Lumière Noire Homme Maison Francis Kurkdjian 2009
42
Top Rezension
Kunstwerk ohne Makel. Bedauerlicherweise!
Ich tue mir schwer, sehr schwer, mit diesem Kunstwerk ohne Makel.
Lumière Noire pour homme hat den Thron erobert. Seit Mitte August 2013 steht es an der Spitze der beliebtesten Herrendüfte auf parfumo.de. Bereits im Vorfeld wurde der Duft in aller Regel positiv bewertet - und das vielleicht zurecht. Dennoch: Für mich bleibt ein Fragezeichen bei diesem Kunstwerk ohne Makel, das mich davon abhält, die 90- oder gar 100-%-Wertung vergeben zu wollen.
Der Reihe nach: Francis Kurkdjian hat einige bemerkenswerte Düfte komponiert, darunter auch einige wichtige und populäre Herrendüfte (u.a. Le Male). Viele davon sind sich recht ähnlich, keiner davon sagt mir persönlich besonders zu; es bleibt dennoch festzuhalten, dass Kurkdjian zu den einflussreichsten Parfümeuren der Gegenwart gehört. Überdies leistet er sich inzwischen den Luxus einer eigenen Marke: außergewöhnlich!
Umso mehr erscheint ein genauer Blick auf die Kreationen, die Kurkdjian unter eigenem Namen veröffentlicht, gerechtfertigt. Dazu gehört auch Lumière Noire pour homme, der wie die anderen Düfte des Meisters in einem schlichten, wenn auch hochwertigen Flakon präsentiert wird.
Nach mehreren Tests dieses Duftes, jeweils mit größerem zeitlichen Abstand, bin ich dennoch ein wenig enttäuscht, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Ich bin ein Liebhaber von Rosennuancen in Herrendüften. Auch hier wurde Rose elegant, ein wenig feminin und klug in die Gesamtkomposition eingebunden. Der Kontrast mit der Zimtnote ist gelungen: schon allein deshalb, weil für sich genommen beide Duftnoten aufdringlich und dominant wirken können. Hier balancieren beide Noten auf einem schmalen Grat und doch lässt keiner den anderen fallen. Bis zum Schluss wird die Balance gewahrt. Der Rosenton bleibt trotz aller Präsenz gerade noch dezent genug, um den Duft auch maskulin wirken zu lassen. Dennoch: Sowohl Zimt als auch Rose sind gefällige Noten. Mir fehlt die Spannung oder der Kontrastakzent wie z.B. in Il Profvmos Touaregh oder Domenica Caracenis 1913. Diese beiden maskulinen Rosendüfte sind kontrastreicher, weniger weich, damit aber auch spannender und nicht so lau wie Lumière Noire pour homme. Natürlich ist es letztlich dem persönlichen Geschmack unterworfen, ob man spannungsreiche oder harmonische Düfte bevorzugt. Lumière Noire gehört eindeutig in die letzte Kategorie, ist ein Duft der nicht aneckt oder polarisiert (allenfalls wegen der merklichen Rosennote in einem Herrenduft) und deshalb auch ein wenig unentschieden wirkt.
2. Neben der Rose und der Zimtnote ist der Kreuzkümmel, wie mir scheint, ein weiterer wahrnehmbarer Akzent in diesem Duft. Kreuzkümmel findet sich in ähnlicher Intensität auch in Duc de Vervins von Houbigant, Quorum von Puig und in Jules von Dior. Diese Düfte sind markant, sehr männlich und voller klarer Aussagen. Das mag vielen bei Jules zu weit gehen, mag vielen bei Quorum zu wenig stringent und mag vielen bei Duc de Vervins in seiner Einseitigkeit zu wenig einfallsreich und ein wenig altbacken erscheinen. Ich persönlich sehe das in allen Belangen ähnlich und dennoch greife ich im Zweifelsfall lieber zu einem der letztgenannten Düfte als zu Lumière Noire pour homme, für das ich mir in seiner harmonischen Balance nur selten einen geeigneten Anlass vorstellen kann.
3. Ich bin kein Liebhaber von starken Patchouli-Düften, habe Düfte mit einem sanften Patchouli-Akkord seit einiger Zeit aber schätzen gelernt. Ideal balanciert ist Patchouli aus meiner Sicht immer dann, wenn er nicht aufdringlich im Vordergrund steht und dennoch als charakteristische Note wahrnehmbar ist. Die richtige Dosierung dieser Duftnote ist nicht leicht zu bestimmen, dabei dem ganz anders wirkenden Vetiveröl nicht unähnlich. Hier jedoch wurde die Dezenz m.E. übertrieben. Patchouli ist nur noch als würzig süßer Untergrund wahrnehmbar, verleiht dem Duft eine weiche Abrundung, die mir in ihrer Blässe fast schon nichtsagend erscheint. Auch hier gilt das zuvor Gesagte: Die Komposition bleibt unbestimmt, lau und damit wenig spannungsreich / spannend.
4. Respekt, wer in diesem Duft Beifuß wahrnehmen kann. Ich kann es nicht. Beifuß ist mir aus akzentreichen Düften der 60er, 70er oder 80er Jahre unbestimmt geläufig (div. Aramis-, Jil Sander- oder Boss-Düfte). Ob ich es wiedererkennen würde, glaube ich nicht, da mir Beifuß als Duftkomponente zu wenig vertraut ist. In Lumière Noire pour homme kann ich eigentlich nur die Komponenten Rose, Patchouli, Zimt und Kreuzkümmel erkennen, letzteren auch nur durch den direkten Vergleich mit Duc de Vervins, wo diese Komponente ein wenig überbetont wurde. Diese geringe Komplexität aber ist mir, bei allem Respekt vor dem Lebenswerk von Kurkdjian, ein wenig zu wenig.
Schlussendlich bleibt für mich ein ausgewogener, harmonischer, schöner, aber etwas lauer Duft, für den mir zumeist der rechte Anlass zum Tragen fehlt. Dennoch entschied ich mich immerhin zu einer persönlichen Wertung von 80%. Zu einem klareren Statement, d.h. zu einer geringeren Wertung, konnte ich mich trotz aller Kritik nicht durchringen. Wie schon gesagt: Ich tue mir schwer mit diesem Kunstwerk ohne Makel.
Den Liebhabern des Duftes kann ich beteuern, dass ich diesen Duft zu schätzen weiß und mir gut vorstellen kann, warum ihn so viele lieben: Lumière ist harmonisch und schön, im engeren Sinne des Wortes. Mir persönlich ist das zu wenig und zu viel zugleich.
Kunstwerke ohne rechte Makel, ohne Ecken und Kanten, ohne exzentrische Spitzen haben mich noch nie begeistert, auch wenn ich ihren objektiven Wert allemal zu schätzen vermag.
Lumière Noire pour homme hat den Thron erobert. Seit Mitte August 2013 steht es an der Spitze der beliebtesten Herrendüfte auf parfumo.de. Bereits im Vorfeld wurde der Duft in aller Regel positiv bewertet - und das vielleicht zurecht. Dennoch: Für mich bleibt ein Fragezeichen bei diesem Kunstwerk ohne Makel, das mich davon abhält, die 90- oder gar 100-%-Wertung vergeben zu wollen.
Der Reihe nach: Francis Kurkdjian hat einige bemerkenswerte Düfte komponiert, darunter auch einige wichtige und populäre Herrendüfte (u.a. Le Male). Viele davon sind sich recht ähnlich, keiner davon sagt mir persönlich besonders zu; es bleibt dennoch festzuhalten, dass Kurkdjian zu den einflussreichsten Parfümeuren der Gegenwart gehört. Überdies leistet er sich inzwischen den Luxus einer eigenen Marke: außergewöhnlich!
Umso mehr erscheint ein genauer Blick auf die Kreationen, die Kurkdjian unter eigenem Namen veröffentlicht, gerechtfertigt. Dazu gehört auch Lumière Noire pour homme, der wie die anderen Düfte des Meisters in einem schlichten, wenn auch hochwertigen Flakon präsentiert wird.
Nach mehreren Tests dieses Duftes, jeweils mit größerem zeitlichen Abstand, bin ich dennoch ein wenig enttäuscht, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Ich bin ein Liebhaber von Rosennuancen in Herrendüften. Auch hier wurde Rose elegant, ein wenig feminin und klug in die Gesamtkomposition eingebunden. Der Kontrast mit der Zimtnote ist gelungen: schon allein deshalb, weil für sich genommen beide Duftnoten aufdringlich und dominant wirken können. Hier balancieren beide Noten auf einem schmalen Grat und doch lässt keiner den anderen fallen. Bis zum Schluss wird die Balance gewahrt. Der Rosenton bleibt trotz aller Präsenz gerade noch dezent genug, um den Duft auch maskulin wirken zu lassen. Dennoch: Sowohl Zimt als auch Rose sind gefällige Noten. Mir fehlt die Spannung oder der Kontrastakzent wie z.B. in Il Profvmos Touaregh oder Domenica Caracenis 1913. Diese beiden maskulinen Rosendüfte sind kontrastreicher, weniger weich, damit aber auch spannender und nicht so lau wie Lumière Noire pour homme. Natürlich ist es letztlich dem persönlichen Geschmack unterworfen, ob man spannungsreiche oder harmonische Düfte bevorzugt. Lumière Noire gehört eindeutig in die letzte Kategorie, ist ein Duft der nicht aneckt oder polarisiert (allenfalls wegen der merklichen Rosennote in einem Herrenduft) und deshalb auch ein wenig unentschieden wirkt.
2. Neben der Rose und der Zimtnote ist der Kreuzkümmel, wie mir scheint, ein weiterer wahrnehmbarer Akzent in diesem Duft. Kreuzkümmel findet sich in ähnlicher Intensität auch in Duc de Vervins von Houbigant, Quorum von Puig und in Jules von Dior. Diese Düfte sind markant, sehr männlich und voller klarer Aussagen. Das mag vielen bei Jules zu weit gehen, mag vielen bei Quorum zu wenig stringent und mag vielen bei Duc de Vervins in seiner Einseitigkeit zu wenig einfallsreich und ein wenig altbacken erscheinen. Ich persönlich sehe das in allen Belangen ähnlich und dennoch greife ich im Zweifelsfall lieber zu einem der letztgenannten Düfte als zu Lumière Noire pour homme, für das ich mir in seiner harmonischen Balance nur selten einen geeigneten Anlass vorstellen kann.
3. Ich bin kein Liebhaber von starken Patchouli-Düften, habe Düfte mit einem sanften Patchouli-Akkord seit einiger Zeit aber schätzen gelernt. Ideal balanciert ist Patchouli aus meiner Sicht immer dann, wenn er nicht aufdringlich im Vordergrund steht und dennoch als charakteristische Note wahrnehmbar ist. Die richtige Dosierung dieser Duftnote ist nicht leicht zu bestimmen, dabei dem ganz anders wirkenden Vetiveröl nicht unähnlich. Hier jedoch wurde die Dezenz m.E. übertrieben. Patchouli ist nur noch als würzig süßer Untergrund wahrnehmbar, verleiht dem Duft eine weiche Abrundung, die mir in ihrer Blässe fast schon nichtsagend erscheint. Auch hier gilt das zuvor Gesagte: Die Komposition bleibt unbestimmt, lau und damit wenig spannungsreich / spannend.
4. Respekt, wer in diesem Duft Beifuß wahrnehmen kann. Ich kann es nicht. Beifuß ist mir aus akzentreichen Düften der 60er, 70er oder 80er Jahre unbestimmt geläufig (div. Aramis-, Jil Sander- oder Boss-Düfte). Ob ich es wiedererkennen würde, glaube ich nicht, da mir Beifuß als Duftkomponente zu wenig vertraut ist. In Lumière Noire pour homme kann ich eigentlich nur die Komponenten Rose, Patchouli, Zimt und Kreuzkümmel erkennen, letzteren auch nur durch den direkten Vergleich mit Duc de Vervins, wo diese Komponente ein wenig überbetont wurde. Diese geringe Komplexität aber ist mir, bei allem Respekt vor dem Lebenswerk von Kurkdjian, ein wenig zu wenig.
Schlussendlich bleibt für mich ein ausgewogener, harmonischer, schöner, aber etwas lauer Duft, für den mir zumeist der rechte Anlass zum Tragen fehlt. Dennoch entschied ich mich immerhin zu einer persönlichen Wertung von 80%. Zu einem klareren Statement, d.h. zu einer geringeren Wertung, konnte ich mich trotz aller Kritik nicht durchringen. Wie schon gesagt: Ich tue mir schwer mit diesem Kunstwerk ohne Makel.
Den Liebhabern des Duftes kann ich beteuern, dass ich diesen Duft zu schätzen weiß und mir gut vorstellen kann, warum ihn so viele lieben: Lumière ist harmonisch und schön, im engeren Sinne des Wortes. Mir persönlich ist das zu wenig und zu viel zugleich.
Kunstwerke ohne rechte Makel, ohne Ecken und Kanten, ohne exzentrische Spitzen haben mich noch nie begeistert, auch wenn ich ihren objektiven Wert allemal zu schätzen vermag.
21 Antworten


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Schöne Analyse. Bei mir steht er auch noch zum Testen und so ganz runde Düfte mag ich auch nicht immer. Im Büroalltag oft angezeigt aber manchmal doch langweilig. Pokal!
Dir den fehlenden bitteren Jug Beifußtee+