01.05.2018 - 15:09 Uhr
loewenherz
881 Rezensionen
loewenherz
Sehr hilfreiche Rezension
15
Blast from the past
Vor ein paar Tagen hab' ich hier in meinem Blog 'Antiquing USA' davon erzählt, dass ich in den Vereinigten Staaten gerne in sogenannten 'Antique Malls' herumstöbere - und dass man dort zwischen alten Schaukelstühlen und handgenähter Aussteuerwäsche auch immer mal wieder auf - mehr oder weniger gut gefüllte - Parfümflaschen stößt, die für oft kleines Geld zu haben sind. Und dass ich - trotz merklicher Neugierde und aus Sorge um meinen Koffer bzw. dessen künftigen Geruch - doch letztlich keine der vielen hübschen Fläschchen mitgenommen habe.
Der, den ich (aus subjektivem Gefallen und aus parfumhistorischem Interesse - weniger, weil ich ihn wirklich hätte tragen wollen) am längsten in der Hand hielt, war dieser her: Câline von Jean Patou, zu meinem Erstaunen noch unkommentiert. Und weil sein Inhalt - seinem hohen Alter zum Trotz - fast einwandfrei war, weil er beinahe nichts gekostet hat, und sein Flakon als einer der wenigen verlässlich schloss, bedauere ich nun fast, ihn nicht doch 'importiert' zu haben - und sei es nur aus den genannten parfumhistorischen Gründen. Denn Câline ist etwas Besonderes.
Unter den Düften seiner Kohorte war er seinerzeit vermutlich nichts Besonders - vielmehr erscheint er heute wie der Archetyp eines Damenparfums seiner Generation. Besonders ist jedoch, dass es Düfte dieser Art heute kaum mehr zu kaufen gibt - diejenigen, die noch produziert werden, mussten aufgrund veränderter duftregulatorischer Anforderungen oft teilweise erheblich reformuliert werden - und die wenigen originalen, die man noch an Orten wie diesem findet, sind meistens umgekippt, was ihnen nach gut fünfzig Jahren kaum angekreidet werden kann.
Câline erinnert an einen gereiften, bernsteinfarbenen Dessertwein: der Firn der Geschichte und ein aufkommender Sherryton sind nicht zu ignorieren, aber in seinem Wesen einwandfrei erkennbar ist er noch. Der charakteristische Dialog aus Aldehyden und würdevollen, ernsten Blüten markiert einen Damenduft aus dem dritten Viertel des letzten Jahrhunderts - kraftvoll und schwermütig, und, ja: einschmeichelnd und liebevoll. Und ebenso formell wie wunderbar anachronistisch wie eine gestärkte Stoffserviette. Und einfach mehr Klasse als Papier.
Fazit: gerade beim Schreiben tat es mir noch einmal um die in der amerikanischen Antique Mall zurückgelassene kleine Flasche Câline leid. Denn wenn sie in naher Zukunft von niemandem mitgenommen wird - und damit muss gerechnet werden - wird es für ihren Inhalt endgültig zu spät sein. Das hat er nicht verdient.
Der, den ich (aus subjektivem Gefallen und aus parfumhistorischem Interesse - weniger, weil ich ihn wirklich hätte tragen wollen) am längsten in der Hand hielt, war dieser her: Câline von Jean Patou, zu meinem Erstaunen noch unkommentiert. Und weil sein Inhalt - seinem hohen Alter zum Trotz - fast einwandfrei war, weil er beinahe nichts gekostet hat, und sein Flakon als einer der wenigen verlässlich schloss, bedauere ich nun fast, ihn nicht doch 'importiert' zu haben - und sei es nur aus den genannten parfumhistorischen Gründen. Denn Câline ist etwas Besonderes.
Unter den Düften seiner Kohorte war er seinerzeit vermutlich nichts Besonders - vielmehr erscheint er heute wie der Archetyp eines Damenparfums seiner Generation. Besonders ist jedoch, dass es Düfte dieser Art heute kaum mehr zu kaufen gibt - diejenigen, die noch produziert werden, mussten aufgrund veränderter duftregulatorischer Anforderungen oft teilweise erheblich reformuliert werden - und die wenigen originalen, die man noch an Orten wie diesem findet, sind meistens umgekippt, was ihnen nach gut fünfzig Jahren kaum angekreidet werden kann.
Câline erinnert an einen gereiften, bernsteinfarbenen Dessertwein: der Firn der Geschichte und ein aufkommender Sherryton sind nicht zu ignorieren, aber in seinem Wesen einwandfrei erkennbar ist er noch. Der charakteristische Dialog aus Aldehyden und würdevollen, ernsten Blüten markiert einen Damenduft aus dem dritten Viertel des letzten Jahrhunderts - kraftvoll und schwermütig, und, ja: einschmeichelnd und liebevoll. Und ebenso formell wie wunderbar anachronistisch wie eine gestärkte Stoffserviette. Und einfach mehr Klasse als Papier.
Fazit: gerade beim Schreiben tat es mir noch einmal um die in der amerikanischen Antique Mall zurückgelassene kleine Flasche Câline leid. Denn wenn sie in naher Zukunft von niemandem mitgenommen wird - und damit muss gerechnet werden - wird es für ihren Inhalt endgültig zu spät sein. Das hat er nicht verdient.
4 Antworten