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Top Rezension
Sie wohnt in Vineta
Vineta ist die sagenhafte, versunkene Stadt in der Ostsee.
Der Sage nach ging Vineta bei einer Sturmflut unter. Grund sei der moralische Verfall der Stadt, der Hochmut und die Verschwendung der Bewohner gewesen. Niemand hat auf die Vorwarnungen gehört und die Leute wollten sich nicht ändern. Kurz vor der Katastrophe erschien eine Meerjungfrau und rief:
„Vineta, Vineta, du reiche Stadt, Vineta soll untergehen, weil sie viel Böses getan hat.“ Noch oft hört man die Glocken aus der Tiefe nach oben läuten und seltsame Lichter schimmern unter der Meeresoberfläche. Seitdem besiedeln Wasserwesen die Stadt und man hört schaurig- schöne Geschichten, Gesänge und ferne Klänge. Bei Vollmond kommt sie an den Strand und sitzt da auf einem Felsen von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang. Sie ist eine Meerjungfrau, obwohl das mit der Jungfrau auch nicht ganz stimmt, denn Meerjungfrauen können sich sehr wohl vermehren. Sie ist wunderschön, mit silbernem Haar und riesigen, türkisfarbenen Augen. Von der Taille ab ein Fisch mit perlmuttfarbenen Schuppen. Bei gutem, auflandigen Wind greift sie in die Gischt und bläst den Schaum mit salzigen Blasen gen Himmel. Und sie singt. Der Gesang ist schön, aber auch gefährlich. Ihr Atem riecht nach Strandholz und Blüten. Unsüß und einzigartig.
In einem Anfall von Größenwahn hat ihr Vater Neptunimus sie Aphrodite (die Schaumgeborene) getauft im Klange der Glocken von Vineta.
Sie hat Beschützer wenn sie an Land schwimmt. Seeadler Scharfkralle kreist über ihr bei Tagesanbruch und Uhu Glutauge bewacht sie des nachts.
Sie singt Jünglinge herbei. Die Guten dürfen mit ihr eine Nacht in einer Bucht voller Lilien, Rosen und weißen Blüten verbringen, die von der See herangespült wurden. Beglückt nach diesem unvergesslichen Erlebnis werde sie ein Leben lang von ihr träumen.
Die Bösen, also die, welche Seehunde mit Steinen bewerfen, Plastemüll hinterlassen, herumgrölen, auf Vögel schießen und Mädchen belästigen, lockt sie mit ihrem sirenengleichen Gesang in eine andere Bucht. Sie würzt sie mit Patchouli, wendet sie in Moschus und röstet sie über einem kleinen Sandelholzfeuer. Dann ruft sie die Schweinswale herbei :“Hallo Freunde, hier habt ihr leckere Häppchen, schon vorgegart und entgrätet!“
Und in Vineta läuten die Glocken!
15 Antworten


Die Moral Deiner Geschichte finde ich gut.. Du hättest bei den Buchten freilich ruhig auch noch Dünen hinfantasieren können, dann wärs noch kurviger (wie der Flakong..)!
Mit Patchouli gewürzt... fände ich jetzt allerdings nicht das Schlimmste :-)
Und einen tollen Duft hast Du mit der Vinetasage verknüpft.