Sandalwood Cologne Geo. F. Trumper 2002
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Top Rezension
In dubio pro Geo.
Ja, Sandalwood Cologne ist in der Tat mindestens als ein naher Verwandter des für meine Begriffe letzten großen Herrenparfums von Chanel, Égoïste, zu betrachten. Die dunkelfruchtigere, elegantere Weiterentwicklung des Powerhouse-Themas der Achtziger Jahre, die sich zwischen Obsession (1986) und Opium pour Homme EdP (1995) entfaltete, findet sich auch in diesem späten Nachbau von 2002. Ein schnöder Quasi-Dupe eines massenhaft verkauften, raumfüllenden Franzosenwämmsers ? Und sowas ausgerechnet von einer altehrwürdigen Institution des britischen Duftwesens?! Da sollte man doch nicht nur angesichts der irreführenden Namensgebung zornig werden, oder? Ist das Urteil also schon gesprochen?
Gemach! Zum einen sind auch die älteren und ältesten Düfte aus dem Hause Trumper keineswegs allesamt Leisetreter. Legte man beispielsweise zwei hohle Hände des einmaligen Kümmel-Ungetüms Astor auf, wäre man nicht weniger Gesprächsthema als nach vier Sprühstößen Égoïste. Zum anderen riecht Sandalwood Cologne bei aller Ähnlichkeit wesentlich kantiger als das Vorbild: Die einzelnen Komponenten sind nicht so nahtlos-französisch miteinander vermählt, sondern stehen in schöner britischer Geradlinigkeit disparater beieinander: Frucht, Zimt, Nelke, Hölzer, Vanille. (Edit: Hier stimme ich Sweetscents Statement zu!) Diese dezente Rustikalität ist durchaus typisch für Trumper und gefällt mir hier sehr, zumal die einzelnen Noten so nochmals mehr Kraft entfalten, als es das Original derzeit tut. Derzeit? Das führt zu einem weiteren Punkt, der für Sandalwood Cologne spricht. Die Marke Geo F. Trumper ist bekannt für ihre bemerkenswerte Reformulierungsresistenz. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Sandalwood Cologne den Käufer eventuell näher an die ursprüngliche Formulierung von Égoïste heranführt, als dessen aktuelle Version. Und auch wenn ich keine Vintage-Abfüllung zur Hand habe: Der derzeitige Égoïste nimmt sich insgesamt tatsächlich verhaltener aus als sein britischer Cousin. Letzterer brennt zumindest Frau Konsalik auch bei moderatem Sprühverhalten nach eigener Aussage noch auf zwei Meter die (wenigen! entzückenden!) Nasenhaare weg.
Noch nicht überzeugt? Dann würde ich noch anfügen wollen, dass Trumper vielleicht als einziges Haus auf der Welt zu einem derartigen Nachbau legitimiert ist. Schließlich stammt das – meines Wissens – erste dunkelfruchtig-würzige Herrenparfum überhaupt (die Rede ist natürlich von Eucris) aus Trumpers Stall! Also darf man vielleicht sagen, dass Sandalwood Cologne die Tantiemen darstellt, die sich Trumper nach der erfolgreichen Variation eines Themas von 1912 durch Chanel ausbezahlen lässt. Gut, vielleicht etwas zu weit hergeholt. Dann vielleicht zuletzt noch der Preis. Ich weiß, man spricht nicht gern darüber, aber Chanel hält seinen Nimbus des Exklusiven nicht zuletzt durch stabil stramme Preispolitik aufrecht. Sonderangebote? Kaum bis gar nicht. Sandalwood Cologne hingegen habe ich für vergleichsweise kleines Geld erworben.
Ich für meinen Teil plädiere für Freispruch.
Gemach! Zum einen sind auch die älteren und ältesten Düfte aus dem Hause Trumper keineswegs allesamt Leisetreter. Legte man beispielsweise zwei hohle Hände des einmaligen Kümmel-Ungetüms Astor auf, wäre man nicht weniger Gesprächsthema als nach vier Sprühstößen Égoïste. Zum anderen riecht Sandalwood Cologne bei aller Ähnlichkeit wesentlich kantiger als das Vorbild: Die einzelnen Komponenten sind nicht so nahtlos-französisch miteinander vermählt, sondern stehen in schöner britischer Geradlinigkeit disparater beieinander: Frucht, Zimt, Nelke, Hölzer, Vanille. (Edit: Hier stimme ich Sweetscents Statement zu!) Diese dezente Rustikalität ist durchaus typisch für Trumper und gefällt mir hier sehr, zumal die einzelnen Noten so nochmals mehr Kraft entfalten, als es das Original derzeit tut. Derzeit? Das führt zu einem weiteren Punkt, der für Sandalwood Cologne spricht. Die Marke Geo F. Trumper ist bekannt für ihre bemerkenswerte Reformulierungsresistenz. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Sandalwood Cologne den Käufer eventuell näher an die ursprüngliche Formulierung von Égoïste heranführt, als dessen aktuelle Version. Und auch wenn ich keine Vintage-Abfüllung zur Hand habe: Der derzeitige Égoïste nimmt sich insgesamt tatsächlich verhaltener aus als sein britischer Cousin. Letzterer brennt zumindest Frau Konsalik auch bei moderatem Sprühverhalten nach eigener Aussage noch auf zwei Meter die (wenigen! entzückenden!) Nasenhaare weg.
Noch nicht überzeugt? Dann würde ich noch anfügen wollen, dass Trumper vielleicht als einziges Haus auf der Welt zu einem derartigen Nachbau legitimiert ist. Schließlich stammt das – meines Wissens – erste dunkelfruchtig-würzige Herrenparfum überhaupt (die Rede ist natürlich von Eucris) aus Trumpers Stall! Also darf man vielleicht sagen, dass Sandalwood Cologne die Tantiemen darstellt, die sich Trumper nach der erfolgreichen Variation eines Themas von 1912 durch Chanel ausbezahlen lässt. Gut, vielleicht etwas zu weit hergeholt. Dann vielleicht zuletzt noch der Preis. Ich weiß, man spricht nicht gern darüber, aber Chanel hält seinen Nimbus des Exklusiven nicht zuletzt durch stabil stramme Preispolitik aufrecht. Sonderangebote? Kaum bis gar nicht. Sandalwood Cologne hingegen habe ich für vergleichsweise kleines Geld erworben.
Ich für meinen Teil plädiere für Freispruch.
16 Antworten


Wir sind uns ja im Grunde völlig einig, Trumper hat auch bei mir immer schon ein paar Sympathiepunkte vorweg. In diesem Fall mochte ich den Franzosen doch etwas lieber und da der sich schon in meiner Sammlung befand, bliebs für Trumper bei einer Probe.
Auf Berufung wird verzichtet ;-)