Mein Jahr 2022 in Düften

Ich mag ja Jahresrückblicke, Recaps und Favoritenlisten, insofern lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, das Jahr 2022 dufttechnisch für mich (und auch euch, die das lesen sollten) aufzuarbeiten.

Ich war dieses Jahr sehr konsquent, was das Eintragen meines Dufts in "Das trägst du gerade" angeht, sodass ich tatsächlich einen guten Überblick über meine meistgetragenen Düften des letzten Jahres habe. Aber, um ehrlich zu sein, hätte ich diese mentale Stütze gar nicht unbedingt gebraucht, denn ich habe schon gemerkt, zu welchen meiner Flakons ich vermehrt gegriffen habe. So war der Abgleich mit der Liste dann auch keine allzugroße Überraschung für mich.

Auf Platz 1 steht unangefochten Signature Eau de Parfum, zu dem ich immer greife, wenn ich sonst nicht weiß, was ich an dem Tag tragen möchte. Passt immer und erinnert mich zusätzlich an meine absolute Lieblingsstadt Lübeck, wo ich ihn auf Empfehlung einer ganz lieben Parfuma entdeckt habe, die ihn als Dupe zu Musk Therapy vorschlug. Eine gewisse Ähnlichkeit ist durchaus vorhanden, Signature Eau de Parfum ist für mich aber noch cremiger, während Musk Therapy bei mir im Drydown etwas trocken und kratzig wird. Dafür ist dieser insgesamt etwas frischer, so würde ich Signature Eau de Parfum nicht unbedingt bei Temperaturen über 25°C tragen. Aber ansonsten, ungeachtet der Jahreszeit, eine sichere Bank für mich.

Platz 2 belegt Mon Guerlain Eau de Parfum, welchen ich schon wirklich lange besitze, der mich aber jedes Mal wieder verzaubert. Ich bin ja nicht der allergrößte Vanillefan, aber hier finde ich sie herrlich weiblich und einfach nur zum Wohlfühlen. Passt zum Date genausogut wie abends zum Einkuscheln auf dem Sofa und hat eine herrlich beruhigende Wirkung auf mich, bestimmt der Lavendel. Und, was mich ebenfalls sehr freut, konnte ich dieses Jahr meiner Patentante schmackhaft machen, als dieses auf der Suche nach einem Ersatz für Terre de Lumière Eau de Parfum war. Und auch zu ihr passt dieser Duft ganz wunderbar (und ich konnte so endlich mal die Sillage wirklich bewerten und ui, die ist nicht von schlechten Eltern!)

Gerade noch so aufs Treppchen auf Platz 3 schafft es ein Duft eines meiner liebsten Dufthäuser, und zwar "Pas Ce Soir | bdk Parfums". Sicher gibt es außergewöhnlichere Parfums, aber ich mag fruchtige Noten in Düften (solange sie nicht zu künstlich oder pappsüß sind) und die Quitte hier finde ich sehr ansprechend. Ein richtiger Gutelaunemacher für mich und, weiterer Pluspunkt, ein Duft, der meinem Parfummuffel, mit dem ich mir Wohnung und Leben teile, ebenfalls gefällt.

Die restlichen Düfte sind alle sehr nah beianander:

Da wäre einmal Meliora, von dem dieses Jahr endlich ein Flakon einziehen durfte, nachdem ich ihn schon so lange angeschmachtet hatte und meine 15ml Abfüllung leer war. Mein allerliebster Frühlingsduft, herrlich spritzig und fruchtig-florale Perfektion für mich.

Als wahrer Immergeher hat sich For Her Musc Noir entpuppt, dabei bin ich an sich gar kein großer Fan des Narcisomoschus. Aber hier ist er ganz herrlich in Pflaume und Wildleder eingebunden und passt so für mich zu jedem Anlass und jeder Gefühlslage, ebenso wie Signature Eau de Parfum. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er ihm dieses Jahr den ersten Platz streitig machen wird, aber wir werden sehen...

DIE Neuentdeckung für mich dieses Jahr war Paris - Édimbourg. Kein anderer Duft hat mich beim ersten Schnüffeltest so geflasht und ich bin sehr dankbar, dass ich ihn im Rahmen eines Wanderbriefs kennenlernen durfte, sonst wäre ich glaube ich nie auf ihn aufmerksam geworden. Ein absoluter Sommerliebling mit seinem krautigem Auftakt und der Zitrusnoten und die ganz, ganz große Liebe.

Nach langer Überlegung durfte dieses Jahr auch Bal d'Afrique Eau de Parfum bei mir einziehen, den ich anfangs gar nicht so überzeugend fand (irgendwas stach mir ein bisschen in der Nase, vllt die Tagetes?). Aber manchmal mag man Düfte ja umso lieber, umso häufiger man sie trägt, und genau das ist hier passiert. Gekauft im Sommer im Oberpollinger, als ich meinen Papa in München besucht habe und darum ein Flakon "mit Geschichte" und umso wertvoller für mich. Passt für mich super gut zu weißem Tshirt und Jeans und strahlt irgendetwas Sauberes aus, ohne jedoch langweilig zu werden.

Das Gleiche ist mir auch bei Sunshine Woman passiert: Beim ersten Test war ich fast schon enttäuscht, weil ich etwas ganz anderes erwartet hatte. Dann wollte ich nur meine Abfüllung aufbrauchen, habe ihn darum häufiger getragen und mich so langsam, aber stetig in ihn verliebt...diese leichte Tabaknote in Komination mit der likörartigen Fruchtsüße hat mich irgendwie gekriegt. So durfte dann, als die Abfüllung leer war, der Flakon einziehen. Sicher einer meiner teuersten Käufe dieses Jahr, aber einer, den ich absolut nicht bereue.

Ebenfalls tief in die Tasche greifen musste ich für Santal Complet, weswegen auch hier die Jagd auf einen Flakon etwas länger gedauert hat, bis ich endlich ein gutes Soukangebot gefunden hatte. Aber nachdem meine erste Abfüllung leider auf dem Badezimmerboden zerschellt war und sofort Ersatz hermusste, der dann auch recht schnell geleert war, war klar, ein Flakon ist hier absolut gerechtfertigt. Jetzt freue ich mich an der luxuriösen Aufmachung, aber noch mehr an dem herrlich weichen Sandelholz mit leichter Kokosnote, welches mich beim Sprühen umgibt.

Und auch Vanille Insensée habe ich dieses Jahr häufiger als andere Düfte getragen...womit dann meine obere Aussage zu Vanilleparfums wohl widerlegt wäre, wenn gleich 2 es in die Top Ten schaffen. Aber es kommt eben immer auf die Machart an und solange die Vanille nicht zu süß und backaromaartig ist, kann ich ihr durchaus etwas abgewinnen...hier mit leicht grünem Auftakt, etwas pudrig und einfach zum Wohlfühlen. Mein Restflakon aus dem Souk ist mittlerweile leer, aber Nachschub steht bereits bereit:).

Diese Zusammenstellung hat mir auch gezeigt, dass es schon Duftnoten gibt, die ich zu präferieren scheine: So mag ich cremige und fruchtige Düfte am liebsten und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Duft, der als solches hier kategorisiert ist, mir gefällt, ist ungleich höher, als wenn dort zum Beispiel steht "pudrig".

Was sonst noch so 2022 passiert ist:

Ich habe unfassbar viel getestet und an seeeehr vielen Wanderbriefen teilgenommen, diese Möglichkeit habe ich erst letztes Jahr so richtig entdeckt und sehr intensiv genutzt. Ich bin immer noch begeistert, was die Community da so auf die Beine stellt und habe mich auch selbst an meinen ersten Wanderbriefen versucht, was viel Spaß gemacht hat. Aber, teilweise artete das Testen etwas in Stress aus, weil irgendein Gesetz wohl besagt, dass Wanderbriefe immer gleichzeitig eintrudeln und sich hier dann teilweise stapelten...sobald einer "durchgetestet" war, stand sofort der nächste an. Das hat mir teilweise etwas die Freude genommen und in den letzten Monaten habe ich meine Wanderbriefteilnahme doch merklich zurückgefahren, weil ich Düfte wieder bewusster erleben wollte und ausgiebiger testen, anstatt sie nur schnell abzuarbeiten.

Sehr viel besser als im Jahr zuvor war mein Konsumverhalten. So habe ich immer noch mehr Flakons gekauft, als ich mir eigentlich vorgenommen hatte, habe mich aber nicht mehr so leicht von Angeboten verführen lassen und Kaufentscheidungen gründlich überlegt - zudem gab es keine Blindkäufe, worauf ich wirklich ein bisschen stolz bin.

Meine Sammlung wurde gründlich ausgemistet und Düfte, aus denen ich herausgewachsen war oder die mir einfach nicht mehr so gut gefallen haben, mehr oder weniger erfolgreich unters Volk gebracht.

Zu guter Letzt: Neben einigen sehr überschaubaren doofen Begegnungen gab es hier wieder sehr vielen tollen Austausch mit anderen Parfumenthusiasten, die diese Plattform erst zu dem machen, was sie ist. Ein wundervoller Ort, um sich inspirieren zu lassen, Gleichgesinnte zu finden und einem wunderbaren Hobby zu frönen.

In diesem Sinne, auf ein duftreiches Jahr 2023 mit vielen tollen Neuentdeckungen, alten Lieblingen und schönen virtuellen Bekanntschaften.