31.10.2020 - 17:35 Uhr
ThomC
28 Rezensionen
ThomC
9
Selbstironisches Arbeitspferd
Dass die bei Bogart in Paris dezente Selbstironiker sind, davon bin ich ja schon länger überzeugt. Ich meine, ein Parfüm zu kreieren, das kitschassoziativ "Riviera Nights" heißt, dazu noch in einen schmucklosen 80er-Jahre-Flakon ohne irgendwelche Auffälligkeiten gepackt wird - soviel Minimalgeschmack muss man erstmal haben.
Aber weniger ist oft mehr und wir alle wissen, dass Bogarts Produkte immer wieder für Handschrift und gewisse Eigenarten stehen. Wirkliche Flops haben die ja nicht wirklich auf den Markt geschmissen, nach meiner gefühlten Wahrheit. Dass allerdings "Riviera Nights" ein Riesenerfolg gewesen sein muss, wag ich auch zu bezweifeln - die Firma aus Paris hat da sicher ganz andere Marktkracher im Portfolio als dieses. Grund genug es (gerade deswegen) unter die Lupe zu nehmen.
Um es vorweg zu nehmen: ich möchte es nicht mehr missen. "Riviera Nights" ist ein Leisetreter für Bogartverhältnisse, ein Büroduft, ein leichtes sommerliches Parfüm ohne Schnörkel. Da tut der Name ganze Assoziationsarbeit. Ein Arbeitspferd. Nur ist es alles andere als ein Synthetiker oder gar Aquat, denn davon hat der Riviera Nights nun gar nichts. Bogarttypische kräftige Einzelduftnoten, alle kleben an ihrem Platz, sind wohl durchkomponiert, und das mit erstaunlicher Stilsicherheit, die besagt: nicht auffallen - um halt doch damit aufzufallen!
Dunkle Zitrusnoten, getrocknetes Obst. Die Würze bringt geriebener Muskat, und im Drydown eine eigenartige raue Erdigkeit wie frisch angerührter Gips. Seine Sillage gefällt mir auch besser als sein Opening. Nur - im Gegensatz zu sonstigen Tradition bei Bogart - hält es nicht so ganz lang auf der Haut. Das mag okay sein. Sein Einsatzgebiet sollte das nicht sein.
Szenario dazu: Saint-Tropez. Ferienbungalow. Hochsommer. Er kommt gerade verschwitzt vom Strand. Sie, seine heimliche 25 jahre knackig-jüngere Geliebte, schickt ihn zum nächsten Intermarché. Einkaufen fürs Dinner. Kurz vor nächtlichem Ladenschluss hat er keine Lust mehr zack-zack zu duschen. Sprüht sich "Rivera Nights" aufs weiße halbnasse Hemd. Er duftet jetzt ganz gut. Meint sie. Er geht. So kann er sich im Intermarché sehen und riechen lassen. Hat sie ja so zu ihm gesagt. Reicht ihm auf die Schnelle. Sie hat da halt den besseren Durchblick als er. Meint er. Riviera Nights.
Nachtrag 6 Wochen später --> Verdammt, er macht sich! Eben weil er für Bogart-Verhältnisse dezent und zurückhaltend ist. Er triggert Emotionen. Trockenholzige Noten bekommt er, dieser Duft von mediterranen Pinienwäldern im Hochsommer. Ich weiß nicht recht, aber er mausert sich gerade bei mir zu Bogarts Bestem. Erstaunlich.
Nachtrag August 2021 ---> Er wird besser. Interessant sind diese starken Assoziationen mit heißen-trockenen Kiefern/Pinienwäldern (die Baumrinde!), wie ich es nur aus dem mediterranen Raum kenne.
Musik zum Duft: Kartell "Cost of Love" vom Album "Riviera" [2012]
Aber weniger ist oft mehr und wir alle wissen, dass Bogarts Produkte immer wieder für Handschrift und gewisse Eigenarten stehen. Wirkliche Flops haben die ja nicht wirklich auf den Markt geschmissen, nach meiner gefühlten Wahrheit. Dass allerdings "Riviera Nights" ein Riesenerfolg gewesen sein muss, wag ich auch zu bezweifeln - die Firma aus Paris hat da sicher ganz andere Marktkracher im Portfolio als dieses. Grund genug es (gerade deswegen) unter die Lupe zu nehmen.
Um es vorweg zu nehmen: ich möchte es nicht mehr missen. "Riviera Nights" ist ein Leisetreter für Bogartverhältnisse, ein Büroduft, ein leichtes sommerliches Parfüm ohne Schnörkel. Da tut der Name ganze Assoziationsarbeit. Ein Arbeitspferd. Nur ist es alles andere als ein Synthetiker oder gar Aquat, denn davon hat der Riviera Nights nun gar nichts. Bogarttypische kräftige Einzelduftnoten, alle kleben an ihrem Platz, sind wohl durchkomponiert, und das mit erstaunlicher Stilsicherheit, die besagt: nicht auffallen - um halt doch damit aufzufallen!
Dunkle Zitrusnoten, getrocknetes Obst. Die Würze bringt geriebener Muskat, und im Drydown eine eigenartige raue Erdigkeit wie frisch angerührter Gips. Seine Sillage gefällt mir auch besser als sein Opening. Nur - im Gegensatz zu sonstigen Tradition bei Bogart - hält es nicht so ganz lang auf der Haut. Das mag okay sein. Sein Einsatzgebiet sollte das nicht sein.
Szenario dazu: Saint-Tropez. Ferienbungalow. Hochsommer. Er kommt gerade verschwitzt vom Strand. Sie, seine heimliche 25 jahre knackig-jüngere Geliebte, schickt ihn zum nächsten Intermarché. Einkaufen fürs Dinner. Kurz vor nächtlichem Ladenschluss hat er keine Lust mehr zack-zack zu duschen. Sprüht sich "Rivera Nights" aufs weiße halbnasse Hemd. Er duftet jetzt ganz gut. Meint sie. Er geht. So kann er sich im Intermarché sehen und riechen lassen. Hat sie ja so zu ihm gesagt. Reicht ihm auf die Schnelle. Sie hat da halt den besseren Durchblick als er. Meint er. Riviera Nights.
Nachtrag 6 Wochen später --> Verdammt, er macht sich! Eben weil er für Bogart-Verhältnisse dezent und zurückhaltend ist. Er triggert Emotionen. Trockenholzige Noten bekommt er, dieser Duft von mediterranen Pinienwäldern im Hochsommer. Ich weiß nicht recht, aber er mausert sich gerade bei mir zu Bogarts Bestem. Erstaunlich.
Nachtrag August 2021 ---> Er wird besser. Interessant sind diese starken Assoziationen mit heißen-trockenen Kiefern/Pinienwäldern (die Baumrinde!), wie ich es nur aus dem mediterranen Raum kenne.
Musik zum Duft: Kartell "Cost of Love" vom Album "Riviera" [2012]