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Baux Arts
vor 9 Jahren - 05.04.2015
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Die Verweiblichung der Dinge

Die Welt ist nicht in Ordnung. Zum Beispiel verdienen Frauen ja bekanntlich mehr als Männer, bekommen aber weniger. An mir liegt das nicht. Von mir können Frauen alles haben: das Käsekuchenrezept meiner Oma, meinen Körper oder auch Parfumproben. Letzteres wird auf Dauer zum Problem. Frauen sind nämlich nicht nur schön und riechen gut, sie sind oft auch großzügig. Im bauxschen Parfumprobentauschzyklus führt das zu einer beständigen Duftstoffkonzentration in der Kategorie Rosa.

Ich bekomme fast ausschließlich Damendüfte geschickt, weil ich fast nur Frauen als Pröbchenpartner habe. Woran das liegt, weiß ich nicht. Männer hingegen schicken mir nie etwas. Einige haben anscheinend ganz aufgegeben, andere sind faule Otter. Vielleicht ist es wie bei mir: Ich versprühe die Pröbchen, bis zum Tausch nichts mehr bleibt. Außer die Damendüfte halt, denn wo sollte ich die hinsprühen. Meine Frauen sehen Pröbchen auch eher als lästiges Übel, das durch die Gegend fliegt und sich ab und zu mit Radau im Staubsauger verfängt.

Übrig bleibt eine sehr tendenziöse Anhäufung liebevoll abgefüllter, beschrifteter, erjagter und erkaufter Flakontränen, die alle nicht mit meiner Hautchemie harmonieren. Brusthaar mag keine Tuberose - meines zumindest nicht. Ich habe keine schlaflosen Nächte deswegen, aber einige Fragen treiben mich doch um: Ist das eigentlich Sondermüll? Kippt ihr schon, oder lebt ihr noch? Und am wichtigsten: Was mache ich jetzt damit?

Ich hatte erwogen, das Zeug in den Souk zu packen, was aber so viel Arbeit ist, dass ich hundert bin, wenn ich das alles verschickt habe. Außerdem löst das das Problem nicht. Ich habe solche Aktionen schon gestartet. Ich weiß, wie das läuft: Erst bekomme ich PNs mit lieben Grüßen und Danke, dass das Zeug angekommen ist, und Nacktfotos, aber dann meint jemand wieder, dass das nicht genug ist, und schickt mir zusätzlich noch Pröbchen, mehr Pröbchen, als ich verschickt hatte - und zwar Damendüfte. Und weil ich das so nicht stehen lassen kann, schicke ich auch noch was, und dann bekomme ich noch mehr.

Bei der Globalbetrachtung des Phänomens kann ich nicht allein sein. Da draußen in den Weiten von Parfumo muss eine Frau weinend vor einem Berg Herrenduftproben sitzen und den Glauben an die Welt verloren haben. Oh, du meine Probenverwandte! Ich weiß, die Welt ist nicht in Ordnung, aber wir können sie besser machen. Warum treffen wir uns nicht, nur kurz und stumm und im Vorbeigehen und tauschen dann zwei Aldi-Tüten, hoch olfaktorisch, leich entflammbar und voller Chemie, du nimmst meine und ich deine. Und das war's und keine Probe extra.

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