ChrisG86

ChrisG86

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ChrisG86 vor 9 Monaten 4 3
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Duft
Schönheit hat ihren Preis
Wer mich und meine Statements und Rezensionen ein wenig kennt, weiß, dass ich ein Liebhaber des Roten Fracks bin. Fast in all seinen Facetten durfte ich ihn bereits testen und genießen. Einige der alten Varianten darf ich sogar zu meiner Sammlung zählen.

Den Ur-Habit Rouge konnte ich sowohl über das "Habit Rouge (Eau de Cologne) | Guerlain" als auch über eine 1999-Version des EDT kennenlernen.

Die heutige Variante des EDT unterscheidet sich insbesondere in der Kopfnote von den Ur-Versionen. In der Basis sind sie sich ähnlich, aber nicht gänzlich.

HR entführt mich in die Vergangenheit. Wer meine Rezension zum "Habit Rouge Rouge Privé | Guerlain" kennt, weiß wovon ich rede.
Der Duft nimmt mich mit in ein Paris zur Zeit des Barock. In die Goldenen Zwanziger bis in die wilden 70er. Ich bin regelrecht hingerissen von dieser tollen Duftaura.

So musste selbstverständlich auch eine Probe des "Habit Rouge (Extrait) | Guerlain" her.

Das Extrait startet viel saftiger, dunkler, voluminöser und tiefer als das EDT. Alles wirkt so viel klarer. Als verfüge das EdT über einen Schleier, so schafft das Extrait diesen beiseite und man erkennt alle Noten viel deutlicher. Weniger pudrig im Verlauf als das EdT. Dafür saftiger und reiner durch die Orange. Als hätte man das EdT, welches ohnehin schon nahezu perfekt ist, einer besonderen Reifung unterzogen, was vermutlich auch so war.
Im Herzen nehme ich eine frische Vanille und grünes Patch wahr. Das Ledrige kommt im Verlauf immer mal wieder kurz hervor, um dann wieder für eine Weile zu verschwinden. Ein friedlicher Kampf der Noten. Ein Feuerwerk für den Geruchssinn. Immer wieder ergreift mich eine Wolke der Glückseligkeit. Mir fallen Begriffe wie Tiefe, saftig, Charakter, Kunst, grandios etc. ein.

Und leider auch Begriffe wie: Schade, oh nein, warum nur nicht mehr zu bekommen.

Wenn das EDT eine Buchverfilmung wäre, dann wäre das Extrait das Buch. Inhaltlich viel intensiver.

Ja, Schönheit hat ihren Preis. Damit ist nicht nur das Monetäre gemeint, sondern auch der zeitliche Preis, den man zahlt, wenn man zur falschen Zeit geboren wurde und man solche Dinge verpasst und nicht mehr bekommen kann.

Natürlich kann man auf Alternativen wie dem EDP zurückgreifen. Aber nein, auch dieses kommt nicht an die Perfektion des Extraits ran, obwohl es auch auf seine Art schön ist.

Vielen Dank an meinen Parfumo-Freund Mario für die Probe und an alle Leser dieser Rezension, die nicht ansatzweise die Schönheit des Duftes und meine Empfindungen vollumfänglich wiederspiegelt.

Peace!
3 Antworten
ChrisG86 vor 1 Jahr 13 9
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Haltbarkeit
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Duft
Ist der Reiter zum zweiten Mal vom Pferd gefallen?
Liebe Leser, allem voran möchte ich mich als großen Habit Rouge Fan bekennen. Ich besitze sowohl eine aktuelle Version des EDT als auch eine Version vor der Reformulierung. Daneben haben das EdP und sogar das EdC Platz in meiner Sammlung gefunden. Dankenswerterweise habe ich auch noch eine Abfüllung vom Extrait erhalten, die ich wie einen Schatz hüte, da er leider nicht mehr zu haben ist. Nicht zu weit gehe ich also, wenn ich mich als Bewunderer bezeichne. Er zählt zu meinen absoluten Favoriten.

Der Habit Rouge schreibt seit 1965 Erfolgsgeschichte. Aber nicht nur das Original, sondern auch viele der Flanker, die seit des Ur-Habit Rouge rausgebracht wurden, sind gut angekommen.
2022 war jedoch ein düsteres Jahr für die meisten Habit Rouge Fans. Der Jelk‘sche L’INSTINKT folterte das Volk. Voller Erwartungen war ich, als ich von dem Release las. Vielleicht intensiver? Möglicherweise stärker? Vielleicht eine längere Haltbarkeit? Das waren meine Erwartungen. Naja, wie die meisten Leute hier im Forum, habe auch ich gesehen wie der Reiter im roten Frack unter der Führung der neuen Trainerin Jelk erstmals vom Pferd gestürzt ist. Eine völlige Fehlinterpretation des schönen Klassikers. Allerdings verzeiht man einem so erfahrenen Sportler schnell seinen Fauxpas. Denn einmal ist keinmal. Er stieg 2023 sofort wieder aufs Pferd und erschien im neuen dunkelroten Gewand. Wow, dachte ich. Was kommt da? Es kann nur besser werden als letztes Jahr…,oder?

Nun, einer meiner Grundprinzipien ist es, mich nicht oder zumindest nicht lange mit schlechten oder negativen Dingen auseinanderzusetzen, weil dadurch Zeit für die schönen Dinge verloren geht.
Daher nehme ich mir auch grundsätzlich keine Zeit Rezensionen über Parfums zu verfassen, die ich nicht mag. Es reichen kurze Statements, die ich eher für mich selbst als Erinnerungsstütze betrachte, für den Fall, dass ich jenen Duft nochmal in den Händen halten sollte.
Beim HR Prive muss ich allerdings meine Luft rauslassen, denn ich bewege mich am Rande der Verzweiflung. Ich werde also im Folgenden eine Ausnahme machen und von meinen Prinzipien abweichen. Aber bevor ich mit Tränen gefüllten Augen Kopfnüsse auf den neuen HR Prive niederhageln lasse, muss ich zuvor dem werten Leser erklären, wie ich den originalen HR verstehe.

Immer wenn ich das Original HR auftrage, begebe ich mich auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Alles beginnt irgendwann im achtzehnten Jahrhundert. Ich sehe gepuderte Männer und Frauen in Barock-Kleidung vor mir, die mich durch imposante Schlösser und hübsche Schlossgärten führen. Finde mich dann wieder mitten im rosigen Glanze und Überschwang in einem Paris oder New York in den Roaring Twenties wieder. Frauen in Charleston Kleidern und Herren in feinen Anzügen und Black Ties feiern mit mir ausgelassen im Cotton Club oder im Moulin Rouge. Wieder ein Zeitsprung: Diesmal in die wilden Siebziger. Der charmante Sean Connery schüttelt mir die Hand. Wir plaudern etwas über seine Rolle in dem kürzlich in den Kinos erschienenen James Bond jagt Dr. No. Er verzeiht mir meine bescheidenen Englischkenntnisse. Bye Sean.
Schließlich endet meine Reise wieder in der Gegenwart. Vor mir mein Computer an dem ich gerade arbeite, ein Kaffee zur Linken und ein Gefühl der Glückseligkeit, das ich als Andenken von meiner kleinen Zeitreise mitgebracht habe.

Selten hat mich ein Parfum so gefesselt und mitgerissen, mich an die Hand genommen und mir ein gutes Gefühl gegeben. Mich nostalgisch und gar romantisch werden lassen. HR ist wie ein Foto von einem Ort an dem ich nie war oder einer vergangenen Zeit in der ich nie gelebt habe, aber gerne kennenlernen möchte. Er entschleunigt. Ist ein Refugium aus der hektischen Gegenwart. Womöglich ein Fremdweh-Gefühl? (Nein, kein "Black Afgano (Extrait de Parfum) | Nasomatto" geraucht)

In Woody Allens Film „Midnight in Paris“ wird ein ähnliches wie das oben beschriebene Phänomen gezeigt: Der Protagonist, ein Autor, lebt im 21. Jahrhundert, liebt aber die romantischen Zwanziger und die Schriftsteller aus dieser Zeit und begibt sich auf mysteriöse Weise regelmäßig um Mitternacht auf Reisen in ein Paris der zwanziger Jahre. Er ist der irren Überzeugung, dass eine andere Zeit, in der er jedoch nie gelebt hat - in dem Fall die Zwanziger - besser ist als seine eigene. Im Film wird dieses Phänomen Golden-Age-Thinking (Goldenes Zeitalter Syndrom) genannt. Es ist eine Art Flucht oder Ablehnung der eigenen Gegenwart und der irrtümlichen oder sogar naiven Annahme, dass diese Zeiten besser waren, obwohl man sie nie kennengelernt hat. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass diese Jahrhunderte, Epochen und Jahrzehnte auch ihre Schattenseiten hatten. Und dennoch hätte ich sie gerne mal kennengelernt.

Ich könnte noch weiter über HR, dem Original, schreiben, aber ich schweife zu sehr ab. Hier soll es nicht um das Original HR gehen.

Der neue HR geht direkt in die Vollen. Er übergeht meine so geliebte Kopfnote des Originals. Ich vermisse die pudrige Note, die mich an das 18. Jahrhundert erinnert. Die leicht süße Rose, die mich in die Zwanziger katapultiert, fehlt gänzlich. Das zirtisch-spritzig-lockere Flair der Siebziger ist im Prive durch die heftige Bergamotte viel zu überladen. Stattdessen spielen im Prive insbesondere Bergamotte und Leder die Hauptrollen und bleiben ohne große Entwicklung konsequent präsent. Die Bergamotte erinnert mich stark an Kreationen aus dem Haus Acqua di Parma, mit denen ich nicht gut kann. Der Bezug zum Reitsport wird durch das kräftige Leder im Prive im Vergleich zum Original jedoch etwas klarer. Macht ihn aber deswegen nicht besser. Über allem schwebt eine leicht chemische Nuance, die ich abstoßend finde. In der Basis ist jedoch die familiäre Ähnlichkeit zum Original wieder erkennbar, die im Prive aber dennoch zu streng wirkt.
Insgesamt fehlt es mir an allen Stellen und Enden an der Klasse und dem Stil des Originals. Er besitzt nicht die Reinheit des Extraits, nicht die Tiefe und Dichte des EdP und auch nicht die Leichtigkeit des EdC.
Den Prive nehme ich lediglich als eine Kreation mit gewisser Ähnlichkeit zum Original im Drydown wahr. Ein Reiseführer oder eine Zeitmaschine, wie es das Original ist, ist er nicht für mich. Möglicherweise bin ich zu streng und meine Ansprüche zu hoch. Doch was das Original bei mir auslöst, ist mein persönlicher Maßstab, sodass er sich den Vergleich gefallen lassen muss. Deshalb kann meine Bewertung zum Prive auch nicht gut ausfallen.
Ist man mittlerweile im Hause Guerlain oder hinsichtlich der Fähigkeiten von Frau Jelk verunsichert? Hat man nämlich in Folge des vermeintlichen Misserfolgs von L’INSTINKT eine limitierte Version des Prive geschaffen, weil man einerseits einen zusätzlichen Kaufreiz schaffen und andererseits den Schaden eines weiteren Misserfolgs in Grenzen halten will?

Ich freue mich für alle, die Gefallen am neuen HR Prive finden und entschuldige mich, wenn ich positive Eindrücke oder Erwartungen an dem Duft mit dem Schleier der Ernüchterung bedeckt haben sollte. Meinem Original bleibe ich weiter treu. Irgendwann wünsche ich mir eine Neuauflage des Extraits, welches nicht mehr zu bekommen ist, da es noch die Krönung für meine Sammlung wäre.

Um meine Überschrift noch abschließend zu beantworten: Ja, er ist für mich zum zweiten Mal vom Pferd gefallen…und das liegt am Trainer.

Zum Schluss danke ich allen Lesern für diese anstrengende Rezension. Eine Haftung für bleibende Schäden übernehme ich nicht.
9 Antworten
ChrisG86 vor 2 Jahren 20 7
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Haltbarkeit
10
Duft
Der Duft der Vergänglichkeit
Über einen freundlichen Parfumo bin ich auf eine Probe des HR EdT gestoßen. Ich muss beschämt gestehen, dass ich die Marke Guerlain nie im Fokus hatte und dementsprechend nicht wusste, was mich erwartet. Völlig unvoreingenommen testete ich HR. Was ich in den ersten Augenblicken nach dem Sprühstoß empfand, könnte man als romantisch-nostalgische Glückseligkeit bezeichnen. Ich fand mich augenblicklich in einem Paris der 20-30er Jahre wieder. Auch wenn der Duft aus den 60er stammt, verbinde ich ihn mit einer Zeit, in der man das Leben in jeder Sekunde genossen hat, fernab von der stressigen Geschwindigkeit der heutigen Zeit.

Über den Duft wurde schon so viel gesagt und geschrieben, dass ich mir nicht zutraue eine gänzlich neue Anschauung oder Interpretation des Duftes niederzuschreiben. Darum möchte ich mich kurz fassen und im weiteren Verlauf Bezug auf den Titel dieser Rezension nehmen.

HR startet zitrisch-rosig-pudrig. Die Kopfnote ist wunderschön und einzigartig. Lange verweilt das Opening auf meiner Haut jedoch nicht, sodass schnell der vanillige Teil zum Vorschein kommt. Diese rasche Entwicklung lässt mich verzweifeln, denn gerade die Eröffnung schätze ich an diesem Duft. Dagegen empfinde ich den folgenden Teil, das Herz und die Basis des Parfums, als nicht außergewöhnlich.

Vergänglichkeit:

Es ist einerseits die Eröffnung und andererseits der Duft insgesamt, der zu schnell verschwindet. Die Haltbarkeit ist nicht unerheblich gering. Ich hätte so gerne etwas anderes behauptet oder berichtet und mich den zahlreichen Eindrücken in diesem Forum angeschlossen, doch leider ist der Duft nur von kurzer Dauer.

Auf meiner Kleidung hält sowohl die Kopfnote als auch der Duft wesentlich länger. Es widerstrebt mir allerdings grundsätzlich meine Kleidung mit Parfums zu besprühen, da ich gerne neutral riechende Kleidung trage. Außerdem wage ich zu behaupten, dass die Duftqualität erst auf der Haut zur Geltung kommt.

Meinen Blick richte ich jetzt verstärkt in Richtung der EdP-Version, in der Hoffnung, dass die Haltbarkeit zumindest hier besser ist.

Anschließend möchte ich dennoch meinen großen Respekt für diese Kreation aussprechen. Ein wunderbares Meisterwerk, das trotz kleiner Fehler stets einen Platz in meiner Sammlung und in meinem Herz haben wird.

Vielen Dank fürs Lesen.

Peace!

Passender Schauspieler: Bill Murray
7 Antworten
ChrisG86 vor 2 Jahren 11 3
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Haltbarkeit
3.5
Duft
Pepper, die Lederhandtasche und Pat Chou Li
Seit meiner Teenager-Zeit habe ich nicht mehr so viel getrunken wie letzte Nacht. Ich glaube, dass es eine ganze Flasche Rum oder Whisky war, die ich geleert habe. Vielleicht auch beides. Anlass dürfte wohl die Trennung von meiner Freundin gewesen sein. Gestern hat sie mit mir Schluss gemacht.

Meine Name ist Ben T. Ley. Und dies ist meine Geschichte der Woche.

Der Name meiner Freundin war Pepper. Kennengelernt haben wir uns vor zwei Wochen in der Mall. Eigentlich wollte ich mir nur noch schnell eine TK-Pizza besorgen, als ich sie gegen 21:00 Uhr in der Bekleidungsabteilung traf. Sie sah sich gerade ein paar Handtaschen an, während ich mir zum Schein eine Lederhandtasche griff. Der Geruch von Leder hing in der Luft, den ich eigentlich nicht ausstehen kann. Aber irgendwie musste ich beschäftigt aussehen, damit ich erstmal einen genaueren Blick auf sie werfen konnte.

Als sie endlich zu mir rüber sah, trafen sich unsere Blicke. Sie schmunzelte leicht und kam auf mich zu. Als sie vor mir stand sagte sie, dass dies eine schöne Handtasche sei, mir aber eine Damenhandtasche nicht stehe. Peinlich legte ich die Tasche zurück und wir kamen ins Gespräch.

Der Name Pepper war Programm, denn sie hatte wahrhaftig viel Pfeffer unterm Hintern. Ständig war sie auf Achse. Ob auf Partys, auf Reisen oder irgendwelche Events. Immer rastlos. Sie trainierte viel und nahm an diversen Fitness-Kursen teil. Ich bin da eher das ganze Gegenteil. Bin der ruhige Typ. Am Wochenende lieber mal einen Film gucken, mit einer Tüte Chips und in meinem Lieblings-Hoodie gekleidet. Das war mein Ding.

Ich denke, das war letztlich auch der Grund für das Beziehungsende. Nett wie sie war erklärte sie mir, dass sie es schade findet, weil ich ja so ein netter Typ sei. Sie habe sich in ihren neuen Fitness-Trainer verliebt, der seit Anfang der Woche den Kurs fürs Beckenboden-Training leitet (ich habe von so einem Muskel noch nie gehört, aber ich bin auf dem Gebiet auch kein Experte). Der Typ heißt Pat. Eigentlich, so erklärte sie, war sein vollständiger Name Patrick Chou Li. Aber alle im Studio nannten ihn einfach nur Pat.

Nun, schlussendlich war es ein kurzes Vergnügen mit Pepper. Und mit ihr sind all die Gedanken an Lederhandtaschen, Rum und Pat Chou Li verflogen.

Ende
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Leider hat mich dieser Duft auf ganzer Linie enttäuscht. Ich gestehe, dass ich mich von guten Bewertungen und Reviews gewisser Youtuber habe beeinflussen lassen. Hohe Qualität und günstig. Klingt schon mal gut. Die Duftnoten haben mich auch angesprochen: Pfeffer rieche ich nur kurz am Anfang. Danach folgt etwas Alkoholisches, dass ich nicht definieren kann. Den Schluss bildet eine leichte Note Patchouli. Mehr kann ich nicht zu den Noten sagen. Insgesamt ein unharmonischer Duft, von dem ich mir viel versprochen hatte, der aber überhaupt nicht zu meiner Sammlung und mir passt.

H und S sind tatsächlich gut. Der Preis natürlich unschlagbar.

Dennoch, kein Duft den ich tragen möchte.

Danke fürs Lesen. Ich hoffe mein Eindruck von Bentley for Men Intense ist etwas rübergekommen.

Peace!
3 Antworten
ChrisG86 vor 3 Jahren 17 4
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Das Problem: Authentizität
Während meiner Zeit als Parfum-Begeisteter bin ich natürlich auch immer wieder auf Leder-Düfte gestoßen. Ich gestehe kein Freund von Leder-Düften zu sein und bislang konnte mich kein Leder-Duft - und die Rede ist von Parfums, in den Leder die Hauptrolle spielt - vom Kauf überzeugen. Zu animalisch, sauer, aufdringlich oder fruchtig empfand ich die Meisten.

Angetrieben von dem Gefühl, dass auch nur eine bescheidene Parfumsammlung ohne Leder-Duft nicht vollständig sei, suchte ich weiter nach einem Kandidaten.
Dabei führte dann auch kein Weg an AdP CL vorbei:

AdP Colonia Leather ist ein absolutes Meisterwerk. Man spürt beim ersten Sprühstoß bereits mit welcher Leidenschaft dieses Parfum gefertigt wurde. Es besitzt eine so hervorragende Qualität und erzeugt bei mir ein überaus authentisches Bild von Leder. Und das ist das Problem.

Mittlerweile hat sich mein Geschmack, was Parfums angeht, weitestgehend gefestigt. Ich mag Fougere-, würzige und insbesondere holzige Düfte. Trage ich ein Parfum, versuche ich es dem Anlass entsprechend auszuwählen. Es sollte darüber hinaus auch zur Garderobe passen, die man trägt. Leder passt in den meisten Fällen weder zu einem Anlass noch zu meiner Kleidung, die ich bevorzuge zu tragen. Zwar besitze ich zwei Lederjacken und eine Lederumhängetasche, aber die Jacken kommen mittlerweile selten zum Einsatz und die Tasche liegt nur im Büro in der Ecke. Also wie passt ein Leder-Duft in mein Leben? AdP CL wirkt auf mich als würde man ein Kleidungsstück aus Leder bei sich tragen. Es riecht so authentisch nach Leder, dass man zwangsläufig auf der Suche nach einem entsprechenden Kleidungsstück ist. Würde ich vielleicht in einem Geschäft arbeiten, dass sich auf Lederbekleidung spezialisiert hat, wäre dieser Duft wohl ein ideales Komplementärgut. Was ich sagen will ist: Ich kann mir keine Gelegenheit vorstellen zu der ich diesen wunderschönen Duft tragen kann, wenn ich nicht auch anfangen möchte regelmäßig Lederhose zu tragen.

Es ist so schade, denn Qualität und Authentizität dieses Duftes sind herausragend. Handwerkliche Meisterleistung. Für mich auch der bis dato beste und einzigste Leder-Duft, den ich schätze und jemals kaufen würde. Auch in puncto Verlauf, Haltbarkeit und Sillage ist CL mehr als ein ausgezeichneter Vertreter der Leder-Fraktion. Was andere Leder-Parfums falsch machen, macht CL richtig. Und dennoch kann ich ihn nicht kaufen.

Wie bewerte ich einen Duft, den ich zwar handwerklich und qualitativ ausgezeichnet finde, aber sich mit meinem Lebensstil nicht gut vereinbaren lässt? Da keine Kategorie Tragbarkeit existiert, muss ich diesen sehr wichtigen Faktor in meine Bewertung zum Duft mit einfließen lassen und Abzüge machen.

Die braune Kollektion von AdP ist mittlerweile nicht mehr erhältlich. Restposten aber teilweise zu erwerben. Ich befürchte, dass ich eines Tages bereuen werde mir diesen Duft nicht gekauft zu haben.

Danke fürs Lesen.

Peace!
4 Antworten
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