02.01.2015 - 15:22 Uhr
Meggi
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Der Schwarze Schatten kriegt die Biege
Meine erste Freundin wohnte sehr weit nördlich auf dem Kieler Ostufer. Ich etwas außerhalb der Stadt im wilden, ländlichen Westen, dazwischen die Kieler Förde. Im Gegensatz zu der Nummer mit den Kö-hönigskindern konnten wir als profane Leute allerdings einfach ins Auto steigen und unten um die Förde herum fahren. Unweit ihres Wohnortes lag – in der idyllischen Landschaft „Probstei“ – das Örtchen Passade am Passader See. Damals gab es dort eine vorzügliche Räucherei, wo eine Spezialität namens „Passader Schinken“ erhältlich war; im Wesentlichen ein Katen- oder Räucherschinken, jedoch von hervorragender Qualität.
Sofort nach dem Auftragen fiel er mir ein: Geräucherter Schinken vom Allerfeinsten. Jeder von uns weiß, wie schwer solche Assoziationen wieder zurechtzubiegen oder gar umzulenken sind. Mein zweiter Gedanke war folglich, dass ich das mit diesem Duft wohl gründlich vergeigt hatte; wer will schon nach Schinken riechen, wahlweise dauernd daran denken.
Doch Sombre Negra ist gut. Verdammt gut. Nach hartnäckigem Kampf gegen den Schinken schaffte er ihn innerhalb der vierten Stunde, beim zweiten Versuch bereits in der dritten und alsbald hatte er ihn praktisch völlig weggedrückt. Die säuerliche Note des Anfangs, die gemeinsam mit dem Rauch die Assoziation auslöste, darf nun für sich stehen. Klasse. Ohnehin bestimmt im Mittelteil stattdessen eine herbe, strenge Anmutung den Duft, die ich außerordentlich edel finde. Sie ist immer noch rauchig, aber härter als zuvor; könnte Wacholder sein, mich erinnert es gleichwohl im Stil stärker an Korbblütler oder Narzisse. Dieser Eindruck von Räucherwerk einer weniger betäubend-wuchtigen, sondern eher zurückhaltend-kontemplativen Art ist großartig gelungen, wenngleich ich es mir persönlich ein bisschen runder gewünscht hätte. Ungefähr ab der siebenten Stunde wird der Duft zunehmend von Patchouli dominiert. Das finde ich nicht mehr ganz so mitreißend, doch um die Zeit ist langsames Abschwächeln gerade eben ohne Malus akzeptabel.
Ansonsten scheint mir ein exzessives Auseinanderdröseln von Duft-Bestandteilen hier zwecklos, gänzlich ungeeignet, von diesem abgefahrenen und sehr eng verblendeten Werk einen angemessenen Eindruck zu vermitteln. Mit weiteren Vergleichen halte ich mich jetzt besser zurück, ich hatte selbst genug mit meinem ersten derartigen Gedanken zu tun. Ausprobieren!
Die Anwendungsempfehlung von Ergo teile ich nur bedingt. Unter Gleichgesinnten alles kein Problem, aber damit in die Oper? Vielleicht zum Parsifal. In Bayreuth hat der bisher langsamste Dirigent (Arturo Toscanini) für den ersten Aufzug mehr als zwei Stunden gebraucht, sogar der schnellste (Hans Zender) noch gut eineinhalb. Mit Umziehen, Anfahrt etc. vergehen also vom Aufsprühen bis zur ersten Pause locker drei Stunden. Da ließe sich Sombre Negra wagen, ohne dass der Träger riskiert, von Erst-Riechern mit einem deftigen Pausen-Imbiss verwechselt zu werden. Andererseits…na ja...kommt auf die Begleitung an.
Sofort nach dem Auftragen fiel er mir ein: Geräucherter Schinken vom Allerfeinsten. Jeder von uns weiß, wie schwer solche Assoziationen wieder zurechtzubiegen oder gar umzulenken sind. Mein zweiter Gedanke war folglich, dass ich das mit diesem Duft wohl gründlich vergeigt hatte; wer will schon nach Schinken riechen, wahlweise dauernd daran denken.
Doch Sombre Negra ist gut. Verdammt gut. Nach hartnäckigem Kampf gegen den Schinken schaffte er ihn innerhalb der vierten Stunde, beim zweiten Versuch bereits in der dritten und alsbald hatte er ihn praktisch völlig weggedrückt. Die säuerliche Note des Anfangs, die gemeinsam mit dem Rauch die Assoziation auslöste, darf nun für sich stehen. Klasse. Ohnehin bestimmt im Mittelteil stattdessen eine herbe, strenge Anmutung den Duft, die ich außerordentlich edel finde. Sie ist immer noch rauchig, aber härter als zuvor; könnte Wacholder sein, mich erinnert es gleichwohl im Stil stärker an Korbblütler oder Narzisse. Dieser Eindruck von Räucherwerk einer weniger betäubend-wuchtigen, sondern eher zurückhaltend-kontemplativen Art ist großartig gelungen, wenngleich ich es mir persönlich ein bisschen runder gewünscht hätte. Ungefähr ab der siebenten Stunde wird der Duft zunehmend von Patchouli dominiert. Das finde ich nicht mehr ganz so mitreißend, doch um die Zeit ist langsames Abschwächeln gerade eben ohne Malus akzeptabel.
Ansonsten scheint mir ein exzessives Auseinanderdröseln von Duft-Bestandteilen hier zwecklos, gänzlich ungeeignet, von diesem abgefahrenen und sehr eng verblendeten Werk einen angemessenen Eindruck zu vermitteln. Mit weiteren Vergleichen halte ich mich jetzt besser zurück, ich hatte selbst genug mit meinem ersten derartigen Gedanken zu tun. Ausprobieren!
Die Anwendungsempfehlung von Ergo teile ich nur bedingt. Unter Gleichgesinnten alles kein Problem, aber damit in die Oper? Vielleicht zum Parsifal. In Bayreuth hat der bisher langsamste Dirigent (Arturo Toscanini) für den ersten Aufzug mehr als zwei Stunden gebraucht, sogar der schnellste (Hans Zender) noch gut eineinhalb. Mit Umziehen, Anfahrt etc. vergehen also vom Aufsprühen bis zur ersten Pause locker drei Stunden. Da ließe sich Sombre Negra wagen, ohne dass der Träger riskiert, von Erst-Riechern mit einem deftigen Pausen-Imbiss verwechselt zu werden. Andererseits…na ja...kommt auf die Begleitung an.
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