Dezember Erik Kormann 2013
30
Top Rezension
Eau du Philosoph
Trotz aller Hinweise aus den bisherigen Kommentaren, der Auftakt von Dezember sei keineswegs so, wie der Name vermuten lasse, hat er mich dennoch überrascht: Als hätte jemand Goutals Eau d’Hadrien mit einem kräftigen Schluck Fanta Limette aufgefüllt. Wahlweise riecht es zwei Stunden recht intensiv wie Brausepulver mit Zucker-Zeder.
Kardamom und rosa Pfeffer mischen sich zu etwas sehr eigenem. Die gelegentlich geschilderte Assoziation einer klassischen Winter-Weihnacht teile ich überhaupt nicht, dazu später.
Ab der dritten Stunde vermittelt mir die Rest-Limette mit ihrem Prickeln gemeinsam mit der ein- und sich fortsetzenden Patchouli-Zeder-Staubigkeit zwar keinen derart krassen Limonade-Eindruck mehr, aber wir bleiben dicht dran: Ich habe Kindheitserinnerungen an das Schnuppern an einer leeren Tüte mit Brausepulver, wenn die allerletzten, feinen, kaum staubkorngroßen Krümelchen ein bisschen in der Nase pritzeln.
Mich erinnert der Gedanke, sommerhafte Hesperidien-Frische mit weihnachtlich anmutendem Gewürz und balsamischen Holznoten zu verbinden, von der Idee her (jedoch gewiss nicht im Sinne eines Duftzwillings!) an Eau du Gouverneur von Comptoir Sud Pacifique, das womöglich bloß deshalb hier wenig beachtet wird, weil dahinter fälschlicherweise einer der üblichen CSP-Heliotrop/Vanille-Bomber vermutet wird. Der Stil von Dezember ist allerdings im Zitrischen spitzer, pointierter, im Holzigen luftiger, klarer und insgesamt intellektueller, distanzierter. Da regiert kein Gouverneur, es sinnt ein Philosoph.
An welche Rose ich denken sollte, ist mir übrigens schleierhaft. Vielleicht fällt mir in diesem Sommer im Garten eine auf, die einen vergleichbar spritzigen Geruch hat. Einen Geruch nach Rosenbrause.
Ab der sechsten, siebenten Stunde nehme ich fast ausschließlich nurmehr die schon erwähnte Limetten-Patchouli-Kombi wahr. Zweifellos weiterhin einigermaßen reizvoll, mir indes nun eine Idee zu staubig. Zimtig-staubig ist sie geworden, um genau zu sein.
Der Abend dämmert letztlich in einer Kombination aus Moschus und Patchouli auf der einen und einem winzigen Rest-Schluck Fanta, wie er am nächsten Morgen zusammengelaufen und abgestanden im Glas vom Vorabend zu finden ist. He, es gab mal eine Zeit, da war Fanta für mich extrem kostbar! Ich wurde halt als Kind mit derlei nicht verwöhnt. Diese Beschreibung klingt jetzt auch fieser, als ich es meine.
Fazit: Ich werde mit dem Duft nicht wirklich warm. Obwohl ich ihn überwiegend interessant, phasenweise sogar sehr originell finde, bekomme ich keinen rechten Zugang dazu.
Vielen Dank an Pluto, dass ich Dezember testen durfte!
Kardamom und rosa Pfeffer mischen sich zu etwas sehr eigenem. Die gelegentlich geschilderte Assoziation einer klassischen Winter-Weihnacht teile ich überhaupt nicht, dazu später.
Ab der dritten Stunde vermittelt mir die Rest-Limette mit ihrem Prickeln gemeinsam mit der ein- und sich fortsetzenden Patchouli-Zeder-Staubigkeit zwar keinen derart krassen Limonade-Eindruck mehr, aber wir bleiben dicht dran: Ich habe Kindheitserinnerungen an das Schnuppern an einer leeren Tüte mit Brausepulver, wenn die allerletzten, feinen, kaum staubkorngroßen Krümelchen ein bisschen in der Nase pritzeln.
Mich erinnert der Gedanke, sommerhafte Hesperidien-Frische mit weihnachtlich anmutendem Gewürz und balsamischen Holznoten zu verbinden, von der Idee her (jedoch gewiss nicht im Sinne eines Duftzwillings!) an Eau du Gouverneur von Comptoir Sud Pacifique, das womöglich bloß deshalb hier wenig beachtet wird, weil dahinter fälschlicherweise einer der üblichen CSP-Heliotrop/Vanille-Bomber vermutet wird. Der Stil von Dezember ist allerdings im Zitrischen spitzer, pointierter, im Holzigen luftiger, klarer und insgesamt intellektueller, distanzierter. Da regiert kein Gouverneur, es sinnt ein Philosoph.
An welche Rose ich denken sollte, ist mir übrigens schleierhaft. Vielleicht fällt mir in diesem Sommer im Garten eine auf, die einen vergleichbar spritzigen Geruch hat. Einen Geruch nach Rosenbrause.
Ab der sechsten, siebenten Stunde nehme ich fast ausschließlich nurmehr die schon erwähnte Limetten-Patchouli-Kombi wahr. Zweifellos weiterhin einigermaßen reizvoll, mir indes nun eine Idee zu staubig. Zimtig-staubig ist sie geworden, um genau zu sein.
Der Abend dämmert letztlich in einer Kombination aus Moschus und Patchouli auf der einen und einem winzigen Rest-Schluck Fanta, wie er am nächsten Morgen zusammengelaufen und abgestanden im Glas vom Vorabend zu finden ist. He, es gab mal eine Zeit, da war Fanta für mich extrem kostbar! Ich wurde halt als Kind mit derlei nicht verwöhnt. Diese Beschreibung klingt jetzt auch fieser, als ich es meine.
Fazit: Ich werde mit dem Duft nicht wirklich warm. Obwohl ich ihn überwiegend interessant, phasenweise sogar sehr originell finde, bekomme ich keinen rechten Zugang dazu.
Vielen Dank an Pluto, dass ich Dezember testen durfte!
16 Antworten

Ich finde, deine Fantaprizzelbeschreibung absolut köstlich und auch stimmig. Die hatte ich nämlich auch. So die Erinnerung daran, nicht der direkte Vergleich.

Mit dem Zugang plage ich mich auch ... heute im 4. Anlauf!

Ich liebe Düfte mit "Brausegeschmack". Habe aber das Problem, dass das bei mir selbst nicht richtig durchkommt, dann bin ich enttäuscht, wenn ich dann den Blindkauf gewählt habe, ist mir schon paar mal so gegangen...

Gestern habe ich mit Dezember zum ersten mal einen Kormann Duft gerochen. Bei all dem Lob zu seinen Düften hätte ich mir etwas spektakuläreres versprochen. Für mich ist Dezember gezuckerte Langeweile. Aber hey, wem es gefällt...

Ich werde keinen Kormann Duft mehr probieren.Zu unterschiedliche Vorstellungen von Kunst ,höflich ausgedrückt. Synthetikpokal.

Da habe ich ein Proberl und das wird jetzt sehr bald getestet!!

Nee, ich glaube, der reizt mich nicht. *Ahoi-Brausebrocken-anbiet* (die gibt's noch!)

Das mit dem Warmwerden kenn ich von anderen Düften, aber Fanta? Hm, ich muss mir mal wieder eine Fanta bestelllen.

Tja,wenn man die "Vor-Kommentare " liest,klingt der Deine ziemlich ernüchternd...Da komme ich um´s Selbertesten nicht drumrum....

Wir können und müssen sie nicht alle lieben - wohin sollte das auch führen, allein schon mit Blick auf das Bankkonto?! Ich finde den Dezember nach wie vor wunderbar, doch mein Kormann-Liebling ist noch immer der Mops, :-). Kennst Du ihn?

Den Monat mag ich nicht. Bei dem Duft bin ich unschlüssig was ich von Eau d`Hadrien mit Fanta halten soll.... Klingt irgendwie schräg....

Ein Philosoph mit Fanta. Absurd, sage ich mal. ;)

Habe das erste Mal vor wenigen Tagen von diesem Duft gehört, als es um Kardamom-Düfte ging...umso schöner, dass Du ihn kommentierst. So viel Fanta möchte ich nicht, schon gar nicht in einem Duft, der sich nach dem 12. Monat benennt.

Passt! Ich werde mit den Kormanns auch nicht so richtig warm... irgendwas ist immer *hmpf*

Ich rieche auch keinen Winter, die Würze ist für mich hell und süss-scharf. Finde ich schön, auch den Verlauf - später warmharzig, süsslich, aber auch mitnichten Weihnachten/Dezember/Winter. Kein Duft für jeden Tag, ist schon speziell, finde ich.

Ich fand den sehr fein.