11.05.2020 - 10:09 Uhr
MonsieurTest
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MonsieurTest
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27
Ecce Bogart oder: Wie man mit dem Hammer parfümiert
Und gleich nochmal Dank und Verneigung des Novizen vor der Gemeinde: Ohne Parfumo.de wäre Herr Teste kaum je auf die Düfte dieser Pariser Duftfabrik gestoßen, die auch die ähnlich muskulösen Lapidus Parfums produziert.
Nachdem zuerst zur Abrundung der Sammlung im Bereich retrohafter, grün-seifiger Düfte der schöne grünwürzige-Klassiker Bogart Man einzog, folgte ihm bald die Original One Man Show. Die beiden alten Rabauken kommen zwar selten zum Einsatz, aber gerade im Vorfrühling passte ihre vieles verarbeitende eintopfartige Natur-Krautigkeit doch ganz schön in die Landschaft.
Was die Parfumas Rainbow und Minigolf hier unten empfanden und in treffliche Worte packten, verschaffte nun auch der Gold Edition von One Man Show ein Engagement. Schon sein Auftritt ist kraftvoll, wenn auch ziemlich diffus: wuchtig fruchtig. Ja, doch: Äpfel - aber keine süßen sondern bereits eingangs leicht modrige. Wenn hier Mandarine mitschwingt, dann jedenfalls keine so hell strahlende wie etwa im Aqua Allegoria Mandarine Basilic oder im 4711 Mandarine Kardamon. Bogart Gold bietet schattig-rotgoldene Fruchtigkeit - mit einem Übergang in Brauntöne. Auch der Zimt ist hier gut untergemischt, aber weniger vordergründig als in anderen Zimtdüften (Artisan Mon Numero 10, Moschino Uomo, Halston Z14 erklingen bei mir alle heller-zimtig).
Muss ich an Friedrich Schiller denken, der ja als Motor zum Schreiben verrottende Äpfel in seiner Schreibtischschublade lagerte. Deren Duft beflügelte ihn! Hätte der alte Schwabe damals schon die Boss-Äpfelchen aus Metzingen benutzt, wäre es eventuell nicht zu den herrlich steilen Sentenzen in Don Carlos und Wallenstein gekommen. Hätte er die Bogart Gold Edition in Weimar bekommen können: vielleicht hätte er uns dann auch noch mit vollendeten Chortragödien oder besser noch: mit Komödien beglückt?
Denn dieser Duft ist eher witzig/schräg als klassizistisch elegant. Auf jeden Fall ist er kraftvoll und langanhaltend. Dabei eignet ihm in meiner Nase eine seltsame Mischung von leichter Süße, irritierend-reizender Modrigkeit und tiefer Erdigkeit. Vermutlich resultiert dies von Äpfeln, dann Zimt-Lavendel, schließlich ruht das Ganze auf einer eigenartigen Ambra-Labdanum Basis. Auf dem Taschentuch hält das locker 2 Tage und liefert dort ähnlich dunkel-süss-erdige-Nachklänge wie Hechters Caractère oder Arrogance Homme; während die Original One Man Show auch auf der langen Strecke irgendwie grüner bleibt.
Diese Bogarts haben was. Doch sind sie in Gesellschaft nicht ganz leicht einzusetzen. Denn sie wirken für meinen Geschmack eher wie deftige Hausmannskost (die ich mag) als wie ein ziseliertes französisches Menu (das ich mag). Bogart ist nicht Guerlain. Aber auf seine Weise doch auch französisches, populäres Dufterbe: mehr Pariser Osten als 5.-10. Arrondissement. Bei den Bogarts werden vermutlich große Kaliber, Messbecher statt Pipetten, beim Abmischen eingesetzt; das gilt auch für die mir bekannten Lapidus-Granaten. Und dabei sind dies keineswegs schlechte Düfte. Sie erscheinen mir allemal interessanter als sehr viele schwächliche Neuerscheinungen.
Ihre Einsatzgebiete sind freilich nicht ganz einfach zu umgrenzen.
Am besten trägt man die goldene Ein-Mann-Band für sich oder in einer irgendwie eh schon stark bedufteten Umgebung: bei rauchigen Grillparties, bei der Gartenarbeit (nicht im Hochsommer...), damit die Nachbarn hinter der Hecke auch noch einen Duftgruss abbekommen; vielleicht mit Tieren unterwegs in der Natur? Auf Baustellen eher als in Büros oder Seminarräumen. Womöglich auch bei lauten Outdoor Sommer-Events?
Oder eben jetzt, im Confinement, bei Regenwetter nach vielen sonnigen Vorfrühlingstagen, am eigenen Schreibtisch.
Nachdem zuerst zur Abrundung der Sammlung im Bereich retrohafter, grün-seifiger Düfte der schöne grünwürzige-Klassiker Bogart Man einzog, folgte ihm bald die Original One Man Show. Die beiden alten Rabauken kommen zwar selten zum Einsatz, aber gerade im Vorfrühling passte ihre vieles verarbeitende eintopfartige Natur-Krautigkeit doch ganz schön in die Landschaft.
Was die Parfumas Rainbow und Minigolf hier unten empfanden und in treffliche Worte packten, verschaffte nun auch der Gold Edition von One Man Show ein Engagement. Schon sein Auftritt ist kraftvoll, wenn auch ziemlich diffus: wuchtig fruchtig. Ja, doch: Äpfel - aber keine süßen sondern bereits eingangs leicht modrige. Wenn hier Mandarine mitschwingt, dann jedenfalls keine so hell strahlende wie etwa im Aqua Allegoria Mandarine Basilic oder im 4711 Mandarine Kardamon. Bogart Gold bietet schattig-rotgoldene Fruchtigkeit - mit einem Übergang in Brauntöne. Auch der Zimt ist hier gut untergemischt, aber weniger vordergründig als in anderen Zimtdüften (Artisan Mon Numero 10, Moschino Uomo, Halston Z14 erklingen bei mir alle heller-zimtig).
Muss ich an Friedrich Schiller denken, der ja als Motor zum Schreiben verrottende Äpfel in seiner Schreibtischschublade lagerte. Deren Duft beflügelte ihn! Hätte der alte Schwabe damals schon die Boss-Äpfelchen aus Metzingen benutzt, wäre es eventuell nicht zu den herrlich steilen Sentenzen in Don Carlos und Wallenstein gekommen. Hätte er die Bogart Gold Edition in Weimar bekommen können: vielleicht hätte er uns dann auch noch mit vollendeten Chortragödien oder besser noch: mit Komödien beglückt?
Denn dieser Duft ist eher witzig/schräg als klassizistisch elegant. Auf jeden Fall ist er kraftvoll und langanhaltend. Dabei eignet ihm in meiner Nase eine seltsame Mischung von leichter Süße, irritierend-reizender Modrigkeit und tiefer Erdigkeit. Vermutlich resultiert dies von Äpfeln, dann Zimt-Lavendel, schließlich ruht das Ganze auf einer eigenartigen Ambra-Labdanum Basis. Auf dem Taschentuch hält das locker 2 Tage und liefert dort ähnlich dunkel-süss-erdige-Nachklänge wie Hechters Caractère oder Arrogance Homme; während die Original One Man Show auch auf der langen Strecke irgendwie grüner bleibt.
Diese Bogarts haben was. Doch sind sie in Gesellschaft nicht ganz leicht einzusetzen. Denn sie wirken für meinen Geschmack eher wie deftige Hausmannskost (die ich mag) als wie ein ziseliertes französisches Menu (das ich mag). Bogart ist nicht Guerlain. Aber auf seine Weise doch auch französisches, populäres Dufterbe: mehr Pariser Osten als 5.-10. Arrondissement. Bei den Bogarts werden vermutlich große Kaliber, Messbecher statt Pipetten, beim Abmischen eingesetzt; das gilt auch für die mir bekannten Lapidus-Granaten. Und dabei sind dies keineswegs schlechte Düfte. Sie erscheinen mir allemal interessanter als sehr viele schwächliche Neuerscheinungen.
Ihre Einsatzgebiete sind freilich nicht ganz einfach zu umgrenzen.
Am besten trägt man die goldene Ein-Mann-Band für sich oder in einer irgendwie eh schon stark bedufteten Umgebung: bei rauchigen Grillparties, bei der Gartenarbeit (nicht im Hochsommer...), damit die Nachbarn hinter der Hecke auch noch einen Duftgruss abbekommen; vielleicht mit Tieren unterwegs in der Natur? Auf Baustellen eher als in Büros oder Seminarräumen. Womöglich auch bei lauten Outdoor Sommer-Events?
Oder eben jetzt, im Confinement, bei Regenwetter nach vielen sonnigen Vorfrühlingstagen, am eigenen Schreibtisch.
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