03.06.2021 - 01:26 Uhr
Serenissima
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Serenissima
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21
Da geh ich ins Maxim ...
Dort verbrachte schon Graf Danilo aus Franz Lehars Operette "Die lustige Witwe" seine Nächte.
Wer erinnert sich nicht an Johannes Heesters, wenn er mit flottem Schwung seinen weißen Theaterschal umwarf, den Zylinder aufsetzte und mit einem Zwinkern unternehmungslustig die Bühne verließ?
Erst einmal ging's hinter diese, ob später wirklich ab und zu ins "Maxim's", das ist nicht bekannt.
Am 7. April 1883 eröffnete der ehemalige Kellner Maxim Gaillard ein Restaurant, dem er seinen Namen gab. Zu dessen Kundschaft gehörten erst einmal vorwiegend die Droschkenkutscher des Quartiers.
Erst mit der Belle Epoque sollte sich das gravierend ändern.
Wer in's Pariser "Maxim's" ging, ließ seine Frau zuhause; denn dort warteten die bekanntesten Grisetten (s. "Die lustige Witwe") auf die unternehmungslustige Männerwelt und auch schon bald konnte dort ausgezeichnet gegessen werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das "Maxim's" eine erneute Hochzeit: wer etwas auf sich hielt, war dort zu finden; die Liste der Gäste ähnelt sicher einem "Who is Who" der damaligen Promi-/Glitzerwelt.
Auch wenn die drei "Michelin-Sterne" inzwischen verlorengingen, ist der Besuch des von Pierre Cardin eingerichteten Museums nach wie vor sicher genauso interessant wie die sehenswerte Jugendstil-Einrichtung des Restaurants. Wurde diese doch als "Monument historique" eingestuft.
Was, so werdet Ihr Euch fragen, erzählt die schon wieder?
Wen interessiert dieses Etablissement; es geht doch hier schließlich um Parfums.
Genau!
Denn 1981 kaufte Pierre Cardin, bekannt als Couturier, der nie kopierte, sondern immer seinen eigenen Weg ging, das "Maxim's".
(Ach, was war das für ein "Rauschen im Blätterwald", den es damals noch gab!)
Unter diesem Namen verkaufte der geschäftstüchtige Mann allerlei aus der Feinschmecker-Ecke.
Ich erinnere mich noch gut an die Champagner-Trüffel in der geschmackvollen Verpackung mit dem damals für mich noch etwas anrüchigen klingenden Namen "Maxim's". - Ja, lang ist's her!
Auch der Champagner gleichen Namens wurde gern gekauft: Wie freuten sich unsere Werkstudentinnen, wenn es an ihren Geburtstagen oder zu Weihnachten eine Flasche "Maxim's" Champagner vom Chef gab!
So gelang es Pierre Cardin, seinen Namen sehr weitgefächert bekanntzumachen und auf mehr als nur einem Bein zu stehen.
Schon immer innovativer als andere, den Zeitgeist vorausahnend und auf ihn setzend, war Pierre Cardin der erste, der sowohl in der Konfektion als auch im "Prêt-à-Porter"-Bereich der Damenmode Fuß fasste.
Schon 1958 kreierte er eine Unisex-Kleiderlinie und in den sechziger Jahren gehörten er gemeinsam mit Courrèges zur Avantgarde.
Nach seinem ersten Eau de Parfum "Choc" (1957: Schon der Name setzt sich von der so abgeschirmten Welt der Couture ab!), brachte er 1983 - hundert Jahre nach der Erst-Eröffnung des Pariser "Maxim's" - "Paradoxe", ebenfalls als Eau de Parfum, auf den Markt.
Dieser Mann verstand sein Handwerk und beherrschte die Kunst, zur rechte Zeit auf der richtigen Welle zu reiten.
Obwohl Pierre Cardin ein kreativer Kopf war und in der Mode niemals kopierte, folgte er mit "Paradoxe" doch den erfolgreichen Chypre-Duftpfaden.
So zeigt die Duftpyramide den typischen Verlauf eines klassischen Chypre, der entsprechend ausgeschmückt und angepasst wurde: "Paradoxe" hat doch einen ausgeprägten starken Charakter!
Die Kopfnote ist eine stilvolle frische Kombination von sich um die Bergamotte versammelnder Zitrusnoten; Mandarine und Zitrone verleihen so einen ersten heiteren Eindruck.
Mehr auf die Iris setzend und dafür auf die klassische Rose verzichtend, verändert sich "Paradoxe" recht schnell in die pudrige Richtung.
Die beiden duftintensiven Weißblüher Tuberose und Jasmin, bekomme ihre Portion aus der Puderquaste ab und auch Hyazinthe und Ylang-Ylang haben sich ein wenig zu ducken.
Das Herz von "Paradoxe" ist nicht so blütenprächtig strahlend wie es zu erwarten wäre.
Eher weist es bereits auf die Basis in Braun-, Grün- und Rauchnuancen hin; ein interessanter Übergang!
Das an sich schon kräftige Moos wird von Leder und würzigem Pfeffer unterstützt:
Sofort wird "Paradoxe" dunkler, tiefer und ist nicht mehr so anschmiegsam; einige Widerhaken lassen sich bereits erahnen.
Auch wenn Moschus und Amber einen leichten Vorhang vor diese Duftkraft ziehen und somit den weich-weiblichen Charakter des bisherigen Duftverlaufes beibehalten möchten: "Paradoxe" will nicht mit dem eleganten Chypre-Strom schwimmen!
Es will Frauen mit Selbstbewusstsein eine zusätzliche Duft-Persönlichkeit verleihen, die aufmerksam macht!
Dazu wird auch großzügig von Weihrauch Gebrauch gemacht:
Die Frau der achtziger Jahre war stark und sie selbst - und das sollte sie auch zeigen!
Vielleicht war "Paradoxe" auch als Pendant der überbordenden Farb- und Stofffülle der Mode dieser Jahre gedacht.
Ich erinnere nur an die prachtvollen Gewänder im "Denver Clan" und ähnlichen Kult-Serien.
Die dort so aufwendig "verpackte" Frau, zeigte Stärke und ein diese unterstreichender Duft war deshalb genau richtig!
Die ausgewählten und sehr geschickt dosierten Duftnoten verleihen "Paradoxe" eine entsprechende Sillage und Haltbarkeitsdauer.
Ein, für die damalige Zeit durchaus passender Business-Duft: ich erinnere mich nur an wenige Büros, in denen Chypre-Düfte nicht die präsentesten "Mitarbeiter" waren.
Jedenfalls werde ich die mir von Gelis überlassene Duftprobe gern verwenden (auch wenn mir jetzt beim Sprühen etwas "Irispuder" in Nase und Mund geraten ist und mich husten und niesen lässt!).
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei ihr dafür.
Und unter uns:
Eine Nacht im "Maxim's" könnte man in Begleitung dieses Duftwerkes noch heute gut überstehen, ohne nachbessern zu müssen - es sei denn, zum Vergnügen!
Wer erinnert sich nicht an Johannes Heesters, wenn er mit flottem Schwung seinen weißen Theaterschal umwarf, den Zylinder aufsetzte und mit einem Zwinkern unternehmungslustig die Bühne verließ?
Erst einmal ging's hinter diese, ob später wirklich ab und zu ins "Maxim's", das ist nicht bekannt.
Am 7. April 1883 eröffnete der ehemalige Kellner Maxim Gaillard ein Restaurant, dem er seinen Namen gab. Zu dessen Kundschaft gehörten erst einmal vorwiegend die Droschkenkutscher des Quartiers.
Erst mit der Belle Epoque sollte sich das gravierend ändern.
Wer in's Pariser "Maxim's" ging, ließ seine Frau zuhause; denn dort warteten die bekanntesten Grisetten (s. "Die lustige Witwe") auf die unternehmungslustige Männerwelt und auch schon bald konnte dort ausgezeichnet gegessen werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das "Maxim's" eine erneute Hochzeit: wer etwas auf sich hielt, war dort zu finden; die Liste der Gäste ähnelt sicher einem "Who is Who" der damaligen Promi-/Glitzerwelt.
Auch wenn die drei "Michelin-Sterne" inzwischen verlorengingen, ist der Besuch des von Pierre Cardin eingerichteten Museums nach wie vor sicher genauso interessant wie die sehenswerte Jugendstil-Einrichtung des Restaurants. Wurde diese doch als "Monument historique" eingestuft.
Was, so werdet Ihr Euch fragen, erzählt die schon wieder?
Wen interessiert dieses Etablissement; es geht doch hier schließlich um Parfums.
Genau!
Denn 1981 kaufte Pierre Cardin, bekannt als Couturier, der nie kopierte, sondern immer seinen eigenen Weg ging, das "Maxim's".
(Ach, was war das für ein "Rauschen im Blätterwald", den es damals noch gab!)
Unter diesem Namen verkaufte der geschäftstüchtige Mann allerlei aus der Feinschmecker-Ecke.
Ich erinnere mich noch gut an die Champagner-Trüffel in der geschmackvollen Verpackung mit dem damals für mich noch etwas anrüchigen klingenden Namen "Maxim's". - Ja, lang ist's her!
Auch der Champagner gleichen Namens wurde gern gekauft: Wie freuten sich unsere Werkstudentinnen, wenn es an ihren Geburtstagen oder zu Weihnachten eine Flasche "Maxim's" Champagner vom Chef gab!
So gelang es Pierre Cardin, seinen Namen sehr weitgefächert bekanntzumachen und auf mehr als nur einem Bein zu stehen.
Schon immer innovativer als andere, den Zeitgeist vorausahnend und auf ihn setzend, war Pierre Cardin der erste, der sowohl in der Konfektion als auch im "Prêt-à-Porter"-Bereich der Damenmode Fuß fasste.
Schon 1958 kreierte er eine Unisex-Kleiderlinie und in den sechziger Jahren gehörten er gemeinsam mit Courrèges zur Avantgarde.
Nach seinem ersten Eau de Parfum "Choc" (1957: Schon der Name setzt sich von der so abgeschirmten Welt der Couture ab!), brachte er 1983 - hundert Jahre nach der Erst-Eröffnung des Pariser "Maxim's" - "Paradoxe", ebenfalls als Eau de Parfum, auf den Markt.
Dieser Mann verstand sein Handwerk und beherrschte die Kunst, zur rechte Zeit auf der richtigen Welle zu reiten.
Obwohl Pierre Cardin ein kreativer Kopf war und in der Mode niemals kopierte, folgte er mit "Paradoxe" doch den erfolgreichen Chypre-Duftpfaden.
So zeigt die Duftpyramide den typischen Verlauf eines klassischen Chypre, der entsprechend ausgeschmückt und angepasst wurde: "Paradoxe" hat doch einen ausgeprägten starken Charakter!
Die Kopfnote ist eine stilvolle frische Kombination von sich um die Bergamotte versammelnder Zitrusnoten; Mandarine und Zitrone verleihen so einen ersten heiteren Eindruck.
Mehr auf die Iris setzend und dafür auf die klassische Rose verzichtend, verändert sich "Paradoxe" recht schnell in die pudrige Richtung.
Die beiden duftintensiven Weißblüher Tuberose und Jasmin, bekomme ihre Portion aus der Puderquaste ab und auch Hyazinthe und Ylang-Ylang haben sich ein wenig zu ducken.
Das Herz von "Paradoxe" ist nicht so blütenprächtig strahlend wie es zu erwarten wäre.
Eher weist es bereits auf die Basis in Braun-, Grün- und Rauchnuancen hin; ein interessanter Übergang!
Das an sich schon kräftige Moos wird von Leder und würzigem Pfeffer unterstützt:
Sofort wird "Paradoxe" dunkler, tiefer und ist nicht mehr so anschmiegsam; einige Widerhaken lassen sich bereits erahnen.
Auch wenn Moschus und Amber einen leichten Vorhang vor diese Duftkraft ziehen und somit den weich-weiblichen Charakter des bisherigen Duftverlaufes beibehalten möchten: "Paradoxe" will nicht mit dem eleganten Chypre-Strom schwimmen!
Es will Frauen mit Selbstbewusstsein eine zusätzliche Duft-Persönlichkeit verleihen, die aufmerksam macht!
Dazu wird auch großzügig von Weihrauch Gebrauch gemacht:
Die Frau der achtziger Jahre war stark und sie selbst - und das sollte sie auch zeigen!
Vielleicht war "Paradoxe" auch als Pendant der überbordenden Farb- und Stofffülle der Mode dieser Jahre gedacht.
Ich erinnere nur an die prachtvollen Gewänder im "Denver Clan" und ähnlichen Kult-Serien.
Die dort so aufwendig "verpackte" Frau, zeigte Stärke und ein diese unterstreichender Duft war deshalb genau richtig!
Die ausgewählten und sehr geschickt dosierten Duftnoten verleihen "Paradoxe" eine entsprechende Sillage und Haltbarkeitsdauer.
Ein, für die damalige Zeit durchaus passender Business-Duft: ich erinnere mich nur an wenige Büros, in denen Chypre-Düfte nicht die präsentesten "Mitarbeiter" waren.
Jedenfalls werde ich die mir von Gelis überlassene Duftprobe gern verwenden (auch wenn mir jetzt beim Sprühen etwas "Irispuder" in Nase und Mund geraten ist und mich husten und niesen lässt!).
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei ihr dafür.
Und unter uns:
Eine Nacht im "Maxim's" könnte man in Begleitung dieses Duftwerkes noch heute gut überstehen, ohne nachbessern zu müssen - es sei denn, zum Vergnügen!
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