08.06.2019 - 14:29 Uhr
Mörderbiene
46 Rezensionen
Mörderbiene
Sehr hilfreiche Rezension
7
in vino veritas
Man nehme:
750ml sechsjährigen blauen Zweigelt vom bunten Mergel
1/2 TL frische Eberraute
Prise frische Estragonblätter
Prise frische Schwarzraute
Prise Muskat
Prise Lindenblüten
Prise Goldmelisse
Prise getrocknete Lavendelblüten
Prise frische Zitronenverbenenblätter
Prise frische Rosmarinblätter
Prise Thymian
Prise frische Limettenzeste
1 Blüte der römischen Kamille
1 Blüte der Arnika
150ml Lambig Hors D'Age
1/2 TL Tannensirup
Einen Teil des Weins erhitzen, die Kräuter in den heißen Wein legen, dann den Lambig und den Sirup hinzufügen, über Nacht abkühlen lassen und dann abseihen. Zum restlichen Wein geben und 2 Monate kühl lagern.
___
Die Geschichte des Wermut, eines aufgespriteten Kräuterweins ist nicht eindeutig belegbar, doch kannten wohl schon die verschiedensten Kulturen - von den alten Ägyptern bis nach China - ihren eigenen Kräuterwein.
Obschon kein großer Freund des Weins (zu trocken, zu sauer, zu pelzig, zu süß - vielleicht habe ich auch einfach noch nicht den richtigen gefunden) hat mich, angefixt von einem spanischen Kollegen, die neue Wermutwelle mitgerissen. Nicht nur habe ich schon einige äußerst schmackhafte Wermutkreationen in kleinen katalanischen Restaurants probieren dürfen (Wer demnächst oder auch weniger zeitnah nach Barcelona kommen sollte, unbedingt bei La Pubilla vorbeischauen! Auch - oder gerade deshalb - wegen des liebevollen regionalen und dennoch äußerst preiswerten Mittagsmenüs), auch reizt mich die Idee (Zitat Pippi) mir meinen Wein zu machen, wie er mir gefällt. Jedenfalls habe ich die letzten zwei Jahre viel mit allerlei Weinen, Kräutern (zum Teil selbst angepflanzt, weil sonst nicht erhältlich) und Obst- und Weinbränden experimentiert. Der perfekte Wermut war noch nicht dabei, aber die obenstehende Mischung ist nach meinem Gusto die bislang beste.
Düfte mit Wermut gibt es laut unserer Datenbank doch ein paar. Dabei ist jedoch zu beachten: hier wird augenscheinlich nicht unterschieden zwischen dem Wermutkraut und dem Kräuterwein. Und auch wenn verschiedene Artemisia-Arten ein Hauptbestandteil des Wermuts sind, ist der Geruch doch recht unterschiedlich.
Über die Zeit haben sich verschiedene Arten des Wermut entwickelt, die sich natürlich sowohl im Geschmack als auch im Geruch deutlich voneinander unterscheiden können. Die klassische Aufteilung findet zwischen schwarzem (bittren) und weißem (lieblichen) Wermut statt, die mit rotem und weißem Wein gemacht werden. Zudem sind aus Mischungen mit Rosé und Champagner roter und goldener Wermut hervorgegangen. Ich persönlich habe mich nur mit dem schwarzen Wermut beschäftigt. Natürlich kann auch durch die Verwendung entsprechender Kräuter schwarzer Wermut lieblich werden und vice versa, ewas jedoch eher unüblich ist.
Aber zurück zu den Düften. Bis dato ist fast jeder Duft mit Wermut den ich getestet habe auch in meine Sammlung eigezogen. Naja, das sind drei Stück: "Trade Routes Collection - Levantium", Grand Palais und der heute thematisierte "08 Seylon". Nicht geschafft hat es "Une Nuit à Montauk - Bohemian Soul", weil mir hier Holz und Rauch zu stark waren und Wermut wenig bis garnicht wahrnehmbar war. Weitere zehn Wermut-Düfte sitzen ihre Zeit bis zu einer Test-Gelegenheit noch in meiner Merkliste ab. Manche davon werden aufgrund ihrer Verfügbarkeit wohl ewig dort ausharren müssen.
"08 Seylon" ist dabei der bisher authentischste Wermutduft, der gut die bitteren, zitrischen, krautigen, würzigen, aber auch blumigen und süßlichen Noten des schwarzen Wermuts herausarbeitet und dabei immer ein wenig ihren alkoholischen Hintergrund durchscheinen läßt. Daher bekommt er auch den großen Wermut-Kommentar von mir.
Die angegebene dreiteilige Pyramide ist insofern ein Witz, als daß - wie bei allen bisher von mir getesteten Odins - nicht wirklich ein Verlauf wahrnehmbar ist. Zu Beginn ist er etwas spitzer, die zitrischen Noten dominieren etwas, doch bald ist da diese für den schwarzen Wermut typische Melange aus genannten Noten, die nach und nach etwas eindunkelt. Die einzelnen Noten sind hier jedoch so stark verwoben, daß ich eigentlich nur von dem gesamten Dufteindruck sprechen kann. Hintenraus werden sowohl die Würze als auch die Süße etwas intensiver.
Bei eher schwacher Sillage ist die Haltbarkeit dennoch in Ordnung.
Summa summarum ein trockener Roter mit Bitterstoffen und Zitrus, der durch Blüten und Sirup etwas - wenig - Süße bekommt und nach ein paar kräftigen Schlucken nur noch einen leichten Nachgeschmack hinterläßt, der nach etwa fünf bis sechs Stunden leise ausklingt.
Wenn mein Wermut so schmeckt wie der von Odin duftet, dann habe ich es geschafft.
Ach, und das obige Rezept entweder pur auf Eis, oder zur Hälfte mit Cider. Santé!
750ml sechsjährigen blauen Zweigelt vom bunten Mergel
1/2 TL frische Eberraute
Prise frische Estragonblätter
Prise frische Schwarzraute
Prise Muskat
Prise Lindenblüten
Prise Goldmelisse
Prise getrocknete Lavendelblüten
Prise frische Zitronenverbenenblätter
Prise frische Rosmarinblätter
Prise Thymian
Prise frische Limettenzeste
1 Blüte der römischen Kamille
1 Blüte der Arnika
150ml Lambig Hors D'Age
1/2 TL Tannensirup
Einen Teil des Weins erhitzen, die Kräuter in den heißen Wein legen, dann den Lambig und den Sirup hinzufügen, über Nacht abkühlen lassen und dann abseihen. Zum restlichen Wein geben und 2 Monate kühl lagern.
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Die Geschichte des Wermut, eines aufgespriteten Kräuterweins ist nicht eindeutig belegbar, doch kannten wohl schon die verschiedensten Kulturen - von den alten Ägyptern bis nach China - ihren eigenen Kräuterwein.
Obschon kein großer Freund des Weins (zu trocken, zu sauer, zu pelzig, zu süß - vielleicht habe ich auch einfach noch nicht den richtigen gefunden) hat mich, angefixt von einem spanischen Kollegen, die neue Wermutwelle mitgerissen. Nicht nur habe ich schon einige äußerst schmackhafte Wermutkreationen in kleinen katalanischen Restaurants probieren dürfen (Wer demnächst oder auch weniger zeitnah nach Barcelona kommen sollte, unbedingt bei La Pubilla vorbeischauen! Auch - oder gerade deshalb - wegen des liebevollen regionalen und dennoch äußerst preiswerten Mittagsmenüs), auch reizt mich die Idee (Zitat Pippi) mir meinen Wein zu machen, wie er mir gefällt. Jedenfalls habe ich die letzten zwei Jahre viel mit allerlei Weinen, Kräutern (zum Teil selbst angepflanzt, weil sonst nicht erhältlich) und Obst- und Weinbränden experimentiert. Der perfekte Wermut war noch nicht dabei, aber die obenstehende Mischung ist nach meinem Gusto die bislang beste.
Düfte mit Wermut gibt es laut unserer Datenbank doch ein paar. Dabei ist jedoch zu beachten: hier wird augenscheinlich nicht unterschieden zwischen dem Wermutkraut und dem Kräuterwein. Und auch wenn verschiedene Artemisia-Arten ein Hauptbestandteil des Wermuts sind, ist der Geruch doch recht unterschiedlich.
Über die Zeit haben sich verschiedene Arten des Wermut entwickelt, die sich natürlich sowohl im Geschmack als auch im Geruch deutlich voneinander unterscheiden können. Die klassische Aufteilung findet zwischen schwarzem (bittren) und weißem (lieblichen) Wermut statt, die mit rotem und weißem Wein gemacht werden. Zudem sind aus Mischungen mit Rosé und Champagner roter und goldener Wermut hervorgegangen. Ich persönlich habe mich nur mit dem schwarzen Wermut beschäftigt. Natürlich kann auch durch die Verwendung entsprechender Kräuter schwarzer Wermut lieblich werden und vice versa, ewas jedoch eher unüblich ist.
Aber zurück zu den Düften. Bis dato ist fast jeder Duft mit Wermut den ich getestet habe auch in meine Sammlung eigezogen. Naja, das sind drei Stück: "Trade Routes Collection - Levantium", Grand Palais und der heute thematisierte "08 Seylon". Nicht geschafft hat es "Une Nuit à Montauk - Bohemian Soul", weil mir hier Holz und Rauch zu stark waren und Wermut wenig bis garnicht wahrnehmbar war. Weitere zehn Wermut-Düfte sitzen ihre Zeit bis zu einer Test-Gelegenheit noch in meiner Merkliste ab. Manche davon werden aufgrund ihrer Verfügbarkeit wohl ewig dort ausharren müssen.
"08 Seylon" ist dabei der bisher authentischste Wermutduft, der gut die bitteren, zitrischen, krautigen, würzigen, aber auch blumigen und süßlichen Noten des schwarzen Wermuts herausarbeitet und dabei immer ein wenig ihren alkoholischen Hintergrund durchscheinen läßt. Daher bekommt er auch den großen Wermut-Kommentar von mir.
Die angegebene dreiteilige Pyramide ist insofern ein Witz, als daß - wie bei allen bisher von mir getesteten Odins - nicht wirklich ein Verlauf wahrnehmbar ist. Zu Beginn ist er etwas spitzer, die zitrischen Noten dominieren etwas, doch bald ist da diese für den schwarzen Wermut typische Melange aus genannten Noten, die nach und nach etwas eindunkelt. Die einzelnen Noten sind hier jedoch so stark verwoben, daß ich eigentlich nur von dem gesamten Dufteindruck sprechen kann. Hintenraus werden sowohl die Würze als auch die Süße etwas intensiver.
Bei eher schwacher Sillage ist die Haltbarkeit dennoch in Ordnung.
Summa summarum ein trockener Roter mit Bitterstoffen und Zitrus, der durch Blüten und Sirup etwas - wenig - Süße bekommt und nach ein paar kräftigen Schlucken nur noch einen leichten Nachgeschmack hinterläßt, der nach etwa fünf bis sechs Stunden leise ausklingt.
Wenn mein Wermut so schmeckt wie der von Odin duftet, dann habe ich es geschafft.
Ach, und das obige Rezept entweder pur auf Eis, oder zur Hälfte mit Cider. Santé!
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