Wenn ich kein Grün habe, nehme ich Rot.
zitierte J.-C. Ellena Picasso als Replik in einem Interview auf die übliche - etwas kulturpessimistische - Frage nach der bösen IFRA und den schlimmen Reformulierungen.
Nur hier bei der Petition geht es dummerweise um etwas anderes. Hier würde das Zitat lauten:
Wenn ich kein Grün, Rot, Blau und Gelb habe, muss ich wohl Bilder malen, die nur Magenta enthalten.
Die geplante Änderung der EU-Kosmetikrichtlinie beinhaltet neben dem Verbot weniger Stoffe so tiefe Grenzwerte einer langen Liste weiterer Stoffe, dass die immer unter der Geruchsschwelle liegen - was de facto auch ein Verbot ist. 80 % der bestehenden Parfums müssten reformuliert werden, oder - bei den meisten dürfte das nicht gehen - werden einfach eingestellt. Ich bin kein Vintagefan, Chypre und Fougère sind nicht mein Ding, deswegen tangiert mich das persönlich nun nicht so. Aus Interesse am Kulturgut Parfum dann doch. Aber das ist nicht der Punkt: Wir reden hier nicht von einer Begrenzung der Palette an Riechstoffen, die einen Kreativitätsschub bewirken könnte, sondern im Gegenteil, so sehr einschränkt, dass Kreativität kaum mehr möglich sein wird. Ich habe mir meine Flakons "APOM pour homme" und "Lumière Noire pour homme" gesichert, mit den Grenzwerten für Geraniol und Coumarin und dem Verbot von Lyral wird es beide Düfte halt in Zukunft nicht mehr geben. Bei "Le Mâle" und "Chanel N°5" trifft es mich persönlich nicht so, schade fände ich es irgendwie trotzdem (außer abends in der U-Bahn). Aber dass es in Zukunft vermutlich kaum noch neue, spannende Parfums geben dürfte, finde ich nicht in Ordnung!
Es geht es auch um Eigenverantwortung: das allergene Potential der Verbindungen bezieht sich nur auf Kontaktallergien, d.h. nur der Parfumtragende selbst kann gesundheitlich beeinträchtigt werden, nicht die Umgebung. Die mag olfaktorsich belästigt werden (s. Beispiele oben), gefährdet wird sie nicht. Also keine Analogie zum Passivrauchen. Ein anaphylaktischer Schock nach Parfumverwednung ist nicht literaturbekannt. So viel zur Gefährdung des/r Sprühkopfbetätigers/in - zur eigenen Gefährdung und des Umfelds.
Und es geht um Verhältnismäßigkeit: es gibt mehr Leute mit einer Laktoseunverträglichkeit und mehr Schwangere, die wahrlich keine Listerien zu sich neben dürfen, als Personen, die mit einer Kotaktallergie auf Geraniol reagieren. Trotzdem wird keine lactosehaltige Milch oder Rohmilchkäse verboten.
Letzter Punkt: warum wird nicht unterschieden zwischen Kosmetik und Parfum? Wenn ich z.B. Lyral nicht vertrage, kann ich ein Parfum einfach meiden. Ein Shampoo oer Waschmittel eher nicht.