Les Bains Guerbois traue ich mich nun an eine neue Marke, die ich bisher noch nicht unter der Nase hatte. Besonders zwei Kandidaten stachen mir in die Nase, die sich von der reinen Aufzählung der Duftnoten begehrenswert anhörten. Dies war
1992 Purple Night und
1978 Les Bains Douches . Auch die bisher verfassten Worte der anderen Parfumos ließen mich zumindest nicht weniger neugierig werden.
Als erstes wollte ich den
1992 Purple Night testen, der schon von den verschiedenen Noten sehr neu für mich sein würde. Eine komplett neue Erfahrung, da ich bisher die Weißblüher mit gebührenden Respekt beäugt und mich nicht an die intensiven Blüten diverser Blumen gewagt habe.
Jasmin ist in einigen Düften bereits eine sehr präsente Note, die mir aber auch bekannt war. In einigen Düften findet man das typische Aroma der Blüte, die gemischte Gefühle bei mir auslöste. Manchmal zu intensiv und dominant vernommen beschloss ich mich dennoch dies in kauf zu nehmen. Im Nachhinein betrachtet ist die Tuberose aber die tatsächliche Herausforderung, da mir die vorliegende Intensität gänzlich unbekannt war und ich mich auch nicht erinnern kann mal einen wirklichen Tuberosen-Duft in der Nase getestet zu haben.
Die Assoziation nach pinken Kaugummi aus den 90ern versprach vor dem Test aber eine interessante Erfahrung zu bieten und so beschloss ich mich dieser Versuchung zu beugen.
Es ist rundum ein sehr intensiver Duft, der die volle Kraft der Jasminblüte und der Tuberose auf die Haut knallt. Sehr süß-blumig mit einer gewissen matten Note die sich konsequent ausbreitet. Im Ganzen erinnerte mich der Duft allerdings erstmal an Heliotrop. Ich hatte vor kurzem den
Essence du Sérail getestet, der eine gewisse Ähnlichkeit aufzeigt. Provokant gesagt hat es den Duft einer frisch parfümierten Sanifair Anlage, die einen sehr speziellen Geruch aufzeigt. Man könnte jetzt denken, wer will denn bitte nach öffentlicher Sanitäranlage riechen, auch wenn die frisch gereinigt wurde. Ja, so einfach ist es nicht.. Es hat schon einen wirklich spannenden Geruch, der auch nicht allzu schlecht daherkommt. Es wirkt vor allem wie eine sehr blumige Vanille voller Süße der Blüten. Etwas in Richtung Nektar. Da kommt auch der Name Purple Night und die Assoziation mit dem pinken Kaugummi her. Es wirkt süß, schon recht feminin, jung und wild.
Da ändert meiner Meinung nach auch der spritzige Beginn mit frischer Mandarine nichts dran. Diese gibt’s zwar erst einen schönen Kick, die Note verfliegt aber auf meiner Haut zu schnell um ein Gegengewicht zum floralen Wildwuchs zu kreieren.
Auch die angegebenen Noten von Tabak, Patchouli und Leder sind in meiner Nase eher die Gehilfen, statt eine feste Note im Gebilde der Duft-DNA. Man merkt diese Noten in ihrer einzelnen Duftumgebung nicht heraus, sodass die nur als Basis und Unterbau für die beiden Hauptakteure dienen. Der Zweck scheint einfach der zu sein, dass gerade die Patchouli-Note für die Performance des Duftes vereinnahmt wurden. Denn auch performancetechnisch ist der Duft eine wahre Granate. Acht bis neun Stunden schafft das Gesöff mit Leichtigkeit und vermittelt zu keiner Zeit den Eindruck überhaupt verschwinden zu wollen.
Auch die Sillage ist in den ersten zwei Stunden recht brachial und schmeißt das blumige Wunderland durch die Gegend. Für jemanden, dem Tuberose nicht gut in der Nase liegt ist das sicherlich ein wahrer Albtraum.
Insgesamt ein sehr intensiver und interessanter Duft, der allerdings seine Liebe eher auf der femininen Seite finden wird. Er wirkt so wild, dass ich den eher an einer sehr jungen Frau oder einer selbstbewussten und gesetzten Dame verorte.