16.10.2018 - 14:20 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Kritik Top Rezension
18
Netter Versuch
Mein ehemaliger Chorleiter war neben seiner Tätigkeit als Kirchenmusikdirektor zudem Honorar-Professor an der Musikhochschule Lübeck. Er erzählte einmal, man könne allein an der Art und Weise, wie sie das Gebäude betreten, die angehenden Sänger sofort beispielsweise von den werdenden Organisten unterscheiden. Dazu später.
Mit etwas gutem Willen riecht es tatsächlich ein bisschen nach Oud, latent käsig. Das provoziert natürlich Gedanken an den erklärtermaßen oud-freien ‚NOOUD‘ von Baruti, mit dem ‚Oud Wood & Amyris‘ jedoch weder in Sachen Lautstärke noch in puncto Selbstbewusstsein mithalten kann. Ja, geradezu verstohlen weicht das Camouflage-Oud rasch zurück zugunsten einer gepfefferten und zeder-belüfteten Sandel-Interims-Creme, die sacht angeschwitzt wirkt.
Nach rund einer Stunde schleicht eine Gemengelage aus zeder-dominiertem, lahmem Holz herum, dem vermittels einer hintergründigen Säure weiterhin eine Ahnung von Oud verliehen werden soll. Leider gelingt das bloß zum Teil, zu sehr liegt der Schwerpunkt auf dem hellen Holz, dessen Aroma überdies die Grenze zum Kunstholz touchiert. Im Fortgang lässt sich nur direkt auf der Haut noch ein Hauch einer Andeutung einer Kuhstall-Note vermuten, die verschämt eilig ein wenig gesüßt wurde. Netter Versuch.
Der Duft ist mithin vor allem als Lehrstück spannend, wie unterschiedlich Nicht-Oud umgesetzt werden kann. ‚NOOUD‘ ist, um das oben angerissene Bild aufzunehmen, der breitbeinig und lautstark heranschreitende Sänger und ‚Oud Wood & Amyris‘ ein besonders schüchterner Organist, der lieber den Seiten-Eingang wählt, um ja nicht angesprochen zu werden.
Die Haltbarkeit beträgt de facto kaum sechs Stunden, denn danach verbleibt lediglich ein Rest schlichten Holzes, welches ich nunmehr ungestützt gewiss für synthetisch hielte; erinnert mich an die MGOs. Daneben irren ein paar Moleküle einer diffusen Cremigkeit mit einem bitteren Einschlag umher.
Ein unschöner Abgang. Abermals vermag 100BON es nicht, mit einem üblichen Pfund der Naturduft-Parfümerie zu wuchern: reichhaltigen Basis-Noten.
Fazit: Naja, ein netter Versuch eben. Und offenbar sind 100BONs nicht zwingend creme-lastig.
Ich bedanke mich bei Bellemorte für die Probe.
PS: Ich habe einfach unterstellt, dass der vorliegende Duft ausdrücklich kein echtes Oud einsetzt, sondern einen Nachbau probiert. Genannt ist es jedenfalls nirgends.
Mit etwas gutem Willen riecht es tatsächlich ein bisschen nach Oud, latent käsig. Das provoziert natürlich Gedanken an den erklärtermaßen oud-freien ‚NOOUD‘ von Baruti, mit dem ‚Oud Wood & Amyris‘ jedoch weder in Sachen Lautstärke noch in puncto Selbstbewusstsein mithalten kann. Ja, geradezu verstohlen weicht das Camouflage-Oud rasch zurück zugunsten einer gepfefferten und zeder-belüfteten Sandel-Interims-Creme, die sacht angeschwitzt wirkt.
Nach rund einer Stunde schleicht eine Gemengelage aus zeder-dominiertem, lahmem Holz herum, dem vermittels einer hintergründigen Säure weiterhin eine Ahnung von Oud verliehen werden soll. Leider gelingt das bloß zum Teil, zu sehr liegt der Schwerpunkt auf dem hellen Holz, dessen Aroma überdies die Grenze zum Kunstholz touchiert. Im Fortgang lässt sich nur direkt auf der Haut noch ein Hauch einer Andeutung einer Kuhstall-Note vermuten, die verschämt eilig ein wenig gesüßt wurde. Netter Versuch.
Der Duft ist mithin vor allem als Lehrstück spannend, wie unterschiedlich Nicht-Oud umgesetzt werden kann. ‚NOOUD‘ ist, um das oben angerissene Bild aufzunehmen, der breitbeinig und lautstark heranschreitende Sänger und ‚Oud Wood & Amyris‘ ein besonders schüchterner Organist, der lieber den Seiten-Eingang wählt, um ja nicht angesprochen zu werden.
Die Haltbarkeit beträgt de facto kaum sechs Stunden, denn danach verbleibt lediglich ein Rest schlichten Holzes, welches ich nunmehr ungestützt gewiss für synthetisch hielte; erinnert mich an die MGOs. Daneben irren ein paar Moleküle einer diffusen Cremigkeit mit einem bitteren Einschlag umher.
Ein unschöner Abgang. Abermals vermag 100BON es nicht, mit einem üblichen Pfund der Naturduft-Parfümerie zu wuchern: reichhaltigen Basis-Noten.
Fazit: Naja, ein netter Versuch eben. Und offenbar sind 100BONs nicht zwingend creme-lastig.
Ich bedanke mich bei Bellemorte für die Probe.
PS: Ich habe einfach unterstellt, dass der vorliegende Duft ausdrücklich kein echtes Oud einsetzt, sondern einen Nachbau probiert. Genannt ist es jedenfalls nirgends.
14 Antworten