21.06.2025 - 03:26 Uhr

Mairuwa
53 Rezensionen

Mairuwa
Hilfreiche Rezension
7
Schäferstündchen im Grünen
Namen schüren Erwartungen; große Namen schüren entsprechend hohe Erwartungen. Denen muss man, sollte man, dann auch gerecht werden. Ist „A Roll In The Hay” ein großer Name? Zunächst einmal klingt er ja eher bodenständig als hochtrabend. Bedenkt man aber die Konnotationen, die mit ihm verbunden sind, kommt man kaum umhin, ihm das Schüren von Erwartungen zu attestieren. „A Role in the Hay“ – das mag einerseits nostalgische Kindheitserinnerungen heraufbeschwören, die ja in der Regel niemanden gleichgültig lassen, sondern im Gegenteil eher hoch emotional sind. Andererseits ist der Begriff im Englischen ein etwas altmodischer Begriff für, ja, was wäre der entsprechend altmodische Begriff im Deutschen: Techtelmechtel? Schäferstündchen? Wahrscheinlich ist die recht wortgetreue Übersetzung - Mit-jemandem-ins-Heu-gehen - zugleich auch die passendste. Durchaus ein großer Name also, der an nostalgische ebenso wie erotische Assoziationen rührt. Wird der Duft des Hauses Alkemia dem nun gerecht?
Soviel vorneweg: Der Duft gefällt mir sehr gut. Ein Sommerduft, leicht würzig, frisch. Eine leichte Honignote, die nicht süß ist, eher wächsern, schwingt mit. Darunter später ein Anflug von Vanille. Das Heu ist auch da, unverkennbar. Aber es ist Juni, die Wiesen sind frisch gemäht und ich kann mir die Akribie erlauben, die Authentizität der Heunote empirisch zu überprüfen. Und da fällt der Duft, mit all dem was er sich heraufzubeschwören vornimmt, wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Der Gang durch die Wiesen lässt sofort Bilder entstehen. Nostalgische Träume. Erinnerungsfetzen. Auch erotische. Am Handgelenk dagegen fühlt sich die Nase genarrt. Vor allem der eigentlich schöne Honig wird hier beinahe zur Störnote. Mir kommen da nur noch die Strohblumen einer Kranzflechterei in den Sinn, aber keine frisch gemähte Wiese und keine Scheune.
Vielleicht ist das ungerecht. Bin ich zu streng? Gefallen will mir der Duft ja. Gebe ich ihm eine zweite Chance, kehre ich nach Hause zurück, vergesse ich den Namen und all das, was er zu versprechen scheint und dann nicht einlösen kann!
Das Alkemia-Label von Sharra Lamoureaux mit Sitz in Amherst, Massachusetts, hat ein schier unglaubliches Repertoire an Naturdüften. Bei meiner letzten Rezension vor einem Vierteljahr waren es noch 586. Mittlerweise listet die Datenbank von Parfumo schon 613! Von denen, die ich kenne, gefallen mir nicht wenige sehr gut. Und doch kann man nicht von der Hand weisen, dass in vielen eine immer wieder ähnliche Grundnote mitschwingt. Sicher, jede Parfümeurin, jedes Haus hat eine „Handschrift“ und dieser gewisse Wiedererkennungswert ist ja auch geschätzt und gerechtfertigt. Und doch kann man allein aufgrund des enormen Outputs nur vermuten, dass hier bestimmte Bausteine immer wieder Verwendung finden und variiert werden. Das geht an sich natürlich in Ordnung. Es schafft eine große Palette, aus der sich jeder nach ganz individuellen Bedürfnissen seine favorisierte Variation bestimmter Themen heraussuchen kann - und vermutlich auch jeder fündig wird, der nur allgemein offen für Naturdüfte ist. Vielleicht liegt diese Herangehensweise aber doch etwas über Kreuz mit dem Anspruch thematische Konzeptdüfte zu kreieren, die eben keine Bausteindüfte sein, sondern jedes Thema ganz individuell angehen sollten. Auch hier will ich nicht zu kritisch sein. Viele Themen sind erstaunlich gut umgesetzt und erst beim direkten Vergleich einer größeren Serie von Düften des Hauses fällt die Ähnlichkeit des Aufbaus so recht auf. Und vielleicht ist es in diesem speziellen Fall einfach mein Problem der persönlichen Erwartungshaltung angesichts des (für mich!) großen Namens. Vielleicht hatte Sharra Lamoureaux überhaupt nicht den Anspruch, die Assoziationen zu wecken, die ich hier suche. In der Internetpräsentation von Alkemia ist die Seite von „A Roll in the Hay“ mit einem Ausschnitt des Bildes „Das Liebespaar" von Auguste Leveque dekoriert, das vermutlich tatsächlich als Inspiration diente. Hier sind auch die ebenfalls als Note angegebenen Mohnblumen deutlich zu erkennen, und die liebliche, leicht wächserne Honignote und der Anflug von Vanille in der Basis gehen wohl schlicht vom Körper der hingestreckten Dame aus, die hier mit ihrem Liebhaber ins Heu gegangen ist. So wird das, als Bild, alles schlüssig. Doch nicht Thema verfehlt. Nur für mich funktioniert die erhoffte Magie nicht. Trotzdem ein schöner Duft. Und wenn ich mal Lust habe, ins Heu zu gehen, gibt es ja zum Glück noch genug Wiesen in der Umgebung.
Einmal mehr herzlichen Dank an BeJot für die Probe!
Soviel vorneweg: Der Duft gefällt mir sehr gut. Ein Sommerduft, leicht würzig, frisch. Eine leichte Honignote, die nicht süß ist, eher wächsern, schwingt mit. Darunter später ein Anflug von Vanille. Das Heu ist auch da, unverkennbar. Aber es ist Juni, die Wiesen sind frisch gemäht und ich kann mir die Akribie erlauben, die Authentizität der Heunote empirisch zu überprüfen. Und da fällt der Duft, mit all dem was er sich heraufzubeschwören vornimmt, wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Der Gang durch die Wiesen lässt sofort Bilder entstehen. Nostalgische Träume. Erinnerungsfetzen. Auch erotische. Am Handgelenk dagegen fühlt sich die Nase genarrt. Vor allem der eigentlich schöne Honig wird hier beinahe zur Störnote. Mir kommen da nur noch die Strohblumen einer Kranzflechterei in den Sinn, aber keine frisch gemähte Wiese und keine Scheune.
Vielleicht ist das ungerecht. Bin ich zu streng? Gefallen will mir der Duft ja. Gebe ich ihm eine zweite Chance, kehre ich nach Hause zurück, vergesse ich den Namen und all das, was er zu versprechen scheint und dann nicht einlösen kann!
Das Alkemia-Label von Sharra Lamoureaux mit Sitz in Amherst, Massachusetts, hat ein schier unglaubliches Repertoire an Naturdüften. Bei meiner letzten Rezension vor einem Vierteljahr waren es noch 586. Mittlerweise listet die Datenbank von Parfumo schon 613! Von denen, die ich kenne, gefallen mir nicht wenige sehr gut. Und doch kann man nicht von der Hand weisen, dass in vielen eine immer wieder ähnliche Grundnote mitschwingt. Sicher, jede Parfümeurin, jedes Haus hat eine „Handschrift“ und dieser gewisse Wiedererkennungswert ist ja auch geschätzt und gerechtfertigt. Und doch kann man allein aufgrund des enormen Outputs nur vermuten, dass hier bestimmte Bausteine immer wieder Verwendung finden und variiert werden. Das geht an sich natürlich in Ordnung. Es schafft eine große Palette, aus der sich jeder nach ganz individuellen Bedürfnissen seine favorisierte Variation bestimmter Themen heraussuchen kann - und vermutlich auch jeder fündig wird, der nur allgemein offen für Naturdüfte ist. Vielleicht liegt diese Herangehensweise aber doch etwas über Kreuz mit dem Anspruch thematische Konzeptdüfte zu kreieren, die eben keine Bausteindüfte sein, sondern jedes Thema ganz individuell angehen sollten. Auch hier will ich nicht zu kritisch sein. Viele Themen sind erstaunlich gut umgesetzt und erst beim direkten Vergleich einer größeren Serie von Düften des Hauses fällt die Ähnlichkeit des Aufbaus so recht auf. Und vielleicht ist es in diesem speziellen Fall einfach mein Problem der persönlichen Erwartungshaltung angesichts des (für mich!) großen Namens. Vielleicht hatte Sharra Lamoureaux überhaupt nicht den Anspruch, die Assoziationen zu wecken, die ich hier suche. In der Internetpräsentation von Alkemia ist die Seite von „A Roll in the Hay“ mit einem Ausschnitt des Bildes „Das Liebespaar" von Auguste Leveque dekoriert, das vermutlich tatsächlich als Inspiration diente. Hier sind auch die ebenfalls als Note angegebenen Mohnblumen deutlich zu erkennen, und die liebliche, leicht wächserne Honignote und der Anflug von Vanille in der Basis gehen wohl schlicht vom Körper der hingestreckten Dame aus, die hier mit ihrem Liebhaber ins Heu gegangen ist. So wird das, als Bild, alles schlüssig. Doch nicht Thema verfehlt. Nur für mich funktioniert die erhoffte Magie nicht. Trotzdem ein schöner Duft. Und wenn ich mal Lust habe, ins Heu zu gehen, gibt es ja zum Glück noch genug Wiesen in der Umgebung.
Einmal mehr herzlichen Dank an BeJot für die Probe!
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