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Top Rezension
Behutsam abgeschmeckt
Kaum hatte ich gelernt, das „Nagaranga“ mitnichten der Nachbar-Krater des Ngorongoro ist, sondern „Mandarine“ heißt, war ich sehr gespannt. Schließlich ist die Nennung eben jener Frucht in konventionellen Düften gerne mal ein Euphemismus für überbordenden Einsatz von Chemie, der sich anscheinend eine Ähnlichkeit zwischen Hedion und Mandarine(nschale) zunutze macht. So jedenfalls mein Eindruck nach diversen entsprechenden Tests, vor allem seien Lutens‘ anämisches ‚L'Eau Serge Lutens‘ und Goutals Reagenzglas-Ausrutscher ‚L'Île au Thé‘ genannt. Derlei kann also im Naturduft-Bereich wohl nur besser werden.
Nun taucht Mandarine indes in den Angaben gar nicht auf. Vielleicht soll sie – was natürlich völlig in Ordnung wäre – aus anderem gebastelt sein. Neben den beiden naheliegenden Kandidaten, die für die Kopfnote gelistet sind, kämen dafür außerdem die geheimnisvollen „blumigen Noten“ in Frage (auf der Hersteller-Seite nicht angeführt), immerhin gibt es genug Rosen-Sorten, die mit Zitrusfrucht-Ambitionen aller Art aufwarten.
In der Tat riecht der Auftakt für mich keineswegs eindeutig nach Mandarine, vielmehr denke ich zunächst an ein nimm2-Bonbon, das sich nicht recht entscheiden kann, ob es orangefarben oder gelb sein möchte. Erst nach einigen Minuten fügt sich aus Süße und Säure ein Bild, welches als reife, wenngleich nicht überreife Mandarine durchgehen kann. Wie viel schöner ist das doch als die Plaste-Pseudo-Zitrusfrüchte aus den oben erwähnten Missgriffen! Ich vermute, dass zudem eine Portion Zitronen-Verbene mitwirkt, ebenfalls verborgen unter „blumige Noten“. Und alles zusammen ist nicht bloß „nett“, denn der Zitrus-Landschaft lässt sich durchaus eine gewisse Käsefüßigkeit ent-ahnen, die selbst dann noch eine Weile präsent bleibt, als sich im Laufe des Vormittags cremige Aspekte hinzugesellen.
Der damit beginnende Part ist wohlgeraten. Angenehm austarierte Frische zwischen fruchtig, süß und sauer, angerichtet auf einer cremigen Unterlage, die eine kräftige, herbe Seite pflegt. Holz meinetwegen, Harz an der Schwelle zum Bitteren – kommt alles hin, ich wittere allerdings auch eine Idee gesteinigen Patchoulis, wie es mich etwa schon (um bei Naturdüften zu bleiben) in ‚Limestone‘ von Thorn & Bloom erfreut hatte. Parallel eröffnen wiederum die „blumigen Noten“ Spielraum für Spekulationen, die bis zu Frühblühern reichen.
Um die Mittagszeit ist ein Creme-Duft von nunmehr im Wesentlichen balsamisch-zuckriger Süße entstanden, der freilich von einem Rest Zitrusfrucht, von hellem Holz sowie von einer behutsam abgeschmeckten, gleichwohl deutlich spürbaren Bitterkeit am ehesten holziger Herkunft eingerahmt und geschmackvoll belüftet wird. Gelungen.
Rätsel gibt mir ein moschushafter Anflug im Abgang auf, der sich ab dem frühen Nachmittag herausschält. Nanu, derlei in einem Naturduft? Aber es gibt ja Substitute, das vorliegende wäre ein besonders dicht an konventionellen Düften befindliches Exemplar. Seltsamerweise führt das dazu, dass der Duft ein übliches Plus der Naturduft-Parfümerie, nämlich den aromenreichen Ausklang, nicht in vollem Umfang abrufen kann, es wird tatsächlich nach hinten raus ein bisschen untypisch eindimensional-öde.
Ich bedanke mich bei Bellemorte für die Probe.
Nun taucht Mandarine indes in den Angaben gar nicht auf. Vielleicht soll sie – was natürlich völlig in Ordnung wäre – aus anderem gebastelt sein. Neben den beiden naheliegenden Kandidaten, die für die Kopfnote gelistet sind, kämen dafür außerdem die geheimnisvollen „blumigen Noten“ in Frage (auf der Hersteller-Seite nicht angeführt), immerhin gibt es genug Rosen-Sorten, die mit Zitrusfrucht-Ambitionen aller Art aufwarten.
In der Tat riecht der Auftakt für mich keineswegs eindeutig nach Mandarine, vielmehr denke ich zunächst an ein nimm2-Bonbon, das sich nicht recht entscheiden kann, ob es orangefarben oder gelb sein möchte. Erst nach einigen Minuten fügt sich aus Süße und Säure ein Bild, welches als reife, wenngleich nicht überreife Mandarine durchgehen kann. Wie viel schöner ist das doch als die Plaste-Pseudo-Zitrusfrüchte aus den oben erwähnten Missgriffen! Ich vermute, dass zudem eine Portion Zitronen-Verbene mitwirkt, ebenfalls verborgen unter „blumige Noten“. Und alles zusammen ist nicht bloß „nett“, denn der Zitrus-Landschaft lässt sich durchaus eine gewisse Käsefüßigkeit ent-ahnen, die selbst dann noch eine Weile präsent bleibt, als sich im Laufe des Vormittags cremige Aspekte hinzugesellen.
Der damit beginnende Part ist wohlgeraten. Angenehm austarierte Frische zwischen fruchtig, süß und sauer, angerichtet auf einer cremigen Unterlage, die eine kräftige, herbe Seite pflegt. Holz meinetwegen, Harz an der Schwelle zum Bitteren – kommt alles hin, ich wittere allerdings auch eine Idee gesteinigen Patchoulis, wie es mich etwa schon (um bei Naturdüften zu bleiben) in ‚Limestone‘ von Thorn & Bloom erfreut hatte. Parallel eröffnen wiederum die „blumigen Noten“ Spielraum für Spekulationen, die bis zu Frühblühern reichen.
Um die Mittagszeit ist ein Creme-Duft von nunmehr im Wesentlichen balsamisch-zuckriger Süße entstanden, der freilich von einem Rest Zitrusfrucht, von hellem Holz sowie von einer behutsam abgeschmeckten, gleichwohl deutlich spürbaren Bitterkeit am ehesten holziger Herkunft eingerahmt und geschmackvoll belüftet wird. Gelungen.
Rätsel gibt mir ein moschushafter Anflug im Abgang auf, der sich ab dem frühen Nachmittag herausschält. Nanu, derlei in einem Naturduft? Aber es gibt ja Substitute, das vorliegende wäre ein besonders dicht an konventionellen Düften befindliches Exemplar. Seltsamerweise führt das dazu, dass der Duft ein übliches Plus der Naturduft-Parfümerie, nämlich den aromenreichen Ausklang, nicht in vollem Umfang abrufen kann, es wird tatsächlich nach hinten raus ein bisschen untypisch eindimensional-öde.
Ich bedanke mich bei Bellemorte für die Probe.
15 Antworten
Jumi vor 7 Jahren
Nah, ich weiss nicht. Der Anfang klang noch vielversprechend.
Yatagan vor 7 Jahren
Ich bin ja ein Freund von Düften mit Zitrusnote, aber der hier war nicht so überzeugend.
Taurus vor 7 Jahren
Klingt jetzt nicht unbedingt überzeugend ...
Palonera vor 7 Jahren
Die - optisch wunderschönen - Frühblüher verursachen mir leider fast ausnahmslos Kopfweh, das hindert mich jetzt, die Merkliste zu zücken.
Ernstheiter vor 7 Jahren
Klingt nett und Deiner Wertung nach zu urteilen ist er nicht mehr und nicht weniger.
Torfdoen vor 7 Jahren
Ist doch schön. Ein bißchen Vulkan hätte aber bestimmt auch nicht geschadet.
Can777 vor 7 Jahren
1
Ich schließe mich mal Gschpusi an. Ist nicht so meine Liga!
Pluto vor 7 Jahren
Ich denke auch, die erste Hälfte klingt sehr fein :o)
MisterE vor 7 Jahren
Wirkt so mittelmäßig.... und dabei mag ich eigentlich sogar Mandarine....
Fittleworth vor 7 Jahren
Hm, den sollte ich wohl mal testen ... Pokal für den sehr informativen Kommentar!
Gschpusi vor 7 Jahren
1
Hmmm... erkenne immer mehr für mich , dass Naturdüfte nix für mich sind
Kleopatra vor 7 Jahren
Moschushafter Abgang klingt ja erstmal gut, aber ich glaube, der Duft wäre mir dann doch zu gesund.
Birdee vor 7 Jahren
Vielleicht oute ich mich jetzt als hinterm Mond lebend, aber was darf ich mir unter 'gesteiniger Patchouli' vorstellen?
Gelis vor 7 Jahren
Klingt wirklich nicht überzeugend.
Ergoproxy vor 7 Jahren
Hm, so untypisch finde ich das für Naturdüfte ja irgendwie nicht. :/ ;):))

