18.1 Praliné de Santal Pierre Guillaume 2011
Top Rezension
Geknackt
Lange, laaange suchte ich den perfekten Nussduft.
„Nuss“ als Parfumnote ist tatsächlich keine so leichte Angelegenheit, wie sich zunächst vermuten lässt (und wie ich in naiver Nusslust-Verblendung dachte). Die Haselnuss mit etwas Cremigkeit und Süße, am Ende noch Schokolade, riecht sofort nach Nougat. Nougat ist sehr lecker, aber keine Nuss. Und Nougatduft auf der Haut ist nur mit allergrößter Gourmand-Toleranz erträglich („Coeur de Noisette“ von Sinfonia di Note). Die Haselnussnote, um einen Gourmand-Overkill zu vermeiden, stattdessen mit Herbem und Hellholzigem kombiniert, ergibt einen wunderschönen Duft, allerdings nicht ultrabetont nussig und nur für Männer… nicht ein wenig unisex, egal, was das Marketing vorgibt („Forêt de Bécharré“ von Nez à Nez oder „Aomassaï No.10“ von Parfumerie Générale). Nussig, aber nicht haselnussig, nicht nuss-nussig, sondern nur quasinussig, fand ich in Pistazienduftnoten. Die besonnte, noch am Strauch hängende Pistazie von „Lentisque“ von 06130 begeistert mich regelmäßig, auch Pistazieneiscreme („The Iceberg Fragrance“ von Iceberg) und die angeblich extremsinnliche Pornopistazie von „Nuda“ von Il Profvmo konnten mich gewinnen.
Aber die nussige Nuss-Nuss war nicht zu finden. Diese Nuss konnte ich offenbar nicht knacken und deshalb gab ich die sehnsüchtige Nussduftsuche auf.
Bis letzten Samstag. Da nämlich, auf dem Parfumotreffen, zusammen mit der gutriechenden und gut riechenden Luxusgruppe bei Lubner… offenbarte sich meiner Nase endlich der wahre Nussduft: Praliné de Santal.
Der Name (Praliné) verhieß, auf die mir schon bekannte Art nougatig, aber nicht wirklich nussig zu sein. Deshalb war ich wie vom Blitz getroffen schlagartig begeistert, als mir gleich vom ersten Moment an die pure, reine, überdeutliche Haselnuss entgegen duftete.
Dieser Duft ist Nuss! Nuss, Nuss, Nuss! So dermaßen nussige Nuss, wie keine echte Nuss sein kann. Die Substanz des Nussigen an sich - die Übernuss!
In der Kopfnote kommt sie hell daher, begleitet von einer, in der Pyramide verschwiegenen, kurzen Bergamotte und einem Minihauch lichtheller Blumigkeit. Schon nach wenigen Minuten wird die zentrale, reichlich dominante Nussnote immer dunkler, immer herber. Sie wird geröstet. Dieser Effekt wird durch staubtrockenes Holz erreicht. Das Namen gebende Sandelholz ist gut wieder zu erkennen, die Zeder flankiert dieses nur akzentuierend. Der Duft wird immer dunkler und trockener im weiteren Verlauf.
Ultimativ dunkel und ultimativ trocken, um die ultimative Nussnote unerhört und unverschämt strahlen zu lassen. Die Haselnuss ist nicht eine Komponente im Gesamtduft, die ihren Teil dazu gibt, sondern sie ist Dreh- und Angelpunkt von PdS; das, worum es – ohne jeden Kompromiss- geht. Eine gewisse Salzigkeit in der sich ab dem Herz entwickelnden Rauchigkeit kann ich auch riechen, aber die damit offenbar verbundenen Laugenbrezelassoziation (s.u.) nur etwa verstehen, nicht wirklich nachvollziehen.
Nach dem Drydown bleibt eine etwas leiser gewordene, aber immnernoch deutliche Haselnuss auf einem ruhig-warmen Polster von Sandel und (oben auch nicht aufgezähltem) Amber.
PdS ist, auch wenn man nicht lange eine unerfüllte Nusssehnsucht mit sich getragen hat, ein schöner Winterduft. Sehr dunkel, sehr herb-holzig, dabei weich und warm. Ein Duft wie schwarzbraune Kaschmirwolle. Gleichzeitig ist PdS sinnlich und hat Tiefe (Milo nannte es kurz und treffend „geil“). Die Entwicklung ist überraschenderweise nicht so monochrom, wie das stringent durchgehaltene Nussthema annehmen lässt, sondern entfaltet in mehreren Kapiteln den durchaus mehrdimensionalen Reiz der Nuss.
Meine 100% sind nicht nur Ergebnis der eigenen Nusslust, der ich nun ungehemmt und ausschweifend frönen kann, sondern empfehlen diesen kunstvoll komponierten, spannenden und wunderschönen Nussduft dringend zum Test.
EDIT 02/2013: Ich ändere meine Prozentbewertung von vollen 100 zu nur noch 80. Das Parfum ist immer noch die Idealnuss für mich, allerdings ist es (für mich) nur eingeschränkt tragbar. Ich finde es grandios, trage es aber fast nie. In seiner Nuss-Vollkommenheit finde ich etwas zu wenig Platz für mich. Ich denke, vom Duft gemachte Lust aufs Tragen ist eine wichtige Qualität, die in der Bewertung stecken sollte, deshalb meine Änderung.
„Nuss“ als Parfumnote ist tatsächlich keine so leichte Angelegenheit, wie sich zunächst vermuten lässt (und wie ich in naiver Nusslust-Verblendung dachte). Die Haselnuss mit etwas Cremigkeit und Süße, am Ende noch Schokolade, riecht sofort nach Nougat. Nougat ist sehr lecker, aber keine Nuss. Und Nougatduft auf der Haut ist nur mit allergrößter Gourmand-Toleranz erträglich („Coeur de Noisette“ von Sinfonia di Note). Die Haselnussnote, um einen Gourmand-Overkill zu vermeiden, stattdessen mit Herbem und Hellholzigem kombiniert, ergibt einen wunderschönen Duft, allerdings nicht ultrabetont nussig und nur für Männer… nicht ein wenig unisex, egal, was das Marketing vorgibt („Forêt de Bécharré“ von Nez à Nez oder „Aomassaï No.10“ von Parfumerie Générale). Nussig, aber nicht haselnussig, nicht nuss-nussig, sondern nur quasinussig, fand ich in Pistazienduftnoten. Die besonnte, noch am Strauch hängende Pistazie von „Lentisque“ von 06130 begeistert mich regelmäßig, auch Pistazieneiscreme („The Iceberg Fragrance“ von Iceberg) und die angeblich extremsinnliche Pornopistazie von „Nuda“ von Il Profvmo konnten mich gewinnen.
Aber die nussige Nuss-Nuss war nicht zu finden. Diese Nuss konnte ich offenbar nicht knacken und deshalb gab ich die sehnsüchtige Nussduftsuche auf.
Bis letzten Samstag. Da nämlich, auf dem Parfumotreffen, zusammen mit der gutriechenden und gut riechenden Luxusgruppe bei Lubner… offenbarte sich meiner Nase endlich der wahre Nussduft: Praliné de Santal.
Der Name (Praliné) verhieß, auf die mir schon bekannte Art nougatig, aber nicht wirklich nussig zu sein. Deshalb war ich wie vom Blitz getroffen schlagartig begeistert, als mir gleich vom ersten Moment an die pure, reine, überdeutliche Haselnuss entgegen duftete.
Dieser Duft ist Nuss! Nuss, Nuss, Nuss! So dermaßen nussige Nuss, wie keine echte Nuss sein kann. Die Substanz des Nussigen an sich - die Übernuss!
In der Kopfnote kommt sie hell daher, begleitet von einer, in der Pyramide verschwiegenen, kurzen Bergamotte und einem Minihauch lichtheller Blumigkeit. Schon nach wenigen Minuten wird die zentrale, reichlich dominante Nussnote immer dunkler, immer herber. Sie wird geröstet. Dieser Effekt wird durch staubtrockenes Holz erreicht. Das Namen gebende Sandelholz ist gut wieder zu erkennen, die Zeder flankiert dieses nur akzentuierend. Der Duft wird immer dunkler und trockener im weiteren Verlauf.
Ultimativ dunkel und ultimativ trocken, um die ultimative Nussnote unerhört und unverschämt strahlen zu lassen. Die Haselnuss ist nicht eine Komponente im Gesamtduft, die ihren Teil dazu gibt, sondern sie ist Dreh- und Angelpunkt von PdS; das, worum es – ohne jeden Kompromiss- geht. Eine gewisse Salzigkeit in der sich ab dem Herz entwickelnden Rauchigkeit kann ich auch riechen, aber die damit offenbar verbundenen Laugenbrezelassoziation (s.u.) nur etwa verstehen, nicht wirklich nachvollziehen.
Nach dem Drydown bleibt eine etwas leiser gewordene, aber immnernoch deutliche Haselnuss auf einem ruhig-warmen Polster von Sandel und (oben auch nicht aufgezähltem) Amber.
PdS ist, auch wenn man nicht lange eine unerfüllte Nusssehnsucht mit sich getragen hat, ein schöner Winterduft. Sehr dunkel, sehr herb-holzig, dabei weich und warm. Ein Duft wie schwarzbraune Kaschmirwolle. Gleichzeitig ist PdS sinnlich und hat Tiefe (Milo nannte es kurz und treffend „geil“). Die Entwicklung ist überraschenderweise nicht so monochrom, wie das stringent durchgehaltene Nussthema annehmen lässt, sondern entfaltet in mehreren Kapiteln den durchaus mehrdimensionalen Reiz der Nuss.
Meine 100% sind nicht nur Ergebnis der eigenen Nusslust, der ich nun ungehemmt und ausschweifend frönen kann, sondern empfehlen diesen kunstvoll komponierten, spannenden und wunderschönen Nussduft dringend zum Test.
EDIT 02/2013: Ich ändere meine Prozentbewertung von vollen 100 zu nur noch 80. Das Parfum ist immer noch die Idealnuss für mich, allerdings ist es (für mich) nur eingeschränkt tragbar. Ich finde es grandios, trage es aber fast nie. In seiner Nuss-Vollkommenheit finde ich etwas zu wenig Platz für mich. Ich denke, vom Duft gemachte Lust aufs Tragen ist eine wichtige Qualität, die in der Bewertung stecken sollte, deshalb meine Änderung.
22 Antworten
MissAchat vor 8 Jahren
Pornopistazie und übernuss - super! :)))))
Hasi vor 14 Jahren
Hab ihn grad drauf... er ist fein! Bei mir bekommt er auch eine minimale (von mir sehr erwünschte) Seifigkeit. Waschnuss? ;-)
Louce vor 14 Jahren
(...) Geruchsassoziation ausgelöst. Das einzige, was hilft, das rauszufinden: Ausprobieren!
Louce vor 14 Jahren
Mari: Keine Ahnung! Wenn die Allergie so ne echte medizinische ist, sicher. Düfte eignen sich immer, um das zu konsumieren, was man innen im Körper nicht verkraftet. Wenn die Allergie eine Aversion ist, wird wohl die Reaktion bereits durch (...)
MariellaMmmh vor 14 Jahren
1
Ist der allergikergeeignet?
Maris vor 14 Jahren
Und noch mehr Nüsse für Dich!
Ghislaine vor 14 Jahren
Bei mir war er gar nicht nussig sondern roch nach Butterbrezel, wobei das auch gar nicht mal so übel war nur die Haltbarkeit ist bei mir schlecht, das Problem habe ich leider mit einigen PG Düften :-(
Calliste vor 14 Jahren
Danke für den Hinweis, ich suche nach der Aschenputtel-Haselnuss auch schon lange. Am liebsten als Haselnusscremeeis.
Hasi vor 14 Jahren
1
Nuss das jetzt sein?
Hermessenz vor 14 Jahren
Freut mich,dass du so begeistert bist.Du Nuss.
Fran vor 14 Jahren
So, du Hasellouce, diesen Kommentar jetzt bitte noch einmal ohne das Wort "Nuss" *gröhl* GeNÜSSlichen Glückwunsch zur Supernuss!
Lilau vor 14 Jahren
Schöner Kommi. Muss ich mir mal merken.
Chrisantiss vor 14 Jahren
Ich hab ja deine Begeisterung miterlebt. Ab dir roch er wirklich toll, sehr nussig und warm.
Michelangela vor 14 Jahren
An mir ist zwar auch eher eine Mischung aus Brezel und Croissant, aber ich finde ihn so wie er an mir duftet ebenfalls herrlich :-)
FrauHolle vor 14 Jahren
Mir tun schon die Nüsse weh!
Asphaltblume vor 14 Jahren
Scrat, bist du es?! Ice-Age-Pokal! Also theoretisch.
Louce vor 14 Jahren
@Inala: Yep, steht da: "Eine gewisse Salzigkeit in der sich ab dem Herz entwickelnden Rauchigkeit kann ich auch riechen..". Die Brezel erkenne ich nicht, wohl aber eine Bremse gegen Süßmattigkeit.
Inala vor 14 Jahren
Kommt bei Dir da keine salzige Note durch? Gerade die bringt das gewisse Etwas, finde ich...
Medusa00 vor 14 Jahren
interessant, aber leider bin ich gegen alles Nussige hochallergisch
Baux vor 14 Jahren
To put it in a nutshell ... ;)
Milosava vor 14 Jahren
Bei dieser Bewertung bleibe ich auch! :)
Ergoproxy vor 14 Jahren
An mir war der leider eine mehrdimensionale feuchte Brezel. Statt Pokal, 3 Nüsse für Louce! ;=)

