Farneon

Farneon

Rezensionen
1 - 5 von 112
"The Bad Reiniger" oder "Der stinkende Stubentiger"
Eigentlich bin ich ein großer Fan zitrischer Düfte, aber Tygar halte ich für diesen Preis für eine olfaktorische Katastrophe. 8,5 als Durchschnittbewertung! Da sträuben sich mir die nicht mehr vorhandenen Nackenhaare! Da bevorzuge ich sogar Bergamask von Orto Parisi, der mich auch an die Grenzen dessen bringt, was ich mir von Zitrik verspreche. Haltbarkeit auf Teufel komm raus. Braucht es das? Und riecht es dann noch angenehm nach Grapefruit oder Ähnlichem?

Im Übrigen sind in anderen Portalen noch wesentlich mehr Zutaten aufgeführt als hier. Ich mag auch viele Düfte von Jacques Cavallier-Belletrud, aber mit Tygar hat sich der Gute wohl überhoben oder einfach mal was rausgehauen, das voll auf die Fünf geht und trotzdem nicht gut riecht!

Für einen Drogerieduft okay, aber was hier fabriziert wurde, ist ein liebloses Gemisch aus Zitrus-Aromen und Ambrox ohne jeglichen Sex-Appeal. Kauft euch was von Versace, Puig oder Zara und ihr seit besser dran! Ich denke, man wollte hier die frisch-zitrische Wollmilchsau erfinden, die raumfüllend ist, die es aber leider nicht gibt ... Na ja, von der WC-Ente vielleicht!? ;-)
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Farneon vor 3 Monaten 4
Aufgepasst - ambivalent! ;-)
A) Carlisle ist irgendwie ein einzigartiger, fast schon grandioser und ganz bestimmt raumfüllender Duft. Ich will hier aber keine langen Reden schwingen. Apfel rieche ich (wie fast immer) kaum heraus, aber es gibt ja geschätzt auch fast 30.000 (!) Sorten davon (kein Scherz). Nun gut: Carlisle ist süß, karamellig und wie von einem Konditor kreiert, der sich z. B. in Ägypten tief an den verschiedensten Gewürzen bedient hat. Ginge ich in seinen Laden, würde ich denken: Wow!

B) Bitte nicht auf meiner Haut! Ich möchte so nicht riechen und bin auch diese ewigen Winter- und Weihnachtsassoziationen leid. Carlisle mag ganze Räume nachhaltig beduften und einem Gebäck das gewisse Extra verleihen, aber an mir: Nein danke! Ein Gourmand par excellence, aber nur für diejenigen, die darauf stehen. Wer Frische, Holz, Zitrik und/oder Grünes mag: Finger weg!

Demzufolge gibt es von mir auch keine Wertung, sondern nur ein "Tja, isso"! ;-) Logisch aber, dass ich persönlich höchstens zu einem Dupe greifen würde.
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Würziger Erinnerungs-Kaffee zur Partytime
Ich habe A*Men eher aus nostalgischen Gründen hier im Souk getauscht. Denn Ende der 1990er hatte mir meine damalige Freundin diesen Duft geschenkt. Ich war schon damals ein kleiner Parfum-Junkie, aber machte hier "gute Miene zum bösen Spiel"! ;-) Süße knallige Gourmand-Düfte kannte ich nicht. Ich würde sogar sagen, dass sie damals eher eine Seltenheit waren. Und so erschlug mich A*Men irgendwie. Ich trug es nur selten abends beim gemeinsamen Ausgehen, kam mir aber schon nach 2-3 Sprühern olfaktorisch "overdressed" vor. Ich hätte es damals instinktiv eher der Kölner Schwulenszene zugeordnet. Tja ...

Jetzt wollte ich wissen, wie ich fast 25 Jahre später auf A*Men reagiere. Denn inzwischen kann ich süßen Düften durchaus etwas abgewinnen, solange sie nicht allzu eindimensional daherkommen. Die damalige Zeit hatte ja auch nocht nichts im Stil von 1 Million oder Baccarat Rouge zu bieten (die ich beide nicht besonders mag). A*Men war seiner Zeit also durchaus voraus und wird fast überall mit dem 4x teureren Klian's Intoxicated vergleichen, der bei fast derselben Anzahl an Bewertungen hier auf stolze 8,2/10 kommt. Hier macht sich wohl (wie immer öfter) der Unterschied zwischen der teils wahnwitzig überschätzten Nische und den mittlerweile oft schon als minderwertig geltenden Designern bemerkbar. Aber das ist ein anderes Thema, das mir ehrlich gesagt immer mehr auf den Zeiger geht. Wie dem auch sei: Wenn sich hier jemand etwas abgeschaut hat, dann Kilian von Mugler.

Jetzt endlich zum Duft: Die Kopfnote von A*Men wirkt auch heute noch beinahe erschreckend auf mich, ist aber tatsächlich nach wenigen Sekunden bereits verflogen. Direkt kommt der Kaffee zum Tragen wie ein stark gesüßter Mokka. Das hat durchaus etwas Verführerisches an sich. Dazu gesellt sich ein würziger, sogar leicht frischer Überbau, der den Duft in seiner Gesamtheit tatsächlich besonders interessant macht. Lavendel und Minze im Kaffee? "Igitt" würden wohl die meisten sagen, aber wir wollen ja nichts Leckeres trinken, sondern lecker riechen! ;-) Und das tue ich ersteunlicherweise wahrhaftig. A*Men entpuppt sich als ein auffällig lauter Genuss, den ich seinerzeit nicht wertgeschätzt habe. Er braucht sicherlich die späten Abendstunden oder die kältere Jahreszeit, um nicht als deplatziert durchzugehen, aber dann zeigt er eine starke Ausgehqualität. Wenn man sich die gourmandigen Noten wegdenkt, erinnert mich A*Men ein wenig an Ultraviolet von Rabanne, das sich ebenfalls in meiner Sammlung befindet und aus derselben Ägide stammt. Und so klar die gourmandigen Noten wahrnehmbar sind, sie lassen mich (und das ist das Positive) nicht unmittelbar an etwas zu essen oder zu trinken denken.

Kurzum: A*Men ist ein gelungener und starker Duft fürs Karussellfahren oder Popkonzert, für verrauchte Kneipen (dies es ja so nicht mehr gibt), die bebende Tanzfläche oder die ausgelassene Hochzeitsfeier.
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Tragbarer Gaultieri für die wärmere Jahreszeit mit verwirrender Frischenote
Wie bei allen Düften von Alessandro Gualtieri (der ja auch hinter Nasomatto steckt), dürfte Bergamask polarisieren - wobei aufgrund der gewählten Komposition weniger stark als andere Kreationen des avangardistischen Italieners.

Obwohl Bergamasco auch ein kleiner norditalieneischer Ort ist (ich weiß nicht, ob das bei der Namensgebung entscheidend war), weist der Name "Bergamask" auf die beiden entscheidenden Duftzutaten hin: Bergamotte und Moschus. Dazu gesellen sich laut Fragrantica noch etwas Zitrone, Lavendel, Maiglöckchen, Orangenblüte, Tonkabohne und Zeder.

Wer jetzt einen sauberen Frischeduft erwartet, sieht sich womöglich getäuscht. Bergamask ist ein Sillage- und Haltbarkeits-Biest, das in meiner Nase zum Glück nicht in die hier häufiger erwähnte Animalik abdriftet. Die zitrischen Noten - vor allem natürlich der Bergamotte - sind im Verlauf durchgehend vorhanden, aber stechen und beißen nicht. Vielleicht sollte man hier von überreifen Früchten sprechen, die etwas von ihrem Frischekick eingebüßt haben. Die Moschus-Basis ist ebenfalls durchgehend vorhanden, kommt aber weder besonders sauber noch irgendwie schwitzig daher.

Wie Gaultieri hier an diesen beiden äußerst beliebten Duftnoten "geschraubt" hat, ist mal wieder ein Fall für sich! :-) Ich persönlich mag diesen Duft sehr gerne, aber keineswegs immer, und ich würde ihn auch nicht an heißen Hochsommertagen auflegen. Er hat ein bisschen was "Dreckiges" an sich, ohne dabei unangenehm zu werden. Auf jeden Fall ist er unverwechselbar und erinnert mich noch am ehesten an etwas aus der Escentric-Reihe von Geza Schön.

Gerne würde ich noch zum Besten geben, welches Gefühl Bergamask in mir hervorruft und welche Assoziation ... aber irgendwie will mir das nicht gelingen. Also bei Neugier am besten einfach mal ausprobieren!
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"Splish Splash for almost no cash", oder: die Aquaten-Blaupause!
Wahnsinn: Ich habe 100 ml dieses Duftes für nur 6 Euro (!) bei Notino ergattert, und das nur, weil ich noch ein paar Kröten für den kostenlosen Versand drauflegen musste. Und dann stammt dieses EDT "made in France" doch tatsächlich aus Grasse, der Welthauptstadt des Parfums.

Was ich dann zu riechen bekam, hat mich abermals extrem überrascht. Ich bin eigentlich kein allzugroßer Fan aquatischer Düfte, da sie in meiner Nase allzu oft synthetisch, salzig und/oder abgestanden wirken, wobei das Grundprinzip klar ist: Aquaten sind frisch, ohne zitrisch zu sein und tragen das Wasser, also die vermeintliche Meeresbrise bereits im Namen.

Ich gehe also ganz unvereingenommen an die Sache ran und stelle fest: Acqua ist für mich so etwas wie die Blaupause oder der Prototyp aquatischer Düfte, denn genau so stelle ich mir ein so betiteltes "Wässerchen" vor. Aus meiner Erinnerung kann ich die Ähnlichkeiten zu Kenzo pour Homme Eau de Toilette (das ich mal hatte) nachvollziehen. Das verblüffende: Haltbarkeit und Sillage sind für einen frischen Duft dieser Dumpinpreisklasse wahrhaft gar nicht übel.

Ich vernehme also eine lineare angenehme Frische mit rosigem Anklang, ätherischen Komponenten von Kiefer und Zypresse und ganz leichten Schwimmbad-Vibes. Das ist einfach gut gemacht, in keiner Weise synthetisch und perfekt für den Sommer, wenn man(n) mal ohne Zitrone, Bergamotte und Co. auskommen möchte. Völlig verblüfft und aufs Positivste überrascht erhält dieser Billigheimer von mir satte 9 Punkte!

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