MMMM... Juliette Has A Gun 2016
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Top Rezension
Ein brillianter Pudertraum und ein bislang ungelöstes Rätsel
Ich hatte vor, diesen Kommentar erst zu schreiben wenn das Rätsel, das für mich mit MMMM... einhergeht, gelöst ist, aber ich rätsele seit nunmehr mehreren Wochen, und somit bleibt die Antwort zunächst einmal weiter offen.
MMMM... bekam ich im Zuge eines Probentauschs mit Sweetsmell. Ganz, ganz lieben Dank dafür! Ich kann vorwegnehmen, MMMM... ist ein Volltreffer für mich.
Unmittelbar als ich mir etwas aus dem kleinen Röhrchen aufgetupft hatte, sprang mich ein Erinnerungsflash an: Ja, diesen Duft hatte ich doch Mitte der 90er in meiner damaligen Wohnung im Bad...ich sah es alles wieder, das Bad, das der seltsamste Raum der Wohnung war, die Treppe mit dem Tau als Geländer, den kleinen Nischenabsatz, auf dem ich zu Ostern einen Osterstrauß mit Eiern platziert hatte, den die Katzen dann beim Spielen mit den Eiern herunterrissen, das Klappsofa, das, schon damals gebeutelt, später völlig auseinanderfiel, den vermoosten, abschüssigen Balkon, den Moment als mein späterer Mann in diese Wohnung mit einzog und - ja, fast den Flakon. Leider nur fast.
Aber, wie konnte das sein? MMMM... ist doch brandneu, von 2016.
Kann der wirklich so extrem ähnlich sein?
Er ist wirklich so ähnlich, jedenfalls in der Kopfnote. MMMM... beginnt mit einer wunderbar pudrigen Welle von Orangenblüte und Neroli, denen das leicht Stechende oder gar Stinkige, was Orangenblüte sonst manchmal hat, genommen wurde. Stattdessen ist sie mit einem zarten Hauch von Tuberose unterlegt. Von Himbeeren bemerke ich nichts und Rosengeranie scheint nur im Hintergrund als verbindendes Element zu wirken. Das Ergebnis ist wunderschön! Ich bin ja bekennende Salicylat-Liebhaberin. Und auch dieser Duft hat so eine fröhliche Brillianz, die ich persönlich mit Salicylaten assoziiere: Die reinste Lebensfreude, leicht und frei, ohne dass der Duft selbst leicht zu nennen wäre.
Mit Jasmin habe ich meine Schwierigkeiten, auch ihn empfinde ich oft stechend und stickig. Hier ist er, obwohl deutlich wahrnehmbar, geradezu betörend, ohne schwer zu sein, nichts Stechendes und nur minimal stickig. Mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass mir Jasmin, wenn er mit Tuberose kombiniert wird, gut tragbar erscheint, und auch die Tuberose scheint durch Jasmin zu gewinnen, als brächten sie beide das Beste im jeweils anderen hervor. Hier bestimmen sie zusammen mit Iris die Herznote, die ein strahlender Pudertraum ist, dabei nur minimal süß, und mich vollkommen überzeugt. Schon mit der Herznote merke ich ein wenig Sandel. Hier beginnt sich der Duft von meiner Erinnerungsreferenz zu entfernen.
Auch die Basis ist weiterhin pudrig und nun auch etwas holzig-würzig. Patchouli nehme ich nicht direkt wahr, aber es trägt mit Sicherheit zu meiner großen Begeisterung für die Basis bei, denn Patchouli ist eine meiner Lieblingskomponenten in Düften. Ich könnte mir vorstellen, dass auch ein klein wenig Ambroxan enthalten ist, denn dieses Holzige kann meines Erachtens nicht allein vom Sandel kommen. Zum Glück wurde, wenn es denn stimmt, hier eine Form von Ambroxan gewählt, die mir gefällt, und vor Allem auch nicht zu hoch dosiert.
MMMM... ist sehr gut haltbar. Ich nehme ihn bestimmt 10 Stunden wahr und noch Tage später an meiner Kleidung, obwohl ich, aufgrund meines winzigen Probenröhrchens, nur sehr sparsam dosiert hatte. Die Sillage empfinde ich als mittelmäßig.
Ich stelle fest: MMMM... gefällt mir noch deutlich besser als mein Referenzduft, denn es nimmt nach den extrem ähnlichen ersten Stunden noch eine sehr feine und lange Entwicklung, während der Duft von früher quasi schon auf der Hälfte des Weges Schluss machte.
Aber welcher war denn jetzt mein Referenzduft?
Ich versuchte es zunächst mit Ausschlusskriterien: Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt nur wenige Düfte: Ich hatte natürlich schon First, meinen allerersten Duft, mit dem ich mich identifizierte, den habe ich immernoch, der ist es nicht. Ich hatte Miss Arpels, der war es definitiv auch nicht. Ich hatte Jil Sander No. 4 - keinesfalls. Ich hatte einen Rest Scherrer 2, kam auch nicht in Frage. Und ich hatte einen sehr kleinen Glasflakon, satiniert mit Relief, vielleicht mit 20 höchstens 30 ml Inhalt. Mir kam eine Assoziation: Cacharel. Ich suchte eine ganze Nacht und eine halbe weitere im Netz nach so einem Flakon, dachte, ich würde ihn erinnern, wenn ich ihn sähe. Von Cacharel habe ich nichts dergleichen gefunden. Aber auch von anderen Herstellern nicht.
Dann kam mir die Idee, es könnte vielleicht ein sehr kleiner, außergewöhnlicher Flakon Vanderbilt Vintage gewesen sein mit dem satinierten Schwan. Ich fand zwar meinen Flakon auch bei Vanderbilt nicht, aber trotzdem kaufte ich im Souk einen Vintage-Flakon. Ich erhielt ihn gestern und - er war es auch nicht.
Tja.
Ich vermute, dass mein Referenzduft Tuberose und Jasmin enthielt und wahrscheinlich auch Iris, denn er war ebenfalls extrem pudrig. Er war in einem Flakon von vielleicht 20 oder 30 ml, Glas, satinierte Oberfläche mit einem Bild als Relief. Eine Ahnung von Lindgrün als Bestandteil der Umverpackung, Assoziation französischer Hersteller. Aber, all diese Details können auch Fehlerinnerungen sein. Es lässt mich nicht los.
Hat jemand von Euch eine Idee?
Zurück zu MMMM...: Für mich ein exzellenter Duft mit der Besonderheit eine mäßig warme, nur minimal süße Pudrigkeit zu erschaffen, die gleichzeitig eine solche Strahlkraft hat, dass es einmalig ist.
Außer an ganz heißen Tagen, an denen ich mir etwas frischeres und weniger pudriges aussuchen würde, finde ich ihn ganzjährig tragbar, tageszeitunabhängig und alterslos: Ein Gute-Laune-Duft, weiblich und mit Rückgrad sowie einer gewissen Gelassenheit, die mich das Schöne im Leben sehen lässt und mich in Übereinstimmung mit mir selbst bringt.
P.S. Der Flakon ist samtig, schwer und wirkt sehr edel!
Update vom 24.11.16: Blonde von Versace war es auch nicht.
Hypnotic Poison nicht und Cašmir ebenfalls nicht. Das Rätsel ist weiter offen.
MMMM... bekam ich im Zuge eines Probentauschs mit Sweetsmell. Ganz, ganz lieben Dank dafür! Ich kann vorwegnehmen, MMMM... ist ein Volltreffer für mich.
Unmittelbar als ich mir etwas aus dem kleinen Röhrchen aufgetupft hatte, sprang mich ein Erinnerungsflash an: Ja, diesen Duft hatte ich doch Mitte der 90er in meiner damaligen Wohnung im Bad...ich sah es alles wieder, das Bad, das der seltsamste Raum der Wohnung war, die Treppe mit dem Tau als Geländer, den kleinen Nischenabsatz, auf dem ich zu Ostern einen Osterstrauß mit Eiern platziert hatte, den die Katzen dann beim Spielen mit den Eiern herunterrissen, das Klappsofa, das, schon damals gebeutelt, später völlig auseinanderfiel, den vermoosten, abschüssigen Balkon, den Moment als mein späterer Mann in diese Wohnung mit einzog und - ja, fast den Flakon. Leider nur fast.
Aber, wie konnte das sein? MMMM... ist doch brandneu, von 2016.
Kann der wirklich so extrem ähnlich sein?
Er ist wirklich so ähnlich, jedenfalls in der Kopfnote. MMMM... beginnt mit einer wunderbar pudrigen Welle von Orangenblüte und Neroli, denen das leicht Stechende oder gar Stinkige, was Orangenblüte sonst manchmal hat, genommen wurde. Stattdessen ist sie mit einem zarten Hauch von Tuberose unterlegt. Von Himbeeren bemerke ich nichts und Rosengeranie scheint nur im Hintergrund als verbindendes Element zu wirken. Das Ergebnis ist wunderschön! Ich bin ja bekennende Salicylat-Liebhaberin. Und auch dieser Duft hat so eine fröhliche Brillianz, die ich persönlich mit Salicylaten assoziiere: Die reinste Lebensfreude, leicht und frei, ohne dass der Duft selbst leicht zu nennen wäre.
Mit Jasmin habe ich meine Schwierigkeiten, auch ihn empfinde ich oft stechend und stickig. Hier ist er, obwohl deutlich wahrnehmbar, geradezu betörend, ohne schwer zu sein, nichts Stechendes und nur minimal stickig. Mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass mir Jasmin, wenn er mit Tuberose kombiniert wird, gut tragbar erscheint, und auch die Tuberose scheint durch Jasmin zu gewinnen, als brächten sie beide das Beste im jeweils anderen hervor. Hier bestimmen sie zusammen mit Iris die Herznote, die ein strahlender Pudertraum ist, dabei nur minimal süß, und mich vollkommen überzeugt. Schon mit der Herznote merke ich ein wenig Sandel. Hier beginnt sich der Duft von meiner Erinnerungsreferenz zu entfernen.
Auch die Basis ist weiterhin pudrig und nun auch etwas holzig-würzig. Patchouli nehme ich nicht direkt wahr, aber es trägt mit Sicherheit zu meiner großen Begeisterung für die Basis bei, denn Patchouli ist eine meiner Lieblingskomponenten in Düften. Ich könnte mir vorstellen, dass auch ein klein wenig Ambroxan enthalten ist, denn dieses Holzige kann meines Erachtens nicht allein vom Sandel kommen. Zum Glück wurde, wenn es denn stimmt, hier eine Form von Ambroxan gewählt, die mir gefällt, und vor Allem auch nicht zu hoch dosiert.
MMMM... ist sehr gut haltbar. Ich nehme ihn bestimmt 10 Stunden wahr und noch Tage später an meiner Kleidung, obwohl ich, aufgrund meines winzigen Probenröhrchens, nur sehr sparsam dosiert hatte. Die Sillage empfinde ich als mittelmäßig.
Ich stelle fest: MMMM... gefällt mir noch deutlich besser als mein Referenzduft, denn es nimmt nach den extrem ähnlichen ersten Stunden noch eine sehr feine und lange Entwicklung, während der Duft von früher quasi schon auf der Hälfte des Weges Schluss machte.
Aber welcher war denn jetzt mein Referenzduft?
Ich versuchte es zunächst mit Ausschlusskriterien: Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt nur wenige Düfte: Ich hatte natürlich schon First, meinen allerersten Duft, mit dem ich mich identifizierte, den habe ich immernoch, der ist es nicht. Ich hatte Miss Arpels, der war es definitiv auch nicht. Ich hatte Jil Sander No. 4 - keinesfalls. Ich hatte einen Rest Scherrer 2, kam auch nicht in Frage. Und ich hatte einen sehr kleinen Glasflakon, satiniert mit Relief, vielleicht mit 20 höchstens 30 ml Inhalt. Mir kam eine Assoziation: Cacharel. Ich suchte eine ganze Nacht und eine halbe weitere im Netz nach so einem Flakon, dachte, ich würde ihn erinnern, wenn ich ihn sähe. Von Cacharel habe ich nichts dergleichen gefunden. Aber auch von anderen Herstellern nicht.
Dann kam mir die Idee, es könnte vielleicht ein sehr kleiner, außergewöhnlicher Flakon Vanderbilt Vintage gewesen sein mit dem satinierten Schwan. Ich fand zwar meinen Flakon auch bei Vanderbilt nicht, aber trotzdem kaufte ich im Souk einen Vintage-Flakon. Ich erhielt ihn gestern und - er war es auch nicht.
Tja.
Ich vermute, dass mein Referenzduft Tuberose und Jasmin enthielt und wahrscheinlich auch Iris, denn er war ebenfalls extrem pudrig. Er war in einem Flakon von vielleicht 20 oder 30 ml, Glas, satinierte Oberfläche mit einem Bild als Relief. Eine Ahnung von Lindgrün als Bestandteil der Umverpackung, Assoziation französischer Hersteller. Aber, all diese Details können auch Fehlerinnerungen sein. Es lässt mich nicht los.
Hat jemand von Euch eine Idee?
Zurück zu MMMM...: Für mich ein exzellenter Duft mit der Besonderheit eine mäßig warme, nur minimal süße Pudrigkeit zu erschaffen, die gleichzeitig eine solche Strahlkraft hat, dass es einmalig ist.
Außer an ganz heißen Tagen, an denen ich mir etwas frischeres und weniger pudriges aussuchen würde, finde ich ihn ganzjährig tragbar, tageszeitunabhängig und alterslos: Ein Gute-Laune-Duft, weiblich und mit Rückgrad sowie einer gewissen Gelassenheit, die mich das Schöne im Leben sehen lässt und mich in Übereinstimmung mit mir selbst bringt.
P.S. Der Flakon ist samtig, schwer und wirkt sehr edel!
Update vom 24.11.16: Blonde von Versace war es auch nicht.
Hypnotic Poison nicht und Cašmir ebenfalls nicht. Das Rätsel ist weiter offen.
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Obwohl so gar nicht mein Beuteschema_aber irgend etwas mag ich an diesem Himbeerfantasyduft :-)