Von Liebe und Hoffung (Teil 4)
Hallo ihr Lieben,
auch in diesem Jahr gibt es eine Geschichte von mir. Mir ging es lange Zeit nicht gut, habe damit auch den Zugang zu Düften verloren... aber es geht langsam wieder bergauf.
Ich wünsche Euch und euren Lieben ein frohes und gesegnetes Fest!
Der kleine schwarze Wolf verlor sich in einem Meer aus Tränen. Es war lange her, daß er mit dem Mädchen gesprochen hatte. Der Wald in dem er rumzustreifen pflegte war in Aufruhr und viele andere Geschöpfe denen es sehr schlecht ging benötigten dringend ihre Hilfe. Von Manchem was den anderen Geschöpfen widerfahren war hatte er gehört und es machte ihn unfassbar traurig aber auch sehr unruhig, denn es kam ihm so sehr bekannt vor und besonders Nachts wenn er schlief tauchte er voll und ganz in diese grauenhafte Welt hinab. Für die Anderen konnte der kleine schwarze Wolf anders als für sich selbst tiefes Mitgefühl empfinden und gönnte ihnen die Unterstützung des kleinen Mädchens- so sehr er sie auch für sich selbst herbeisehnte- von Herzen.
Je mehr Zeit vergangen war desto weniger konnte er sich an die Worte des kleinen Mädchens und vor allem an das schützende Gefühl erinnern das sie in ihm gegeben hatte. Je mehr ihm dieses Gefühl entglitt, desto schutzloser war er den Erinnerungen an seinen Vater und das Rudel ausgeliefert und an die grausamen Dinge die er selbst getan hatte. Er fühlte sich wie ein Monster, ein Monster dem es Freude und Genugtuung bereitet hatte andere zu quälen. Er hatte sich gut gefühlt. Stark. Als könne niemand mehr auf der Welt ihm etwas anhaben und das war etwas das der kleine schwarze Wolf sich sehnlichst gewünscht hatte. Er fühlte sich schuldig und die schlimmen Dinge die ihm widerfahren fahren hatten in dieser Schuld ihre Rechtfertigung gefunden.
Er fühlte sich wie ein Betrüger, denn niemand außer dem kleinen Mädchen wusste von den schlimmen Dingen die er getan hatte und er war der tiefen Überzeugung wenn es jemand erfahren würde dann würde er sich sofort voller Ekel und Hass von ihm abwenden. Diese Überzeugung machte es dem kleinen schwarzen Wolf unheimlich schwer neue Freunde zu finden und sogar bei einer Freundschaft die schon so lange bestand und die ihm so viel bedeute fiel es ihm immer wieder schwer Kraft zu schöpfen.
Der kleine Schwarze Wolf blickte in das Meer aus Tränen das sich vor ihm angesammelt hatte und seine Gefühle und Gedanken formten sich zu Worten darin:
Liebe bedeutet Halt, Vetrauen und Heilung.
Nein, die Wahrheit ist
daß Liebe nur Schmerz und Leid verursacht
Ich glaube nicht
daß ich jemals Frieden finden werde
Daß ich heilen kann
Daß ich vertrauen kann auf das was kommt
Es ist doch so
daß es ausweglos ist
Ich weigere mich zu glauben
daß mein Leben eine größere Bedeutung hat
daß ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
daß ich scheitern werde
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen
Ich werde das schaffen.
Der kleine schwarze Wolf starrte auf die Worte im Meer aus Tränen als er plötzlich eine sanfte Berührung an seiner Schulter wahrnahm. Das kleine Mädchen war wie aus dem Nichts zurückgekehrt und mit ihr all die Wärme, all die Liebe und heilsamen Gefühle die er schon bei ihren vorherigen Zusammenkünften gespürt hatte. Sie sagte: „Bitte gib nicht auf. Ich weiß, daß es furchtbar schwer für dich ist, aber ich sehe dich, die Dinge die passiert sind völlig anders.“
„Ich würde es so gerne durch deine Augen sehen und mit deinem Herzen fühlen können“, bat der kleine schwarze Wolf das Mädchen und sie nahm ohne jegliche Angst vor ihm mit festen Griff seine Tatze und zeigte auf das Meer aus Tränen vor ihnen. Sie blickten gemeinsam hinein und der kleine schwarze Wolf konnte einen kleinen schwarzen Wolf erblicken, der voller Liebe und Hingabe und ohne Rücksicht auf das eigene Leben andere geschützt und ihnen geholfen hatte, er konnte einen kleinen schwarzen Wolf sehen, der schlimme Dinge tat, aber auch das andere erwachsene schwarze Wölfe anwesend waren die ihn dazu trieben, er sah einen kleinen schwarzen Wolf der sich versuchte zu weigern, aber mit äußerster Gewalt gebrochen wurde. Er konnte das gute liebevolle Herz des kleinen Wolfes spüren, das immer wieder gegen die Fesseln die man ihm angelegt hatte ankämpfte. Das kleine Mädchen schaute dem kleinen schwarzen Wolf fest in die Augen und sagte: „Das ist das was ich fühle und sehe und auch du wirst irgendwann selbst dazu fähig sein. Wir sind auf dem Weg, aber dieser ist lang und wir brauchen sehr viel Geduld und Zeit. Ich glaube ganz fest an dich und ich werde weiter fest an deiner Seite sein und dich immer wieder durch meine Augen sehen lassen, denn manchmal braucht es einen Wechsel der Perspektive, den Blick von außen.“ Sie zeigte nochmals auf das Meer aus Tränen und plötzlich ordneten sich sich die Gedanken und Gefühle des kleinen schwarzen Wolfes die sich zuvor zu Worten geformt hatten neu, von hinten nach vorne, an:
Ich werde das schaffen.
Es wäre gelogen, würde ich sagen
Nichts wird sich verändern
Ich kann unmöglich glauben
daß ich scheitern werde
Es ist doch ganz klar
daß ich mit anderen Augen sehen kann
daß mein Leben eine größere Bedeutung hat
Ich weigere mich zu glauben
daß es ausweglos ist
Es ist doch so
daß ich vertrauen kann auf das was kommt
daß ich heilen kann
daß ich jemals Frieden finden werde
Ich glaube nicht
daß Liebe nur Schmerz und Leid verursacht
Nein, die Wahrheit ist
Liebe bedeutet Halt, Vertrauen und Heilung.
An der Seite des Mädchens fiel der kleine schwarze Wolf das erste Mal seit langer Zeit in einen tiefen sicheren Schlaf.
Sein letzter Gedanke war voller Zuversicht und Mut: „Ich möchte wissen was passiert wenn ich nicht aufgebe.“