Parfum macht dumm

Es gab ja schon immer Indizien dafür, dass bei Parfumaficionados hinter der Nase kein Hirn anfängt. Belegen ließ sich das nie mit Sicherheit, auch wenn vieles darauf hindeutete. Kann man sich die ungewöhnlich häufige Schicksalsexegese (Fremd- wie Eigenschicksale) anhand von Sternzeichen noch schönreden, indem man die Häufigkeit von Horoskoprubriken in Printerzeugnissen auf die Parfumobevölkerung extrapoliert, so tritt die wirkliche Wissensfeindlichkeit des Portals ja erst dann zutage, wenn man sich die hartnäckige Wissenschaftsfeindlichkeit unter die Lupe nimmt.

Wer jetzt nicht weiterlesen will, um sich gleich im Kommentar dagegen zu verwahren, dumm genannt worden zu sein, dem kann ich wohl auch mit diversen Linktipps nicht helfen, weil das schon nach dem ersten Satz so gewesen sein wird. Wer allerdings denkt, dass ich schön wieder mit dem alten Thema Hautchemie um die Ecke zockele, der hat zwar irgendwie recht, wird aber merken, dass das nur ein kurzer Schlenker wird. Denn zu Hautchemie sollte ja alles gesagt sein, mehrfach. Ich sage dazu also auch nichts, außer dass es die Resistenz gegenüber Nachvollzieh- und Reproduzierbarkeit in der esoterischen Duftanwenderfraktion belegt. Und zwar zuverlässig und immer, immer wieder.

Aber genug davon. Denn schließlich ist der Befund, dass Parfum dumm macht, billig. Interessant wäre zu wissen, warum Parfum dumm macht. Oder zumindest inwiefern. Ein wesentlicher Punkt ist unsere Urteilsfähigkeit. Parfum wirkt hier ähnlich wie Alkohol. Eine Studie, die vor Kurzem auf PLoS One publiziert wurde, hat gezeigt, dass die Probanden ihr Gegenüber attraktiver fanden, wenn sie gleichzeitig einem angenehmen Geruch ausgesetzt waren. Anders als bei Alkohol war mehr dabei allerdings nicht besser. Tatsächlich sollte der angenehme Fremdgeruch nicht deutlich über der Wahrnehmungsschwelle liegen.

Nun wissen wir alle, dass man Parfum nur für sich selbst trägt oder überhaupt nicht trägt, sondern als Kunstwerk beriecht. Die zahlreichen Forenanfragen fürs erste/letzte Date sind nur statistisches Rauschen. Es ist daher völlig sinnlos, sich die hier erarbeiteten wissenschaftlichen Erkenntnisse zunutze zu machen, um mit wenig Parfum seine Attraktivität zu steigern. Warum sollte ich schließlich nicht acht- bis zehnmal sprühen, wenn meine Hautchemie das wieder richtet?