Lilitu

Lilitu

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6 - 10 von 26
Lilitu vor 2 Jahren 12 2
10
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
10
Duft
I love Candy that's all I can say ...
Nie hätte ich mal gedacht, dass ich mich so in einen "reinen" Süßigkeiten-Duft verlieben würde. Für mich standen diese Düfte in der Ecke "nur für Mädchen" - ganz junge Mädchen versteht sich.
Außerdem kann ich mit den knatsch-süß-blumigen Dauerbrennern wie "Olympéa", "La Vie est belle", "J'Adore" etc. nichts anfangen. Also dachte ich, ein süßer Gourmand-Duft ist wahrscheinlich auch nichts für mich.

Mein Vorurteil gegenüber einem "reinen" süßen Duft verstärkte sich, als ich Pink Sugar getestet habe. Für den Preis habe ich mir natürlich gleich eine ganze Flasche gekauft. Und dann - die Enttäuschung pur - süß, synthetisch, verbrannt und dazu etwas Stechendes. Puh - ging gar nicht. Also verschenkte ich den pinken Duft passenderweise zu Weihnachten an die Tochter meiner Nachbarin. Sie liebt "Pink".

Trotz dieser Erfahrung schlich ich weiterhin um Prada "Candy" herum. Außerdem sprach mich irgendwie der "süße" Flakon an. Über den Duft hatte ich zwar sehr viel Widersprüchliches gelesen, aber es kam, wie es kommen musste. Der Duft landete in meinem Einkaufskorb - erst einmal nur 30 ml zum Probieren.

Und "Schock, schwere Not" - BÄHMM - ohne Vorwarnung sofort schockverliebt. Was soll ich sagen? ICH BIN VERLIEBT - sowas von verliebt.

Dabei kann ich gar nicht mal sagen, was mich genau anspricht. Hier ist es nicht so, dass ich die einzelnen Duftnoten herausriechen könnte. Ein große Entwicklung macht der Duft auf meiner Haut auch nicht durch. You get, what you smell. That's it! And that's great!

Diese Mischung aus Moschus, Benzoe und Karamell ist einfach himmlisch. Der Moschus ist hier überhaupt nicht animalisch, oder "too much" wie es manchmal bei Narciso Rodriguez vorkommen kann, sondern strahlend süß und warm. Die Benzoe-Note steuert eine dezentes - also im Sinne von Hauch - orientalisches Flair hinzu. Diese gourmandige Note von süßer Milchschokolade mit einem Touch Vanille - nicht so sehr harzig, sondern süß und warm. Dann die Krönung - alles eingebettet in diesem schönen zarten Karamell-Aroma von überhitzten Honig. Dabei nicht klebrig, sondern pudrig zart. Dies alles ergibt diese sinnliche appetitliche Melange à Trois.

Klingt vielleicht doch zu wuchtig? Ist jedoch so nicht gemeint. "Candy" ist kein Kracher. Ich assoziiere damit eher einen schönen warmen sinnlichen Frühlingstag. Alles erwacht zu neuem Leben. Irgendwer schleckt genüsslich leckeres Schoko-Vanille-Eis mit Karamell-Topping im Nachbarsgarten. Nur ein pudriger Hauch davon weht zu uns herüber. Wie die duftenden Lockstoffe, die die ersten Blumen aussenden, um Ihre Bestäuber anzuziehen. Unauffällig und unbewusst - fast verborgen wie Pheromone. Gleichzeitig kitzeln die feinen Sonnenstrahlen angenehm zart auf unserer Haut. Eine wohlige, sinnliche Wärme zieht durch unseren Körper. Und ein strahlendes Lächeln lädt uns ein. Das ist "Candy".

Die Sillage und die Haltbarkeit sind leider wirklich ein Wermutstropfen, die dieses ansonsten perfekte, wundervolle Eau de Parfum beeinträchtigen. Ich würde es trotzdem wieder kaufen. Denn bekanntlich macht Liebe blind - vielleicht auch geruchsblind ;-)
2 Antworten
Lilitu vor 2 Jahren 4 4
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Wie eine Katze um den heißen Brei...
... wie eine überaus misstrauische Katze schleiche ich schon seitdem "My Way" auf den Markt gekommen ist, um diesen Duft herum. Irgendetwas zieht mich magisch an, doch gleichzeitig weiß ich nicht so recht, ob der Duft mir gefällt oder nicht.

Anfangs sprach mich die Aufmachung an. Vielleicht die Verpackung und/oder der Flakon? Ich bin aber keine Flakon-Liebhaberin, sondern in der Hauptsache pragmatisch.

Ein Flakon muss gut in der Hand liegen und der Sprühmechanismus sollte einfach abzudrücken sein - oh je, oh je das klingt ja wie bei einer Waffe. Die Waffe einer Frau, hm. Der Parfumflakon als die Waffe einer Frau? Ich fürchte, damit trete ich eine feministische Diskussion los, hihi. Lassen wir das ganze besser. Ich schweife zu sehr ab.
"Last but not least" sollte der Sprühstoß einen feinen Nebel erzeugen. Das war's. Das Äußere interessiert mich nicht so.

Und ehrlich der Flakon von "My Way" ist auch nicht der schönste aber auch nicht der hässlichste. Das warme Rosé mit dem dunklen Blau der Schrift und des Deckels gefällt mir. Nicht so quietschig, wie manch andere Verpackungen bzw. Flakons. Die Schrift einfach schlicht und edel gehalten.

Es ist der Name, der mir ausgesprochen gut - richtig gut - gefällt: MY WAY. Es gibt mir gänzlich unbekannte ältere Düfte mit diesem oder einem ähnlichen Namen, die an mir vorübergezogen sind. Sei's drum. "My Way" von Giorgio Armani hat seit 2020 meine volle Aufmerksamkeit gewonnen.

Nach meinem Sommerurlaub sah ich den Werbespot. Beobachtete die Werbekampagnen in den Parfümerien und Drogerieketten und wollte ihn unbedingt einmal probieren. Irgendwann nahm ich die Gelegenheit in einer Müller-Drogerie vor Ort wahr.

Und regelrecht ausgehungert von den Lockdowns, testete ich an diesem Tag auf Teufel komm raus. Den neuen "My Way" testete ich auf der Haut und nahm mir noch dazu einen bedufteten Teststreifen mit. Doch vor lauter Dufttesterei an diesem Tag - unter anderem eine "Scandal"-Variante von Jean Paul Gautier, irgendwas von "Chloé" und zahlreichen Herrenparfums - hatte ich die Übersicht auf meinen zur Verfügung stehenden Hautstücken verloren. Oups.

Auf den zahlreichen Teststreifen, die ich zusammengepackt in meinem Rucksack gestopft hatte, versuchte ich dann zu Hause noch mühsam alles wieder auseinander zu klabüstern. Mir blieb nur eine vage Erinnerung, dass mir "My Way" irgendwie gefiel und dass mir die "Scandal"-Variante zu süß, die "Chloé"-Variante zu klassisch war und von den Herrendüften ganz zu schweigen.

Also versuchte ich es später mal wieder mit meiner altbewährten Methode und bestellte mir erst einmal einen Duftzwilling, der erstaunlich schnell auf den Markt fand. Doch das Ergebnis fiel ernüchternd aus. Ich testete den Duftzwilling sofort auf der Haut. Der Duftzwilling gefiel mir zwar, aber ich konnte ihn nicht mit dem in meiner Erinnerung schlummernden Duft auf dem Teststreifen zusammenbringen.

Und jetzt anderthalb Jahre später zu Weihnachten war es endlich soweit. Mein Tante schenkte mir ein Pröbchen von dem Eau de Parfum "My Way". Ok, das klingt nicht soooo spektakulär. Ich muss dazu sagen, dass wir uns in der Familie keine Weihnachtsgeschenke mehr machen. Schließlich sind wir ja alle erwachsen. Doch meine Tante weiß um meine Duftbesessenheit und so staubte ich an Heiligabend ein paar Pröbchen ab. Und ich habe mich gefreut wie eine Schneekönigin.

"My Way" - bei diesem Namen kommen Erinnerungen hoch an "tralalala .... I did it, I did it my way" von Frank Sinatra und vielen anderen Interpret*innen kraftvoll und gefühlvoll intoniert. Ursprünglich ein französischer Chanson mit ganz anderer Bedeutung und dann durch Frank Sinatra zum Welthit mit neuem Text und einem starken Statement erhoben. Kann der gleichnamige Duft da mithalten? Ich lasse mich überraschen.

Der Duft startet auf meiner Haut zuerst leicht spritzig mit der zitrischen Bergamotte. Das lässt mein Herz jubeln. Doch zu kurz. Auf dem Teststreifen hält dies viel länger an. Außerdem ist der Übergang zur Orangenblüte floraler als auf meiner Haut. Doch bei beiden Testvarianten übernimmt die Orangenblüte die Führung. Ich liebe Orangenblüte. Schnupper. Auf meinem Handgelenk ist die Blüte mehr orangenartig. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll - cremiger statt blütenartiger.

Nach einer Viertelstunde lugt die Kopfnote um die Ecke. Die Tuberose nehme ich jedoch noch nicht wahr, dafür aber den süßen floralen Jasmin. Das ganze ist auf der Haut noch immer cremig. Da ist endlich auch ein Hauch der Tuberose zu erschnuppern. Auf dem Teststreifen wirkt alles noch immer floraler.

Zum Abschluss setzen sich die Basisnoten als eine Ménange à troi von Zeder, Vanille und Moschus durch. Wobei ich die Vanille im Verdacht habe, dass sie für die früh einsetzende Cremigkeit auf meiner Haut verantwortlich ist. Die einzelnen Duftnoten nehme ich als eine cremige dezent-holzige Einheit wahr.

Ganz anders auf dem Teststreifen hier rieche ich die holzige Zeder, die in die cremige Vanille eingebettet ist, und den sanften kaum wahrnehmbaren Moschus im Hintergrund heraus.

Bei Parfumo wird der Duft als blumig-süß bezeichnet. Wer hier allerdings eine schreiende quietschige Süße erwartet, wird enttäuscht werden. Ich empfinde die Süße als dezent und angenehm.

Die Sillage und Haltbarkeit siedle ich am oberen Mittel an. Kein Beast-Modus aber ganz ok.

Fazit:
Ich mag den Duft. Allerdings gefällt mir die mehr in die Richtung floral gehende Variante auf dem Duftstreifen noch viel besser als der direkte Vergleich des Duftes auf meiner Haut.

Die Erwartungen, die der "My Way" aufgrund seines Namens in mir weckte, wird er somit nicht gerecht. Nicht falsch verstehen, dies macht ihn nicht zu einem schlechten Duft. Er ist gefällig, gut zu tragen und wirklich schön, aber für mich nichts Einzigartiges wie es der Name suggeriert. Die schlechte Bewertung hier bei Parfumo hat er meiner Meinung nach nicht verdient.

Trotzdem überlege ich noch, ob er bei mir einziehen darf. Oder vielleicht probiere ich einmal die Intense-Variante aus? Also schleiche weiterhin wie die Katze um den heißen Brei - äh Duft - herum. Mal sehen.
4 Antworten
Lilitu vor 2 Jahren 8 3
6
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
Meine geheime afrikanische Liebe
Die kalte Jahreszeit ist vielleicht die falsche Zeit (oder auch nicht, das wird sich noch zeigen) für eine Rezension für "Bal d'Afrique", aber erst jetzt wage ich mich an dieses kleine Juwel heran.

Und wie schon oft - bin über den Umweg durch einen Duftzwilling auf dies Parfüm gestoßen. Ich bestellte mir bei einem etablierten Duftzwilling-Hersteller verschiedene unbekannte Düfte - auf der Suche nach einen Duft für den Sommer-Urlaub. Die Marke "Byredo" sagte mir vor einem Jahr noch nichts. Ich lag also auf der Paletten-Lounge auf unserer Terrasse und testete munter verschiedene Dupes. Und da wehte mir auf einmal so eine wunderschöne, leichte, zart-beschwingte Duftmischung entgegen. Anfangs leicht zitrisch und danach einfach eine undefinierbare herrliche Melange. Wow - was für ein toller Duft. Was war das für ein Parfüm? Wie heißt das Original? Wo kann man es kaufen?

Danach lief alles nach meinem klassischen Muster ab. Zuerst einmal recherchieren, was ich mir da unter die Nase gehalten habe. Aha. "Bal d'Afrique". Was kann ich sagen?
Schon allein dieser Name ein Gedicht. Ich liebe Afrika - als erstes kam mir bei diesem Namen - Namibia in den Sinn. Ein Ball in einem der schönen großen Häuser im Kolonialstil? Nein, irgendwie unpassend. Denn das zu den Häusern dazugehörende fürchterliche Kapitel der Kolonialzeit lässt sich schwer mit diesem leichten, fröhlichen Duft vereinbaren.

Meine Assoziation geht in eine andere Richtung. Sie nimmt den Weg in einen Blumengarten im Frühling ergänzt durch verschiedene Bäume, Zitronengewächse, Sträucher und Gräser. Nicht unbedingt afrikanisch.

Allerdings drängt sich frech ein anderes Bild in den Vordergrund:
Im Lichte der untergehenden Sonne ist die Silhouette eines Marula-Baumes zu erkennen. Stopp - ok, ich gebe zu, dieser Baum passt nicht zu diesem Namen. Zumindest nicht zu dem ersten Namensbestandteil "Bal". Doch zu "Afrique" wiederum passt dieser Baum perfekt. Der Name dieses Duftes erweist sich wirklich als eine große Herausforderung für mich. Nicht jedoch dieser wunderbare einschmeichelnde Wohlgeruch.

Wenn ich weiter meinen Gedanken folge, wirkt dieser Name gar nicht mehr so unpassend. Denn der Duft der reifen Marula-Früchte locken auch jedes Jahr viele Elefanten an. Deswegen wird dieser Baum auch gerne "Elefantenbaum" genannt. Die Elefanten genießen es, angeblich angezogen durch den süßlichen fruchtigen Zitrusduft der Früchte, die reifen gefallenen Baumfrüchte zu verspeisen. Was wiederum sehr passend wäre.

Dazu kommt die Geschichte, dass das Fressen der gärenden Früchte scheinbar die Elefanten betrunken macht und sie deswegen nach dem Verzehr leicht anfangen zu schwanken. Ob dies stimmt, sei mal dahin gestellt. Es gibt dafür ganz andere Erklärungen.
Doch der Gedankengang von einem jährlich stattfindenden Ball von einer Herde afrikanischer Elefanten in der afrikanischen Savanne, die um einen wilden Marula-Baum tanzen, gefällt mir ausgesprochen gut. Voilà und schon passt der Name.

Eine Abfüllung habe ich mir sofort nach dem ersten Duftzwilling gekauft. Dies war übrigens mein aller erster Kauf im Parfumo-Souk. Wie habe ich gebibbert und gezittert, dass alles gut geht. Zum Glück hat mir ein sehr netter Parfumo diese Abfüllung geschickt. Vielen Dank für Deine Geduld strapaziert durch mein Zögern und die unzähligen Fragen zum Ablauf. Alles lief gut und bald hielt ich freudig meine erste Duftpost in Händen. Was soll ich sagen? Schockverliebt - unwiderruflich.

An eine Rezension wagte ich mich noch nicht. Zu neu zu unerfahren war meine Nase. Mir fehlten die Begrifflichkeiten, einen Duft zu beschreiben und auch einfach die Erfahrung einzelne Noten herauszuriechen. "Dank" Lockdown holte ich dies peu à peu nach. Naja, so hatte der dämliche Lockdown doch auch etwas Gutes. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich zur Fachfrau mutiert bin. Nein, definitiv nicht. Meine persönlich Laienmeinung traue ich mich jedoch jetzt, endlich zu äußern.

Drei Duftzwillinge später bin ich endlich bereit für das Original eine Rezension zu schreiben. Ihr wundert Euch. Drei Dupes später? Wieso? Als ich wieder mit meinem Dufthobby anfing, erschien es mir noch als Sakrileg ein so teures Parfum zu kaufen. Inzwischen weiß ich, dass es weitaus teurere Düfte gibt. Ich drifte immer weiter in die Nischenszene ab. Diese Nischenduftsucht hat mich einfach kalt erwischt. Da hilft auch kein Methadonprogramm mit Duftzwillingen. Am Ende will ich doch meist das Original.

Also fangen wir an. Auf meiner Haut startet der Duft wunderbar zart-zitrisch mit der Bergamotte-Neroli-Zitronen-Mischung. Kein stechende Cologne-artige Note stört diese Melange. Alle Kopfnoten sind perfekt verblendet. Vielleicht liegt es an der beigefügten Buchu- und Tagetesnote, dass alles mild aufeinander abgestimmt wirkt. Ich weiß nicht wie Buchu oder Tagetes riechen. Im Hintergrund nehme ich eine leicht fruchtige Note wahr. Wobei diese Note keine süße Frucht zum Essen ist. Außerdem schimmert etwas Grünes durch - ein Hauch von Minze. Aber nicht denken, dass es sich um eine Mischung aus After Eight und Earl Grey handelt. Weit gefehlt. Viel komplexer ist diese Duftkomposition und verdammt schwer zu beschreiben.

Es schließt sich eine florale Note in Form einer schönen leichten Jasmin an. Ergänzt wird das Ganze durch meine geliebten pudrigen Duftelemente. Als Doppelpack vereint sich Veilchen und Alpenveilchen. Wer kennt den Unterschied? Ich weiß es leider nicht. Für mich verleihen diese pudrige Noten dem Parfüm das gewisse Etwas und auch etwas sehr Feminines.

Ja, tut mir leid für die Unisex-Verfechter. Für mich geht dieser Duft in Richtung Feminin. Das bedeutet nicht, dass ein Mann ihn nicht tragen kann. Ich liebe auch bestimmte Männerdüfte an mir.
Zum Testen habe ich "Bal d'Afrique" meinem Mann unter die Nase gehalten. Es gefällt ihm gut, trotzdem weigert er sich strikt dieses, für ihn sehr weiblich wirkendes Parfüm, auf seine Haut zu sprühen. Schade - ich hätte "Bal d'Afrique" gerne an ihm erkundet, um meine eigene Meinung zu überprüfen. Wer weiß, vielleicht hätte es sich doch als unisex rausgestellt???

Vielleicht sprühe ich den Duft einfach heimlich auf den Arm meines Mannes, wenn er nicht hinguckt. Mal sehn. Ich schleiche mich von hinten heran. Oups, erwischt. Nicht geklappt. Man(n) sieht mir einfach an der Nasenspitze an, was ich vorhabe. Er hat wohl auch hinten Augen.

Der Drydown nähert sich nun langsam. Die grasig-holzigen Elemente übernehmen das Regime in Form von Vetiver und Atlaszeder. Klingt martialisch. Ist aber gar nicht so gemeint. Denn die Gesamtkomposition behält voll und ganz Ihre verspielte Leichtigkeit. Da hilft es, dass sich die animalischen Noten von Amber und Moschus nur dezent im Hintergrund halten. Ein Meisterwerk der Verblendung der Duftnoten. Einfach nur wunderschön.

Fazit:
Für mich ist "Bal d'Afrique" ein "eindeutiger" Sommerduft. Aber im Winter ist er der GEHEIMTIPP gegen Winter- und auch Lockdown-Depressionen. Einfach Sprühen und schon geht es mir besser. Hm, schnupper, schnupper. So schön.
Wunderbarerweise und doch gleichzeitig leider ist dieser Duft leicht. Somit ist die Haltbarkeit und Sillage überschaubar. Mit ein Grund, warum ich auf der Suche nach einem potenteren Duftzwilling war.
Oh, wie verzweifelt habe ich ein passenden Duftzwilling gesucht. Doch was soll ich sagen? Nichts, einfach nichts geht hier über das Original. Und wenn ich die Abfüllung verbraucht habe, muss "Bal d'Afrique" in Form eines Originalflakons einfach bei mir einziehen.
3 Antworten
Lilitu vor 2 Jahren 12 2
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Habe ich ihn endliche gefunden - meinen Oud-Duft?
Oud und ich - wir stehen auf Kriegsfuß. Doch immer wieder probiere ich es, mich an Oud-Düfte heranzutasten. Bisher vergeblich. Vielleicht ist es nun soweit? Oder auch nicht? Alles ist möglich.

Leider gehöre ich zu den "Kandidaten" auf deren Haut Oud wie ein großer Haufen Fäkalien riecht. Keine Ahnung warum, meine Hautchemie so extrem auf Oud-Düfte reagiert. Auf Galbanum reagiert meine Haut ebenfalls extrem. Aber dies ist eine andere Geschichte.

Ich habe "Sweetie Aoud" von Roja getestet und durfte auch einmal kurz "Amber Aoud" sprühen. "Amber Aoud war gelinde gesagt eine Katastrophe in "braunen Noten".
"Sweetie Aoud" ersparte mir zumindest die Fäkalduftnote. Weswegen ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe und mich jetzt an "Ombre Nomade" heranwage.

Bekannt gemacht hat mich mit diesem exklusiven Duft eine liebe Parfumista. Zu meiner im Souk bestellten Amouage-Sunshine-Abfüllung habe ich als kleines Goodie eine Probe von "Ombre Nomade" erhalten. Vielen Dank dafür.

Ich gestehen, von selbst wäre ich nie auf die Idee gekommen, dieses Parfüm zu testen. In meinem Duftleben, stieß ich irgendwann schon einmal auf "Ombre Nomade". Der Name klang verlockend, aber nach einem kurzen Blick in die Duftnoten hatte ich jedes Interesse verloren.
Und dann - eines schönen Tages - hatte ich auf einmal eine kleine Probe vor mir liegen. Tja, was soll ich sagen. Testen, schadet ja nichts. Schlimmstenfalls müsste ich den Duft schnell wieder abschrubben. Also, was soll's!

Seien wir mutig und testen wir doch mal.

Bähm. Zuerst springt mir förmlich diese Oud-Note ins Gesicht. Doch wie bei "Sweetie Aoud" ist hier der Oud nicht fäkal. Aber trotzdem heftig. Richtig heftig. Nicht wirklich mein Gusto.

Ehrlich gesagt, ist es schwierig für mich, diese extreme Oud-Note zu beschreiben:

Etwas holzig-trockenes und eine schwer erfassbare animalische Note besetzen meine inneren Nasenwände. Puh, ist das heftig. Schnell gesellt sich eine rauchige Note dazu. Ich tippe mal auf den Weihrauch. Doch noch immer ist alles ziemlich heftig und trocken. Nicht mein Fall. Puh.

Oud wird häufig als warm beschrieben. Das würde zu meiner sonstigen Wahrnehmung bei anderen Oud-Parfüms passen, wo ich geradezu bildlich den warmen "speziellen" Haufen dampfen sehen konnte. Doch hier ist es anders. Dieser Oud trocknet förmlich meine Nasenschleimhäute aus. Ich muss es noch einmal betonen, noch immer keine Fäkal-Note. Trotzdem: "I am not amused".

Endlich nach ein paar Minuten wird es wärmer. Keine Angst, noch immer keine Fäkal-Note. Stattdessen scheint es, als ob sich langsam ein Schleier um das pieksig-trockene Holz legt. Das Feuer prasselt weiter vor sich hin. Der pieksige Geruch weicht langsam immer weiter zur Seite und ein warmer Holzgeruch bleibt.

So so, wer ist denn da so mutig?

Still und leise hat sich die Benzoe herangeschlichen. Irgendjemand hat ein paar als Tannenzapfen getarnte warme und würzige Benzoekörner ins Feuer geworfen. Nicht falsch interpretieren. Es riecht nicht nach Tannenzapfen. Auf irgendeiner Homepage wurde Benzoe als Seelentröster-Duft bezeichnet. Wie wahr. Dadurch wird die gesamte Duftmischung weicher und cremiger uns sooooo lecker.

Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, an dem ich nicht mehr aufhören kann, an meinem Handgelenk zu schnuppern. Was für ein schöner rauchiger und samtweicher Duft hat sich entwickelt.
Auf dem Kosmetiktüchlein kann ich sogar ein Hauch süßliche Frucht wahrnehmen, die ich mal wagemutig als die Himbeernote identifiziere. Leider ist diese feine Note auf meiner Haut zu sehr im Hintergrund.

Wenn doch nur von dieser dezent beerigen Komponente ein bisschen mehr auf meiner Haut zu riechen wäre, dann würde dieses Parfüm MEIN PERFEKTER Oud-Duft werden. Es fehlt nur dieses kleine winzige Quentchen zum perfekten Duft.

Jedoch jetzt "schade" zu sagen, wäre eine maßlose Übertreibung. Denn der Duft entwickelt sich auch auf meiner Haut wunderschön. Das rauchige Element gibt ihm etwas verwegenes Abenteuerliches.
Ich kann förmlich die Silhouetten von in wallenden Gewänder gehüllten Männern auf ihren Kamelen durch die Wüste reitend sehen. Ohne Zweifel ein Klischee.
Doch wie ein Archetypus löst dieses Klischee die Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer aus. Wer kann sich dagegen schon wehren? Ich nicht!
Und seien wir ehrlich, wir alle haben so unsere kleine feine Sammlung von Klischees in unserem Unterbewusstsein versteckt. Geprägt von den Erinnerungen aus meiner Kindheit, krame ich jetzt gerade lustvoll in den klischee-tropfenden Romanen eines gewissen Karl May herum.

Fazit:
Ich kann die Kontroversen um diesen Duft durchaus verstehen. Für alltagstauglich halte ich den Duft nicht wirklich. Dazu ist er mir zu speziell. Für mich ist es ein Parfüm für besondere Anlässe.
Und ich kann sagen - JA - er ist der erste Oud-Duft, der mir auch gefällt.

P.S. Jetzt muss ich nur noch meinen Mann dazu bekommen, ihn ebenfalls zu tragen. Dann folge ich ihm verwegen ("durchs wilde Kurdistan" oder schlicht) ins wilde Abenteuer und gemeinsam werfen wir im Lichte der aufgehenden Sonne unsere Schatten auf die Sanddünen.
2 Antworten
Lilitu vor 2 Jahren 10 3
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Wie ein warmer trockener Wüstenwind
Im letzten Sommerurlaub wollte ich endlich mal wieder günstig Parfum shoppen. Im Duty Free Shop ging es leider nicht. Dafür sind wir viel zu früh geflogen. Ich glaube sogar, wir saßen im ersten Flugzeug diesen Morgens.

Ich ergriff also die Chance im Flugzeug. Nach einem ausgiebigen Studium des Bord-Shopping-Katalogs standen drei ganz unterschiedliche Favoriten für mich fest: "Run Wild for her" von Davidoff, "Sexy Amber" vom Michael Kors und "Nomade" von Chloé. Nach langem Hin und Her entschied ich mich beim Hinflug für "Run Wild". Zu neugierig war ich auf die Pistazien-Note darin.

Beim Rückflug wollte ich mich zwischen "Nomade" und "Sexy Amber" entscheiden. Doch, oh Schreck. Genau diese Düfte waren vergriffen und auf die anderen hatte ich keine Lust.

Bei einem Besuch bei den Verwandten von meinem Mann erhielt ich vor drei Wochen endlich eine Gelegenheit . Wir wollten schnell noch Blümchen vor Ort besorgen und ausgerechnet genau gegenüber dem Blumenladen befand sich auch eine Parfümerie.

Nach einigen Diskussionen mit meinem Mann "keine Zeit - Schwester wartet schon auf uns" und mir "geht ganz schnell - nur kurz gucken", lief ich schnurstracks auf die andere Straßenseite, während mein Mann die Blümchen ins Auto packte.
Wie entzückt war ich, dass es sogar in dieser winzigen Parfümerie doch eine kleine feine Auswahl an Nischendüften zu sehen war. Aber wie schon gesagt - keine Zeit dafür.
Stattdessen hielt ich bei dem Designer-Regal nach Chloé-Düften Ausschau - speziell "Nomade". Natürlich war ich mal wieder blind. Aber die nette Verkäuferin kam auch schon hinzugeeilt, nachdem Sie Ihr Schwätzchen mit einer Bekannten schnell beendet hatte. Ist schließlich eine kleiner Ort um genauer zu sein eine typische Kleinstadt. Jeder kennt jeden.

Jetzt gesellte sich auch mein Mann dazu. Also musste ich schnell handeln. "Haben Sie auch "Nomade"?" fragte ich sie und zu meinem Mann gewandt "geht ganz schnell".
Und was soll ich sagen, sie hatte natürlich "Nomade" da, sogar in drei Varianten in verschiedenen Größen. Zur Auswahl standen das Eau de Toilette, das Eau de Parfum und das Absolu de Parfum. Da ich mir bei den Duftnoten noch unsicher war, wollte ich nur schnell die kleinste Größe als EDP. Mein Mann und ich hatten jedoch nicht mit der netten Verkäuferin gerechnet. Selbstverständlich nahm die resolute Dame jetzt die Witterung auf. Ich wollte doch nur schnell zahlen. Nein! Das ging natürlich nicht. Jetzt war ich die Beute. Ohne Testen, wollte die Dame mich nicht aus Ihren Fängen lassen. Im Geiste hörte ich das Aufstöhnen meines Mannes.

Zuerst einmal ließ mich die offensichtlich fachkundige Parfümberaterin an den Dufttestern die unterschiedlichen Konzentrationen schnuppern. Ein weiterer Versuch zu bezahlen scheiterte kläglich. Jetzt musste auch noch eine Handgelenksprobe her. Schließlich riecht bei jedem Menschen ein und dasselbe Parfum anders auf der Haut, erklärte sie mir geflissentlich.
Ich blieb stark. "Ich will die kleinste Packung. "
Damit packte ich Sie wohl bei Ihrer Parfümexpertin-Ehre und schnell sprühte sie mir noch das EdP auf mein Halstuch, während mein Mann schon ungeduldig von einem Bein aufs andere trat. Also packte ich schnell das Eau de Parfum und eilte zur Kasse. Und jetzt, bin ich stolze Besitzerin von "Nomade".

Eigentlich wollte ich nie wieder ein Chloé-Parfum testen. Meine früheren Versuche scheiterten immer an der typischen Chloé-DNA. Doch "Nomade" ist anders. Besonders.

Der Duft startet leicht und frisch auf dem Tester und auf meiner Haut. Während er auf dem Tester weiter frisch duftet, verwandelt er sich auf meinem Handgelenk zu einer trockenen Brise.
Ehrlicherweise muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht eine der drei oben genannten Duftnoten einzeln herausriechen kann. Ich nehme weder die Freesie, die Mirabelle noch das Eichenmoos wahr.

Ich dachte aufgrund der Mirabelle, dass das Parfum dezent fruchtiger und süßer sein müsste. Doch stattdessen umarmt mich ein trockener Wüstenwind, wie ich ihn aus Ägypten kenne. Die Frische nehme ich weiterhin nur auf dem Teststreifen wahr - vielleicht doch ein Hauch der Freesie?

Auf meinem Handgelenk entwickelt sich nun auch eine warme Nuance - wie ein trockener warmer Wüstenwind. Hm. Einzigartig und komplett unsüß. Eine Erinnerung an mich als junges Mädchen steigt in mir auf. Als ich noch zur Schule ging, schenkte mir meine Tante "Diorissimo", nachdem ich es bei geschnuppert hatte. Zu dieser Zeit trug unter anderem auch gerne "Eau de Calandre".

Nicht falsch verstehen, diese Düfte ähneln nicht im geringsten "Nomade". Nur das Gefühl bei mir ein 'besonderes' Parfüm zu tragen, in einer Zeit als alle anderen, mit "Poison" ihre Umgebung schockten, ähnelt meinem jetzigen Empfinden, wenn ich "Nomade" trage.

Wobei ich dazu sagen muss, dass ich noch nie wirklich dem Zeitgeist anhing - meistens entdeckte ich für mich Klamotten erst nachdem sie lange nicht mehr "IN" waren oder ich liebte es einfach nur die alten Hemden von meinem Vater zu tragen. Woran nur erinnert mich das heute? Ach ja, an die Karomuster der "Holzfällerhemden" für Frauen, die man überall seit ein, zwei Jahren kaufen kann :-)
Aber ich schweife ab.

Die Wärme auf meinem Handgelenk hat abgenommen. Die trockene Note wird wieder stärker. Der Duft geht immer mehr in eine chyprische Richtung. Ich nehme an, das Eichenmoos kommt nun zum Einsatz.

Auf Fragrantica werden noch weitere Duftnoten gelistet, die hier nicht aufgeführt sind. Doch auch diese nehme ich nicht im Einzelnen wahr. Dieser Duft ist eine echte Herausforderung. Für mich ist dies eine Gesamtkomposition, die sich zwar durchaus verändert und entwickelt, aber für mich nicht ausdrücklich zu identifizieren ist. Ich erhalte nur Assoziationen zu diesem einzigartigen Duft.

Fazit:
Ich liebe die kleine stolze Nomadin. Sie steht im warmen trockenen Wüstenwind und lässt Ihren Blick über die welligen Sanddünen schweifen. Währenddessen geht die Sonne in einem noch warmen rot-orangenem Feuerball unter, der schon die kühle herannahende Wüstennacht erahnen lässt.

Und verdammt, ich hätte doch die große Flasche kaufen sollen!!!
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