Paprica

Der Name des Duftes und auch die gelisteten Duftakkorde schicken dich direkt in den wohlverdienten beachwalkigen Urlaub. Aber Pustekuchen!
Der Duft eröffnet mit einem Zitronenduft Marke Klostein. Nicht fruchtig, nicht echt, sondern eher putzmittellastig. Aber dann kommt die Kokos, die dich in die Südsee entführen will. Koffer sind gepackt, der Sonnenhut steht bereit und du steigst voller Vorfreude in den Flieger. Kaum hast du abgehoben, träumst du dich weg an den Strand und hast den Duft von Salzwasser in der Nase. Aber mit dem Duft stimmt was nicht. Außerdem landet das Flugzeug gerade in der Schweiz... Was zum Henker...

Eine Stunde später sitzt du bei Givaudan/ Firmenich und siehst den Chemikern zu, wie sie mit diebischer Freude deinen Südsee- Zauber zusammenmischen. Die haben nämlich gar keine Lust auf den x-ten Salz-/ Kokos-/ Tuberosen-/ Strandduft und packen einfach Mal einen olfaktorischen Kipplaster Metall dazu, der dann wohl Meeresakkord oder so heißt. Und Plastik- Zitronen. Du denkst immer noch an Beachwalk mit einer Prise Sel Marin? Du bekommst aber Sandflowers und eine Prise AB/Blood Concept garniert mit Sonnencreme. Immerhin Sonnencreme! Und eigentlich duftet das Ganze auch nicht so schlecht.... eigentlich auch ganz spannend. Je mehr sich die Sonnencreme durchsetzt, desto entspannter wirst du. Vielleicht kannst du jetzt doch die Meeresbrise erahnen. Du klopfst den Chemikern auf die Schulter und verabschiedest dich mit einem Lächeln.

In der Südsee wirst du mit diesem Duft nicht landen, aber am Vierwaldstättersee mit einem Glas Pina Colada lässt es sich auch gut aushalten.

Wenn die Welt sich um einen herum zu schnell dreht, lädt Vetyverio zum Innehalten ein. Er ist ein grünes Schutzschild gegen die Hektik und besänftigt einen sofort beim Aufsprühen.
Erde. Grün bewachsen. Ein Eichhörnchen verbuddelt gerade irgendwo eine Nuss. Das Lagerfeuer ist schon längst aus. Süßes Sandelholz und liebliche Rose strahlen hell durch das verdorrte Unterholz.
Ich bade über Stunden in holzig - nussigem Pflanzensaft und vermisse keinen Augenblick die Spritzigkeit anderer Vetiver- Vertreter. Die können dann im Frühling wieder spielen.

So, und jetzt muss mir mal einer erklären, warum sich hier viele Parfumas in krasseste Weihrauchdüfte hüllen ("ne, ne, der Riecht nicht nach Kirche") und sich die stärksten Patchouli- Düfte mit Genuss aufsprühen ("ne, ne, der riecht gar nicht nach Keller") aber keine einzige Dame diesen Duft besitzt. Und nur eine wünscht sich den. Also mit mir nun zwei. Jedem seinen Geschmack, ich will nur eine Lanze für den dunkel- rauchigen Vetiver brechen, der bei Vetyverio wundervoll anschmiegsam in Szene gesetzt ist... Er ist sowas von unisex!

Also, Mädels an die Vetiver- Front, traut euch!!!
Und ne, ne, der riecht so überhaupt nicht nach Gruft!

Cashmeran, dieses Teufelszeug! Ich schnupper mich durch Armanis und Alaias und denke mir: Ach, was für ein schönes ambriertes Holz, wäre es bloß nicht unter Tonnen von Zucker begraben.
Nun davon überzeugt, dass dieses leckere Molekül grundsätzlich nur süß verbaut wird, staune ich gar nicht schlecht als mir bei Vision zum Start gleich die zitrische Noten um die Ohren fliegen! Aha! Die Iris will sich den fulminanten Auftakt nicht entgehen lassen und mischt sofort mit. Und dann ist es endlich da: Cashmeran: Holz, Amber, Moschus, eine leichte Süße... Wären da nicht die frischen Noten, könnte der Duft fast penetrant werden. Aber mit Zitronenhäubchen serviert, hat Vision eine wundervolle Aura, die Dank der ausgeprägten Synthetik auch mit einer tollen Haltbarkeit und Sillage aufwarten kann. Ich bin zumindest keine 5 min mit dem Duft außer Haus gewesen, da gab's schon das erste Kompliment.

Für meine Nase sind von Anfang an alle Noten präsent und der Duft verändert sich kaum. Aber das ist mir schon ganz recht, denn die Frische begleitet das "blonde Holz" über Stunden, wobei der Duft dennoch warm wirkt. Also zusammengefasst: frisch, warm, holzig, pudrig... Da hat Morph so einiges richtig gemacht für einem feinen Alltagsduft!

Ich halte es wie die liebe Cuoredolore, der ich sehr für die Abfüllung danke: "I have a Vision. My money is in danger, too"

Mmh. Ich bin noch eine ungeübte Kommentar Schreiberin und hatte mir vorgenommen, zu dem kommentierten Duft jeweils die Beschreibung auf der Webseite zu lesen. Ich glaube, ich lasse das in Zukunft. Oder nur noch mit einem Glas Sekt in der Hand. Zwischen ungläubigem Lachen und wildem Kopfschütteln lese ich die schön formulierten Zeilen, die sich irgendwelche postmodernen Marketing- Hipster ausgedacht haben um Kunden in ihre Welt zu entführen. Ich kenne hier von Parfumo hauptsächlich Tacheles... Aber Zarkoparfume schreibt so schön:

"Die Grundlage eines jeden Duftes ist die eigene, persönliche Aura des Menschen: Sein Körpergeruch. Nur mit diesem als Basis kann das ganze Spektrum eines ZARKOPERFUME entfesselt werden und kreiert einen Duft der genau so individuell ist wie jeder Mensch selbst. Noch nie zuvor ist es einem Parfümeur gelungen, in den Mittelpunkt des Duftes nicht ätherische Öle, sondern den Mensch selbst zu stellen."

Ah ja! Wozu dann Duft? Schmeißen wir unsere Deos weg und feiern unseren Eigengeruch! Und überhaupt... Wir auf Parfumo wissen doch inzwischen um den Mythos der Hautchemie und dass ein Duft tatsächlich bei verschiedenen Menschen sehr ähnlich riecht. Nix da super individuell. Wie gesagt, ich sollte mir diese Texte von in ausgebrannten Fässern lagernde synthetische Seren schlichtweg nicht durchlesen. Aber nun ist es passiert und es verleidet mir bisschen diesen Duft, den ich doch eigentlich recht gelungen finde.

Ganz speziell hat mich die Oud- Note überrascht, die zwar sicherlich aus dem Labor ist, aber wenig mit vielen seiner synthetischen Artverwandten zu tun hat, die einem Haarspray-mäßig die Sinne betäuben. Das Oud ist hier sofort präsent, wirkt aber tatsächlich ganz warm und animalisch, ohne Stall im Orient. Pfeffer und der hesperidische Chor geben dem Duft eine luftig leichte Aura, die von den Unmengen Iso E und Konsorten eine frisch oudige Duftwolke entstehen lassen. Ein wirklich angenehme Duftwolke, die sich Molecule Fans nicht entgehen lassen sollten. Für Oud- Liebhaber ist der Spaß aber nach 1- 2 h nur noch halb so toll, weil sich von dem einst feinen Oud- Akkord nur noch eine recht beliebige synthetische Holznote erschnuppern lässt. Mit beliebig meine ich nicht schlecht, aber wahrscheinlich wenig unterscheidbar von anderen molekularen Düften dieser Marke. Trotzdem habe ich das kleine Wölkchen heute sehr lange genießen dürfen und lege allen Mädels und Jungs einen Test ans Herz, die vergeblich darauf warten, dass der Geza in Kooperation mit Al Qurashi mal einen Molecule Oud rausbringt.

... Will uns zumindest der Marketing- Hipster von Schwarzlose weismachen. Auf meiner Suche nach meinem Wald-Duft bin ich über die neue Captive Duftreihe dieser Vintage/ Neu- Marke gestolpert. Ich hatte echten, holzigen und urigen Wald gesucht. Auf meine Haut bekam ich einen synthetischen Fantasy- Avatar- Wald, der wenig natürlich duftet und mit unbekannten Früchten behangen ist. Irgendwo stolpert auch das hübsche halbnackte Model aus der Mugler/ Aura Werbung herum. Sie taumelt vom Birkenwald (Duft Captive 1) zum Regenwald (Duft Captive 3) und hinterlässt überall eine Spur, die nur Chemiker richtig bezeichnen können.
Aber zurück zum Schwarzwald, der mit der Nr. 2 betitelt ist. Der Duft startet grün/ pfeffrig / rauchig... Aber bevor man noch Comme des Garcons sagen kann, gesellt sich eine saftige und satte Note hinzu, als wäre man frisch ins feuchte Moos gefallen. Das üppig Grüne und das leicht rauchige Holz halten über lange Zeit eine äußert attraktive Balance, bevor sich eine kleine süßliche Muskat- Note dazu schmuggelt. Und in dieser Kombination powert der Duft über Stunden und übersteht auch die ein oder andere Dusche.

Das Konzept ist nicht neu, die synthetische Waldbeduftung auch nicht...aber wenn man keinen echten Schwarzwald erwartet, wird man angenehm von einem starken, haltbaren und besonderen Duft überrascht.

Ich für meinen Teil möchte gerne mit der hübschen Aura weiter durch die Wälder Pandoras streifen.