Die Wahrheit über Müll
Quelle: "Schreckliche Duftproben entsorgen?"/ Sonstiges über Parfum
Paris, ein herrlicher Spätsommernachmittag. Nod genießt vom Eiffelturm aus die Aussicht auf diese wundervolle Stadt. Ja, hier läßt es sich aushalten - weit weg von Parfümix mit all seinen Problemen und problematischen Bewohnern. Gerade überlegt er, wie lange er seinen Urlaub wohl noch ausdehnen kann, da erreicht ihn Hilferuf aus Parfümix!
Nod müsse zurückkommen, sofort, teilt man ihm mit. Es gäbe da ein ernsthaftes Problem mit der Entsorgung des Mülls. Einige Parfümix-Bewohner seien verrückt geworden und würden ihren Müll einfach in die Mülltonne werfen. Nod versteht die Aufregung überhaupt nicht. Er findet, so ein Verhalten sei doch vorbildlich. Was sollen die Bewohner denn sonst mit ihrem Müll anstellen? Ihn womöglich noch auf Parfümix verteilen? Selbstverständlich, lautet die irritierende Antwort. So habe man das ja wohl immer gehandhabt. Einfach so in den Müll schmeißen ginge jedenfalls nicht. Die Müllabfuhr habe sich auch schon über den Gestank beschwert. Schriftlich!
Recht verärgert packt Nod seine Sachen. Am liebsten würde er einfach nicht zurückkehren. Die haben ihn ja gar nicht verdient, findet er. Sollen die doch zusehen, wie sie ohne ihn zurechtkommen! Aber Parfümix sich selbst überlassen? Das bringt er dann doch nicht über sein Herz. Er hängt einfach zu sehr daran, und ein bißchen, er gibt es ja zu, freut er sich sogar schon auf seine Rückkehr. Das mit der Geruchsbelästigung wird sich schon irgendwie regeln lassen. Vielleicht parfumierte Müllsäcke einführen? Vorschlagen kann man es ja, denkt Nod. Aber vorschreiben? Das fände er dann doch zu - diktatorisch.
Zurück auf Parfümix klärt sich der Fall schnell auf: es geht nicht etwa um den Hausmüll, sondern um den Parfummüll. Also Düfte, die man ganz scheußlich findet. Davon gibt es zur Zeit offenbar viel zuviele, und die Entsorgungsmethoden - Nod findet es schnell heraus! - sind geradezu abenteuerlich.
So gibt es bereits eine Selbsthilfegruppe, die über das Thema "Parfummüll entsorgen - aber wie?" seit geraumer Zeit diskutiert. Abgesehen von dem im Vergleich fast schon harmlosen Vorschlag, das Zeug in die Tonne zu pfeffern, möchte einer der Herren es als Pfefferspray verwenden. Ein gewiefter Bursche, stellt Nod nicht ohne eine gewisse Bewunderung fest. Denn ein Parfum, und sei es noch so furchtbar, wird wohl niemals unter das Waffengesetz fallen. Es folgt praktischerweise noch Anschauungsmaterial, damit die Handhabung im Ernstfall auch garantiert klappt. Nod findet das gut. Selbstverteidigung ist ja ein wichtiges Thema.
Mehrmals fällt auch der Vorschlag, ein Horror-Wanderpaket zu packen. Nicht schlecht, denkt Nod, doch eher etwas für Halloween. Da könnte man dann gut noch den einen oder anderen gängigen Scherzartikel vom Vorjahr mitentsorgen. Sozusagen in einem Rutsch. Und von dem angeblich allseits bekannten Brauch, jeder Duftpost einen sogenannten "Stinker" zuzufügen, wußte er ja noch gar nichts! Eine tolle Idee. Geht das Paket zu Bruch oder - man kennt das ja! - wird es geplündert, gibt es doch einen gewissen Trost zu wissen, dass der Schuldige auf die eine oder andere Weise mit dem "Stinker" konfrontiert wird. Für den eigentlichen Empfänger ist so eine Überraschung aber weniger schön, überlegt er. Da sollte man mal über die Einführung einer internen Kennzeichnungspflicht nachdenken.
Die Kreativität der Parfümix-Bewohner kennt auch bei diesem Thema offenbar keine Grenzen - und macht vor nichts halt! Da gesteht doch tatsächlich XXX (Name gelöscht), die Düfte klammheimlich in verschmutzten Fahrstühlen zu verteilen, um so die Hausverwaltung auf perfide Weise zur Reinigung zu zwingen. Stolz vermeldet er sogar die ersten Erfolge. Als dann noch herauskommt, dass selbst unbeliebte Nachbarn auf die eine oder andere Art mit dem Parfummüll bedacht werden, wird Nod langsam ärgerlich. Dafür, findet er, ist Parfum ja wohl nicht gedacht. Es soll doch die Menschen nicht bestrafen, sondern erfreuen, und es wird ja wohl nettere Methoden geben, sich seiner ungeliebten Düfte zu entledigen!
Ja, siehe da, die gibt es. Eine etwas sensiblere Parfümix-Bewohnerin schlägt vor, zur Weihnachtszeit einen Geschenk-Thread zu eröffnen. Schrottwichteln mit Düften? Also, diese Idee gefällt Nod. Und auch, dass sich mal wieder alles von selbst geregelt hat.
Was ihm aber nicht gefällt ist die Tatsache, dass er wegen einer so banalen Geschichte zurück aus dem Urlaub geholt wurde. Und außerdem: seit wann beschwert sich die Müllabfuhr über Gestank? Die Entleerung der Tonnen geht doch längst volautomatisch! Also selbst wenn diverse Flakons zu Bruch gehen würde - die Müllabfuhr stört das ganz sicher nicht. Diese schriftliche Bescherde möchte er deshalb sehen, sie ist jedoch unaufindbar.
Zur Rede gestellt, herrscht bei denen, die ihn aus dem Urlaub geholt haben, zunächst einmal Schweigen. Dann kommt die Wahrheit aber doch ans Licht: na ja, das Müllproblem hätte man schon irgendwie alleine regeln können. Man habe ihn eben so vermißt. Ohne Nod sei Parfümix irgendwie - komisch.
Nun herrscht bei Nod verblüfftes Schweigen. Als gäbe auf Parfümix nicht schon genug Probleme, werden jetzt auch noch welche erfunden! Und alles nur, damit er nach Hause kommt? Da fehlen ihm einfach die Worte. Einerseits rührt es ihn schon ein wenig. Andererseits hätte er zu gerne noch einen Abstecher nach Grasse gemacht. Aber das wird er nachholen! So oder so wird er sich nun öfter mal eine Auszeit gönnen. Ganz ohne Ankündigung. Er wird dann einfach einen Zettel hinlegen auf dem stehen wird. "Tschüß!"
@Mandelmaus: solche Pakete sind auch nichts für schwache Nerven bzw. Nasen, vor dem Öffnen ist eine Erklärung zu unterschreiben, dass man für etwaige Folgen selbst verantwortlich ist!
@Lovis: ja, also ich wollte es mir ja nicht so ganz mit dir verderben :)
Bei unzumutbaren Düften, gestaltet sich die Müllentsorgung doch schwierig!
Der Flakon geht ja in den Glascontainer, aber was würde mit dem stinker-Duft passieren?
Biomüll bei Nische und.....Sondermüll bei Mainstream??
Will ja nur eine weitere schriftliche Beschwerde vermeiden ;-)