
Fraujulia
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Ist das Kunst oder kann das weg?
Der Duft startet mit einer photorealistischen Wunderbeere. Wunderbeeren wirken geschmacksmodifizierend und verstärken u.a. den Eindruck von Süße. So auch hier, zumindest für ein paar Minuten. Das ist zwar nicht besonders wohlriechend, aber ein origineller Kunstgriff, dafür vergebe ich schonmal ein paar Punkte.
Interessant (aber nicht gut) geht es auch weiter, die extreme Süße dimmt sich wieder runter und verschwindet schließlich im Nirvana. Zum Vorschein kommt dafür ein komplett anderer Dufteindruck. Aus fruchtig-süß-experimentell wird bitterer Ernst. Gerade stand man noch im Zirkus, plötzlich findet man sich im Eingangsbereich eines gerade fertiggestelltten Wolkenkratzers wieder, in dem sich der Geruch von neuen Baumaterialien, ernst dreinschauenden Menschen in Businessanzügen und teuren Lederschuhen mit dem Nicht - Duft von Glas vermischt.
Der nächste Szenenwechsel ist weniger abrupt, es ist eher ein Hinabgleiten in den Untergrund des Wolkenkratzers, Maschinenlärm dröhnt aus dem Heitzkeller, es riecht nach Chemikalien und Metall, alles ist dunkelgrau, kein Ort für menschliches Leben. Ich will da raus, aber es geht nicht! Eingeschlossen und vom Chemikalienduft betäubt versuche ich mich vergeblich zu befreien, viele, viele Stunden lang. Dann, endlich, verschwimmt die Kulisse, wird zu grauem Nebel, es wird leiser - der Alptraum ist vorbei.
Nur der Mantel, den ich bei diesem verstörenden Test getragen habe, verströmt weiterhin unerbittlich den Geruch nach Chemikalien und Lösungsmitteln. Ich habe den unangenehmen Verdacht, daran wird auch eine Wäsche nichts ändern.
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Angeschnittene Vanilleschote - sonst nichts.
Der Titel verrät es schon. Das ist ein Parfum, das wie kein anderes den Duft einer frisch aufgeschnittenen Vanilleschote einfängt. Sogar das ölige der Schote ist da. Wer also gelegentlich mit Vanilleschoten hantiert, kann hier schon aufhören zu lesen.
Die anderen Noten, die in der Pyramide stehen, sind meiner Meinung nach nur verkaufsfördernde Dekoration. Hat in meinem Fall funktioniert, denn hey, Zitrone! Heliotrop! Erdbeere! In Wirklichkeit ist davon nichts, aber auch wirklich gar nichts wahrnehmbar. Oder vielleicht bin ich auch nur eine Banausin, die nicht weiß, dass es wie beim Wein auch Vanilleschoten mit Untertönen von Zitrone und Erdbeeren gibt?
Wie auch immer, wer sich gelegentlich gerne im schwarzbraunem Outfit und geölten Haaren als wandelnde Vanilleschote verkleidet, hat mit Vaniglia the one and only gefunden. Wenn euch dann allerdings jemand auf der Straße anspricht und anbietet euch ein Stück mit dem Auto mitzunehmen, dann nichts wie weg - Es könnte sich um einen Kidnapping Versuch skrupelloser Gewürzhändler handeln. 70 kg Vanilleschoten sind ein Vermögen wert...
Die anderen Noten, die in der Pyramide stehen, sind meiner Meinung nach nur verkaufsfördernde Dekoration. Hat in meinem Fall funktioniert, denn hey, Zitrone! Heliotrop! Erdbeere! In Wirklichkeit ist davon nichts, aber auch wirklich gar nichts wahrnehmbar. Oder vielleicht bin ich auch nur eine Banausin, die nicht weiß, dass es wie beim Wein auch Vanilleschoten mit Untertönen von Zitrone und Erdbeeren gibt?
Wie auch immer, wer sich gelegentlich gerne im schwarzbraunem Outfit und geölten Haaren als wandelnde Vanilleschote verkleidet, hat mit Vaniglia the one and only gefunden. Wenn euch dann allerdings jemand auf der Straße anspricht und anbietet euch ein Stück mit dem Auto mitzunehmen, dann nichts wie weg - Es könnte sich um einen Kidnapping Versuch skrupelloser Gewürzhändler handeln. 70 kg Vanilleschoten sind ein Vermögen wert...
1 Antwort
Parfum ist NICHT Eau de Parfum
Gleich vorweg: Zum Duft wurde schon viel geschrieben, darum gibt es hierzu von mir nur wenige Zeilen: Es ist ein Jahrhundertduft, ebenso wie das drei Jahre jüngere Eau de Toilette. "No 5 - A Song of Ice and Fire" hätte es wohl geheißen, wäre G. R. R. Martin damals schon geboren und für das Marketing bei Chanel zuständig gewesen. Kühl und funkelnd wie Schneeflocken im Auftakt, schwebt es langsam zur Erde, wird immer wärmer und mündet in einer olfaktorisch unübertroffenen Sinnlichkeit von deren Glut sich bekanntlich auch Marylin Monroe nachts gerne wärmen ließ (ob vom Parfum, EdT oder EdC ist nicht ganz klar, möglicherweise abwechselnd von allen Konzentrationen). Nur eines kann als gesichert gelten: Das erst in den 80ern erschaffene
N°5 Eau de Parfum war es jedenfalls nicht, das wurde erst gute 20 Jahre nach ihrem Tod für den damals herrschenden Geschmack und schultergepolsterten Zeitgeist geschaffen.
Das Foto auf Parfumo ist übrigens irreführend: der aktuelle Flakon des
N°5 Eau de Parfum sieht auf den ersten Blick genauso aus wie
N°5 Parfum , er unterscheidet sich nur durch die zwei Worte "Eau de" und und die erhältlichen Größen 35, 50 und 100ml. Nach dem Öffnen kommt außerdem ein Sprüher zum Vorschein, während es sich beim Parfum in der Regel um einen winzigen Schüttflakon zum Tupfen in den Größen 1,5 - 7,5 - 15 und 30ml handelt. Anders als das außerordentlich teure Parfum, kann man das Eau de Parfum in jeder Parfümerie testen. Das Parfum hingegen wird einem nur sparsamst und auch nur (!) auf Nachfrage zum Testen aufgetupft und auch nur dann, wenn man nach Urteil des Verkaufspersonal das nötige Kleingeld, die goldene Kreditkarte, den spendablen Oligarchenonkel (...) dabei hat.
Die optischen Unterschiede sind also gering, umso größer sind sie beim Duft. Während das ebenfalls 100 jährige Eau de Toilette den selben flirrend- transparenten"Vibe" wie das Parfum mitbringt, ist das Eau de Parfum ein richtiger Trampel. Während die älteren Schwestern im raffinierten kleinen schwarzen kichernd miteinander flüstern, verschafft sich das Eau de Parfum Zugang zu der exklusiven Party, indem es brüllend die Tür eintritt. Statt zeitloser Eleganz nehme ich beim Eau de Parfum eher endlose Penetranz wahr. Und ja, ich wage es kaum zu schreiben, auch mich erinnert es in Kombination mit meiner Haut an gewisse menschliche Ausdünstungen und Ausscheidungen, weshalb ich es an mir kaum ertragen kann.
Lange Rede kurzer Sinn: bevor ihr zum Parfum eine Rezension oder ein Statement schreibt, vergewissert euch bitte, ob ihr hier richtig seid. Wenn nicht: ein Klick auf
N°5 Eau de Parfum und schon landet die Kritik da, wo sie hingehört.

Das Foto auf Parfumo ist übrigens irreführend: der aktuelle Flakon des


Die optischen Unterschiede sind also gering, umso größer sind sie beim Duft. Während das ebenfalls 100 jährige Eau de Toilette den selben flirrend- transparenten"Vibe" wie das Parfum mitbringt, ist das Eau de Parfum ein richtiger Trampel. Während die älteren Schwestern im raffinierten kleinen schwarzen kichernd miteinander flüstern, verschafft sich das Eau de Parfum Zugang zu der exklusiven Party, indem es brüllend die Tür eintritt. Statt zeitloser Eleganz nehme ich beim Eau de Parfum eher endlose Penetranz wahr. Und ja, ich wage es kaum zu schreiben, auch mich erinnert es in Kombination mit meiner Haut an gewisse menschliche Ausdünstungen und Ausscheidungen, weshalb ich es an mir kaum ertragen kann.
Lange Rede kurzer Sinn: bevor ihr zum Parfum eine Rezension oder ein Statement schreibt, vergewissert euch bitte, ob ihr hier richtig seid. Wenn nicht: ein Klick auf

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Eine Ehrenrettung
Vorneweg: ja, wie schon von jemand anderem hier festgestellt wurde, der Auftakt erinnert ein bisschen an Pril Lemon. Doch wer sich davon abschrecken lässt, der verpasst meiner Ansicht nach eine nahezu perfekte olfaktorische Reise ans Mittelmeer (ohne Salz und jedwede Aquatik), sobald sich das Spüli nach kurzer Zeit verzogen hat.
Es ist der Duft eines richtig heißen mediterranen Hochsommertages, bei dem die Mittagssonne so gnadenlos auf die Küstenvegetation knallt, dass aus den Blättern und Zweigen der Zedern, Zitronen- und Olivenbäume deren ätherische Öle ausdampfen und die Luft erfüllen. Nicht mehr, und nicht weniger. Aber ist das nicht eigentlich schon genug, für einen richtig tollen Duft?
Die Komposition enthält konsequent ausschließlich Aromen, die natürlich in dieser Landschaft vorkommen, nichts ist unpassend oder lenkt ab.
Escale a Portofino ist im Sommer auch bei sengender Hitze wunderbar tragbar, da er wirklich null süß ist und sich gut in den Duft der glühenden Natur einfügt. Die Haltbarkeit beträgt dann etwa 3-5h.
Im Winter trägt er sich gut als Wachmacher und Stimmungsaufheller, bei niedrigen Temperaturen hält er an mir den ganzen Tag.
Ich lebe in Rom, die Sommer sind hier heiß und lang. Entsprechend wurden von mir schon viele Sommerdüfte dem Härtetest bei +35 Grad unterzogen. Dabei hat mich keiner so überzeugt wie Escale a Portofino.
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Für chaotische Weltenbummlerinnen...
...so hat ihn der Vorrezensent eingeordnet. Die chaotische Weltenbummlerin, das bin exakt ich und ich habe wohl nie wieder einen Duft gefunden, der so gut zu mir gepasst hat. Ich habe den Duft mit Anfang zwanzig getragen, so roch mein erstes WG Zimmer und die zerwühlten Laken, Erinnerungen an meinen ersten Freund, erste Jobs und sehr viel Chaos blitzen auf. Wir wussten es damals noch nicht, aber sehr bald würde sich die Welt durch Handys und Internet radikal verändern. Es war Fin-de-siecle, das Ende der analogen Ära. Wir hatten weder Fernseher noch Computer in dieser ersten WG, abends wurde Ratatouille gekocht und diskutiert und viel Wein getrunken. Zum Filme sehen, gingen wir ins Kino. Freunde kamen spontan vorbei, entweder man war zu Hause, oder nicht. Die dunklen Wolken, die bald am Himmel über New York zu sehen sein würden, und ein neues Zeitalter von Krieg und Terror einleiten würden, existierten damals noch nur in der Fantasie des Drehbuchschreibers von Fight Club. Ja, der Duft war chaotisch, aber die Welt war es nicht, sie stand offen und die Zukunft erschien uns hell. Und auch das spiegelt Alchimie wieder, Helligkeit, Verspieltheit, Freiheit. Es war ein positiver Duft, völlig ohne Melancholie und Ernsthaftigkeit.
Als ich dann los zog, um die Welt zu erkunden, war der Flakon leer und aus den Läden verschwunden. Die Welt war in rasender Geschwindigkeit eine andere geworden und nichts würde jemals wieder so sein, wie es war.
Ich besitze seit ein paar Monaten eine Miniatur an der ich rieche, wenn ich mich an diese Zeit erinnern möchte.
Als ich dann los zog, um die Welt zu erkunden, war der Flakon leer und aus den Läden verschwunden. Die Welt war in rasender Geschwindigkeit eine andere geworden und nichts würde jemals wieder so sein, wie es war.
Ich besitze seit ein paar Monaten eine Miniatur an der ich rieche, wenn ich mich an diese Zeit erinnern möchte.
7 Antworten