05.10.2018 - 11:22 Uhr
FvSpee
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14
Blumen für Settembrini
Von den fünf Düften der limitierten "Vintage Spirit"-Serie hatte ich bisher vier kommentiert, diesen hier indes zunächst links liegen lassen, da er mir - bei oberflächlichem Lesen der Duftbeschreibung - zunächst rein feminin daherkam. Nach der Gelegenheit zum Testen (und nachfolgendem genauerem Hinsehen auf den Text) muss ich jedoch meinen Irrtum eingestehen.
"Bliss Me" (eigentlich übrigens kein korrektes Englisch, "segne mich" wäre meines Erachtens "Bless Me"; "Bliss Me" heißt wenn überhaupt so etwas wie "Ich Seligkeit") ist nicht nur ein sehr schöner Duft, sondern auch ein für Herren absolut tragbarer. Wie alle mir bekannten Urban-Scents-Düfte zeichnet er sich durch kunsthandwerkliche Präzision, eine Mischung von unaufgeregter und unprätentiöser Schlichtheit mit Raffinesse im Detail und eine freundlich-humane, lebendige Ausstrahlung aus: Hans Castorp hätte ihn - wäre er denn zur Hand gewesen - gut dem erklärten Menschenfreund Settembrini zum Abschied vom Zauberberg schenken können.
Das Rückgrat des Parfüms bilden liebliche, aber weder zu zarte (sondern schön volle) noch zu süße (sondern sehr, sehr frische) Blumendüfte, bei denen ich von den angegebenen Noten Jasmin sehr viel eher als Rose herauszuspüren meine. Auf der anderen Seite der Duftbühne werden als Kontrapunkt grüne Themen gespielt, die sich als ganz schön gewitzt erweisen: Sie reichen von strahlend hellgrünen hesperdisich anmutenden Noten (ich könnte mir auch vorstellen, dass so etwas wie Limette drin ist) bis zu dunkleren, herben, etwas erdigen und ab und an ziemlich ernst drein blickenden krautigen und grasigen Akkorden. Der Duft beweist dabei stets Einheitlichkeit und Harmonie, die einzelnen Themen fallen nie auseinander.
Die holzigen Noten, die nach der englischen Originalduftbeschreibung sogar als "overdose" vorhanden sein sollen, um der an sich femininen blumig-grünen Mischung den gewünschten androgynen Twist zu verleihen (in der deutschen Fassung der Beschreibung, die man im Internet unter www.urbanscents.de/de/kunstkollektion/bliss-me nachlesen kann, ist das mit der Überdosis sprachlich abgeschwächt worden; unter der angegebenen Web-Fundstelle kann man übrigens auch das zugehörige Kunstwerk betrachten) vermag ich nicht separat herauszuspüren; sie könnten allerdings für die ernsten, herben Aspekte der grünen Noten (mit-) verantwortlich sein, und insgesamt für den ganz klar nicht-nur-weiblichen Charakter des Duftes.
Insgesamt wieder ein sehr hochwertiger und sehr angenehmer Duft aus dem Hause Urban Scents. An die eher mäßige Haltbarkeit (nicht mehr als 4 Stunden bei mir) habe ich bei den Duften Marie Le Fèbvres inzwischen gewöhnt und erwarte es schon so. Wenn ich bei "Bliss Me" etwas zu kritisieren hätte, dann vielleicht eher, dass im Vergleich zu vielen anderen Kreationen dieses Hauses die Kniffe und überraschenden kleinen Wendungen hier ein ganz klein bisschen kürzer kommen und der Duft - obwohl bestimmt nicht alltäglich und langweilig - mithin vielleicht ein Mü (oder schreibt man das, weil es aus dem Griechischen kommt und für "mikros" steht, "ein My"?) zu konventionell für seine Preisklasse daherkommt.
Nachtrag: Die Idee, den Duft mit einer Thomas-Mann-Figur zu verbinden, hatte ich (dann allerdings unwiderstehlich, unabweisbar und unverkneifbar), nachdem mir eine freundliche Mitparfuma verraten hat, dass sie einen Kommentar plant, in dem ein anderer Duft mit einem anderen Mann-Thema verglichen wird. Wenn ihr hier also demnächst so etwas lest: Sie hat die Idee nicht von mir geklaut, sondern ich bei ihr!
Weiterer Nachtrag: Meine Frau gibt dem Duft 10 und riecht ihn länger als vier Stunden.
"Bliss Me" (eigentlich übrigens kein korrektes Englisch, "segne mich" wäre meines Erachtens "Bless Me"; "Bliss Me" heißt wenn überhaupt so etwas wie "Ich Seligkeit") ist nicht nur ein sehr schöner Duft, sondern auch ein für Herren absolut tragbarer. Wie alle mir bekannten Urban-Scents-Düfte zeichnet er sich durch kunsthandwerkliche Präzision, eine Mischung von unaufgeregter und unprätentiöser Schlichtheit mit Raffinesse im Detail und eine freundlich-humane, lebendige Ausstrahlung aus: Hans Castorp hätte ihn - wäre er denn zur Hand gewesen - gut dem erklärten Menschenfreund Settembrini zum Abschied vom Zauberberg schenken können.
Das Rückgrat des Parfüms bilden liebliche, aber weder zu zarte (sondern schön volle) noch zu süße (sondern sehr, sehr frische) Blumendüfte, bei denen ich von den angegebenen Noten Jasmin sehr viel eher als Rose herauszuspüren meine. Auf der anderen Seite der Duftbühne werden als Kontrapunkt grüne Themen gespielt, die sich als ganz schön gewitzt erweisen: Sie reichen von strahlend hellgrünen hesperdisich anmutenden Noten (ich könnte mir auch vorstellen, dass so etwas wie Limette drin ist) bis zu dunkleren, herben, etwas erdigen und ab und an ziemlich ernst drein blickenden krautigen und grasigen Akkorden. Der Duft beweist dabei stets Einheitlichkeit und Harmonie, die einzelnen Themen fallen nie auseinander.
Die holzigen Noten, die nach der englischen Originalduftbeschreibung sogar als "overdose" vorhanden sein sollen, um der an sich femininen blumig-grünen Mischung den gewünschten androgynen Twist zu verleihen (in der deutschen Fassung der Beschreibung, die man im Internet unter www.urbanscents.de/de/kunstkollektion/bliss-me nachlesen kann, ist das mit der Überdosis sprachlich abgeschwächt worden; unter der angegebenen Web-Fundstelle kann man übrigens auch das zugehörige Kunstwerk betrachten) vermag ich nicht separat herauszuspüren; sie könnten allerdings für die ernsten, herben Aspekte der grünen Noten (mit-) verantwortlich sein, und insgesamt für den ganz klar nicht-nur-weiblichen Charakter des Duftes.
Insgesamt wieder ein sehr hochwertiger und sehr angenehmer Duft aus dem Hause Urban Scents. An die eher mäßige Haltbarkeit (nicht mehr als 4 Stunden bei mir) habe ich bei den Duften Marie Le Fèbvres inzwischen gewöhnt und erwarte es schon so. Wenn ich bei "Bliss Me" etwas zu kritisieren hätte, dann vielleicht eher, dass im Vergleich zu vielen anderen Kreationen dieses Hauses die Kniffe und überraschenden kleinen Wendungen hier ein ganz klein bisschen kürzer kommen und der Duft - obwohl bestimmt nicht alltäglich und langweilig - mithin vielleicht ein Mü (oder schreibt man das, weil es aus dem Griechischen kommt und für "mikros" steht, "ein My"?) zu konventionell für seine Preisklasse daherkommt.
Nachtrag: Die Idee, den Duft mit einer Thomas-Mann-Figur zu verbinden, hatte ich (dann allerdings unwiderstehlich, unabweisbar und unverkneifbar), nachdem mir eine freundliche Mitparfuma verraten hat, dass sie einen Kommentar plant, in dem ein anderer Duft mit einem anderen Mann-Thema verglichen wird. Wenn ihr hier also demnächst so etwas lest: Sie hat die Idee nicht von mir geklaut, sondern ich bei ihr!
Weiterer Nachtrag: Meine Frau gibt dem Duft 10 und riecht ihn länger als vier Stunden.
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