht der Duft anders. Süßer, weicher. Aber an mir rieche ich anfangs auch kein Kokos, sondern eher nicht eindeutig definierbare Zitrusfrüchte.
Iiiinteressant, es funktioniert also auch umgekehrt. Und erstaunlicherweise riecht dieser Typ da auch gut.
Ich dachte vorher, das Sommerkrokodil wäre für meine Altersgruppe. Der Typ, jetzt nicht mehr halb so lieb in meiner Gunst, ist über zehn Jahre älter als ich. Und ich halte ihn nun für ein A...loch, hat er doch einfach ungefragt mein Parfum benutzt und es mir nicht mitgebracht.
Aber das fällt mir erst später wieder ein. Ich bin schließlich zum Lernen hierher gekommen.
Ein paar Tage später spreche ich ihn also auf mein Sommerkrokodil an.
Er meint, ich habe es jetzt schon so lange ohne ausgehalten, eigentlich vermisse ich es doch gar nicht und es gibt doch bestimmt bessere Parfums für Frauen, was ist das denn für ein Frauenparfum, wenn es ein Mann tragen kann. Tzzz... Nicht nur ein A...loch, nein, auch ein Macho und einer, der keine Ahnung hat, noch dazu. Aaaargh.
[Insert Schimpfwörter auf Russisch here]
Er hat sogar Komplimente von Frauen dafür bekommen. Und der Flakon ist sowieso nur halbvoll. Wenn überhaupt.
Ich verdrehe die Augen: „Weißt du was? Ich will sowieso nicht so riechen wie du, Stinker! Behalt ihn als Danke für deine Hilfe beim Lernen und lass mich in Frieden.“
Ich mache mich nun auf die Suche nach einem besseren Sommerkrokodil.
Vielleicht dem hellrosanen.
Fortsetzung folgt.
Ich hoffe aber, die Serie der Männer, die mir meine Parfums klauen oder abschwatzen, bringt keine weitere Staffel heraus.
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