06.02.2021 - 05:05 Uhr
Chizza
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Chizza
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30
Ein Facettenreicher Tuberosenduft
Inspektor Wensker kam gerade im Büro an und goss einen frisch gebrühten Kaffee in seine Schalke 04-Tasse, die von den Kollegen kritisch beäugt wurde. Hier war man Bayern-Fan. Zum Glück waren es nicht die Borussen aus Dortmund, sonst wäre er vermutlich direkt am ersten Tag mit der Mistgabel hinfort gejagt worden. Sei es drum, er schlug die Dorfzeitung auf. Aha, Benno Klever, der Besitzer der Blumenladens hatte einen Preis für seine Tuberosenzucht gewonnen. Fröhlich lächelte er in die Kamera, links und rechts flankierten ihn die weißen Blütenstängel. Im Hintergrund sah man den Stauden-Peter, zweiter Sieger. Er schaute grimmig.
Rubert stürzte plötzlich in sein Büro: „Der Blumen-Benno! Tot! Erdolcht! Mit einer Schwertlilie! Oder so!“
Wensker spuckte den Kaffee quer über den Tisch. „wer...Wie...was? ...wieso...weshalb...warum?...
Ja, auf zum Tatort!“
Los fuhren die drei, Kollege Schaller war auch mit von der Partie. Der alte Polizei-VW rumpelte durch die ländlichen Straßen, dann kamen sie an. Resi von der Spurensicherung war bereits da. „Servus, Wensker. Der Benno, der ist noch nicht lange tot. Wurde direkt von seiner Angestellten hier im Laden entdeckt.“
„Ok aber wo ist das Blut und die Tatwaffe?“
„Ja mei, soll die Gustl die Kundschaft mit dem blutigen Anblick verjagen? Sie hat schon geputzt und die Lilie abgewaschen und verkauft.“
„was soll ich sagen? Das ist etwas dilettantisch. Aber die Blume ist kaum die Tatwaffe. Wer hat die überhaupt erworben?“
„Ihr Kollege Schaller.“
„Schaller...“
„Für meine Frau, die war etwas sauer nach der gestrigen Kneipensause.“
„Holen Sie die bitte her, vielleicht sind verwertbare Spuren dran.“
„Leider nein. Meine Frau war noch wütend und hat mir die über den Kopf gezogen und dann entsorgt.“
„....egal, also die Waffe fehlt aber? Wird ja kaum die Lilie gewesen sein.“
„Die fehlt, ebenso die preisgekrönten Tuberosen. Der Mord war so kurz zurückliegend und ich vermute, weit kann er nicht sein. Vielleicht ist er noch im Haus!“
„Holt mir den Spürhund, einen, der Tuberosen erschnüffeln kann!“
„Haben wir nicht.“
„Ja, dann selber alles abklappern hier, immer der Nase nach!“
„Hab Schnupfen.“
„setzen Sie sich einfach ins Auto, Schaller!“
Wensker legte los, der betörende Duft der preisgekrönten Tuberosen lag über allem und so wusste er, dass er sich seinem Ziel auf diese Weise sukzessive nähern würde. Er lief los und rutschte fast aus.
„Wer hat denn hier die Johannisbeeren verteilt? Das riecht ja ganz gut, die Tuberose riecht so satter und dunkler aber musste das sein?“
„Das war keiner von uns, vielleicht der erste Anhaltspunkt! Für mich duftet das aber erst nach Johannisbeeren-Bonbons. Wird dann aber schnell dunkler.“
Wensker ging weiter, bemerkte alsbald dass da olfaktorisch was in der Luft war. „Ok, ihr wisst alle, ich bin auf Diät! Wer von euch löffelt hier gerade Honig??“
„Niemand, das ist der Jasmin, den der Benno hier aufbewahrt. Der färbt den Tuberosenduft etwas süßlicher, etwas honigartig ein. Aber Chef, was machen Sie da? Nicht den Jasmin auf einmal in den Mund, Chef!“
Mit vereinten Kräften konnten sie Wensker vom Jasmin abbringen und kamen im Schlafzimmer des Verstorbenen an.
„Interessante Kleidung, die Benno privat trug.“
„Sie meinen die Jeans am Türhaken?“
„Nein, mehr das Lack- und Leder-Ensemble da an der Wand. Das riecht ja sogar noch! Erinnert mich etwas an die Johannisbeeren!“
„Das stimmt, Chef. Die Tuberose vermengt sich mit diesem derben Geruch, lässt dabei selbst etwas nach. So neu ist das Leder aber nicht, es duftet nicht stark.“
„I'm too sexy for my shirt
Too sexy for my shirt
So sexy it hurts
And I'm too sexy for Milan
Too sexy for Milan
New York and Japan
I'm too sexy for your party
Too sexy for your party
No way I'm disco dancing“
„Was war das?“
„Right Said Fred, Boss. Von 2007.“
„Schon klar, Rubert, Sie....ach! Woher kam das?“
„Aus dem Schrank da, nehme ich an, klang wie ein Handy-Klingelton.“
Wensker öffnete den Schrank: „ja sieh einer an, der Stauden-Peter! Und in der Hand die Tuberosen! Blutverschmiert! Kommen Sie raus!“
„Ich übernehme hier!“, sagte Rubert. „Die Sache ist klar: Peter, wo ist der Mörder hin, der dich hier eingesperrt und mit Blut besiedelt hat? Komm erst mal her, gebt mir eine warme Decke für ihn!“
„Äh, Rubert, er hat noch die Waffe in der Hand...“
„Peter! Ja ist es denn...?? Du konntest dem Mörder die Waffe abnehmen?“
—————betretenes Schweigen—————
Auf dem Rückweg lag Wensker noch der Tuberosenduft in der Nase, doch da schwang plötzlich noch etwas cremiges, leicht animalisches in der Luft. „Moschus? Hier? Hier sind doch nur Felder...und ein Baum...“
Er sah den Baum an und... „Lisl? Wieder frei?“
Flos Mortis ist ein intensiver Tuberosen-Duft, zu Beginn leicht herb-säuerlich und dunkel. Danach wird der Tuberose stets die Protagonisten-Rolle überlassen, dabei ändert sich allerdings ihr Gemüt von dunkel, süß-verführerisch bis hin zu cremig - je nachdem, wer die Tuberose in diesem Moment begleitet. So kann man Flos Mortis wohl nur als gelungene Reise durch die einzelnen Nuancen dieser Blume betiteln.
Rubert stürzte plötzlich in sein Büro: „Der Blumen-Benno! Tot! Erdolcht! Mit einer Schwertlilie! Oder so!“
Wensker spuckte den Kaffee quer über den Tisch. „wer...Wie...was? ...wieso...weshalb...warum?...
Ja, auf zum Tatort!“
Los fuhren die drei, Kollege Schaller war auch mit von der Partie. Der alte Polizei-VW rumpelte durch die ländlichen Straßen, dann kamen sie an. Resi von der Spurensicherung war bereits da. „Servus, Wensker. Der Benno, der ist noch nicht lange tot. Wurde direkt von seiner Angestellten hier im Laden entdeckt.“
„Ok aber wo ist das Blut und die Tatwaffe?“
„Ja mei, soll die Gustl die Kundschaft mit dem blutigen Anblick verjagen? Sie hat schon geputzt und die Lilie abgewaschen und verkauft.“
„was soll ich sagen? Das ist etwas dilettantisch. Aber die Blume ist kaum die Tatwaffe. Wer hat die überhaupt erworben?“
„Ihr Kollege Schaller.“
„Schaller...“
„Für meine Frau, die war etwas sauer nach der gestrigen Kneipensause.“
„Holen Sie die bitte her, vielleicht sind verwertbare Spuren dran.“
„Leider nein. Meine Frau war noch wütend und hat mir die über den Kopf gezogen und dann entsorgt.“
„....egal, also die Waffe fehlt aber? Wird ja kaum die Lilie gewesen sein.“
„Die fehlt, ebenso die preisgekrönten Tuberosen. Der Mord war so kurz zurückliegend und ich vermute, weit kann er nicht sein. Vielleicht ist er noch im Haus!“
„Holt mir den Spürhund, einen, der Tuberosen erschnüffeln kann!“
„Haben wir nicht.“
„Ja, dann selber alles abklappern hier, immer der Nase nach!“
„Hab Schnupfen.“
„setzen Sie sich einfach ins Auto, Schaller!“
Wensker legte los, der betörende Duft der preisgekrönten Tuberosen lag über allem und so wusste er, dass er sich seinem Ziel auf diese Weise sukzessive nähern würde. Er lief los und rutschte fast aus.
„Wer hat denn hier die Johannisbeeren verteilt? Das riecht ja ganz gut, die Tuberose riecht so satter und dunkler aber musste das sein?“
„Das war keiner von uns, vielleicht der erste Anhaltspunkt! Für mich duftet das aber erst nach Johannisbeeren-Bonbons. Wird dann aber schnell dunkler.“
Wensker ging weiter, bemerkte alsbald dass da olfaktorisch was in der Luft war. „Ok, ihr wisst alle, ich bin auf Diät! Wer von euch löffelt hier gerade Honig??“
„Niemand, das ist der Jasmin, den der Benno hier aufbewahrt. Der färbt den Tuberosenduft etwas süßlicher, etwas honigartig ein. Aber Chef, was machen Sie da? Nicht den Jasmin auf einmal in den Mund, Chef!“
Mit vereinten Kräften konnten sie Wensker vom Jasmin abbringen und kamen im Schlafzimmer des Verstorbenen an.
„Interessante Kleidung, die Benno privat trug.“
„Sie meinen die Jeans am Türhaken?“
„Nein, mehr das Lack- und Leder-Ensemble da an der Wand. Das riecht ja sogar noch! Erinnert mich etwas an die Johannisbeeren!“
„Das stimmt, Chef. Die Tuberose vermengt sich mit diesem derben Geruch, lässt dabei selbst etwas nach. So neu ist das Leder aber nicht, es duftet nicht stark.“
„I'm too sexy for my shirt
Too sexy for my shirt
So sexy it hurts
And I'm too sexy for Milan
Too sexy for Milan
New York and Japan
I'm too sexy for your party
Too sexy for your party
No way I'm disco dancing“
„Was war das?“
„Right Said Fred, Boss. Von 2007.“
„Schon klar, Rubert, Sie....ach! Woher kam das?“
„Aus dem Schrank da, nehme ich an, klang wie ein Handy-Klingelton.“
Wensker öffnete den Schrank: „ja sieh einer an, der Stauden-Peter! Und in der Hand die Tuberosen! Blutverschmiert! Kommen Sie raus!“
„Ich übernehme hier!“, sagte Rubert. „Die Sache ist klar: Peter, wo ist der Mörder hin, der dich hier eingesperrt und mit Blut besiedelt hat? Komm erst mal her, gebt mir eine warme Decke für ihn!“
„Äh, Rubert, er hat noch die Waffe in der Hand...“
„Peter! Ja ist es denn...?? Du konntest dem Mörder die Waffe abnehmen?“
—————betretenes Schweigen—————
Auf dem Rückweg lag Wensker noch der Tuberosenduft in der Nase, doch da schwang plötzlich noch etwas cremiges, leicht animalisches in der Luft. „Moschus? Hier? Hier sind doch nur Felder...und ein Baum...“
Er sah den Baum an und... „Lisl? Wieder frei?“
Flos Mortis ist ein intensiver Tuberosen-Duft, zu Beginn leicht herb-säuerlich und dunkel. Danach wird der Tuberose stets die Protagonisten-Rolle überlassen, dabei ändert sich allerdings ihr Gemüt von dunkel, süß-verführerisch bis hin zu cremig - je nachdem, wer die Tuberose in diesem Moment begleitet. So kann man Flos Mortis wohl nur als gelungene Reise durch die einzelnen Nuancen dieser Blume betiteln.
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