
Mousse Thérapie – von der Freude am Teilhaben an individueller Duftkunst
Ich mag sehr unterschiedliche Düfte: In meiner Sammlung sind Naturdüfte von Artisanfirmen,
heftige krawallige Kracher von Matos, ordentliche Animalik wie in meinem geliebten „Ivy Musk“, Weihrauchdüfte und Harziges, orientalisch-sinnlich-Würziges, Vintageklassiker, tuberosenposaunige Weißblüher, aber auch gerne Zartes, Feines, wie es zum Beispiel von Lyn Harris kommt. Hauptsache nichts Belangloses und kein langweiliger Mainstream.
Auf jeden Fall tut es meiner Seele und meiner Nase gleichermaßen richtig gut, ab und zu sehr feinen, zarten Düften nachzuspüren, die sich eher sophisticated, manchmal auch untergründig humorvoll in mein Herz schleichen.
Jetzt war ich ganz aufgeregt, als mir der liebe Cenno vor einer Woche eine Abfüllung seines
Duftkunstwerks „Mousse Therapie“ sandte, über das ja Axiomatic in seinem Blog gerade schon berichtet hat. Seit einiger Zeit wusste ich, dass da etwas in Arbeit war, ausgehend unter anderem von der Zuneigung zum Duft von Alpenveilchen, und dass es zwischendurch immer wieder Anpassungen gab, unter anderem um den Cumin-Anteil auszubalancieren…
Und jetzt durfte ich das Ergebnis in Händen halten und selbst testen - so faszinierend, wie unterschiedlich gerade sehr feine Düfte sich auf unterschiedlicher Haut entwickeln. So habe ich hier im Unterschied zu Axio nur sehr dezentes und kein knarziges Leder – aber von Anfang an:
Im Auftakt Zitrusnoten, zum Glück ohne jede Reinigergefahr, da bin ich sehr empfindlich. Hier eine sehr schöne Verbindung von Bergamotte und Litsea cubeba. Dann ziehen sich die Zitrusnoten zurück und der Duft wird gleichzeitig ätherisch-minzig und leicht cuminschwitzig, was ich sehr gerne mag.
Mein Dufteindruck ist leicht – hell – erhebend, und dabei feinwürzig.
Nach einigen Minuten beruhigt sich das Ganze, untendrunter kommt Zartblumiges und
Zartgrünes durch, ich kann aber keine Blumen einzeln auseinanderhalten. In dieser Phase gefällt mir der Verlauf sehr, immer wieder kommen neue Wellen, minzig und blumig im Wechsel.
Nach 20 Minuten nehme ich ein bisschen Rauch wahr (ich vermute eine Kombi aus Zeder und Kaffee), der mich an einen Hauch Zigarettenrauch (im positiven Sinn) erinnert, der Eindruck verstärkt sich und hält an, es bleibt rauchiges Zedernholz mit Spearmint und Ganzzartblumigem. Wieder in Wellen wird das Minzige stärker und schwächer und lässt langsam nach, bis der gesamte Duft schließlich warmwürziger und wärmer wird. Nach zwei Stunden wird es dunkler, dabei nie wirklich dunkel, aber ein klein wenig ambriert (Benzoe?), ich meine auch einen Hauch erdiges Patchouli wahrzunehmen, sehr zart. Also eine sehr schöne Mischung aus immer noch frisch und gleichzeitig wärmer, erdiger.
Nach etwa vier Stunden kann ich hautnah Harziges und Animaliknoten erspüren (Labdanum, Zibet, Castoreum), aber sehr dezent. Ich vermute, dass meine Haut Unmengen davon verschluckt – ich mag ja auch gerne Düfte tragen, die viele als extrem animalisch bezeichnen.
Ganz am Ende bleibt ein schöner feinwürziger Drydown, nur sehr zart. So bleibt es recht hautnah, aber noch eine ganze Weile. Ich bin beeindruckt und begeistert ob dieses feinen Verlaufs, wie die ganze Zeit immer wieder Neues geschieht, und wie die Noten ineinanderspielen.
Vielleicht sind solche Erfahrungen ja auch eine Ermutigung für andere, selbst mal mit Düften und Duftbausteinen zu experimentieren. Einige haben hier ja auch schon von Workshops berichtet, bei denen man unter Anleitung eigene Düfte erstellen kann. Auf jeden Fall tut es richtig gut, das Erkennen der Rolle einzelner Bestandteile innerhalb komplexer Duftkompositionen zu üben, - und vielleicht auch jene Räume wiederzubeleben, die in früheren Zeiten von im Vergleich zu heute eher feinen und zarten Düften bevölkert waren.
Und nicht genug mit der gelungenen Duftkunst, es gibt auch einen sehr schönen Etikettentwurf
mit art-deco-Anklängen…
Angesichts des Bildes lässt sich sicher auch noch darüber nachdenken, wer oder was es ist, das der Therapie am meisten bedarf...

Auf jeden Fall eine sehr erhebende Erfahrung. Ich habe zum Glück noch genug da und kann
weitertesten… Danke, lieber Cenno!
Ich wünsche dir weiterhin schöne Duftmomente mit Mousse Thérapie
Das Etikett gefällt mir sehr!!
Und der Etikettenentwurf ist toll!
Ich liebe diesen unfassbar großartigen Etikettentwurf sehr.SEHR! 🌪
Danke, lieber Ponticus, fürs Dabeisein!
Mir ging es tatsächlich auch schon mal durch den Sinn, mal dufttechnisch etwas Eigenes zu erstellen. Aber mir fehlte bisher die Traute dazu.
Vor Jahren habe ich mal eine Gesichtscreme selbst hergestellt, die sogar extrem gut war. Weiter bin ich bisher nicht gekommen.
Und au ja, los, lieber SchatzSucher, trau Dich - jetzt wollen wir irgendwann bitte auch Deinen ersten Duft hier kennenlernen!
Dein Cenno