Duftsucht
Duftsuchts Blog
vor 4 Jahren - 22.01.2020
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Zwei Seelen wohnen – ach – in meiner Brust!

Flankerhasser oder Flankerfan? Tja, ganz so einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. Als ich letzthin wieder leise fluchend vor dem J’adore-Regal stand und versuchte, aus den 7 gleich aussehenden Fläschen das richtige zu identifizieren, und Worte mit den Anfangsbuchstaben Sch* A*, I* (aus Jugendschutzgründen hier nur in Kurzform) durch mein Gehirn schossen, war es eindeutig der Hass, der überwog. Besonders, weil man beim Schnuppern am Sprühknopf mit fast 100 prozentiger Wahrscheinlichkeit zuerst das Falsche erwischt – in diesem Fall das J’adore In Joy, das mir seine Calone-Keule sofort in beide Nasenlöcher rammte und mein Riechorgan für weiteres Schnuppern praktisch unbrauchbar machte.

Wie kann man nur? Flakons, die sich nur in Mini-Details unterscheiden – und bei Testern, die meist keine Kappe haben, fehlt dieser Teil der Gestaltung ja völlig, keine Aufschrift auf dem Flakon (was zugegebenermaßen viel eleganter und edler wirkt als mit). Das einzige Identifizierungsmerkmal ist auf der Unterseite des Flakons. Ein mehr oder weniger gut lesbares durchsichtiges Klebchen – die Typo so klein, dass meine Ü 50 Augen leider komplett den Dienst versagen. Also Handy zücken, fotografieren, großzoomen – und schon wird aus einem entspannten Besuch in der Parfümerie ein logistischer Staatsakt. Ebenso irritierend: J’adore In Joy, das mit J’adore und Joy genau so viel zu tun hat wie eine Blumenvase mit einem Schneesturm, nämlich nix.

Andererseits gibt es aber auch Flanker, bei denen zumindest die Idee dahinter und die Aufmachung Spaß machen – geht mir so (obwohl die Düfte meinen Geschmack nicht wirklich treffen) bei La Petite Robe Noire. Die unterschiedlichen Kleidchen auf den Flakons und den Zusatz „Ma Robe Pétales“, „Ma Robe Velours“ oder „Ma Robe Hippie-Chic“ rufen bei mir eine Vorstellung hervor, welche Komponenten der Duft (im Vergleich zum Ursprungsduft) denn besonders in den Vordergrund stellen könnte. In Kombination mit der Gestaltung der Flakons finde ich das charmant und ansprechend.

Und dann gibt es tatsächlich eine Flanker-Serie, die ich nicht mehr missen möchte und die für mich genau das bietet, was ich suche. Clive Christian und seine limitierten Editionen- insbesondere die zum Duft 1872, bei denen eine bestimmte Komponente betont wird und der Name dann auch auf dem Flakon vermerkt ist, zb 1872 Basil oder 1872 Bergamot. In beiden Fällen ist Bergamottte/Basilikum besonders in der Kopfnote ganz deutlich zu erriechen, trotzdem bleibt das klassische 1872 for Men darunter erkennbar.

Genau so geht es mir bei No. 1 for Women aus dem gleichen Haus. Das Original ist wunderbar verwoben, ein kleines Gesamtkunstwerk, bei dem nichts hervorsticht oder stört. Und so gerne ich den Duft auch trage, manchmal wünsche ich mir, eine einzelne Komponente deutlicher riechen zu können. Und da sind diese Flanker für mich eine geniale Ergänzung. Klar kann man über die unverschämten Preise schimpfen oder über die künstliche Verknappung durch Limitierte Editionen. Hier überwiegt aber bei mir persönlich das Vergnügen an den unterschiedlichen Schwerpunkten, die die Düfte setzen. Ich warte tatsächlich immer darauf, welche Duftkomponenten im jeweiligen Jahr im Fokus stehen – und wenn das eine ist, für die ich eine besondere Vorliebe habe, dann wird getestet und – ja, mitunter auch gekauft!

Wie ist es bei euch? Flanker-Verachter oder Flanker-Sammler? Oder -wie bei mir – irgendetwas dazwischen?

Eure Duftsucht

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