Woke Morisco - Moshpit Pavarotti 2022

Bloodxclat
27.01.2023 - 18:40 Uhr
31
Top Rezension
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Count Me In

Fancy kommt er daher der Flakon, farbig die Meute im Hintergrund, abstrakt, und der bleiche Kerl im Vordergrund mit dem weissen Frack mit dem schiefen Grinsen.

Moshpit Pavarotti. Oh my word. Wer auch immer diese Idee bei Ensar rausgehauen hat, das war echt Klasse. Hat was ganz anderes. Man ist sich von Ensar eigentlich diese leichte "Orientalische Kargheit" gewöhnt, immer dieselben Oldschool Tupfer beim Oud, immerhin noch die Flakons mit dem Leder. Aber das sieht wirklich mal GEIL aus. Gratulation. Tolles Artwork.

Ich bin weder Woke, noch weiss ich was oder wer Morisco ist; dafür habe ich mein halbes Leben in Moshpits verbracht. Aktiv wie passiv. Die letzten 10 Jahre gingen für Parfum drauf. So ist es wenig verwunderlich, dass ich dieses Exemplar aus Ensar's Fancy Woke Serie mein eigen nennen kann.

Dieses Parfum ist ein schwarzer Stinkefinger aus dichtem, fetten, rauchigem Oud. Ein Stinkefinger an mich, weil ich auf dem Sofa Weisswein süffle, mir diesen Woke Flakon angucke und diesen Text in mein Notebook hämmere. Einen Stinkefinger an Euch, weil Ihr das an einem Samstag Morgen lest, statt dass Ihr Euch in einem Moshpit befindet. Ein Stinkefinger an die Parfum-Connaisseurs, welche noch im letzten Jahrtausend hängengeblieben sind und nicht mit frischem Wind umgehen können. Ein Stinkefinger an alle die gesagt haben: "Schaut, schon wieder ein neuer Ensar blah" oder "Inflation, diese Release-LAWINE bei Ensar..." blahblah "muss allen gerecht werden" blahblah "Ensar muss Rohstoffe loswerden, bevor die verderben..." blah

Und hier ist er, tadaaa: schwarz wie die Nacht, rauchig, dunkelst, stinkig, böse. Pavarotti.

Der Duft beginnt sehr dunkel mit feuchtem Dschungelholz und schon jetzt ist Rauch im Hintergrund da. Ein Dschungel nach dem Regen, irgendjemand versucht ein Feuer zu machen. Dann wird der Duft harziger, dicke grosse schwarze Oudstücke auf dem Feuer geröstet, die blubbern wild vor sich hin. Incensy-Notes hinter Rauchwolken.

Es wird leicht cremig, leicht ledrige Noten kommen hervor. Ebenfalls verbranntes Heu. Das ganze ist sehr stark gewürzt, Pfeffer, Heu, Rauch, Leder. Dazu ein dichtes schweres rot-braunes Holz, welches an ein altes Eichenfass erinnert. Nasse Asche. Zigarettenrauch.
Ein VW Polo nach 3h Fahrt in dem geraucht und Dosenbier gesoffen wurde. Nasse Hosenboden. Die Rauchmaschine während des Songs. Dein T-Shirt, nach einem Abend Moshpit.
Im Drydown geht es ruhiger zu und her, man hängt mit seinen neuen Verletzungen von der Show im Barbereich, spielt vielleicht Tischkicker, nippt noch an nem Bier - Tabak, leichter Moschus und dieser kopfverdrehende "Mind-buzz" Incense vom Kambodscha Oud.

Reduktion ist hier die Ansage - die Oud's sprechen hier die Sprache. Und die hat es wirklich in sich.
Für mich ein absolut gelungener Ensar - back to (black) roots. Es ist das absolute Anti-Parfum.

Und ja, wann trägt man so ein Parfum? Stinkefinger! Tut doch was Ihr wollt damit! Im Zoo bei den Nashörnern, an Partys ohne Happy-End, in der Charts-Disco. Und ja, für die Stubenhocker:
Ihr könnt es auch als Raumduft verwenden! Aber wenn Ihr damit in den Moshpit zieht; denkt an mich!

Playlist:

Death before Dishonor "Count Me In"
Madball "For my Enemies"
Cataract "Vanished in the Dark"
Born from Pain "Antitown"
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