07.05.2016 - 12:40 Uhr
Fittleworth
89 Rezensionen
Fittleworth
Hilfreiche Rezension
21
Zu Besuch bei Professor Dr. Soettmöller
"Die Produktion eines synthetischen Duftes, der zuverlässig über Stunden hinweg unaufhaltsam wie ein Panzer sein Aroma entfaltet, ohne dabei auf allzuviele natürliche Beimengungen zurückgreifen zu müssen, ist ein alter Menschheitstraum. Bis heute galt er als weitgehend unerfüllbar.
Wie gesagt - bis heute, denn bei der Herstellung eines solchen Duftes gelang der Wissenschaft jetzt der entscheidende Durchbruch.
Wir besuchen deshalb heute das nach mehreren schweren Explosionen aus dem Stadtzentrum von Stenkelfeld in die Schmöllerheide verlegte makromolekularolfaktorische Labor der Jürgen-Koppelin-Stiftung.
Neben mir steht Professor Dr. Soettmöller, international bekannter Dozent für experimentelle und angewandte Grundwasserphysik, der unseren Hörern jetzt den Zusammenhang zwischen einfachen physikalischen Prozessen und der Gütekontrolle eines synthetisch erzeugten Duftes anhand eines anschaulichen Beispiels erklären wird."
"Ja nix! Das will ich Ihnen überhaupt nicht erklären!"
"Ach, nicht ...?"
"Das begreifen Ihre Hörer sowieso nicht! Wenn die hier in unsere Gärungstanks reinschauen, sehen die ja doch nur eine trübe Pampe und verstehen nicht, wieso das eine wohlriechende und äußerst beliebte Essenz werden kann!"
"Aber einige verstehen das ja vielleicht doch, Herr Professor Soettmöller. Woran könnte man denn zu einem so frühen Zeitpunkt die Qualität des produzierten Duftstoffes erkennen?"
"Jaaaa ... also im Grunde gibt es da zwei wichtige Merkmale für eine gelungene Komposition. Das ist zum einen die Beschaffenheit von Eichhörnchenurin, übrigens ein ganz eminent wichtiger Bestandteil unserer neuen Kollektion, und zum anderen die durch gelbschnabelige Sumpfschabracken vorverdaute Eichenrinde, die nach dem Zusetzen von Äthylenobskurwolprylat und Trichlorharnsäureoxyd sehr natürlich nach Birne und Salbei duftet.
Aber das wissen die meisten gar nicht!"
"Sicher nicht, nein ... welche Zusammenhänge gibt's da denn?"
"Aaach, das sind komplizierte Sachverhalte, hmnäääch, das hängt eng zusammen mit dem abwärts gerichteten Kalkdruck von bikonkaven Grundwassergewölben; das wiederum wirkt sich auf die Urinkonsistenz von Großnagern und Vögeln mit linksdrehender Kalksynthese bei der Schnabelbildung aus und so weiter und so weiter ... also ich will mal sagen - das geht Sie ja im Grunde auch gar nix an!"
"Wie bitte?"
"Ick wull di watt mit wie bitte! Sie wolln ja bloß wieder ein Rummelthema für Ihren Rocknrollsender! Medienlümmel!"
"Neinnein, Herr Professor Soettmöller, wir wollen hier im Rahmen unserer Servicewoche 'Duft oder nicht, so erkennen Sie den Unterschied' einmal ganz allgemeinverständlich ..."
"Na gut, dann will ich Ihnen mal erklären, wie Sie sich unsere nicht ganz ungefährliche Arbeit hier vorstellen müssen. Zunächst setzen wir in großen Gärungstanks chemisch behandelte Reste an, die wir der Gelben Tonne entnehmen. Da gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Dualen System, nicht wahr. Durch eine wiederholte lateralsklerotische Unterdruckspülung mit Phosphorsäuremethylanilinbarbiturat und eine behutsame Wärmebehandung mit Pseudoleukozytosin und Salpetersäure werden da nicht nur die letzten organischen Moleküle quasi herausgebrochen, sondern auch lästige Bestandteile wie alte Preisschilder und Supermarktetiketten entfernt. Die so entstehende graubraune Pampe ist weitgehend geruchlos, was eine Verdünnung im gewünschten Maß ebenso zuläßt wie die Aufbereitung mit olfaktorisch aufwertenden Zusatzstoffen."
"Ja ... uääähhh ... das klingt irgendwie ..."
"Ich ahne Ihre Enwände. Doch das Vortäuschen natürlicher Substanzen wie Holunder, Ingwer und Vanille oder auch Birne und Koriander beruht gerade bei diesem Duft auf streng kontrollierten HTML-Protokollen mit aufgesetzter Java-Architektur, die rautenbinär matriziert werden. Das ist aus ökonomischer Sicht auch gar nicht anders zu machen. Was glauben Sie denn, was Ingwer und Vanille kosten? Oder wie teuer Patchouli auf dem Weltmarkt ist?!"
"Aaah ja ... nun geben Sie ja an, Herr Professor Soettmöller, daß dieser neue Duft auch Aromen von Sahne und Schokolade enthalten soll. Wie gelangen diese Duftnoten nun in das Produkt?"
"Ja nun ... da kommt der eingangs erwähnte Eichhörnchenurin ins Spiel. Dieser wird so lange mit Propan-II-Buttersäure und Diphenylaminoplastsubstrat gestreckt, bis der gewünschte Aroma-Effekt eintritt. Und seien Sie doch mal ehrlich - die jungen Leute, die sich diese Plörre auf den Hals kippen, wissen doch gar nicht mehr, wie Schokolade riecht! Was die für Schokolade halten, wird doch auch hier bei uns hergestellt. Es handelt sich um die sogenannten Feststoffreste, die bei der Duftproduktion übrigbleiben. Die werden dann mit Synthoplastsubstratesther braun eingefärbt, in eine hübsche Verpackung gewickelt und an die örtlichen Lebensmittelmärkte geliefert. Wir etikettieren sie als Bio-Schokolade, da wundert sich dann keiner, daß das so komisch schmeckt."
"Ähhhhks ... äääähhh ... ich meine ... vielen Dank, Herr Professor Soettmöller, für diese Auskunft. Eine letzte Frage noch - wie kamen Sie auf den Namen 'Dark Temptation' für den von Ihrem Labor kreierten Duft?"
"Ja nun, das war die reizende Idee unseres Fräuleins Doergenberg-Herkenrötter, nicht wahr, eine unserer Laborassistentinnen. Angesichts der Grundfarbe der bei der lateralen Chlorbidorsalmethyl-Autosynthese entstehenden Grundmasse kam sie in Versuchung, ihre Stelle hier im Labor zu kündigen. Sie hat es dann letztlich doch nicht getan, aber ich will mal sagen, viel hätte nicht gefehlt."
"Aaah ja ... nun, Herr Professor Soettmöller, ich bin sicher, daß unsere Hörer künftig mit ganz anderen Augen auf die kosmetischen Produkte Ihres Labors schauen werden. Und mit diesen Eindrücken zurück ins Funkhaus ..."
Wie gesagt - bis heute, denn bei der Herstellung eines solchen Duftes gelang der Wissenschaft jetzt der entscheidende Durchbruch.
Wir besuchen deshalb heute das nach mehreren schweren Explosionen aus dem Stadtzentrum von Stenkelfeld in die Schmöllerheide verlegte makromolekularolfaktorische Labor der Jürgen-Koppelin-Stiftung.
Neben mir steht Professor Dr. Soettmöller, international bekannter Dozent für experimentelle und angewandte Grundwasserphysik, der unseren Hörern jetzt den Zusammenhang zwischen einfachen physikalischen Prozessen und der Gütekontrolle eines synthetisch erzeugten Duftes anhand eines anschaulichen Beispiels erklären wird."
"Ja nix! Das will ich Ihnen überhaupt nicht erklären!"
"Ach, nicht ...?"
"Das begreifen Ihre Hörer sowieso nicht! Wenn die hier in unsere Gärungstanks reinschauen, sehen die ja doch nur eine trübe Pampe und verstehen nicht, wieso das eine wohlriechende und äußerst beliebte Essenz werden kann!"
"Aber einige verstehen das ja vielleicht doch, Herr Professor Soettmöller. Woran könnte man denn zu einem so frühen Zeitpunkt die Qualität des produzierten Duftstoffes erkennen?"
"Jaaaa ... also im Grunde gibt es da zwei wichtige Merkmale für eine gelungene Komposition. Das ist zum einen die Beschaffenheit von Eichhörnchenurin, übrigens ein ganz eminent wichtiger Bestandteil unserer neuen Kollektion, und zum anderen die durch gelbschnabelige Sumpfschabracken vorverdaute Eichenrinde, die nach dem Zusetzen von Äthylenobskurwolprylat und Trichlorharnsäureoxyd sehr natürlich nach Birne und Salbei duftet.
Aber das wissen die meisten gar nicht!"
"Sicher nicht, nein ... welche Zusammenhänge gibt's da denn?"
"Aaach, das sind komplizierte Sachverhalte, hmnäääch, das hängt eng zusammen mit dem abwärts gerichteten Kalkdruck von bikonkaven Grundwassergewölben; das wiederum wirkt sich auf die Urinkonsistenz von Großnagern und Vögeln mit linksdrehender Kalksynthese bei der Schnabelbildung aus und so weiter und so weiter ... also ich will mal sagen - das geht Sie ja im Grunde auch gar nix an!"
"Wie bitte?"
"Ick wull di watt mit wie bitte! Sie wolln ja bloß wieder ein Rummelthema für Ihren Rocknrollsender! Medienlümmel!"
"Neinnein, Herr Professor Soettmöller, wir wollen hier im Rahmen unserer Servicewoche 'Duft oder nicht, so erkennen Sie den Unterschied' einmal ganz allgemeinverständlich ..."
"Na gut, dann will ich Ihnen mal erklären, wie Sie sich unsere nicht ganz ungefährliche Arbeit hier vorstellen müssen. Zunächst setzen wir in großen Gärungstanks chemisch behandelte Reste an, die wir der Gelben Tonne entnehmen. Da gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Dualen System, nicht wahr. Durch eine wiederholte lateralsklerotische Unterdruckspülung mit Phosphorsäuremethylanilinbarbiturat und eine behutsame Wärmebehandung mit Pseudoleukozytosin und Salpetersäure werden da nicht nur die letzten organischen Moleküle quasi herausgebrochen, sondern auch lästige Bestandteile wie alte Preisschilder und Supermarktetiketten entfernt. Die so entstehende graubraune Pampe ist weitgehend geruchlos, was eine Verdünnung im gewünschten Maß ebenso zuläßt wie die Aufbereitung mit olfaktorisch aufwertenden Zusatzstoffen."
"Ja ... uääähhh ... das klingt irgendwie ..."
"Ich ahne Ihre Enwände. Doch das Vortäuschen natürlicher Substanzen wie Holunder, Ingwer und Vanille oder auch Birne und Koriander beruht gerade bei diesem Duft auf streng kontrollierten HTML-Protokollen mit aufgesetzter Java-Architektur, die rautenbinär matriziert werden. Das ist aus ökonomischer Sicht auch gar nicht anders zu machen. Was glauben Sie denn, was Ingwer und Vanille kosten? Oder wie teuer Patchouli auf dem Weltmarkt ist?!"
"Aaah ja ... nun geben Sie ja an, Herr Professor Soettmöller, daß dieser neue Duft auch Aromen von Sahne und Schokolade enthalten soll. Wie gelangen diese Duftnoten nun in das Produkt?"
"Ja nun ... da kommt der eingangs erwähnte Eichhörnchenurin ins Spiel. Dieser wird so lange mit Propan-II-Buttersäure und Diphenylaminoplastsubstrat gestreckt, bis der gewünschte Aroma-Effekt eintritt. Und seien Sie doch mal ehrlich - die jungen Leute, die sich diese Plörre auf den Hals kippen, wissen doch gar nicht mehr, wie Schokolade riecht! Was die für Schokolade halten, wird doch auch hier bei uns hergestellt. Es handelt sich um die sogenannten Feststoffreste, die bei der Duftproduktion übrigbleiben. Die werden dann mit Synthoplastsubstratesther braun eingefärbt, in eine hübsche Verpackung gewickelt und an die örtlichen Lebensmittelmärkte geliefert. Wir etikettieren sie als Bio-Schokolade, da wundert sich dann keiner, daß das so komisch schmeckt."
"Ähhhhks ... äääähhh ... ich meine ... vielen Dank, Herr Professor Soettmöller, für diese Auskunft. Eine letzte Frage noch - wie kamen Sie auf den Namen 'Dark Temptation' für den von Ihrem Labor kreierten Duft?"
"Ja nun, das war die reizende Idee unseres Fräuleins Doergenberg-Herkenrötter, nicht wahr, eine unserer Laborassistentinnen. Angesichts der Grundfarbe der bei der lateralen Chlorbidorsalmethyl-Autosynthese entstehenden Grundmasse kam sie in Versuchung, ihre Stelle hier im Labor zu kündigen. Sie hat es dann letztlich doch nicht getan, aber ich will mal sagen, viel hätte nicht gefehlt."
"Aaah ja ... nun, Herr Professor Soettmöller, ich bin sicher, daß unsere Hörer künftig mit ganz anderen Augen auf die kosmetischen Produkte Ihres Labors schauen werden. Und mit diesen Eindrücken zurück ins Funkhaus ..."
7 Antworten