BelAmi
BelAmis Blog
vor 9 Jahren - 06.07.2015
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Quengelthema Signaturduft. Ein Gedankenspiel.

Woher kommt nur das Wollen und Verlangen, sich mit nur einem Duft zu begnügen? Viele hier stellen die Frage nach dem Signaturduft immer wieder oder beschreiben, wie sie auf der Suche nach ihrem Duft sind. Nur ein Duft für alle Gelegenheiten. Egal welches Alter, welches Wetter, welche Stimmung. Geht das wirklich? Und wozu ist das gut? ..Und wieso ändern so viele ihren Signaturduft hier bei Parfumo? Hier ein paar Gedanken zu diesen Fragen.

Nach vielem Lesen, Hören, Austauschen und Beobachten glaube ich, dass es mindestens drei große Kategorien von Parfum-Verwendern gibt (was die Vielfalt ihres Parfumbesitzes betrifft).

Die erste Kategorie ist wirklich mit einem Duft über Jahrzehnte glücklich und zufrieden sind. Sie denken nicht darüber nach, sie sind es einfach: zufrieden. Sie tragen ein Parfum wie einen Ehering. Über Jahrzehnte, manchmal auch ein Leben lang. Meine beste Freundin, die seit mehr als einem Jahrzehnt Diors Eau Sauvage treu ist und es noch immer mit Begeisterung trägt. Und immer riecht es an ihr fabelhaft. Ganz besonders zur warmen Jahreszeit. Da kann kein Mann als Duftträger mithalten :-)

Eine weitere Kategorie ist die für jeden neuen Lebensabschnitt ein neuer Duft. Schauspielerinnen behaupten immer mal wieder von sich, dass sie für jeden neuen Film ein neues Parfum suchen, das zur Rolle passt und das sie dann durch die Dreharbeiten hindurch begleitet. Scheint nachvollziehbar. Lebensnaher scheint mir allerdings eher "neuer Job - neues Parfum". Beziehungsende oder -anfang = neues Parfum. Geburt eines Kindes - erst mal kein Parfum, dann vielleicht eine andere Richtung als vor der Schwangerschaft etc. Ein Parfum ist bei diesen Parfumverwendern ein Accessoire, das keiner häufigen Wechsel bedarf. Ein Parfum muss für sie zur aktuellen Lebenssituation passen, nicht nur zu einem Lebensmoment. Eine handvoll verschiedener Düfte sind meist genug. Jedoch: nur für eine bestimmte Zeit! Immer wieder kommt der Tag, wo Lebensabschnittsbegleiter nicht mehr passen. Die Liebe verschwunden ist. Aus, vorbei. Bezeichnender Weise fast immer, wenn sich etwas relevantes im Leben verändert... Dann halten neue Parfums Einzug. Das beobachtete ich nun schon vielfach und finde es natürlich hochinteressant.

Bei beiden beschriebenen Typen lösen Parfums nicht oder nur in geringen Teilen das aus, was bei den aufgeschlossenen Nasen der Parfumo-Nutzerschaft wohl weitestgehend zum Leben dazugehört: Düfte inspirieren, beruhigen, verführen, lassen Erinnerungen wach werden, können den Rücken stärken oder uns auch mal gedanklich auf Reisen gehen lassen.

Die dritte Kategorie. Bei ihnen dürfen (müssen!) es viele Düfte sein. Mal eine längere Liebe, auch eine große dazwischen, doch selten exklusiv, eher daneben immer kleine Flirts, Jahreszeitenbegleiter, Erfrischungs-, Kuschel-, Verführungs-, Kopfkissendüfte. Mal wird ein Duft vergessen, dann wiederentdeckt. Hier und da kommt bei einigen ein schlechtes Gewissen wegen der Maßlosigkeit, sie rufen sich zur Ordnung. Wünschten, mit weniger zufrieden zu sein. Wenn die Nase (oder das Portemonnaie) etwas strapaziert ist, die Wahl nach dem Tagesduft über eine zeitlang zu anstrengend wird, die Auswahl überfordert, dann kommt oft der Wunsch nach mehr Ruhe, Genügsamkeit und nur einer handvoll Parfums im Parfumregal. Wieso nicht wenigstens ein paar Wochen das gleiche Parfum mit Zufriedenheit benutzen können? Wieso jeden Tag ein anderer Duft, wieso am liebsten abends noch einmal ein anderer als morgens? Einige verordnen sich selbst eine Parfumabstinenz oder "nur ein Duft für die nächsten Wochen!".Und sind häufig begleitet von dem Wunsch, standhafter zu sein - was die Parfumwahl betrifft.

In etwas ruhigeren Zeiten kristallisiert sich immer die Vorliebe zu einer Gruppe von Parfums heraus, zu denen gerne gegriffen wird. Wie es „Erfgreifend“ ganz wunderbar beschrieben hat!

(http://www.parfumo.de/Benutzer/Ergreifend/Blog/Eintrag/Meine_Top_5 )

Natürlich gehöre ich zur dritten Kategorie. Und das mit Leidenschaft und allen Höhen und Tiefen, sofern man dieses "Luxustief" überhaupt so nennen mag. Denn ich meine: es ist eine Geschenk, wenn ein Duft so viel in einem Menschen auslösen kann (und man dies mit Parfümeriebesuchen und –käufen so ausleben kann).

Nur über eines wundere ich mich von Zeit zu Zeit: wie können Parfumos mit einer beachtlichen Parfum-Sammlung einen Signaturduft haben? Was soll dieser Signaturduft sein oder darstellen? Ein Lieblingsparfum, in dem sich die eigene Persönlichkeit widerspiegelt wie in einem frischgeputzten Spiegel? Zeichnet eine Signatur nicht die Unverwechselbarkeit aus, wie die Unterschrift auf dem Ausweis?...Wenn das Feld „Lieblingsparfum“, „derzeitige Nr. 1“ oder was auch immer hieße (ihr habt vielleicht noch kreativere Bezeichnungen dafür), könnte ich es besser verstehen. Ich verzichte auf die Befüllung und überlasse es denen, die dafür gemacht sind, lange Zeit mit nur einem Duft ganz zufrieden zu sein, auch wenn mir der Eintrag dann auch nicht viel mehr als ein Standard-Autogramm zu sein scheint. Ende des Quengelthemas. :-)

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