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vor 2 Monaten - 13.03.2024
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Von Fein- und Stumpfsinnigkeiten

Von Fein- und Stumpfsinnigkeiten

In zwei Wochen jährt sich meine Anmeldung bei Parfumo zum dritten Mal. Eigentlich wollte ich erst dann einen neuen Text schreiben, aber aus mir muss was raus. Heute noch.

Mittlerweile vergeht ja kaum ein Tag, an dem nicht jemand über den sintflutartigen Nonsens meckert, der diese Plattform wegzuspülen scheint. Man könnte fast schon einen proportionalen Mist-Motz-Zusammenhang postulieren, der auch mich animiert, mir in diesem Blog etwas Luft zu verschaffen. Mal wieder. Weiterklicken, wer guten Mutes ist und bleiben möchte.

Das Problem ist bekannt, Laminatrix hat es kürzlich in einem Blogpost angesprochen, Cardea in einem Forumsbeitrag. Der ist mittlerweile archiviert, weil ---.

(Im Bundestag wird an solchen Stellen mitunter giftig darauf hingewiesen, dass Kritik an der Amtsführung des Präsidenten während der Sitzung untersagt ist und im Ältestenrat diskutiert werden kann. Den gibt’s hier nicht.)

Weiter im Text: Wie also umgehen mit neuen Usern, meist männlich, mit Vorliebe für YouTuber, TikToker und sonstige Werbetreibende, welche anpreisen, mit welchem Parfüm man heute, diesen Sommer und zum nächsten Abiball besonders männlich und präsent wirkt? Ich kann mir diese Menschen ziemlich gut vorstellen und würde eine halbe Banane darauf wetten, dass ich mit meinen Vorurteilen nicht komplett danebenliege.

Symboldbild: Banane, fast halb.

Ich bin also erst seit knapp drei Jahren hier angemeldet, pardon, im Parfum-Game. Geschnuppert habe ich immer gerne und mich in der Corona-Ödnis gefragt, wie ich an neuen Düften riechen kann, ohne böse Blicke zu kassieren, wenn ich dafür mal die Maske abziehe. Antwort: Parfumo. Die Idee ist offensichtlich nicht nur mir gekommen.

Den alten Hasen und Häsinnen wird dieser rasante pandemiebedingte Nutzer-Anstieg sicherlich aufgefallen sein. Und doch habe ich den Eindruck, dass im März 2021 Parfüm noch nicht so im Fokus des olfaktorischen Plebs (ich muss hier nicht anmerken, dass dies mit Humor zu lesen ist, oder?) stand wie dies im März 2024 zu sein scheint. Auf jeden Fall sehe ich nun eindeutig viel mehr hochgestylte Jungmänner im Breuninger an Xerjoffs schnuppern als zu Beginn meiner Reise. Damals standen die Tester sogar noch frei zugänglich rum. Mittlerweile alles Fach- und Bückware.

Manchmal schaue ich den Halbgöttern in Schwarz (dicke Moncler-Daunenjacke und gleichfarbige tn-Sneaker) dabei zu, wie sie den Damen am Counter die Tester entlocken, die mittlerweile auch irgendwie genervt scheinen. Die wenigsten kaufen ja vor Ort. Und auch wenn mir das irgendwie vernünftig scheint, sind mir diese Muskel-Männer („welcher Duft für’s Pumpen im Gym?“) sehr fremd. Achtung, böses Vorurteil: Ich halte einige von ihnen (also die Bilder, die ich mir selbst aus den Schablonen zusammenmale) für recht stumpfsinnige Menschen, die sich gerne mit schönen Dingen umgeben, wenn diese ihnen zuvor über den Bildschirm gesprungen sind, aber nicht wirklich einen Sinn für Schönheit haben.

Ästhetik. Etwas, das nicht nur an der Oberfläche glitzert und funkelt.

Nicht falsch verstehen, jeder nach seine Facong. (Ich glaube, dies letztens so in einem Statement gelesen zu haben.) Dennoch fremdel ich mit solchen Herangehensweisen, die sich, so mein Eindruck, letztlich auch in ziemlich schrottigen Rezensionen und Statements, aber auch den immer gleichen Beiträgen im Forum wiederfinden.

In Cardeas gebannter Gedankensammlung von gestern habe ich die Idee einer Obergrenze angesprochen und verworfen, nachdem InGENIEur zu mehr Gelassenheit geraten hatte. Diese Gelassenheit hätte ich tatsächlich gerne. Die Milde eines Seniors, der alles schon hat kommen und gehen sehen. Nicht dass ich dem User hier ein grauenhaft hohes Alter unterstellen will.

Stattdessen arbeite ich meine Genervtheit nun konstruktiv ab. Bei drei „Rezensionen“, jeweils nicht mehr als 350 Zeichen, habe ich mir angemaßt, eine Alternative anzubieten. Ich erlaube mir folgende Verlinkung:

Nr. 1 (gelöscht), Nr. 2, Nr. 3.

Ich erwarte(te) die typische Reaktion auf kleine Anscheißer in mehr oder weniger vulgärer Form. Oder die Frage, ob ich nichts besseres zu tun habe, als die Zeichenzahl von Rezensionen mit Entwicklungspotenzial zu zählen. Während ich weiterhin auf Parfumo prokrastiniere und nicht das erledige, was ich eigentlich tun sollte, gebe ich folgende Antwort: „How dare you?!“

Und ebenso schnell wie das zitierte schwedische Mädchen in fragwürdiges Fahrwasser abdriftete ermüde ich und sehe ein, dass niemand Zeit und Lust haben kann, auf solche Weise gegen Windmühlen zu kämpfen und Parfumo-Polizei zu spielen.

Wie also weiter? Das ist die Frage, die nicht nur mich beschäftigt und schon zu vielen interessanten Diskussionen geführt hat. Bis diese dann ein plötzliches Ende hatten. Von oben höre ich lautes Schweigen.

Zum Geburtstag wünsche ich mir eine Antwort. Zuerst von mir selbst, gerne aber auch von anderen.

Aktualisiert am 13.03.2024 - 18:57 Uhr
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