16.10.2017 - 14:10 Uhr
Ergreifend
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Ergreifend
6
Das Schwarz in deinen Augen
Wenn ich dir so tief in die Augen blick,
dann denk ich mir jeders Mal wieder, dass wir nah am Abgrund sind.
Tiefe macht sich in deinen großen Augen breit. Reisst all meine Gefühle mit.
Alles Schwarz, umschattet nur von etwas brauner Farbe.
Dazu dein gelocktes, rabenschwarzes Haar.
Deine blutroten Lippen.
Jedes Mal überfährt mich ein schleichendes Gefühl von Wollust und unerbrechlicher Leidenschaft, wenn ich dir tief in die Augen seh.
Doch dich scheint dies alles kalt zu lassen.
Es spiegelt sich nur neblig meine Gestalt, in deinen Augen.
So als würdest du, durch mich hindurchsehen.
Gibst mir nur ein Gefühl von Kälte und Herbe.
Lässt nichts an dich ran.
Und dann ist da dein Duft..
Der so gar nicht zu deiner Erscheinung passen mag.
Du so kaltherzig, der Duft voller Tiefe und Süße.
Das Schwarze in deinen Augen quillt an, lässt alles ausfüllen.
Dein Duft umhüllt mich und dich .. lässt uns aber keineswegs zueinander finden.
Der so schwer und kantig auf meinen jungfräulichen Schultern lastet.
Dein Duft zwingt mich förmlich, etwas in die Knie zu sacken.
Viel Harz ist dabei. Extrem viel. Fast schon ein Doppelmord, der hier ausgeführt wird.
Einmal die meiner Seele. Und dann des Körpers.
Das Harz.. oh mann! Das drückt und drückt.
Richtig tief, in die warm, feuchte Erde.
Ein satter Holzton macht sich auch noch breit - versiegelt das Ganze noch.
Und dann diese Vanille, die dich umringt, als wäre sie deine Kuppel.
Eine Kuppel, die dich schützen will. Dich aber deutlich abgrenzt.
Leicht knarziger Karamellgeschmack, der so dicklich ist, so dass ich mein, dass mein Herz dadruch still steht.
Da kein Blut mehr zu diesem dringt.
Viel zu mächtig, viel zu aufbrummend.
Und dann Gewürze, die drüber gestreut sind.
Werden von Wind und Wasser durchgetrimmt, als gebe es kein Morgen.
Und dann ist da noch eine leicht faulige Note.
Etwas Schokolade noch im Hintergrund und ein deutlich warmer Erdton.
Alles zugedeckt von einer rauen, nebligen Wüstenluft.
Ja, es ist ein Orientale. Ein richtiger süßer Orientale, der es aber in meinen Augen leider etwas übertreibt.
Viel zu viel ist hier einfach richtig dicklich, süß und schwer.
Meiner Meinung nach ist es aber einer der besseren Düfte von Blood Concept.
Mal kein metallischer Ton drinnen und schon gar nicht irgendwelche Ratten, die in einer versifften Ecke liegen.
Kein Gedanke an Mord und Totschlag. Es ist mal ein ganz anderer Aspekt, der sich mir hier auftut.
Es ist ein krachender Orientale, der aber nicht all zu sehr an sich ran lässt.
Man kann ihn fühlen. Seine Intensität, seine Kraft und Ausdauer.
Doch man wird nicht warm mit ihm, obwohl er so richtig dicklich eindeckt und alles ziemlich warm-harzig erscheinen lässt.
Man sieht ihm einfach nur in die Augen.
In deses Schwarz, was alles mitreißt.
Weil es einfach viel zu überladend ist.
Viel zu schrill und mächtig.
Mit keinem sanften Unterton.
Er braust vor sich hin, kommt kaum zur Ruhe.
Irrt, ohne Ziele.
Da ist einfach nicht viel, wenn man tief in die Seele blicken will.
Da ist vielmehr Leere, obwohl der Duft sugerrieren will, dass er ein ganz Großer ist.
Er will warm und herzig rüberkommen. Setzt sich aber mit der Wucht deutlich von Leidenschaft und Liebe ab.
Die Schultern schmerzen von den Gedanken. So sehr lastet er auf mir.
Mag sein, aber nur wenn man auf richtig schwere, süße Intensität steht, die das Blut vor lauter Zuckerkleister, nicht mehr weiter ins Herz lässt.
4 Antworten